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Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666.

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Siebenjährige Welt-Beschauung.

Jn Egypten wird meisten theils die Arabische Sprache
geredet/ massen denn auch dasselbe meistentheils von Arabern
und Mohren bewohnet wird.

Die Schafe im Lande sind wunderlich anzusehen. Haben
grosse runde fette Schweiffe/ als eine ziemliche ziennerne Schüs-
sel und sind dieselben an manchem Schafe so schwer von Fett/
daß sie sie nicht tragen können/ sondern man ihnen dieselben auf
kleinen Wägelein nach führen muß/ wie mich die Egyptier sel-
ber für wahrhafftig berichtet und auch der Augenschein selber
gab. So haben sie auch grosse hengende Ohren und lange zoti-
ge Füsse/ daß sie recht abscheulich anzusehen.

Mit der Tracht und Kleidung der Mohren in Egypten
hats diese Beschaffenheit: Manns- und Weibs[-]Personen tra-
gen lange weisse/ oder blaue weite Hembden mit langen Erme-
len fast zwey Elen weit/ welche sie um den Leib mit einem brei-
ten ledern Gürtel auf[s]chürtzen. Unter solchen Hembden aber
tragen theils auch eben von solcher Leinwat lange Hosen biß
auf die Füsse hinab und gehen barfuß/ sonderlich auf den Dörf-
fern.

Die Häuser auf den Dörffern in Egypten sind fast wie
die Backöfen anzusehen/ nur daß sie höher und grösser sind. An
sich selbst sind sie von grund auf entweder von schwartzen Lei-
men/ oder von solchen dar auß zugerichteten ungebranten Zie-
geln aufgebauet/ haben unten herum niedrige und enge Dä-
cher/ als die Schürtze und oben in der Mitte ein rund Loch/ in
welches eine irdine Röhre gesetzet/ dadurch der Tag in die Hüt-
ten hinein fallen kan. Jnwendig sind auch wol theils mit rohen
ungebranten Ziegeln außgesetzet und oben auch wol damit
außgemäuert und gleichsam gewölbet. Die Ziegel aber machen
sie also: Wenn sie dieselben nun auß der Erde geformet undge-

truck-
S 3
Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung.

Jn Egypten wird meiſten theils die Arabiſche Sprache
geredet/ maſſen denn auch daſſelbe meiſtentheils von Arabern
und Mohren bewohnet wird.

Die Schafe im Lande ſind wunderlich anzuſehen. Haben
groſſe runde fette Schweiffe/ als eine ziemliche zieñerne Schuͤſ-
ſel und ſind dieſelben an manchem Schafe ſo ſchwer von Fett/
daß ſie ſie nicht tragen koͤnnen/ ſondeꝛn man ihnen dieſelben auf
kleinen Waͤgelein nach fuͤhren muß/ wie mich die Egyptier ſel-
ber fuͤr wahrhafftig berichtet und auch der Augenſchein ſelber
gab. So haben ſie auch groſſe hengende Ohren und lange zoti-
ge Fuͤſſe/ daß ſie recht abſcheulich anzuſehen.

Mit der Tracht und Kleidung der Mohren in Egypten
hats dieſe Beſchaffenheit: Manns- und Weibs[-]Perſonen tra-
gen lange weiſſe/ oder blaue weite Hembden mit langen Erme-
len faſt zwey Elen weit/ welche ſie um den Leib mit einem brei-
ten ledern Guͤrtel auf[ſ]chuͤrtzen. Unter ſolchen Hembden aber
tragen theils auch eben von ſolcher Leinwat lange Hoſen biß
auf die Fuͤſſe hinab und gehen barfuß/ ſonderlich auf den Doͤrf-
fern.

Die Haͤuſer auf den Doͤrffern in Egypten ſind faſt wie
die Backoͤfen anzuſehen/ nur daß ſie hoͤher und groͤſſer ſind. An
ſich ſelbſt ſind ſie von grund auf entweder von ſchwartzen Lei-
men/ oder von ſolchen dar auß zugerichteten ungebranten Zie-
geln aufgebauet/ haben unten herum niedrige und enge Daͤ-
cher/ als die Schuͤrtze und oben in der Mitte ein rund Loch/ in
welches eine irdine Roͤhre geſetzet/ dadurch der Tag in die Huͤt-
ten hinein fallen kan. Jnwendig ſind auch wol theils mit rohen
ungebranten Ziegeln außgeſetzet und oben auch wol damit
außgemaͤuert und gleichſam gewoͤlbet. Die Ziegel aber machen
ſie alſo: Wenn ſie dieſelben nun auß der Erde geformet undge-

truck-
S 3
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[139/0145] Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung. Jn Egypten wird meiſten theils die Arabiſche Sprache geredet/ maſſen denn auch daſſelbe meiſtentheils von Arabern und Mohren bewohnet wird. Die Schafe im Lande ſind wunderlich anzuſehen. Haben groſſe runde fette Schweiffe/ als eine ziemliche zieñerne Schuͤſ- ſel und ſind dieſelben an manchem Schafe ſo ſchwer von Fett/ daß ſie ſie nicht tragen koͤnnen/ ſondeꝛn man ihnen dieſelben auf kleinen Waͤgelein nach fuͤhren muß/ wie mich die Egyptier ſel- ber fuͤr wahrhafftig berichtet und auch der Augenſchein ſelber gab. So haben ſie auch groſſe hengende Ohren und lange zoti- ge Fuͤſſe/ daß ſie recht abſcheulich anzuſehen. Mit der Tracht und Kleidung der Mohren in Egypten hats dieſe Beſchaffenheit: Manns- und Weibs-Perſonen tra- gen lange weiſſe/ oder blaue weite Hembden mit langen Erme- len faſt zwey Elen weit/ welche ſie um den Leib mit einem brei- ten ledern Guͤrtel aufſchuͤrtzen. Unter ſolchen Hembden aber tragen theils auch eben von ſolcher Leinwat lange Hoſen biß auf die Fuͤſſe hinab und gehen barfuß/ ſonderlich auf den Doͤrf- fern. Die Haͤuſer auf den Doͤrffern in Egypten ſind faſt wie die Backoͤfen anzuſehen/ nur daß ſie hoͤher und groͤſſer ſind. An ſich ſelbſt ſind ſie von grund auf entweder von ſchwartzen Lei- men/ oder von ſolchen dar auß zugerichteten ungebranten Zie- geln aufgebauet/ haben unten herum niedrige und enge Daͤ- cher/ als die Schuͤrtze und oben in der Mitte ein rund Loch/ in welches eine irdine Roͤhre geſetzet/ dadurch der Tag in die Huͤt- ten hinein fallen kan. Jnwendig ſind auch wol theils mit rohen ungebranten Ziegeln außgeſetzet und oben auch wol damit außgemaͤuert und gleichſam gewoͤlbet. Die Ziegel aber machen ſie alſo: Wenn ſie dieſelben nun auß der Erde geformet undge- truck- S 3

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Zitationshilfe: Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666. , S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neitschitz_reise_1666/145>, abgerufen am 29.03.2024.