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Muralt, Johann von: Eydgnössischer Lust-Garte. Zürich, 1715.

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Das 6. Capitel.
winnet man die Saamen und das gantz Ge-
wächs.

Jm Frühling grabet man die Wurtzel und
Hertzblättlen/ weil sie den Nehrsafft in sich noch
verwahret. Jm Sommer steiget der Geist mit
seiner Krafft in die Kräuter und Blumen/ darum
dannzumal nothwendig dieselben müssen gesam-
let werden; im Herbst aber erreichet das gantze
Gewächs seine Vollkommenheit/ darum nicht
nur der Saame/ sonder das gantz Gewächs soll
aufgesucht und behalten werden.

Das 5. Capittel.
Von denen fürnemsten Geschlechteren
der Gewächsen.

ES sind zwey fürnemste Geschlechter der Ge-
wächsen/ namlich Bäume und Kräuter.

Der Unterscheid der Gestalt machet an den Ge-
wächsen diese zwey fürnemste Geschlechter/ nam-
lich Bäume und Kräuter/ wie dann in der H.
Schrifft selbs also entscheiden werden. Der Herr
sprach: Es bringe dien Erde hervor Kraut/ das
sich besaamet nach seiner Art/ und Bäume/ wel-
che Früchte tragen. Es ist zwar bekant/ daß von
etlichen auch noch das dritte Geschlecht beygesel-
let wird/ namlich die Stauden und Stäudlein;
wann aber diese bald unter die Kräuter/ bald un-
ter die Bäume geordnet werden/ so ist unnöthig/
daß man die Gattung der Geschlechter vermehre.

Es ist aber ein Baum ein lebhaffter frisch-auf-

wachsen-

Das 6. Capitel.
winnet man die Saamen und das gantz Ge-
waͤchs.

Jm Fruͤhling grabet man die Wurtzel und
Hertzblaͤttlen/ weil ſie den Nehrſafft in ſich noch
verwahret. Jm Sommer ſteiget der Geiſt mit
ſeiner Krafft in die Kraͤuter und Blumen/ darum
dannzumal nothwendig dieſelben muͤſſen geſam-
let werden; im Herbſt aber erꝛeichet das gantze
Gewaͤchs ſeine Vollkommenheit/ darum nicht
nur der Saame/ ſonder das gantz Gewaͤchs ſoll
aufgeſucht und behalten werden.

Das 5. Capittel.
Von denen fürnemſten Geſchlechteren
der Gewaͤchſen.

ES ſind zwey fuͤrnemſte Geſchlechter der Ge-
waͤchſen/ namlich Baͤume und Kraͤuter.

Der Unterſcheid der Geſtalt machet an den Ge-
waͤchſen dieſe zwey fuͤrnemſte Geſchlechter/ nam-
lich Baͤume und Kraͤuter/ wie dann in der H.
Schrifft ſelbs alſo entſcheiden werden. Der Herꝛ
ſprach: Es bringe diẽ Erde hervor Kraut/ das
ſich beſaamet nach ſeiner Art/ und Baͤume/ wel-
che Fruͤchte tragen. Es iſt zwar bekant/ daß von
etlichen auch noch das dritte Geſchlecht beygeſel-
let wird/ namlich die Stauden und Staͤudlein;
wann aber dieſe bald unter die Kraͤuter/ bald un-
ter die Baͤume geordnet werden/ ſo iſt unnoͤthig/
daß man die Gattung der Geſchlechter vermehre.

Es iſt aber ein Baum ein lebhaffter friſch-auf-

wachſen-
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[60/0092] Das 6. Capitel. winnet man die Saamen und das gantz Ge- waͤchs. Jm Fruͤhling grabet man die Wurtzel und Hertzblaͤttlen/ weil ſie den Nehrſafft in ſich noch verwahret. Jm Sommer ſteiget der Geiſt mit ſeiner Krafft in die Kraͤuter und Blumen/ darum dannzumal nothwendig dieſelben muͤſſen geſam- let werden; im Herbſt aber erꝛeichet das gantze Gewaͤchs ſeine Vollkommenheit/ darum nicht nur der Saame/ ſonder das gantz Gewaͤchs ſoll aufgeſucht und behalten werden. Das 5. Capittel. Von denen fürnemſten Geſchlechteren der Gewaͤchſen. ES ſind zwey fuͤrnemſte Geſchlechter der Ge- waͤchſen/ namlich Baͤume und Kraͤuter. Der Unterſcheid der Geſtalt machet an den Ge- waͤchſen dieſe zwey fuͤrnemſte Geſchlechter/ nam- lich Baͤume und Kraͤuter/ wie dann in der H. Schrifft ſelbs alſo entſcheiden werden. Der Herꝛ ſprach: Es bringe diẽ Erde hervor Kraut/ das ſich beſaamet nach ſeiner Art/ und Baͤume/ wel- che Fruͤchte tragen. Es iſt zwar bekant/ daß von etlichen auch noch das dritte Geſchlecht beygeſel- let wird/ namlich die Stauden und Staͤudlein; wann aber dieſe bald unter die Kraͤuter/ bald un- ter die Baͤume geordnet werden/ ſo iſt unnoͤthig/ daß man die Gattung der Geſchlechter vermehre. Es iſt aber ein Baum ein lebhaffter friſch-auf- wachſen-

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Zitationshilfe: Muralt, Johann von: Eydgnössischer Lust-Garte. Zürich, 1715, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muralt_lustgarte_1715/92>, abgerufen am 29.03.2024.