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Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666.

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Siebenjährige Welt-Beschauung.

Nach außgestandenem Sturm aber ist uns der Wind
wider ins Hintertheil deß Schiffs kommen/ mit welchem wir
einem Schiffe/ das uns allzeit weit vor gewesen war/ geschwin-
de vorkommen/ daß wir uns alle verwundern müssen.

Wann sich denn auf dem Meer solche Ungestümmen er-
heben und man keinen Port erreichen kan/ so muß man kleine
oder halbe Segel machen und also das Schiff im Namen Got-
tes auf dem weiten und wilden Meere hinsegeln lassen.

Denn 10. Maij haben wir den gantzen Tag das Meer ruh-
ig/ oder Bonaza gehabt/ sind bey einer vierspitzigen Scolio, das
ist/ einer im Meer ligenden Steinklippe zur lincken Hand/ mit
fast grossem Unwillen/ verblieben/ zumal weiln wir da feste
Land vor uns sahen/ massen sich denn allda der Raguser Land
endete und Griechenland angienge. Diesen Curs hatten wir die
Jnsul Corfu, den Venetianern züständig/ im Gesichte/ worzu
uns ein schwacher Wind/ der uns gegen Sonnen Untergang
zur Seiten entstund/ beförderlich war.

Den 11. Maij haben wir den gantzen Tag schwachen
Wind gehabt und sind vier mit grünen Sträuchern bewachse-
nen felßsichten Jnsuln/ so wir zur rechten Hand gehabt/ wie
auch der Jnsul Corfu zugefahren/ zur lincken Handwerts die
Gegend Pilermo habend/ so noch weit von Corfu. Und weil sich
der Wind etwas schwach anließ/ sind wir selbige Nacht zwi-
schen oftgedachter Jnsul und Griechenland bey einer alten am
Meer gelegenen Kirche auf Ancker blieben.

Als wir diesen Abend den Port zugesegelt/ seind Sentinol-
le Morte,
welche Feuer haben aufgehen lassen/ von gar weiten
in dieser Jnsul Corfu von uns gesehen worden. Diesen Tag ist
eine Griechische Polacro, ist ein Schiff von den Griechen also
genannt/ ausser der Jnsul Corfu zu unserer Latino gesegelt/ auf
welchen etzliche Franzosen/ so uns berichtet/ daß sie ihr Schiff

wel-
Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung.

Nach außgeſtandenem Sturm aber iſt uns der Wind
wider ins Hintertheil deß Schiffs kommen/ mit welchem wir
einem Schiffe/ das uns allzeit weit vor geweſen war/ geſchwin-
de vorkommen/ daß wir uns alle verwundern muͤſſen.

Wann ſich denn auf dem Meer ſolche Ungeſtuͤmmen er-
heben und man keinen Port erreichen kan/ ſo muß man kleine
oder halbe Segel machen und alſo das Schiff im Namen Got-
tes auf dem weiten und wilden Meere hinſegeln laſſen.

Denn 10. Maij haben wir den gantzen Tag das Meer ruh-
ig/ oder Bonaza gehabt/ ſind bey einer vierſpitzigen Scolio, das
iſt/ einer im Meer ligenden Steinklippe zur lincken Hand/ mit
faſt groſſem Unwillen/ verblieben/ zumal weiln wir da feſte
Land vor uns ſahen/ maſſen ſich denn allda der Raguſer Land
endete und Griechenland angienge. Dieſen Curſ hatten wir die
Jnſul Corfu, den Venetianern zuͤſtaͤndig/ im Geſichte/ worzu
uns ein ſchwacher Wind/ der uns gegen Sonnen Untergang
zur Seiten entſtund/ befoͤrderlich war.

Den 11. Maij haben wir den gantzen Tag ſchwachen
Wind gehabt und ſind vier mit gruͤnen Straͤuchern bewachſe-
nen felßſichten Jnſuln/ ſo wir zur rechten Hand gehabt/ wie
auch der Jnſul Corfu zugefahren/ zur lincken Handwerts die
Gegend Pilermo habend/ ſo noch weit von Corfu. Und weil ſich
der Wind etwas ſchwach anließ/ ſind wir ſelbige Nacht zwi-
ſchen oftgedachter Jnſul und Griechenland bey einer alten am
Meer gelegenen Kirche auf Ancker blieben.

Als wir dieſen Abend den Port zugeſegelt/ ſeind Sentinol-
le Morte,
welche Feuer haben aufgehen laſſen/ von gar weiten
in dieſer Jnſul Corfu von uns geſehen worden. Dieſen Tag iſt
eine Griechiſche Polacro, iſt ein Schiff von den Griechen alſo
genannt/ auſſer der Jnſul Corfu zu unſerer Latino geſegelt/ auf
welchen etzliche Franzoſen/ ſo uns berichtet/ daß ſie ihr Schiff

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[118/0124] Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung. Nach außgeſtandenem Sturm aber iſt uns der Wind wider ins Hintertheil deß Schiffs kommen/ mit welchem wir einem Schiffe/ das uns allzeit weit vor geweſen war/ geſchwin- de vorkommen/ daß wir uns alle verwundern muͤſſen. Wann ſich denn auf dem Meer ſolche Ungeſtuͤmmen er- heben und man keinen Port erreichen kan/ ſo muß man kleine oder halbe Segel machen und alſo das Schiff im Namen Got- tes auf dem weiten und wilden Meere hinſegeln laſſen. Denn 10. Maij haben wir den gantzen Tag das Meer ruh- ig/ oder Bonaza gehabt/ ſind bey einer vierſpitzigen Scolio, das iſt/ einer im Meer ligenden Steinklippe zur lincken Hand/ mit faſt groſſem Unwillen/ verblieben/ zumal weiln wir da feſte Land vor uns ſahen/ maſſen ſich denn allda der Raguſer Land endete und Griechenland angienge. Dieſen Curſ hatten wir die Jnſul Corfu, den Venetianern zuͤſtaͤndig/ im Geſichte/ worzu uns ein ſchwacher Wind/ der uns gegen Sonnen Untergang zur Seiten entſtund/ befoͤrderlich war. Den 11. Maij haben wir den gantzen Tag ſchwachen Wind gehabt und ſind vier mit gruͤnen Straͤuchern bewachſe- nen felßſichten Jnſuln/ ſo wir zur rechten Hand gehabt/ wie auch der Jnſul Corfu zugefahren/ zur lincken Handwerts die Gegend Pilermo habend/ ſo noch weit von Corfu. Und weil ſich der Wind etwas ſchwach anließ/ ſind wir ſelbige Nacht zwi- ſchen oftgedachter Jnſul und Griechenland bey einer alten am Meer gelegenen Kirche auf Ancker blieben. Als wir dieſen Abend den Port zugeſegelt/ ſeind Sentinol- le Morte, welche Feuer haben aufgehen laſſen/ von gar weiten in dieſer Jnſul Corfu von uns geſehen worden. Dieſen Tag iſt eine Griechiſche Polacro, iſt ein Schiff von den Griechen alſo genannt/ auſſer der Jnſul Corfu zu unſerer Latino geſegelt/ auf welchen etzliche Franzoſen/ ſo uns berichtet/ daß ſie ihr Schiff wel-

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Zitationshilfe: Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666. , S. 118. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neitschitz_reise_1666/124>, abgerufen am 18.04.2024.