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Musäus, Johann Karl August: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N*** in Briefen entworfen. Zweiter Theil. Eisenach, 1761.

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Beweise davon giebt. Der arme Herr v. N., ich bedaure ihn! Doch er würde selbst mit haben lachen müssen, wenn er seine und des Herrn v. H. Person so natürlich hätte spielen sehen. Der böse Mann! Er schonte sogar meinen Vater nicht, ob er gleich gegenwärtig war, ich ärgerte mich im Herzen sehr darüber, doch machte er es noch so, daß es jener nicht merkte, wenn er ihn agirte. Die Frau v. W. war von dieser Scene ganz eingenommen. Da er seine Verdienste gegen sie durch verschiedene kleine Nebenumstände in der Erzählung zu erhöhen wußte: so mußte sie immer eine Danksagung und einen Lobspruch über den andern parat halten, um ihn damit zu belohnen. Mein Vater hat ihr etwas von einem Protokoll gesagt, das in Schönthal über die Händel der beiden Herren soll seyn verfertiget worden. Sie bezeigt ein großes Verlangen, dieses zu sehen, es scheint aber, daß es nicht dazu bestimmt ist, ihr vorgeleget zu werden. Ich bemerkte daß der Herr v. Ln. meinem Vater mit den Augen winkte, da er etwas davon gedachte,

Beweise davon giebt. Der arme Herr v. N., ich bedaure ihn! Doch er würde selbst mit haben lachen müssen, wenn er seine und des Herrn v. H. Person so natürlich hätte spielen sehen. Der böse Mann! Er schonte sogar meinen Vater nicht, ob er gleich gegenwärtig war, ich ärgerte mich im Herzen sehr darüber, doch machte er es noch so, daß es jener nicht merkte, wenn er ihn agirte. Die Frau v. W. war von dieser Scene ganz eingenommen. Da er seine Verdienste gegen sie durch verschiedene kleine Nebenumstände in der Erzählung zu erhöhen wußte: so mußte sie immer eine Danksagung und einen Lobspruch über den andern parat halten, um ihn damit zu belohnen. Mein Vater hat ihr etwas von einem Protokoll gesagt, das in Schönthal über die Händel der beiden Herren soll seyn verfertiget worden. Sie bezeigt ein großes Verlangen, dieses zu sehen, es scheint aber, daß es nicht dazu bestimmt ist, ihr vorgeleget zu werden. Ich bemerkte daß der Herr v. Ln. meinem Vater mit den Augen winkte, da er etwas davon gedachte,

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[231/0233] Beweise davon giebt. Der arme Herr v. N., ich bedaure ihn! Doch er würde selbst mit haben lachen müssen, wenn er seine und des Herrn v. H. Person so natürlich hätte spielen sehen. Der böse Mann! Er schonte sogar meinen Vater nicht, ob er gleich gegenwärtig war, ich ärgerte mich im Herzen sehr darüber, doch machte er es noch so, daß es jener nicht merkte, wenn er ihn agirte. Die Frau v. W. war von dieser Scene ganz eingenommen. Da er seine Verdienste gegen sie durch verschiedene kleine Nebenumstände in der Erzählung zu erhöhen wußte: so mußte sie immer eine Danksagung und einen Lobspruch über den andern parat halten, um ihn damit zu belohnen. Mein Vater hat ihr etwas von einem Protokoll gesagt, das in Schönthal über die Händel der beiden Herren soll seyn verfertiget worden. Sie bezeigt ein großes Verlangen, dieses zu sehen, es scheint aber, daß es nicht dazu bestimmt ist, ihr vorgeleget zu werden. Ich bemerkte daß der Herr v. Ln. meinem Vater mit den Augen winkte, da er etwas davon gedachte,

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Zitationshilfe: Musäus, Johann Karl August: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N*** in Briefen entworfen. Zweiter Theil. Eisenach, 1761, S. 231. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_grandison02_1761/233>, abgerufen am 29.03.2024.