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Müller, Wilhelm: Sieben und siebzig Gedichte aus den hinterlassenen Papieren eines reisenden Waldhornisten. Dessau, 1821.

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2. Auf der Landstraße.

Was suchen doch die Menschen all'
Zu Roß und auch zu Fuß?
Das wandert hin und wandert her
Zeitlebens ohn' Verdruß.
Die haben wohl kein Liebchen heim,
Und auch ihr Herz dabei:
Sie sehn mich an und wundern sich,
Daß ich so langsam sei.
Ach, wer mit jedem, jedem Fuß,
Den er setzt in die Welt hinein,
Einen Schritt von seiner Liebsten thut,
Der macht ihn gerne klein.
Wer hat das Wandern doch erdacht?
Der hatt' ein Herz von Stein;
Und wär' es heut' noch nicht bekannt,
Ich ließ' es wahrlich sein.

2. Auf der Landſtraße.

Was ſuchen doch die Menſchen all'
Zu Roß und auch zu Fuß?
Das wandert hin und wandert her
Zeitlebens ohn' Verdruß.
Die haben wohl kein Liebchen heim,
Und auch ihr Herz dabei:
Sie ſehn mich an und wundern ſich,
Daß ich ſo langſam ſei.
Ach, wer mit jedem, jedem Fuß,
Den er ſetzt in die Welt hinein,
Einen Schritt von ſeiner Liebſten thut,
Der macht ihn gerne klein.
Wer hat das Wandern doch erdacht?
Der hatt' ein Herz von Stein;
Und waͤr' es heut' noch nicht bekannt,
Ich ließ' es wahrlich ſein.

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[76/0088] 2. Auf der Landſtraße. Was ſuchen doch die Menſchen all' Zu Roß und auch zu Fuß? Das wandert hin und wandert her Zeitlebens ohn' Verdruß. Die haben wohl kein Liebchen heim, Und auch ihr Herz dabei: Sie ſehn mich an und wundern ſich, Daß ich ſo langſam ſei. Ach, wer mit jedem, jedem Fuß, Den er ſetzt in die Welt hinein, Einen Schritt von ſeiner Liebſten thut, Der macht ihn gerne klein. Wer hat das Wandern doch erdacht? Der hatt' ein Herz von Stein; Und waͤr' es heut' noch nicht bekannt, Ich ließ' es wahrlich ſein.

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Zitationshilfe: Müller, Wilhelm: Sieben und siebzig Gedichte aus den hinterlassenen Papieren eines reisenden Waldhornisten. Dessau, 1821, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_waldhornist_1821/88>, abgerufen am 25.04.2024.