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Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666.

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Siebenjährige Welt-Beschauung.
2. Uhr wieder aufgebrochen und auf Feldkirchen/ Sultz/ Neu-
dorff und durch Waldhan/ welchs ein schöner langer Marck
mit zweyen Thoren ist und noch einmahl so lang/ als Schett-
wien/ gangen. Auf der Höhe eines hohen Berges liegt ein
Schloß/ den Fürsten von Eckenberg zuständig. Haussen vor
Waldhan muß man über eine Brücke/ worunter die Muer
hingehet/ und reiset man über etwas Gebürge auff S. Mar-
greten zu/ allwo wir übernachts blieben und also diesen Tag
vierthalbe Meile gereiset.

Den 15. Martij sind wir auf Handschuh zukommen/ allwo
die Sulm fleust und auf den Mittag S. Johann erreichet
vierdthalbe Meil und allda verblieben. Unterwegs haben wir
über den Eselsberg gemüst/ so nicht sonderlich hoch und Lem-
nitz/ so ein Marck ist/ zur lincken Hand gelassen/ nahe aber da-
bey ein Schloß auf einem hohen Berge/ dem Bischoff von Se-
kau gehörig/ so Leidtnitzsch genannt/ wo unten die Sulm hin-
flenßt und fället nicht weit davon in die Muer.

Diesen ietztgedachten Tag sind wir über oben und unten
mit Tannenbäumen bewachsenes Gebürge gereiset/ sonderlich
über den gar hohen Berg Rämschnick/ so sich fast eine vierthel
Meile vor S. Johann anfähet und ist eine Meil Wegs hinauf.
Zu höchst oben liegt eine Kirche wie auch etliche Bauer hüttlein/
und kan man drauff das Graitzer Schloß gar eigentlich sehen/
obs gleich neun Meilen davon lieget.

Um S. Johann ist sehr hoch Gebürge/ dahero allda
schwer Reisen ist und haben wir zwar diesen Tag noch Tragar-
ten/ wiewol sehr spat/ erreichet und diese Nacht allda verblie-
ben. Hat von der Traga den Namen/ welche bey Tragarten
hinfleust. Von S. Margreten biß Tragarten rechnet man
sechs Meilen.

Den 16. Martij sind wir auf Marrburg/ so ein Dorff ist/

kom-

Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung.
2. Uhr wieder aufgebrochen und auf Feldkirchen/ Sultz/ Neu-
dorff und durch Waldhan/ welchs ein ſchoͤner langer Marck
mit zweyen Thoren iſt und noch einmahl ſo lang/ als Schett-
wien/ gangen. Auf der Hoͤhe eines hohen Berges liegt ein
Schloß/ den Fuͤrſten von Eckenberg zuſtaͤndig. Hauſſen vor
Waldhan muß man uͤber eine Bruͤcke/ worunter die Muer
hingehet/ und reiſet man uͤber etwas Gebuͤrge auff S. Mar-
greten zu/ allwo wir uͤbernachts blieben und alſo dieſen Tag
vierthalbe Meile gereiſet.

Den 15. Martij ſind wir auf Handſchuh zukommen/ allwo
die Sulm fleuſt und auf den Mittag S. Johann erreichet
vierdthalbe Meil und allda verblieben. Unterwegs haben wir
uͤber den Eſelsberg gemuͤſt/ ſo nicht ſonderlich hoch und Lem-
nitz/ ſo ein Marck iſt/ zur lincken Hand gelaſſen/ nahe aber da-
bey ein Schloß auf einem hohen Berge/ dem Biſchoff von Se-
kau gehoͤrig/ ſo Leidtnitzſch genannt/ wo unten die Sulm hin-
flenßt und faͤllet nicht weit davon in die Muer.

Dieſen ietztgedachten Tag ſind wir uͤber oben und unten
mit Tannenbaͤumen bewachſenes Gebuͤrge gereiſet/ ſonderlich
uͤber den gar hohen Berg Raͤmſchnick/ ſo ſich faſt eine vierthel
Meile vor S. Johann anfaͤhet und iſt eine Meil Wegs hinauf.
Zu hoͤchſt oben liegt eine Kirche wie auch etliche Bauer huͤttlein/
und kan man drauff das Graitzer Schloß gar eigentlich ſehen/
obs gleich neun Meilen davon lieget.

Um S. Johann iſt ſehr hoch Gebuͤrge/ dahero allda
ſchwer Reiſen iſt und haben wir zwar dieſen Tag noch Tragar-
ten/ wiewol ſehr ſpat/ erreichet und dieſe Nacht allda verblie-
ben. Hat von der Traga den Namen/ welche bey Tragarten
hinfleuſt. Von S. Margreten biß Tragarten rechnet man
ſechs Meilen.

Den 16. Martij ſind wir auf Marrburg/ ſo ein Dorff iſt/

kom-
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[100/0106] Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung. 2. Uhr wieder aufgebrochen und auf Feldkirchen/ Sultz/ Neu- dorff und durch Waldhan/ welchs ein ſchoͤner langer Marck mit zweyen Thoren iſt und noch einmahl ſo lang/ als Schett- wien/ gangen. Auf der Hoͤhe eines hohen Berges liegt ein Schloß/ den Fuͤrſten von Eckenberg zuſtaͤndig. Hauſſen vor Waldhan muß man uͤber eine Bruͤcke/ worunter die Muer hingehet/ und reiſet man uͤber etwas Gebuͤrge auff S. Mar- greten zu/ allwo wir uͤbernachts blieben und alſo dieſen Tag vierthalbe Meile gereiſet. Den 15. Martij ſind wir auf Handſchuh zukommen/ allwo die Sulm fleuſt und auf den Mittag S. Johann erreichet vierdthalbe Meil und allda verblieben. Unterwegs haben wir uͤber den Eſelsberg gemuͤſt/ ſo nicht ſonderlich hoch und Lem- nitz/ ſo ein Marck iſt/ zur lincken Hand gelaſſen/ nahe aber da- bey ein Schloß auf einem hohen Berge/ dem Biſchoff von Se- kau gehoͤrig/ ſo Leidtnitzſch genannt/ wo unten die Sulm hin- flenßt und faͤllet nicht weit davon in die Muer. Dieſen ietztgedachten Tag ſind wir uͤber oben und unten mit Tannenbaͤumen bewachſenes Gebuͤrge gereiſet/ ſonderlich uͤber den gar hohen Berg Raͤmſchnick/ ſo ſich faſt eine vierthel Meile vor S. Johann anfaͤhet und iſt eine Meil Wegs hinauf. Zu hoͤchſt oben liegt eine Kirche wie auch etliche Bauer huͤttlein/ und kan man drauff das Graitzer Schloß gar eigentlich ſehen/ obs gleich neun Meilen davon lieget. Um S. Johann iſt ſehr hoch Gebuͤrge/ dahero allda ſchwer Reiſen iſt und haben wir zwar dieſen Tag noch Tragar- ten/ wiewol ſehr ſpat/ erreichet und dieſe Nacht allda verblie- ben. Hat von der Traga den Namen/ welche bey Tragarten hinfleuſt. Von S. Margreten biß Tragarten rechnet man ſechs Meilen. Den 16. Martij ſind wir auf Marrburg/ ſo ein Dorff iſt/ kom-

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Zitationshilfe: Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666. , S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neitschitz_reise_1666/106>, abgerufen am 24.04.2024.