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Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666.

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Siebenjährige Welt-Beschauung.
klein niedriges Kräutlein/ oder vielmehr Sträuchlein/ wel-
ches die Jnwohner zu Asche brennen und dieselbe Asche ver-
kauffen/ denn sie gar häuffig nach Venedig geführt und allda
Seiffe drauß gesotten wird.

Zu Alexandria, wie auch anderer Orte in Egypten ist ein
sonderlicher Orden/ die man Santoni nennet. Gehen meist na-
ckend/ oder die wenigsten behengen sich etwan mit einem Tuch
um die Scham. Die hält man für heilige Leute und bauet ihnen
zu Ehren Kirchen nach ihrem Tode/ darinnen viel Leute ihre Be-
gräbnisse nehmen und Katzen hinein ordnen/ für welchen sie ein
gewiß Jahr auß kommen ordnen/ davon sie gespeiset und er-
halten werden können/ ihres Begräbnüsses zu hüten/ weil die
Egyptier die Katzen vor andern Thieren hoch halten.

Allhier gibts auch um Alexandria herum und in Egypten
über die masse viel Cappern und wachsen dieselben im freyen
Felde und blühen und rüchen fast/ wie der Mohn. Die Blätter
gestalten fast/ wie ein Hertz. Zeit meines da seyns waren theils
reiff/ theils stunden noch in der Blüht/ da ich denn
auch gesehen/ daß man von den Reiffen abgenommen zum ein-
machen.

Jm Anfang deß Meymonats neues Calenders findet
man zu Alexandria schon reiffe Früchte und sonderlich die Me-
lonen gar häuffig. Nur diß ist zuverwundern/ daß allda und
zu Rosseto weder Kirschen noch Aepffel wachsen.

Zu Alexandria habe ich auch beym Venetianischen Con-
sul
zwo junge Straussen gesehen/ so schon ziemlich groß und
starck waren und werden mit Gerste gefüttert. Die Naturkün-
diger schreiben diesem Vogel nach/ daß er Eisen soll verdauen
können/ welches ich aber nicht gesehen/ wiewolich offt darnach
gewünschet.

Das

Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung.
klein niedriges Kraͤutlein/ oder vielmehr Straͤuchlein/ wel-
ches die Jnwohner zu Aſche brennen und dieſelbe Aſche ver-
kauffen/ denn ſie gar haͤuffig nach Venedig gefuͤhrt und allda
Seiffe drauß geſotten wird.

Zu Alexandria, wie auch anderer Orte in Egypten iſt ein
ſonderlicher Orden/ die man Santoni nennet. Gehen meiſt na-
ckend/ oder die wenigſten behengen ſich etwan mit einem Tuch
um die Scham. Die haͤlt man fuͤr heilige Leute und bauet ihnen
zu Ehren Kirchen nach ihrem Tode/ dariñen viel Leute ihre Be-
graͤbniſſe nehmen und Katzen hinein ordnen/ fuͤr welchen ſie ein
gewiß Jahr auß kommen ordnen/ davon ſie geſpeiſet und er-
halten werden koͤnnen/ ihres Begraͤbnuͤſſes zu huͤten/ weil die
Egyptier die Katzen vor andern Thieren hoch halten.

Allhier gibts auch um Alexandria herum und in Egypten
uͤber die maſſe viel Cappern und wachſen dieſelben im freyen
Felde und bluͤhen und ruͤchen faſt/ wie der Mohn. Die Blaͤtter
geſtalten faſt/ wie ein Hertz. Zeit meines da ſeyns waren theils
reiff/ theils ſtunden noch in der Bluͤht/ da ich denn
auch geſehen/ daß man von den Reiffen abgenommen zum ein-
machen.

Jm Anfang deß Meymonats neues Calenders findet
man zu Alexandria ſchon reiffe Fruͤchte und ſonderlich die Me-
lonen gar haͤuffig. Nur diß iſt zuverwundern/ daß allda und
zu Roſſeto weder Kirſchen noch Aepffel wachſen.

Zu Alexandria habe ich auch beym Venetianiſchen Con-
ſul
zwo junge Strauſſen geſehen/ ſo ſchon ziemlich groß und
ſtarck waren und werden mit Gerſte gefuͤttert. Die Naturkuͤn-
diger ſchreiben dieſem Vogel nach/ daß er Eiſen ſoll verdauen
koͤnnen/ welches ich aber nicht geſehen/ wiewolich offt darnach
gewuͤnſchet.

Das
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[144/0150] Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung. klein niedriges Kraͤutlein/ oder vielmehr Straͤuchlein/ wel- ches die Jnwohner zu Aſche brennen und dieſelbe Aſche ver- kauffen/ denn ſie gar haͤuffig nach Venedig gefuͤhrt und allda Seiffe drauß geſotten wird. Zu Alexandria, wie auch anderer Orte in Egypten iſt ein ſonderlicher Orden/ die man Santoni nennet. Gehen meiſt na- ckend/ oder die wenigſten behengen ſich etwan mit einem Tuch um die Scham. Die haͤlt man fuͤr heilige Leute und bauet ihnen zu Ehren Kirchen nach ihrem Tode/ dariñen viel Leute ihre Be- graͤbniſſe nehmen und Katzen hinein ordnen/ fuͤr welchen ſie ein gewiß Jahr auß kommen ordnen/ davon ſie geſpeiſet und er- halten werden koͤnnen/ ihres Begraͤbnuͤſſes zu huͤten/ weil die Egyptier die Katzen vor andern Thieren hoch halten. Allhier gibts auch um Alexandria herum und in Egypten uͤber die maſſe viel Cappern und wachſen dieſelben im freyen Felde und bluͤhen und ruͤchen faſt/ wie der Mohn. Die Blaͤtter geſtalten faſt/ wie ein Hertz. Zeit meines da ſeyns waren theils reiff/ theils ſtunden noch in der Bluͤht/ da ich denn auch geſehen/ daß man von den Reiffen abgenommen zum ein- machen. Jm Anfang deß Meymonats neues Calenders findet man zu Alexandria ſchon reiffe Fruͤchte und ſonderlich die Me- lonen gar haͤuffig. Nur diß iſt zuverwundern/ daß allda und zu Roſſeto weder Kirſchen noch Aepffel wachſen. Zu Alexandria habe ich auch beym Venetianiſchen Con- ſul zwo junge Strauſſen geſehen/ ſo ſchon ziemlich groß und ſtarck waren und werden mit Gerſte gefuͤttert. Die Naturkuͤn- diger ſchreiben dieſem Vogel nach/ daß er Eiſen ſoll verdauen koͤnnen/ welches ich aber nicht geſehen/ wiewolich offt darnach gewuͤnſchet. Das

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Zitationshilfe: Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666. , S. 144. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neitschitz_reise_1666/150>, abgerufen am 28.03.2024.