Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Musäus, Johann Karl August: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N*** in Briefen entworfen. Zweiter Theil. Eisenach, 1761.

Bild:
<< vorherige Seite

ich merke, ich werde mich also vor Ihrer Eifersucht hüten. Diese werde ich, wie ich hoffe, nicht zu befürchten haben, wenn Sie die Absicht des Majors wissen, warum er die Freundschaft meiner Mutter beizubehalten sucht. Sie hat aus dem Lehngute, welches ihm neulich zugefallen ist, noch ein Capital von 6000 Thalern zu fordern. Sie ist ihm nie recht gut gewesen, weil sie glaubt, daß ihr Oncle, der Vater des Herrn v. Ln., sie und ihre Schwester bei einer Erbschaft sehr verkürzt habe. Sie hat ihm deswegen das Capital schon seit einiger Zeit aufgekündiget, um sich, wegen des alten Verdrusses, einiger maßen an ihm zu reiben. Er hat, wie Sie wissen, vor ein paar Monaten seine Equipage verlohren, und ist deswegen hauptsächlich hieher auf sein Gut gegangen, um sich solche von neuem anzuschaffen. Dieses und die Anforderung meiner Mutter, wenn sie darauf hätte bestehen wollen, würden ihn in Weitläuftigkeiten gesetzet haben; er würde ein starkes Capital haben aufnehmen müssen, um beide Posten davon zu bestreiten.

ich merke, ich werde mich also vor Ihrer Eifersucht hüten. Diese werde ich, wie ich hoffe, nicht zu befürchten haben, wenn Sie die Absicht des Majors wissen, warum er die Freundschaft meiner Mutter beizubehalten sucht. Sie hat aus dem Lehngute, welches ihm neulich zugefallen ist, noch ein Capital von 6000 Thalern zu fordern. Sie ist ihm nie recht gut gewesen, weil sie glaubt, daß ihr Oncle, der Vater des Herrn v. Ln., sie und ihre Schwester bei einer Erbschaft sehr verkürzt habe. Sie hat ihm deswegen das Capital schon seit einiger Zeit aufgekündiget, um sich, wegen des alten Verdrusses, einiger maßen an ihm zu reiben. Er hat, wie Sie wissen, vor ein paar Monaten seine Equipage verlohren, und ist deswegen hauptsächlich hieher auf sein Gut gegangen, um sich solche von neuem anzuschaffen. Dieses und die Anforderung meiner Mutter, wenn sie darauf hätte bestehen wollen, würden ihn in Weitläuftigkeiten gesetzet haben; er würde ein starkes Capital haben aufnehmen müssen, um beide Posten davon zu bestreiten.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="letter" n="1">
        <p><pb facs="#f0074" n="72"/>
ich merke, ich werde mich also vor Ihrer Eifersucht hüten. Diese werde ich, wie ich hoffe, nicht zu befürchten haben, wenn Sie die Absicht des Majors wissen, warum er die Freundschaft meiner Mutter beizubehalten sucht. Sie hat aus dem Lehngute, welches ihm neulich zugefallen ist, noch ein Capital von 6000 Thalern zu fordern. Sie ist ihm nie recht gut gewesen, weil sie glaubt, daß ihr Oncle, der Vater des Herrn v. Ln., sie und ihre Schwester bei einer Erbschaft sehr verkürzt habe. Sie hat ihm deswegen das Capital schon seit einiger Zeit aufgekündiget, um sich, wegen des alten Verdrusses, einiger maßen an ihm zu reiben. Er hat, wie Sie wissen, vor ein paar Monaten seine Equipage verlohren, und ist deswegen hauptsächlich hieher auf sein Gut gegangen, um sich solche von neuem anzuschaffen. Dieses und die Anforderung meiner Mutter, wenn sie darauf hätte bestehen wollen, würden ihn in Weitläuftigkeiten gesetzet haben; er würde ein starkes Capital haben aufnehmen müssen, um beide Posten davon zu bestreiten.
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[72/0074] ich merke, ich werde mich also vor Ihrer Eifersucht hüten. Diese werde ich, wie ich hoffe, nicht zu befürchten haben, wenn Sie die Absicht des Majors wissen, warum er die Freundschaft meiner Mutter beizubehalten sucht. Sie hat aus dem Lehngute, welches ihm neulich zugefallen ist, noch ein Capital von 6000 Thalern zu fordern. Sie ist ihm nie recht gut gewesen, weil sie glaubt, daß ihr Oncle, der Vater des Herrn v. Ln., sie und ihre Schwester bei einer Erbschaft sehr verkürzt habe. Sie hat ihm deswegen das Capital schon seit einiger Zeit aufgekündiget, um sich, wegen des alten Verdrusses, einiger maßen an ihm zu reiben. Er hat, wie Sie wissen, vor ein paar Monaten seine Equipage verlohren, und ist deswegen hauptsächlich hieher auf sein Gut gegangen, um sich solche von neuem anzuschaffen. Dieses und die Anforderung meiner Mutter, wenn sie darauf hätte bestehen wollen, würden ihn in Weitläuftigkeiten gesetzet haben; er würde ein starkes Capital haben aufnehmen müssen, um beide Posten davon zu bestreiten.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T15:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T15:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T15:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien
  • Der Seitenumbruch erfolgt bei Worttrennung nach dem gesamten Wort.
  • Worttrennungen am Zeilenende entfallen.
  • Das lange „s“ („ſ“) wird als normales rundes „s“ wiedergegeben.
  • Auslassungspunkte werden, unabhängig von der Anzahl der Punkte, als „…“ (Sonderzeichen Alt+0133) wiedergegeben.
  • Apostrophe werden durch das Sonderzeichen „’“ (Alt+0146) wiedergegeben (nicht durch die Variante auf der Tastatur).
  • Bindestriche werden durch den normalen Bindestrich „-“ wiedergegeben (nicht durch „=“).
  • Gleichheitszeichen „=“ werden als normale Gedankenstriche (Halbgeviertstriche) „–“ wiedergegeben.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_grandison02_1761
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_grandison02_1761/74
Zitationshilfe: Musäus, Johann Karl August: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N*** in Briefen entworfen. Zweiter Theil. Eisenach, 1761, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_grandison02_1761/74>, abgerufen am 18.04.2024.