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Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666.

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Siebenjährige Welt-Beschauung.
erlangen können und haben sich also die arme Leute stat Brots
mit rohen Erbsen und Bohnen sättigen müssen/ und also ha-
ben auch wir keine Pißkoten zu Kauffe bekommen können/ wie
hoch wirs auch benöthiget gewesen.

Zante ist auch eine Jnsul den Venetianern Zuständig/ ist
vordessen Zazynthus genennet worden und ligt zwischen Acloa-
ja
und Cephalonia innen. Jst von Getreide und Rosinen/ Wein
und Oel gar reich. So hat sie auch keinen Mangel an gesunden
Brunnen und Holtze.

Diesen Tag ist abermahls eine grosse Hitze gewesen und
haben wir wieder unsere leere Fässer mit frischem Wasser gefül-
let und aufs Schiff geschaffet/ damit wir zur fort Reise geschickt
seyn mögten. Abends kam das grosse Schiff/ dessen oben ge-
dacht ist/ Nave di Fortuna genannt/ mit 30. Stücken und 10.
Segeln und 150. Soldaten/ die in die Jnsul Candia zur Besa-
tzung solten/ im Port mit Trommeln und sechs blasenden
Trompetern an/ welches wir mit Lösung eines Stückleins
freundlich empfingen. Und obs gleich einen Tag vor uns zu
Venedig außgangen war/ haben wirs doch nicht allein auf
dem Meer eingeholet/ sondern auch weit zu rücke gebracht/
weiln unser Schiff viel leichter siegelte/ als dasselbe.

Es hat aber solch Schiff in Port nicht einkommen kön-
nen/ weil es nicht Wasser gnug hatte/ sondern eine gute Ferne
von der Stadt bleiben müssen wegen seiner Grösse und hat
das Venetianische Pandir außgestecket/ welches war ein Lö-
we/ der ein Buch in einer Klauen hielte/ hat auch etzliche Stücke
zur salutation abgehen lassen.

Den 17. Maij regnete es den gantzen Tag gar starck und
Abends kam gar spat ein groß Englisches Schiff so mit Trom-
mel und Trompetenschall/ auch Lösung eines Stücks im
Port empfangen ward/ welches auch wider drey Stücken ab-
gehen liesse.


Den

Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung.
erlangen koͤnnen und haben ſich alſo die arme Leute ſtat Brots
mit rohen Erbſen und Bohnen ſaͤttigen muͤſſen/ und alſo ha-
ben auch wir keine Pißkoten zu Kauffe bekommen koͤnnen/ wie
hoch wirs auch benoͤthiget geweſen.

Zante iſt auch eine Jnſul den Venetianern Zuſtaͤndig/ iſt
vordeſſen Zazynthus genennet worden und ligt zwiſchen Acloa-
ja
und Cephalonia innen. Jſt von Getreide und Roſinen/ Wein
und Oel gar reich. So hat ſie auch keinen Mangel an geſunden
Brunnen und Holtze.

Dieſen Tag iſt abermahls eine groſſe Hitze geweſen und
haben wir wieder unſere leere Faͤſſer mit friſchem Waſſer gefuͤl-
let und aufs Schiff geſchaffet/ damit wir zur fort Reiſe geſchickt
ſeyn moͤgten. Abends kam das groſſe Schiff/ deſſen oben ge-
dacht iſt/ Nave di Fortuna genannt/ mit 30. Stuͤcken und 10.
Segeln und 150. Soldaten/ die in die Jnſul Candia zur Beſa-
tzung ſolten/ im Port mit Trommeln und ſechs blaſenden
Trompetern an/ welches wir mit Loͤſung eines Stuͤckleins
freundlich empfingen. Und obs gleich einen Tag vor uns zu
Venedig außgangen war/ haben wirs doch nicht allein auf
dem Meer eingeholet/ ſondern auch weit zu ruͤcke gebracht/
weiln unſer Schiff viel leichter ſiegelte/ als daſſelbe.

Es hat aber ſolch Schiff in Port nicht einkommen koͤn-
nen/ weil es nicht Waſſer gnug hatte/ ſondern eine gute Ferne
von der Stadt bleiben muͤſſen wegen ſeiner Groͤſſe und hat
das Venetianiſche Pandir außgeſtecket/ welches war ein Loͤ-
we/ der ein Buch in einer Klauen hielte/ hat auch etzliche Stuͤcke
zur ſalutation abgehen laſſen.

Den 17. Maij regnete es den gantzen Tag gar ſtarck und
Abends kam gar ſpat ein groß Engliſches Schiff ſo mit Trom-
mel und Trompetenſchall/ auch Loͤſung eines Stuͤcks im
Port empfangen ward/ welches auch wider drey Stuͤcken ab-
gehen lieſſe.


Den
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[125/0131] Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung. erlangen koͤnnen und haben ſich alſo die arme Leute ſtat Brots mit rohen Erbſen und Bohnen ſaͤttigen muͤſſen/ und alſo ha- ben auch wir keine Pißkoten zu Kauffe bekommen koͤnnen/ wie hoch wirs auch benoͤthiget geweſen. Zante iſt auch eine Jnſul den Venetianern Zuſtaͤndig/ iſt vordeſſen Zazynthus genennet worden und ligt zwiſchen Acloa- ja und Cephalonia innen. Jſt von Getreide und Roſinen/ Wein und Oel gar reich. So hat ſie auch keinen Mangel an geſunden Brunnen und Holtze. Dieſen Tag iſt abermahls eine groſſe Hitze geweſen und haben wir wieder unſere leere Faͤſſer mit friſchem Waſſer gefuͤl- let und aufs Schiff geſchaffet/ damit wir zur fort Reiſe geſchickt ſeyn moͤgten. Abends kam das groſſe Schiff/ deſſen oben ge- dacht iſt/ Nave di Fortuna genannt/ mit 30. Stuͤcken und 10. Segeln und 150. Soldaten/ die in die Jnſul Candia zur Beſa- tzung ſolten/ im Port mit Trommeln und ſechs blaſenden Trompetern an/ welches wir mit Loͤſung eines Stuͤckleins freundlich empfingen. Und obs gleich einen Tag vor uns zu Venedig außgangen war/ haben wirs doch nicht allein auf dem Meer eingeholet/ ſondern auch weit zu ruͤcke gebracht/ weiln unſer Schiff viel leichter ſiegelte/ als daſſelbe. Es hat aber ſolch Schiff in Port nicht einkommen koͤn- nen/ weil es nicht Waſſer gnug hatte/ ſondern eine gute Ferne von der Stadt bleiben muͤſſen wegen ſeiner Groͤſſe und hat das Venetianiſche Pandir außgeſtecket/ welches war ein Loͤ- we/ der ein Buch in einer Klauen hielte/ hat auch etzliche Stuͤcke zur ſalutation abgehen laſſen. Den 17. Maij regnete es den gantzen Tag gar ſtarck und Abends kam gar ſpat ein groß Engliſches Schiff ſo mit Trom- mel und Trompetenſchall/ auch Loͤſung eines Stuͤcks im Port empfangen ward/ welches auch wider drey Stuͤcken ab- gehen lieſſe. Den

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Zitationshilfe: Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666. , S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neitschitz_reise_1666/131>, abgerufen am 23.04.2024.