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Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666.

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Siebenjährige Welt-Beschauung.
welches unten bey einem kleinen Kirchlein am Meere auf An-
cker lage.

Jn diesem Monden Aprilis hat an dem Orthe schon das
Korn anfangen zu blühen/ wie denn auch alsbald am Ende deß
August Monats die Wein-Erndte angehet. Es ist sonst die-
ser Orth umher gantz steinicht und mit grünen Gesträuche/
sonderlich mit der Mirtella, wie es die Einwohner nennen/ be-
wachsen. Jst unsern Buchsbäume nicht ungleich/ nur daß es
einen überauß lieblichen und starcken Geruch hat/ den man
von weitem riechen kan.

Allhier haben wir uns wider mit frischem Wasser und
grünem Buschholtze/ so wir abgehauen/ versehen und haben
wir diesen Abend uf dem Lande unsere Abend-Mahlzeit ver-
zehret/ da uns ein Sciavonier einen gar grossen Meer-Krebs/
ohngefähr einer Elen lang/ verkaufft um 3. Solt/ oder nach
Meißnischer Müntze um 6. Pfennige.

Diese Jnsul ligt von der Stadt Zara, 40. Jtaliünische
Meilen und hat der Zarische Bischoff drüber zugebiethen.

Weil nun der Wind hefftig starck uns zuwider war/ sind wir
mit unserm Schiff in Port eingelauffen und früh den 26.
drauff wieder/ iedoch mit schwachem Winde/ außgangen. Den
27. Aprill haben wir eine starcke Fortun im Meer mit dem wi-
drigen Winde Schieroko gehabt/ weßwegen wir gezwungen
bey der Jnsul Melada uns auf Ancker legen müssen.

Diese Jnsul Melada wist eine sehr grosse Jnsul und grösser
als Parmuida, und wird von einem Gentil Huomo von Zara so
noch 19. Jtalienische Meilen von dannen ligt/ gubernirt, dessen
Castell wir zur rechten Hand auf einem hohen Berge ligen se-
hen/ da wir den Port eingenommen/ welcher Port um und
um mit kleinen Bergichten und mit grünen Gestreuche be-
wachsenen Jnsulen umgeben und ist besser/ als der zu Parmui-
da,
der nicht also umbgeben ist.


Die-

Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung.
welches unten bey einem kleinen Kirchlein am Meere auf An-
cker lage.

Jn dieſem Monden Aprilis hat an dem Orthe ſchon das
Korn anfangen zu bluͤhen/ wie denn auch alsbald am Ende deß
Auguſt Monats die Wein-Erndte angehet. Es iſt ſonſt die-
ſer Orth umher gantz ſteinicht und mit gruͤnen Geſtraͤuche/
ſonderlich mit der Mirtella, wie es die Einwohner nennen/ be-
wachſen. Jſt unſern Buchsbaͤume nicht ungleich/ nur daß es
einen uͤberauß lieblichen und ſtarcken Geruch hat/ den man
von weitem riechen kan.

Allhier haben wir uns wider mit friſchem Waſſer und
gruͤnem Buſchholtze/ ſo wir abgehauen/ verſehen und haben
wir dieſen Abend uf dem Lande unſere Abend-Mahlzeit ver-
zehret/ da uns ein Sciavonier einen gar groſſen Meer-Krebs/
ohngefaͤhr einer Elen lang/ verkaufft um 3. Solt/ oder nach
Meißniſcher Muͤntze um 6. Pfennige.

Dieſe Jnſul ligt von der Stadt Zara, 40. Jtaliuͤniſche
Meilen und hat der Zariſche Biſchoff druͤber zugebiethen.

Weil nun der Wind hefftig ſtarck uns zuwider war/ ſind wir
mit unſerm Schiff in Port eingelauffen und fruͤh den 26.
drauff wieder/ iedoch mit ſchwachem Winde/ außgangen. Den
27. Aprill haben wir eine ſtarcke Fortun im Meer mit dem wi-
drigen Winde Schieroko gehabt/ weßwegen wir gezwungen
bey der Jnſul Melada uns auf Ancker legen muͤſſen.

Dieſe Jnſul Melada wiſt eine ſehr groſſe Jnſul und groͤſſer
als Parmuida, und wird von einem Gentil Huomo von Zara ſo
noch 19. Jtalieniſche Meilen von dannen ligt/ gubernirt, deſſen
Caſtell wir zur rechten Hand auf einem hohen Berge ligen ſe-
hen/ da wir den Port eingenommen/ welcher Port um und
um mit kleinen Bergichten und mit gruͤnen Geſtreuche be-
wachſenen Jnſulen umgeben und iſt beſſer/ als der zu Parmui-
da,
der nicht alſo umbgeben iſt.


Die-
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[110/0116] Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung. welches unten bey einem kleinen Kirchlein am Meere auf An- cker lage. Jn dieſem Monden Aprilis hat an dem Orthe ſchon das Korn anfangen zu bluͤhen/ wie denn auch alsbald am Ende deß Auguſt Monats die Wein-Erndte angehet. Es iſt ſonſt die- ſer Orth umher gantz ſteinicht und mit gruͤnen Geſtraͤuche/ ſonderlich mit der Mirtella, wie es die Einwohner nennen/ be- wachſen. Jſt unſern Buchsbaͤume nicht ungleich/ nur daß es einen uͤberauß lieblichen und ſtarcken Geruch hat/ den man von weitem riechen kan. Allhier haben wir uns wider mit friſchem Waſſer und gruͤnem Buſchholtze/ ſo wir abgehauen/ verſehen und haben wir dieſen Abend uf dem Lande unſere Abend-Mahlzeit ver- zehret/ da uns ein Sciavonier einen gar groſſen Meer-Krebs/ ohngefaͤhr einer Elen lang/ verkaufft um 3. Solt/ oder nach Meißniſcher Muͤntze um 6. Pfennige. Dieſe Jnſul ligt von der Stadt Zara, 40. Jtaliuͤniſche Meilen und hat der Zariſche Biſchoff druͤber zugebiethen. Weil nun der Wind hefftig ſtarck uns zuwider war/ ſind wir mit unſerm Schiff in Port eingelauffen und fruͤh den 26. drauff wieder/ iedoch mit ſchwachem Winde/ außgangen. Den 27. Aprill haben wir eine ſtarcke Fortun im Meer mit dem wi- drigen Winde Schieroko gehabt/ weßwegen wir gezwungen bey der Jnſul Melada uns auf Ancker legen muͤſſen. Dieſe Jnſul Melada wiſt eine ſehr groſſe Jnſul und groͤſſer als Parmuida, und wird von einem Gentil Huomo von Zara ſo noch 19. Jtalieniſche Meilen von dannen ligt/ gubernirt, deſſen Caſtell wir zur rechten Hand auf einem hohen Berge ligen ſe- hen/ da wir den Port eingenommen/ welcher Port um und um mit kleinen Bergichten und mit gruͤnen Geſtreuche be- wachſenen Jnſulen umgeben und iſt beſſer/ als der zu Parmui- da, der nicht alſo umbgeben iſt. Die-

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Zitationshilfe: Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666. , S. 110. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neitschitz_reise_1666/116>, abgerufen am 25.04.2024.