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Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666.

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Siebenjährige Welt-Beschauung.
ner gar ein schön Tuchenes Kleid holen mit aller Zubehör und
und gab mir frey es so lange zubrauchen/ biß ich mich selber/
guter Gelegenheit nach/ auskleiden könte/ welches mir denn
nicht eine geringe angenehme Freundschafft und Förderung
war.

Das III. Capitul.

Von der Stadt Marsilia und was allda zu sehen
gewesen.

DJe Stadt Marsilia liegt sehr lustig am Meer und von dem-
selben Berg an/ da denn aus derselben gegen das Meer
hinaus über die Mauer gar viel Stücken liegen. Jst an
Gebäuden nicht sonderlich schön aber ziemlich groß und weit-
läufftig und hat einen sehr bequemen tieffen Port/ daß auch die
grösten Schiffe biß an die Häuser hinan lauffen und allda lie-
gen können. So kan man auch solchen Port quer über von ei-
nem Ufer biß zum andern mit Ketten verschliessen/ welches sonst
gar selten zu finden ist.

Die Stadt hat keinen Graben um sich iedoch gleichwol
eine Mauer und alte zerbrochene Pasteyen und ist also nach
dem Lande zu gantz nicht feste/ nur daß sie Volckreich und die
Haupt-Stadt in Provence ist/ dahero sie auch die Franzosen Mar-
se ille en Provence
heissen. Sie hat zwey Pforten und fünff Tho-
re/ unter welchen eins Porta di Re, das ist/ deß Königs Thor ge-
nennet wird/ darum/ weil der König dahinein zu ziehen pfleget/
wenn er dahin kömmet und ist dasselbe mit hohen starcken Thür-
men befestiget und mit allerhand schönen Figuren gezieret.

Die Französische Sprach wird nicht zierlich/ sondern
gar grob allda geredet: Aber was die Victualien und Wein
betrifft so ist gar wolfeil da zu leben. So hab ich auch vor ein ei-
gen Logiment und Bette nicht mehr als zweene Stüber oder
Solt 15. Pfennige/ unserer Müntze nach/ ieden Tag geben

dörf-
A a a

Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung.
ner gar ein ſchoͤn Tuchenes Kleid holen mit aller Zubehoͤr und
und gab mir frey es ſo lange zubrauchen/ biß ich mich ſelber/
guter Gelegenheit nach/ auskleiden koͤnte/ welches mir denn
nicht eine geringe angenehme Freundſchafft und Foͤrderung
war.

Das III. Capitul.

Von der Stadt Marſilia und was allda zu ſehen
geweſen.

DJe Stadt Marſilia liegt ſehꝛ luſtig am Meer und von dem-
ſelben Berg an/ da denn aus derſelben gegen das Meer
hinaus uͤber die Mauer gar viel Stuͤcken liegen. Jſt an
Gebaͤuden nicht ſonderlich ſchoͤn aber ziemlich groß und weit-
laͤufftig und hat einen ſehr bequemen tieffen Port/ daß auch die
groͤſten Schiffe biß an die Haͤuſer hinan lauffen und allda lie-
gen koͤnnen. So kan man auch ſolchen Port quer uͤber von ei-
nem Ufer biß zum andern mit Ketten verſchlieſſen/ welches ſonſt
gar ſelten zu finden iſt.

Die Stadt hat keinen Graben um ſich iedoch gleichwol
eine Mauer und alte zerbrochene Paſteyen und iſt alſo nach
dem Lande zu gantz nicht feſte/ nur daß ſie Volckreich und die
Haupt-Stadt in Provence iſt/ dahero ſie auch die Franzoſẽ Mar-
ſe ille en Provence
heiſſen. Sie hat zwey Pforten uñ fuͤnff Tho-
re/ unter welchen eins Porta di Re, das iſt/ deß Koͤnigs Thor ge-
nennet wird/ darum/ weil der Koͤnig dahinein zu ziehen pfleget/
wenn er dahin koͤm̃et und iſt daſſelbe mit hohen ſtarcken Thuͤr-
men befeſtiget und mit allerhand ſchoͤnen Figuren gezieret.

Die Franzoͤſiſche Sprach wird nicht zierlich/ ſondern
gar grob allda geredet: Aber was die Victualien und Wein
betrifft ſo iſt gar wolfeil da zu leben. So hab ich auch vor ein ei-
gen Logiment und Bette nicht mehr als zweene Stuͤber oder
Solt 15. Pfennige/ unſerer Muͤntze nach/ ieden Tag geben

doͤrf-
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[367/0373] Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung. ner gar ein ſchoͤn Tuchenes Kleid holen mit aller Zubehoͤr und und gab mir frey es ſo lange zubrauchen/ biß ich mich ſelber/ guter Gelegenheit nach/ auskleiden koͤnte/ welches mir denn nicht eine geringe angenehme Freundſchafft und Foͤrderung war. Das III. Capitul. Von der Stadt Marſilia und was allda zu ſehen geweſen. DJe Stadt Marſilia liegt ſehꝛ luſtig am Meer und von dem- ſelben Berg an/ da denn aus derſelben gegen das Meer hinaus uͤber die Mauer gar viel Stuͤcken liegen. Jſt an Gebaͤuden nicht ſonderlich ſchoͤn aber ziemlich groß und weit- laͤufftig und hat einen ſehr bequemen tieffen Port/ daß auch die groͤſten Schiffe biß an die Haͤuſer hinan lauffen und allda lie- gen koͤnnen. So kan man auch ſolchen Port quer uͤber von ei- nem Ufer biß zum andern mit Ketten verſchlieſſen/ welches ſonſt gar ſelten zu finden iſt. Die Stadt hat keinen Graben um ſich iedoch gleichwol eine Mauer und alte zerbrochene Paſteyen und iſt alſo nach dem Lande zu gantz nicht feſte/ nur daß ſie Volckreich und die Haupt-Stadt in Provence iſt/ dahero ſie auch die Franzoſẽ Mar- ſe ille en Provence heiſſen. Sie hat zwey Pforten uñ fuͤnff Tho- re/ unter welchen eins Porta di Re, das iſt/ deß Koͤnigs Thor ge- nennet wird/ darum/ weil der Koͤnig dahinein zu ziehen pfleget/ wenn er dahin koͤm̃et und iſt daſſelbe mit hohen ſtarcken Thuͤr- men befeſtiget und mit allerhand ſchoͤnen Figuren gezieret. Die Franzoͤſiſche Sprach wird nicht zierlich/ ſondern gar grob allda geredet: Aber was die Victualien und Wein betrifft ſo iſt gar wolfeil da zu leben. So hab ich auch vor ein ei- gen Logiment und Bette nicht mehr als zweene Stuͤber oder Solt 15. Pfennige/ unſerer Muͤntze nach/ ieden Tag geben doͤrf- A a a

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Zitationshilfe: Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666. , S. 367. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neitschitz_reise_1666/373>, abgerufen am 23.04.2024.