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Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666.

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Siebenjährige Welt-Beschauung.
See-Räuber seyn/ haben demnach auf dem höchsten Mast-
baum/ auf welchem man sehr weit ins Meer sehen konte/ fleis-
sige Wache angeordnet/ um zuerfahren/ welchen Strich sie
vornehmen würden.

Diesen Tag sind auch unsere drey Schiffe/ so zugleich mit
uns auß dem Port gelauffen/ offt auf dem Meer durch den
Wind so nahe zusammen getrieben worden/ daß wir miteinan-
der freundlich reden und kurtzweilen können/ als denn auch der
Kauffmann auß unserm Schiffe/ Paul Nordio ein Jtaliener/
so dasselbe beladen/ im fortsegeln auf das grosse Schiff über ge-
stiegen um mit Spielen und anderer Kurtzweile die Zeit zuver-
treiben.

Den 23. Maij deß Nachts hatten wir guten Wind und
haben früh Morgens die Jnsul Ceripo von ferne gesehen/ wel-
che wir auch um halben Abend vorbey passiret/ wie dann auch
die Jnsul Cerichotto eben falls auff der lincken Hand/ welches
eine kleine Jnsul also/ daß zwischen beyden Jnsuln innen liegt
die bekandte greuliche Meer-Klippe Ovo duro genannt.

Weit über Cerichotto haben wir das Königreich/ oder
die Jnsul Creta, oder Candia gesehen. Weil uns aber dazumahl
ein trefflicher guter Wind auffstund/ unsere Tartana aber leich-
ter fort segelte als das grosse Schiff/ so bey uns war/ wir auch/
weiln wir Candia stets im Gesichte behielten/ wegen der See-
räuber keine Gefahr mehr zubesorgen hatten/ haben wir mit ei-
nem Stuck-Schuß freundlich valediciret, dergleichen auch das
grosse Schiff wider gegen uns gethan/ und sind im Namen
Gottes vor aus hingestrichen/ da wir denn das grosse Schiff
gar geschwind weit zurücke gebracht.

Ceripo liegt von Candia etwas unter 200. Jt. Meilen/ von
Zante aber ohngefähr 300. von vor gedachtem grossen Schiffe
trat auch auf unser Schiff ein Griechischer Edelman mit seinem

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Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung.
See-Raͤuber ſeyn/ haben demnach auf dem hoͤchſten Maſt-
baum/ auf welchem man ſehr weit ins Meer ſehen konte/ fleiſ-
ſige Wache angeordnet/ um zuerfahren/ welchen Strich ſie
vornehmen wuͤrden.

Dieſen Tag ſind auch unſere drey Schiffe/ ſo zugleich mit
uns auß dem Port gelauffen/ offt auf dem Meer durch den
Wind ſo nahe zuſammen getrieben worden/ daß wir miteinan-
der freundlich reden und kurtzweilen koͤnnen/ als denn auch der
Kauffmann auß unſerm Schiffe/ Paul Nordio ein Jtaliener/
ſo daſſelbe beladen/ im fortſegeln auf das groſſe Schiff uͤber ge-
ſtiegen um mit Spielen und anderer Kurtzweile die Zeit zuver-
treiben.

Den 23. Maij deß Nachts hatten wir guten Wind und
haben fruͤh Morgens die Jnſul Ceripo von ferne geſehen/ wel-
che wir auch um halben Abend vorbey pasſiret/ wie dann auch
die Jnſul Cerichotto eben falls auff der lincken Hand/ welches
eine kleine Jnſul alſo/ daß zwiſchen beyden Jnſuln innen liegt
die bekandte greuliche Meer-Klippe Ovo duro genannt.

Weit uͤber Cerichotto haben wir das Koͤnigreich/ oder
die Jnſul Creta, oder Candia geſehen. Weil uns aber dazumahl
ein trefflicher guter Wind auffſtund/ unſere Tartana aber leich-
ter fort ſegelte als das groſſe Schiff/ ſo bey uns war/ wir auch/
weiln wir Candia ſtets im Geſichte behielten/ wegen der See-
raͤuber keine Gefahr mehr zubeſorgen hatten/ haben wir mit ei-
nem Stuck-Schuß freundlich valediciret, dergleichen auch das
groſſe Schiff wider gegen uns gethan/ und ſind im Namen
Gottes vor aus hingeſtrichen/ da wir denn das groſſe Schiff
gar geſchwind weit zuruͤcke gebracht.

Ceripo liegt von Candia etwas unter 200. Jt. Meilen/ von
Zante aber ohngefaͤhr 300. von vor gedachtem groſſen Schiffe
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[129/0135] Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung. See-Raͤuber ſeyn/ haben demnach auf dem hoͤchſten Maſt- baum/ auf welchem man ſehr weit ins Meer ſehen konte/ fleiſ- ſige Wache angeordnet/ um zuerfahren/ welchen Strich ſie vornehmen wuͤrden. Dieſen Tag ſind auch unſere drey Schiffe/ ſo zugleich mit uns auß dem Port gelauffen/ offt auf dem Meer durch den Wind ſo nahe zuſammen getrieben worden/ daß wir miteinan- der freundlich reden und kurtzweilen koͤnnen/ als denn auch der Kauffmann auß unſerm Schiffe/ Paul Nordio ein Jtaliener/ ſo daſſelbe beladen/ im fortſegeln auf das groſſe Schiff uͤber ge- ſtiegen um mit Spielen und anderer Kurtzweile die Zeit zuver- treiben. Den 23. Maij deß Nachts hatten wir guten Wind und haben fruͤh Morgens die Jnſul Ceripo von ferne geſehen/ wel- che wir auch um halben Abend vorbey pasſiret/ wie dann auch die Jnſul Cerichotto eben falls auff der lincken Hand/ welches eine kleine Jnſul alſo/ daß zwiſchen beyden Jnſuln innen liegt die bekandte greuliche Meer-Klippe Ovo duro genannt. Weit uͤber Cerichotto haben wir das Koͤnigreich/ oder die Jnſul Creta, oder Candia geſehen. Weil uns aber dazumahl ein trefflicher guter Wind auffſtund/ unſere Tartana aber leich- ter fort ſegelte als das groſſe Schiff/ ſo bey uns war/ wir auch/ weiln wir Candia ſtets im Geſichte behielten/ wegen der See- raͤuber keine Gefahr mehr zubeſorgen hatten/ haben wir mit ei- nem Stuck-Schuß freundlich valediciret, dergleichen auch das groſſe Schiff wider gegen uns gethan/ und ſind im Namen Gottes vor aus hingeſtrichen/ da wir denn das groſſe Schiff gar geſchwind weit zuruͤcke gebracht. Ceripo liegt von Candia etwas unter 200. Jt. Meilen/ von Zante aber ohngefaͤhr 300. von vor gedachtem groſſen Schiffe trat auch auf unſer Schiff ein Griechiſcher Edelman mit ſeinem eini- R 2

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Zitationshilfe: Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666. , S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neitschitz_reise_1666/135>, abgerufen am 29.03.2024.