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Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666.

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Siebenjährige Welt-Beschauung.
zwey grosse Feigen-Bäume/ deren Holtz gar bewehrt vor das
Fieber seyn soll/ wenn man davon trincket/ weßwegen ich denn
wundershalben auch etwas davon geschnidten und zu mir ge-
stecket und kan mit Warheit sagen/ daß dasselbe bey mir gewach-
sen und zugenommen/ wie und auf was masse/ kan ich nicht
wissen/ massen ichs wol so eigentlich in acht genommen/ als ich
immermehr gekont/ sonst hätte ich leicht gedencken können/ als
wenn mirs iemand heimlich außgewechselt gehabt.

Das soll der Garte seyn/ worinnen sich die Jungfrau
Marie mit dem lieben Jesulein sieben Jahr lang in ihrem Exi-
lio
vor Herode auff gehalten und hält iederman dafür/ daß
davon dieser Baum solche vorgedachte Krafft bekommen/ wie
denn auch mehr betheuret wird/ daß dersolbe vordessen ein
außgehöltes Loch gehabt/ wie die holen Bäume zu haben pfle-
gen/ worein kein uneheliches Kind steigen/ oder kriegen können/
wiewols ietzo nun von den Türcken auß Neid gegen die Christen
verderbet ist.

Auch ist in solchem Garten ein Brunn von trefflichen
klaren und gesunden Wasser. Und ehe man in den Garten köm-
met/ ist ein Hauß und mitten in demselben eine mit Steinen
angesetzte Cistern, oder Wasser-Hälter/ in welchem ein schönes
klares und gesundes Wasser/ so tieff/ daß es einen biß unter die
Arm gehet. An der Mauer dabey ist ein viereckicht Loch zwey
Spannen hoch/ darinnen stets eine brennende Lampe zu fin-
den/ unten im Loche ist eine weisse helle Marmelsteinerne Schei-
be/ wie ein ziemlicher Teller/ oben aber und an den Seiten/
braun grünlicht und grauer Marmel/ damit das Loch außge-
setzt und gleich wie getäffelt ist. Jn solch Loch soll die Jungfrau
Maria offt und viel ihr Kindlein gesetzet haben/ wie die Egy-
ptier für geben. Jch hatte im Willen/ zum Warzeichen ein Stück
davon abzubrechen und mit zu nehmen/ allein es ward

mir

Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung.
zwey groſſe Feigen-Baͤume/ deren Holtz gar bewehrt vor das
Fieber ſeyn ſoll/ wenn man davon trincket/ weßwegen ich denn
wundershalben auch etwas davon geſchnidten und zu mir ge-
ſtecket uñ kan mit Warheit ſagen/ daß daſſelbe bey mir gewach-
ſen und zugenommen/ wie und auf was maſſe/ kan ich nicht
wiſſen/ maſſen ichs wol ſo eigentlich in acht genommen/ als ich
immermehr gekont/ ſonſt haͤtte ich leicht gedencken koͤnnen/ als
wenn mirs iemand heimlich außgewechſelt gehabt.

Das ſoll der Garte ſeyn/ worinnen ſich die Jungfrau
Marie mit dem lieben Jeſulein ſieben Jahr lang in ihrem Exi-
lio
vor Herode auff gehalten und haͤlt iederman dafuͤr/ daß
davon dieſer Baum ſolche vorgedachte Krafft bekommen/ wie
denn auch mehr betheuret wird/ daß derſolbe vordeſſen ein
außgehoͤltes Loch gehabt/ wie die holen Baͤume zu haben pfle-
gen/ worein kein uneheliches Kind ſteigen/ oder kriegen koͤnnen/
wiewols ietzo nun von den Tuͤrcken auß Neid gegen die Chriſten
verderbet iſt.

Auch iſt in ſolchem Garten ein Brunn von trefflichen
klaren und geſunden Waſſer. Und ehe man in den Garten koͤm-
met/ iſt ein Hauß und mitten in demſelben eine mit Steinen
angeſetzte Ciſtern, oder Waſſer-Haͤlter/ in welchem ein ſchoͤnes
klares und geſundes Waſſer/ ſo tieff/ daß es einen biß unter die
Arm gehet. An der Mauer dabey iſt ein viereckicht Loch zwey
Spannen hoch/ darinnen ſtets eine brennende Lampe zu fin-
den/ unten im Loche iſt eine weiſſe helle Marmelſteinerne Schei-
be/ wie ein ziemlicher Teller/ oben aber und an den Seiten/
braun gruͤnlicht und grauer Marmel/ damit das Loch außge-
ſetzt und gleich wie getaͤffelt iſt. Jn ſolch Loch ſoll die Jungfrau
Maria offt und viel ihr Kindlein geſetzet haben/ wie die Egy-
ptier fuͤr geben. Jch hatte im Willen/ zum Waꝛzeichen ein Stuͤck
davon abzubrechen und mit zu nehmen/ allein es ward

mir
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[164/0170] Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung. zwey groſſe Feigen-Baͤume/ deren Holtz gar bewehrt vor das Fieber ſeyn ſoll/ wenn man davon trincket/ weßwegen ich denn wundershalben auch etwas davon geſchnidten und zu mir ge- ſtecket uñ kan mit Warheit ſagen/ daß daſſelbe bey mir gewach- ſen und zugenommen/ wie und auf was maſſe/ kan ich nicht wiſſen/ maſſen ichs wol ſo eigentlich in acht genommen/ als ich immermehr gekont/ ſonſt haͤtte ich leicht gedencken koͤnnen/ als wenn mirs iemand heimlich außgewechſelt gehabt. Das ſoll der Garte ſeyn/ worinnen ſich die Jungfrau Marie mit dem lieben Jeſulein ſieben Jahr lang in ihrem Exi- lio vor Herode auff gehalten und haͤlt iederman dafuͤr/ daß davon dieſer Baum ſolche vorgedachte Krafft bekommen/ wie denn auch mehr betheuret wird/ daß derſolbe vordeſſen ein außgehoͤltes Loch gehabt/ wie die holen Baͤume zu haben pfle- gen/ worein kein uneheliches Kind ſteigen/ oder kriegen koͤnnen/ wiewols ietzo nun von den Tuͤrcken auß Neid gegen die Chriſten verderbet iſt. Auch iſt in ſolchem Garten ein Brunn von trefflichen klaren und geſunden Waſſer. Und ehe man in den Garten koͤm- met/ iſt ein Hauß und mitten in demſelben eine mit Steinen angeſetzte Ciſtern, oder Waſſer-Haͤlter/ in welchem ein ſchoͤnes klares und geſundes Waſſer/ ſo tieff/ daß es einen biß unter die Arm gehet. An der Mauer dabey iſt ein viereckicht Loch zwey Spannen hoch/ darinnen ſtets eine brennende Lampe zu fin- den/ unten im Loche iſt eine weiſſe helle Marmelſteinerne Schei- be/ wie ein ziemlicher Teller/ oben aber und an den Seiten/ braun gruͤnlicht und grauer Marmel/ damit das Loch außge- ſetzt und gleich wie getaͤffelt iſt. Jn ſolch Loch ſoll die Jungfrau Maria offt und viel ihr Kindlein geſetzet haben/ wie die Egy- ptier fuͤr geben. Jch hatte im Willen/ zum Waꝛzeichen ein Stuͤck davon abzubrechen und mit zu nehmen/ allein es ward mir

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Zitationshilfe: Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666. , S. 164. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neitschitz_reise_1666/170>, abgerufen am 16.04.2024.