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Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666.

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Siebenjährige Welt-Beschauung.
Das XIII. Capitul.

Von meiner Reise nach Sichem/ ietzt Napolosa ge-
nannt und was unterwegens und daselbst zu
sehen ist.

ALs wir nun zu Sebaste gefüttert und ein wenig geruhet
hatten/ machten wir uns wieder auf den Weg. Ohngefähr
eine Stunde von Sebaste ab kamen wir in einen langen
schönen über und über mit fruchtbaren Oelbäumen bewachse-
nen Thaal und wärete biß eine halbe Stunde an Napolosa hin-
an/ da wir vollends zwischen lauter lustigen Gärten hinein zu-
reiten hatten und brachten in allen in die dritthalbe Stunde zu
von Sebaste biß nach Napolosa, wie sie ietzt von den Einwoh-
nern genennet wird/ vordessen aber Sichem. War der 20. Aug.
da wir gen Napolosa kamen anderthalbe Stunde noch vor A-
bends blieben aber heraussen vorm Thore/ legten uns in einen
Garten unter einem dicken Baume nieder und ruheten die
Nacht aus/ biß zwey Stunden vor Morgen/ welcher war der
21. Augusti.

Jn etwas aber dieser Stadt zugedencken/ weil sie in heili-
ger Schrifft mit angeführet/ und was sich daselbst begeben/
gedacht wird/ so ist dieselbe deßwegen in GOTtes Wort be-
rühmt/ daß die Tochter deß Patriarchen Jacobs/ Dina/ da-
selbst von Sichem/ Hemors Sohne/ von welchem sie ohne
Zweifel damals erbauet/ auch er Herre drüber gewesen/ ge-
schändet und beschlaffen worden/ weßwegen die Söhne Jacob
diese Untreue an den Jnwohnern gethan/ daß/ ungeacht diesel-
ben ihren Glauben angenommen/ ja auch die Söhne Jacob sie
in ihre Freundschafft aufgenommen/ dennoch aber dieselben ü-
berfallen und mit der Schärffe deß Schwerts geschlagen/ wor-
über sich auch der alte Vater Jacob hoch betrübt und geeifert
hat.

Die-
O o 2
Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung.
Das XIII. Capitul.

Von meiner Reiſe nach Sichem/ ietzt Napoloſa ge-
nannt und was unterwegens und daſelbſt zu
ſehen iſt.

ALs wir nun zu Sebaſte gefuͤttert und ein wenig geruhet
hatten/ machten wir uns wieder auf den Weg. Ohngefaͤhr
eine Stunde von Sebaſte ab kamen wir in einen langen
ſchoͤnen uͤber und uͤber mit fruchtbaren Oelbaͤumen bewachſe-
nen Thaal und waͤrete biß eine halbe Stunde an Napoloſa hin-
an/ da wir vollends zwiſchen lauter luſtigen Gaͤrten hinein zu-
reiten hatten und brachten in allen in die dritthalbe Stunde zu
von Sebaſte biß nach Napoloſa, wie ſie ietzt von den Einwoh-
nern genennet wird/ vordeſſen aber Sichem. War der 20. Aug.
da wir gen Napoloſa kamen anderthalbe Stunde noch vor A-
bends blieben aber herauſſen vorm Thore/ legten uns in einen
Garten unter einem dicken Baume nieder und ruheten die
Nacht aus/ biß zwey Stunden vor Morgen/ welcher war der
21. Auguſti.

Jn etwas aber dieſer Stadt zugedencken/ weil ſie in heili-
ger Schrifft mit angefuͤhret/ und was ſich daſelbſt begeben/
gedacht wird/ ſo iſt dieſelbe deßwegen in GOTtes Wort be-
ruͤhmt/ daß die Tochter deß Patriarchen Jacobs/ Dina/ da-
ſelbſt von Sichem/ Hemors Sohne/ von welchem ſie ohne
Zweifel damals erbauet/ auch er Herre druͤber geweſen/ ge-
ſchaͤndet und beſchlaffen worden/ weßwegen die Soͤhne Jacob
dieſe Untreue an den Jnwohnern gethan/ daß/ ungeacht dieſel-
ben ihren Glauben angenommen/ ja auch die Soͤhne Jacob ſie
in ihre Freundſchafft aufgenommen/ dennoch aber dieſelben uͤ-
berfallen und mit der Schaͤrffe deß Schwerts geſchlagen/ woꝛ-
uͤber ſich auch der alte Vater Jacob hoch betruͤbt und geeifert
hat.

Die-
O o 2
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[289/0295] Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung. Das XIII. Capitul. Von meiner Reiſe nach Sichem/ ietzt Napoloſa ge- nannt und was unterwegens und daſelbſt zu ſehen iſt. ALs wir nun zu Sebaſte gefuͤttert und ein wenig geruhet hatten/ machten wir uns wieder auf den Weg. Ohngefaͤhr eine Stunde von Sebaſte ab kamen wir in einen langen ſchoͤnen uͤber und uͤber mit fruchtbaren Oelbaͤumen bewachſe- nen Thaal und waͤrete biß eine halbe Stunde an Napoloſa hin- an/ da wir vollends zwiſchen lauter luſtigen Gaͤrten hinein zu- reiten hatten und brachten in allen in die dritthalbe Stunde zu von Sebaſte biß nach Napoloſa, wie ſie ietzt von den Einwoh- nern genennet wird/ vordeſſen aber Sichem. War der 20. Aug. da wir gen Napoloſa kamen anderthalbe Stunde noch vor A- bends blieben aber herauſſen vorm Thore/ legten uns in einen Garten unter einem dicken Baume nieder und ruheten die Nacht aus/ biß zwey Stunden vor Morgen/ welcher war der 21. Auguſti. Jn etwas aber dieſer Stadt zugedencken/ weil ſie in heili- ger Schrifft mit angefuͤhret/ und was ſich daſelbſt begeben/ gedacht wird/ ſo iſt dieſelbe deßwegen in GOTtes Wort be- ruͤhmt/ daß die Tochter deß Patriarchen Jacobs/ Dina/ da- ſelbſt von Sichem/ Hemors Sohne/ von welchem ſie ohne Zweifel damals erbauet/ auch er Herre druͤber geweſen/ ge- ſchaͤndet und beſchlaffen worden/ weßwegen die Soͤhne Jacob dieſe Untreue an den Jnwohnern gethan/ daß/ ungeacht dieſel- ben ihren Glauben angenommen/ ja auch die Soͤhne Jacob ſie in ihre Freundſchafft aufgenommen/ dennoch aber dieſelben uͤ- berfallen und mit der Schaͤrffe deß Schwerts geſchlagen/ woꝛ- uͤber ſich auch der alte Vater Jacob hoch betruͤbt und geeifert hat. Die- O o 2

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Zitationshilfe: Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666. , S. 289. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neitschitz_reise_1666/295>, abgerufen am 29.03.2024.