Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666.

Bild:
<< vorherige Seite

Siebenjährige Welt-Beschauung.
Abydus genannt/ dieselben hat vor Zeiten Xerxes mit einer
Brücke zusammen gehenget und sieben mahl hundert tausend
Mann zu Roß und Fusse drüber geführet. Hellespontus wird
heute zu Tage genennet Stritto di Callipoli und die beyde Schlös-
ser Sestus und Abydus werden auf Türckisch genennt Bogazaslar,
das ist/ Schlösser an der Enge deß Meeres.

Das V. Capitul.

Von der uhralten Stadt Chalcedonia, wie sie
diese Zeit beschaffen und was um selbige Ge-
gend zu sehen.

DJese uhralte und vordessen berühmte Stadt ist ietzt ein
Dorff/ liegt auch über dem Bosphoro deß Thracischen
Meeres in Asia, woselbst deß Türckischen Keysers Pallast/ ie-
doch besser hin außwerts zum Meere über. Da hat man uns
auch die Kirche gewiesen/ worinnen vordessen das Concilium
gehalten worden. Sehr alt ist dieselbe/ aber nicht gar groß. Da
siehet man am Meer hinauß auch unterschiedene schöne Gär-
ten/ welche alle dem Türckischen Keyser gehören.

Als ich einsmahls mit deß Röm. Keysers Residenten auf
dem Meer hinauß in etliche Jnsulen/ darinnen Griechische
Clöster/ gereiset/ als das Closter S. Andrea und S. Maria und an-
dere mehr/ sind wir in einem deß Türckischen Keysers Lustgar-
ten gelassen worden/ darinnen wir eine schöne Cysterna voll kla-
res lauter Wasser gesehen/ in welcher sich deß Türckischen Key-
sers Weiber/ wenn sie mit ihm spatzieren fahren/ zu Sommers-
Zeiten in Gegenwart ihres Keysers baden müssen. Jst o-
benauff ein schönes Springwasser und nicht weit darvon seine
Schlaff kammer/ darinnen er mit seinen Concubinen ruhe hält/
welche wir auch besehen haben. Die Betten sind alle von rothen
Sammet und Atlaß überzogen und mit schöner Wolle auß-

ge-

Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung.
Abydus genannt/ dieſelbén hat vor Zeiten Xerxes mit einer
Bruͤcke zuſammen gehenget und ſieben mahl hundert tauſend
Mann zu Roß und Fuſſe druͤber gefuͤhret. Helleſpontus wird
heute zu Tage genennet Stritto di Callipoli und die beyde Schloͤſ-
ſer Seſtus und Abydus werden auf Tuͤrckiſch genennt Bogazaslar,
das iſt/ Schloͤſſer an der Enge deß Meeres.

Das V. Capitul.

Von der uhralten Stadt Chalcedonia, wie ſie
dieſe Zeit beſchaffen und was um ſelbige Ge-
gend zu ſehen.

DJeſe uhralte und vordeſſen beruͤhmte Stadt iſt ietzt ein
Dorff/ liegt auch uͤber dem Boſphoro deß Thraciſchen
Meeres in Aſia, woſelbſt deß Tuͤrckiſchen Keyſers Pallaſt/ ie-
doch beſſer hin außwerts zum Meere uͤber. Da hat man uns
auch die Kirche gewieſen/ worinnen vordeſſen das Concilium
gehalten worden. Sehr alt iſt dieſelbe/ aber nicht gar groß. Da
ſiehet man am Meer hinauß auch unterſchiedene ſchoͤne Gaͤr-
ten/ welche alle dem Tuͤrckiſchen Keyſer gehoͤren.

Als ich einsmahls mit deß Roͤm. Keyſers Reſidenten auf
dem Meer hinauß in etliche Jnſulen/ darinnen Griechiſche
Cloͤſter/ gereiſet/ als das Cloſter S. Andrea und S. Maria und an-
dere mehr/ ſind wir in einem deß Tuͤrckiſchen Keyſers Luſtgar-
ten gelaſſen worden/ darinnen wir eine ſchoͤne Cyſterna voll kla-
res lauter Waſſer geſehen/ in welcher ſich deß Tuͤrckiſchen Key-
ſers Weiber/ wenn ſie mit ihm ſpatzieren fahren/ zu Sommers-
Zeiten in Gegenwart ihres Keyſers baden muͤſſen. Jſt o-
benauff ein ſchoͤnes Springwaſſer und nicht weit darvon ſeine
Schlaff kammer/ darinnen er mit ſeinen Concubinen ruhe haͤlt/
welche wir auch beſehen haben. Die Betten ſind alle von rothen
Sammet und Atlaß uͤberzogen und mit ſchoͤner Wolle auß-

ge-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0062" n="56"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Siebenja&#x0364;hrige Welt-Be&#x017F;chauung.</hi></fw><lb/><hi rendition="#aq">Abydus</hi> genannt/ die&#x017F;elbén hat vor Zeiten <hi rendition="#aq">Xerxes</hi> mit einer<lb/>
Bru&#x0364;cke zu&#x017F;ammen gehenget und &#x017F;ieben mahl hundert tau&#x017F;end<lb/>
Mann zu Roß und Fu&#x017F;&#x017F;e dru&#x0364;ber gefu&#x0364;hret. <hi rendition="#aq">Helle&#x017F;pontus</hi> wird<lb/>
heute zu Tage genennet <hi rendition="#aq">Stritto di Callipoli</hi> und die beyde Schlo&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;er <hi rendition="#aq">Se&#x017F;tus</hi> und <hi rendition="#aq">Abydus</hi> werden auf Tu&#x0364;rcki&#x017F;ch genennt <hi rendition="#aq">Bogazaslar,</hi><lb/>
das i&#x017F;t/ Schlo&#x0364;&#x017F;&#x017F;er an der Enge deß Meeres.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#fr">Das</hi> <hi rendition="#aq">V.</hi> <hi rendition="#fr">Capitul.</hi> </head><lb/>
            <argument>
              <p> <hi rendition="#c">Von der uhralten Stadt <hi rendition="#aq">Chalcedonia,</hi> wie &#x017F;ie<lb/>
die&#x017F;e Zeit be&#x017F;chaffen und was um &#x017F;elbige Ge-<lb/>
gend zu &#x017F;ehen.</hi> </p>
            </argument><lb/>
            <p><hi rendition="#in">D</hi>Je&#x017F;e uhralte und vorde&#x017F;&#x017F;en beru&#x0364;hmte Stadt i&#x017F;t ietzt ein<lb/>
Dorff/ liegt auch u&#x0364;ber dem <hi rendition="#aq">Bo&#x017F;phoro</hi> deß Thraci&#x017F;chen<lb/>
Meeres in <hi rendition="#aq">A&#x017F;ia,</hi> wo&#x017F;elb&#x017F;t deß Tu&#x0364;rcki&#x017F;chen Key&#x017F;ers Palla&#x017F;t/ ie-<lb/>
doch be&#x017F;&#x017F;er hin außwerts zum Meere u&#x0364;ber. Da hat man uns<lb/>
auch die Kirche gewie&#x017F;en/ worinnen vorde&#x017F;&#x017F;en das <hi rendition="#aq">Concilium</hi><lb/>
gehalten worden. Sehr alt i&#x017F;t die&#x017F;elbe/ aber nicht gar groß. Da<lb/>
&#x017F;iehet man am Meer hinauß auch unter&#x017F;chiedene &#x017F;cho&#x0364;ne Ga&#x0364;r-<lb/>
ten/ welche alle dem Tu&#x0364;rcki&#x017F;chen Key&#x017F;er geho&#x0364;ren.</p><lb/>
            <p>Als ich einsmahls mit deß Ro&#x0364;m. Key&#x017F;ers <hi rendition="#aq">Re&#x017F;iden</hi>ten auf<lb/>
dem Meer hinauß in etliche Jn&#x017F;ulen/ darinnen Griechi&#x017F;che<lb/>
Clo&#x0364;&#x017F;ter/ gerei&#x017F;et/ als das Clo&#x017F;ter <hi rendition="#aq">S. Andrea</hi> und <hi rendition="#aq">S. <hi rendition="#i">M</hi>aria</hi> und an-<lb/>
dere mehr/ &#x017F;ind wir in einem deß Tu&#x0364;rcki&#x017F;chen Key&#x017F;ers Lu&#x017F;tgar-<lb/>
ten gela&#x017F;&#x017F;en worden/ darinnen wir eine &#x017F;cho&#x0364;ne <hi rendition="#aq">Cy&#x017F;terna</hi> voll kla-<lb/>
res lauter Wa&#x017F;&#x017F;er ge&#x017F;ehen/ in welcher &#x017F;ich deß Tu&#x0364;rcki&#x017F;chen Key-<lb/>
&#x017F;ers Weiber/ wenn &#x017F;ie mit ihm &#x017F;patzieren fahren/ zu Sommers-<lb/>
Zeiten in Gegenwart ihres Key&#x017F;ers baden mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en. J&#x017F;t o-<lb/>
benauff ein &#x017F;cho&#x0364;nes Springwa&#x017F;&#x017F;er und nicht weit darvon &#x017F;eine<lb/>
Schlaff kammer/ darinnen er mit &#x017F;einen <hi rendition="#aq">Concubin</hi>en ruhe ha&#x0364;lt/<lb/>
welche wir auch be&#x017F;ehen haben. Die Betten &#x017F;ind alle von rothen<lb/>
Sammet und Atlaß u&#x0364;berzogen und mit &#x017F;cho&#x0364;ner Wolle auß-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ge-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[56/0062] Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung. Abydus genannt/ dieſelbén hat vor Zeiten Xerxes mit einer Bruͤcke zuſammen gehenget und ſieben mahl hundert tauſend Mann zu Roß und Fuſſe druͤber gefuͤhret. Helleſpontus wird heute zu Tage genennet Stritto di Callipoli und die beyde Schloͤſ- ſer Seſtus und Abydus werden auf Tuͤrckiſch genennt Bogazaslar, das iſt/ Schloͤſſer an der Enge deß Meeres. Das V. Capitul. Von der uhralten Stadt Chalcedonia, wie ſie dieſe Zeit beſchaffen und was um ſelbige Ge- gend zu ſehen. DJeſe uhralte und vordeſſen beruͤhmte Stadt iſt ietzt ein Dorff/ liegt auch uͤber dem Boſphoro deß Thraciſchen Meeres in Aſia, woſelbſt deß Tuͤrckiſchen Keyſers Pallaſt/ ie- doch beſſer hin außwerts zum Meere uͤber. Da hat man uns auch die Kirche gewieſen/ worinnen vordeſſen das Concilium gehalten worden. Sehr alt iſt dieſelbe/ aber nicht gar groß. Da ſiehet man am Meer hinauß auch unterſchiedene ſchoͤne Gaͤr- ten/ welche alle dem Tuͤrckiſchen Keyſer gehoͤren. Als ich einsmahls mit deß Roͤm. Keyſers Reſidenten auf dem Meer hinauß in etliche Jnſulen/ darinnen Griechiſche Cloͤſter/ gereiſet/ als das Cloſter S. Andrea und S. Maria und an- dere mehr/ ſind wir in einem deß Tuͤrckiſchen Keyſers Luſtgar- ten gelaſſen worden/ darinnen wir eine ſchoͤne Cyſterna voll kla- res lauter Waſſer geſehen/ in welcher ſich deß Tuͤrckiſchen Key- ſers Weiber/ wenn ſie mit ihm ſpatzieren fahren/ zu Sommers- Zeiten in Gegenwart ihres Keyſers baden muͤſſen. Jſt o- benauff ein ſchoͤnes Springwaſſer und nicht weit darvon ſeine Schlaff kammer/ darinnen er mit ſeinen Concubinen ruhe haͤlt/ welche wir auch beſehen haben. Die Betten ſind alle von rothen Sammet und Atlaß uͤberzogen und mit ſchoͤner Wolle auß- ge-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/neitschitz_reise_1666
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/neitschitz_reise_1666/62
Zitationshilfe: Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666. , S. 56. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neitschitz_reise_1666/62>, abgerufen am 28.03.2024.