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Naumann, Bernhard: Der aufrichtige Leipziger Roßarzt. 1780.

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Leipziger Roßarzt.
sten Zähnen, es sey denn daß es eine Stutte
wäre, die einen gelben Schilfzahn hätte, und
in harten Futter stehe, die kann forne Bone
behalten, bis ins 12. bis 14te Jahr, nachdem
es fällt, denn das Alter an einer Stutte ist
schwer zu erkennen. An einen Wallachen aber
kann man den Hacken wohl in Augenschein neh-
men, ob er unten wo er aufstehet, sehr stark ist,
ist er nicht sehr starck und dünne, auch scharf,
so ist das Pferd nicht alt, ob man gleich mey-
net, die Hacken müssen durchaus spitzig und
scharf seyn, welches aber irrig, ob der Hacken
gleich stumpf ist, kann doch solcher von dem
Mundgebiß oder Zaum des Pferdes stumpf seyn,
der Stamm des Hackens aber muß noch dünne
seyn, wenn das Pferd jung seyn soll.

Den alten Pferden

Zu gefallen, will ich doch noch ein Reme-
dium hersetzen, welches noch in keinem Buche
zu finden, wodurch manches altes Thier vor der
Zeit verderben muß, und andern theils man-
chen ehrlichen Mann Dienste leisten kann.

Wenn nehmlich ein Pferd, gelbe, grose,
hohe und harte Raffzähne hätte und eben dieses
Pferd nicht sonderlich ins Gras gegangen wäre,
daß es seine harten grossen Zähne nicht hat weg-
fressen können, sondern bey seinen harten Futter
die Backzähne dermassen nieder gefressen, daß
auch zuweilen Lücken zwischen denen Backzähnen

blei-
E 4

Leipziger Roßarzt.
ſten Zaͤhnen, es ſey denn daß es eine Stutte
waͤre, die einen gelben Schilfzahn haͤtte, und
in harten Futter ſtehe, die kann forne Bone
behalten, bis ins 12. bis 14te Jahr, nachdem
es faͤllt, denn das Alter an einer Stutte iſt
ſchwer zu erkennen. An einen Wallachen aber
kann man den Hacken wohl in Augenſchein neh-
men, ob er unten wo er aufſtehet, ſehr ſtark iſt,
iſt er nicht ſehr ſtarck und duͤnne, auch ſcharf,
ſo iſt das Pferd nicht alt, ob man gleich mey-
net, die Hacken muͤſſen durchaus ſpitzig und
ſcharf ſeyn, welches aber irrig, ob der Hacken
gleich ſtumpf iſt, kann doch ſolcher von dem
Mundgebiß oder Zaum des Pferdes ſtumpf ſeyn,
der Stamm des Hackens aber muß noch duͤnne
ſeyn, wenn das Pferd jung ſeyn ſoll.

Den alten Pferden

Zu gefallen, will ich doch noch ein Reme-
dium herſetzen, welches noch in keinem Buche
zu finden, wodurch manches altes Thier vor der
Zeit verderben muß, und andern theils man-
chen ehrlichen Mann Dienſte leiſten kann.

Wenn nehmlich ein Pferd, gelbe, groſe,
hohe und harte Raffzaͤhne haͤtte und eben dieſes
Pferd nicht ſonderlich ins Gras gegangen waͤre,
daß es ſeine harten groſſen Zaͤhne nicht hat weg-
freſſen koͤnnen, ſondern bey ſeinen harten Futter
die Backzaͤhne dermaſſen nieder gefreſſen, daß
auch zuweilen Luͤcken zwiſchen denen Backzaͤhnen

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E 4
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[71/0073] Leipziger Roßarzt. ſten Zaͤhnen, es ſey denn daß es eine Stutte waͤre, die einen gelben Schilfzahn haͤtte, und in harten Futter ſtehe, die kann forne Bone behalten, bis ins 12. bis 14te Jahr, nachdem es faͤllt, denn das Alter an einer Stutte iſt ſchwer zu erkennen. An einen Wallachen aber kann man den Hacken wohl in Augenſchein neh- men, ob er unten wo er aufſtehet, ſehr ſtark iſt, iſt er nicht ſehr ſtarck und duͤnne, auch ſcharf, ſo iſt das Pferd nicht alt, ob man gleich mey- net, die Hacken muͤſſen durchaus ſpitzig und ſcharf ſeyn, welches aber irrig, ob der Hacken gleich ſtumpf iſt, kann doch ſolcher von dem Mundgebiß oder Zaum des Pferdes ſtumpf ſeyn, der Stamm des Hackens aber muß noch duͤnne ſeyn, wenn das Pferd jung ſeyn ſoll. Den alten Pferden Zu gefallen, will ich doch noch ein Reme- dium herſetzen, welches noch in keinem Buche zu finden, wodurch manches altes Thier vor der Zeit verderben muß, und andern theils man- chen ehrlichen Mann Dienſte leiſten kann. Wenn nehmlich ein Pferd, gelbe, groſe, hohe und harte Raffzaͤhne haͤtte und eben dieſes Pferd nicht ſonderlich ins Gras gegangen waͤre, daß es ſeine harten groſſen Zaͤhne nicht hat weg- freſſen koͤnnen, ſondern bey ſeinen harten Futter die Backzaͤhne dermaſſen nieder gefreſſen, daß auch zuweilen Luͤcken zwiſchen denen Backzaͤhnen blei- E 4

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Zitationshilfe: Naumann, Bernhard: Der aufrichtige Leipziger Roßarzt. 1780, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/naumann_rossarzt_1780/73>, abgerufen am 25.04.2024.