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Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666.

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Siebenjährige Welt-Beschauung.
den. Auch wird zum wenigsten das Wasser in den Städten
von Camelen in grossen weiten ledern Schläuchen und Säcke zu
kauffe von Gassen zu Gassen umgeführet. Und wiewol es in
Egypten zu Winters Zeit zuweilen etwas zu regnen pfleget/
so gibts doch allda weder Schnee noch Eiß.

Vorgedachten 7. Junij früh gegen Morgen sind wir
Bocca de Damiata vorbey passiret. Drauff habe ich einen
kleinen Esel/ dergleichen man in den grossen Städten stat der
Pferde zubrauchen pfleget/ wenn man weitläuftigkeit halben
weit zugehen hat/ um etzliche Mettin gemüthet und noch
einem andern dabey/ welcher meine Sachen getragen/ und
bin also vollends/ biß nach Babylon/ geritten/ um daselbst
mich auch umzusehen und zuerfahren/ was es mit dieser be-
rühmten Stadt vor Gelegenheit habe.

Der Weg von Bulaco biß hieher/ wie auch diese gantze
Gegend herum ist lauter tieffer Sand/ iedoch gleichwol mit
schönen grünen Palmen-Bäumen bewachsen/ welches gar
lustig zusehen ist.

Ehe und bevor ich aber fort reiten und reisen dorffte
muste ich denen Türcken alle meine bey mir habende Sachen
durchsuchen lassen/ um zuvor davon den gewöhnlichen Tri-
but/ oder Zoll zuentrichten/ wo etwas drunter wäre/ das
verzollet werden müste. Weil ich mich aber gutwillig darzu
stellete/ begehrten sie so genau nicht zusuchen und liessen sich
mit einem geringen Trinckgelde vergnügen/ ich aber hät-
te gar wohl die kostbaresten Sachen durchbringen können/
die sich sonst nur selber im Felleiß zuverwahren geschickt hät-
ten.

Bin also im Namen deß HErrn fortgeritten und gegen
Mittag in Gran Cair, oder Babylon einkommen/ da ich Gott von

Her-
V 2

Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung.
den. Auch wird zum wenigſten das Waſſer in den Staͤdten
von Camelen in groſſen weiten ledern Schlaͤuchẽ und Saͤcke zu
kauffe von Gaſſen zu Gaſſen umgefuͤhret. Und wiewol es in
Egypten zu Winters Zeit zuweilen etwas zu regnen pfleget/
ſo gibts doch allda weder Schnee noch Eiß.

Vorgedachten 7. Junij fruͤh gegen Morgen ſind wir
Bocca de Damiata vorbey paſſiret. Drauff habe ich einen
kleinen Eſel/ dergleichen man in den groſſen Staͤdten ſtat der
Pferde zubrauchen pfleget/ wenn man weitlaͤuftigkeit halben
weit zugehen hat/ um etzliche Mettin gemuͤthet und noch
einem andern dabey/ welcher meine Sachen getragen/ und
bin alſo vollends/ biß nach Babylon/ geritten/ um daſelbſt
mich auch umzuſehen und zuerfahren/ was es mit dieſer be-
ruͤhmten Stadt vor Gelegenheit habe.

Der Weg von Bulaco biß hieher/ wie auch dieſe gantze
Gegend herum iſt lauter tieffer Sand/ iedoch gleichwol mit
ſchoͤnen gruͤnen Palmen-Baͤumen bewachſen/ welches gar
luſtig zuſehen iſt.

Ehe und bevor ich aber fort reiten und reiſen dorffte
muſte ich denen Tuͤrcken alle meine bey mir habende Sachen
durchſuchen laſſen/ um zuvor davon den gewoͤhnlichen Tri-
but/ oder Zoll zuentrichten/ wo etwas drunter waͤre/ das
verzollet werden muͤſte. Weil ich mich aber gutwillig darzu
ſtellete/ begehrten ſie ſo genau nicht zuſuchen und lieſſen ſich
mit einem geringen Trinckgelde vergnuͤgen/ ich aber haͤt-
te gar wohl die koſtbareſten Sachen durchbringen koͤnnen/
die ſich ſonſt nur ſelber im Felleiß zuverwahren geſchickt haͤt-
ten.

Bin alſo im Namen deß HErꝛn fortgeritten und gegen
Mittag in Gran Cair, oder Babylon einkom̃en/ da ich Gott von

Her-
V 2
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[153/0159] Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung. den. Auch wird zum wenigſten das Waſſer in den Staͤdten von Camelen in groſſen weiten ledern Schlaͤuchẽ und Saͤcke zu kauffe von Gaſſen zu Gaſſen umgefuͤhret. Und wiewol es in Egypten zu Winters Zeit zuweilen etwas zu regnen pfleget/ ſo gibts doch allda weder Schnee noch Eiß. Vorgedachten 7. Junij fruͤh gegen Morgen ſind wir Bocca de Damiata vorbey paſſiret. Drauff habe ich einen kleinen Eſel/ dergleichen man in den groſſen Staͤdten ſtat der Pferde zubrauchen pfleget/ wenn man weitlaͤuftigkeit halben weit zugehen hat/ um etzliche Mettin gemuͤthet und noch einem andern dabey/ welcher meine Sachen getragen/ und bin alſo vollends/ biß nach Babylon/ geritten/ um daſelbſt mich auch umzuſehen und zuerfahren/ was es mit dieſer be- ruͤhmten Stadt vor Gelegenheit habe. Der Weg von Bulaco biß hieher/ wie auch dieſe gantze Gegend herum iſt lauter tieffer Sand/ iedoch gleichwol mit ſchoͤnen gruͤnen Palmen-Baͤumen bewachſen/ welches gar luſtig zuſehen iſt. Ehe und bevor ich aber fort reiten und reiſen dorffte muſte ich denen Tuͤrcken alle meine bey mir habende Sachen durchſuchen laſſen/ um zuvor davon den gewoͤhnlichen Tri- but/ oder Zoll zuentrichten/ wo etwas drunter waͤre/ das verzollet werden muͤſte. Weil ich mich aber gutwillig darzu ſtellete/ begehrten ſie ſo genau nicht zuſuchen und lieſſen ſich mit einem geringen Trinckgelde vergnuͤgen/ ich aber haͤt- te gar wohl die koſtbareſten Sachen durchbringen koͤnnen/ die ſich ſonſt nur ſelber im Felleiß zuverwahren geſchickt haͤt- ten. Bin alſo im Namen deß HErꝛn fortgeritten und gegen Mittag in Gran Cair, oder Babylon einkom̃en/ da ich Gott von Her- V 2

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Zitationshilfe: Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666. , S. 153. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neitschitz_reise_1666/159>, abgerufen am 29.03.2024.