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Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666.

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Siebenjährige Welt-Beschauung.
bey welchem ein schöner Wald von lauter Palmen und Gra-
nat-Bäumen/ dahero denn dieses Orths die Granat-Aepffel
gar wolfeillseyn und einer zweyer Hände groß mehr nicht gilt/
als einen Asper/ das ist vier Pfennige.

Nicht weit von diesem Walde ist zwischen zweyen kleinen
Hügeln der Orth/ wo der Nilus in die Stadt Alexandriam ge-
führet wird.

Auch fuhren mit uns zugleich von Rosseto auß noch etzli-
che andere Schiffe mit zerhackten Stroh ohne Gefähr eines
Gliedes lang beladen. Soll so viel seyn/ als bey uns der Hecker-
ling. Dasselbe können sie artig laden/ und in einander schrencken/
daß/ uneracht es hoch übers Schiff gehet/ dennoch der Wind/
wie starck er auch ist/ es nicht von einander wehen und zerstreu-
en kan/ welches denn von solchen Barbarischen Leuten zu se-
hen/ nicht wenig zuverwundern und solch Stroh führen sie al-
so aller Orthen hin zuverkauffen zum Futter vor das Vieh im
Lande.

Allhier am Nilo sind viel grosse Räder zu sehen/ unter
welchen tieffe von Steinen außgesetzte und gewölbte Grüben/
worinnen sich das Wasser samlet/ welches hernach durch viel
grosse dicke Hafen/ oder Töpffe von zwey Ochsen/ so am Ra-
de ziehen/ herauß und ins Felde geleitet wird dasselbe damit zu
wässern und zu feuchten.

Um diese Gegend herum hats sehr böse räuberische Leute/
die auch wol um eines Hellers willen einen Frembden erschlagen
sollen/ wie wir denn deßwegen auß unserm Schiffe mit keinem
Fusse aufs Land treten dörfften/ wo wir nicht den Janitscha-
ren allewege zur Salvaguardi mit genommen.

Den 5. Junij und die folgende Nacht war es gantz stille
vom Winde/ dahero die Mohren das Schiff meist mit Seilen
auf dem Lande ziehen/ ja wir auch endlich unter einem Egypti-

schen
T 3

Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung.
bey welchem ein ſchoͤner Wald von lauter Palmen und Gra-
nat-Baͤumen/ dahero denn dieſes Orths die Granat-Aepffel
gar wolfeillſeyn und einer zweyer Haͤnde groß mehr nicht gilt/
als einen Aſper/ das iſt vier Pfennige.

Nicht weit von dieſem Walde iſt zwiſchen zweyen kleinen
Huͤgeln der Orth/ wo der Nilus in die Stadt Alexandriam ge-
fuͤhret wird.

Auch fuhren mit uns zugleich von Roſſeto auß noch etzli-
che andere Schiffe mit zerhackten Stroh ohne Gefaͤhr eines
Gliedes lang beladen. Soll ſo viel ſeyn/ als bey uns der Hecker-
ling. Daſſelbe koͤnnen ſie artig laden/ und in einander ſchrenckẽ/
daß/ uneracht es hoch uͤbers Schiff gehet/ dennoch der Wind/
wie ſtarck er auch iſt/ es nicht von einander wehen und zerſtreu-
en kan/ welches denn von ſolchen Barbariſchen Leuten zu ſe-
hen/ nicht wenig zuverwundern und ſolch Stroh fuͤhren ſie al-
ſo aller Orthen hin zuverkauffen zum Futter vor das Vieh im
Lande.

Allhier am Nilo ſind viel groſſe Raͤder zu ſehen/ unter
welchen tieffe von Steinen außgeſetzte und gewoͤlbte Gruͤben/
worinnen ſich das Waſſer ſamlet/ welches hernach durch viel
groſſe dicke Hafen/ oder Toͤpffe von zwey Ochſen/ ſo am Ra-
de ziehen/ herauß und ins Felde geleitet wird daſſelbe damit zu
waͤſſern und zu feuchten.

Um dieſe Gegend herum hats ſehr boͤſe raͤuberiſche Leute/
die auch wol um eines Hellers willẽ einen Frembden erſchlagen
ſollen/ wie wir denn deßwegen auß unſerm Schiffe mit keinem
Fuſſe aufs Land treten doͤrfften/ wo wir nicht den Janitſcha-
ren allewege zur Salvaguardi mit genommen.

Den 5. Junij und die folgende Nacht war es gantz ſtille
vom Winde/ dahero die Mohren das Schiff meiſt mit Seilen
auf dem Lande ziehen/ ja wir auch endlich unter einem Egypti-

ſchen
T 3
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[147/0153] Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung. bey welchem ein ſchoͤner Wald von lauter Palmen und Gra- nat-Baͤumen/ dahero denn dieſes Orths die Granat-Aepffel gar wolfeillſeyn und einer zweyer Haͤnde groß mehr nicht gilt/ als einen Aſper/ das iſt vier Pfennige. Nicht weit von dieſem Walde iſt zwiſchen zweyen kleinen Huͤgeln der Orth/ wo der Nilus in die Stadt Alexandriam ge- fuͤhret wird. Auch fuhren mit uns zugleich von Roſſeto auß noch etzli- che andere Schiffe mit zerhackten Stroh ohne Gefaͤhr eines Gliedes lang beladen. Soll ſo viel ſeyn/ als bey uns der Hecker- ling. Daſſelbe koͤnnen ſie artig laden/ und in einander ſchrenckẽ/ daß/ uneracht es hoch uͤbers Schiff gehet/ dennoch der Wind/ wie ſtarck er auch iſt/ es nicht von einander wehen und zerſtreu- en kan/ welches denn von ſolchen Barbariſchen Leuten zu ſe- hen/ nicht wenig zuverwundern und ſolch Stroh fuͤhren ſie al- ſo aller Orthen hin zuverkauffen zum Futter vor das Vieh im Lande. Allhier am Nilo ſind viel groſſe Raͤder zu ſehen/ unter welchen tieffe von Steinen außgeſetzte und gewoͤlbte Gruͤben/ worinnen ſich das Waſſer ſamlet/ welches hernach durch viel groſſe dicke Hafen/ oder Toͤpffe von zwey Ochſen/ ſo am Ra- de ziehen/ herauß und ins Felde geleitet wird daſſelbe damit zu waͤſſern und zu feuchten. Um dieſe Gegend herum hats ſehr boͤſe raͤuberiſche Leute/ die auch wol um eines Hellers willẽ einen Frembden erſchlagen ſollen/ wie wir denn deßwegen auß unſerm Schiffe mit keinem Fuſſe aufs Land treten doͤrfften/ wo wir nicht den Janitſcha- ren allewege zur Salvaguardi mit genommen. Den 5. Junij und die folgende Nacht war es gantz ſtille vom Winde/ dahero die Mohren das Schiff meiſt mit Seilen auf dem Lande ziehen/ ja wir auch endlich unter einem Egypti- ſchen T 3

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Zitationshilfe: Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666. , S. 147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neitschitz_reise_1666/153>, abgerufen am 25.04.2024.