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Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666.

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Siebenjährige Welt-Beschauung.
Orthen der Christenheit/ dahin sie von den Seefahrenden ge-
bracht werden/ vor Trinckgeschirre gebraucht werden.

Am Strande deß Meeres habe ich auch grosse weisse Co-
rallen-Aeste mit vielen Zacken in grosser Menge gefunden/ und
wachsen in diesem Meere unter dem Wasser rechte hohe Co-
rallen-Bäume mit vielen Aesten und Zweigen/ wie ich mit
Verwunderung gesehen: Und sind solche Bäume so starck und
dicke/ daß offtmahls die Schiffe/ wenn sie anfahren/ sich
dran zerstossen und zu Stücken gehen.

So gibts auch in diesem Meere allerhand seltzame Thiere
als Meerhunde/ welche die Menschen fressen/ Meer-Männer
oder Meer Wunder welche oben Menschen-Gestalt/ unten a-
ber Fisch Gestalt haben/ wie ich denn zu Babylon in Egypten
oder Kair bey einem Franzosen eine gantze Hand von derglei-
chen Meer Menschen gesehen/ welche die gantze Gestalt einer
Menschen-Hand mit Gliedern/ Haut und Nägeln hatte/ nur
daß die Finger mit einem dünnen Häutlein zusammen giengen
und hiengen/ wie an Gänsen/ Aenten und andern schwimmenden
Thieren zu sehen ist.

Dieser Franzose/ welcher ein Goldschmiede war/ war
gar ein sonderbarer Liebhaber dergleichen fremder und wun-
derbarer Thiere/ wie er denn auch unter andern Fische hatte
mit Fliegeln/ dergleichen ich auch hernach gar viel zu Ptoloma-
dis,
welches gar eine berühmte Stadt ist im heiligen Lande/
aus dem Meere fliegen sehen/ auch hat er zwey lebendige Cro-
codil/ ein Cameleon/ welches ein kleines Thierlein ist und aller-
ley Farben an sich nehmen kan/ bey denen es liegt/
oder zu welchen es kömmet/ deßgleichen gantz weise
rothsprencklichte und von Gifft gantz gleissende Egypti-
sche Schlangen/ welche vorn am Kopffe zwey weisse
Hörner haben/ sammt andern viel seltzamen gifftigen

Thie-

Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung.
Orthen der Chriſtenheit/ dahin ſie von den Seefahrenden ge-
bracht werden/ vor Trinckgeſchirre gebraucht werden.

Am Strande deß Meeres habe ich auch groſſe weiſſe Co-
rallen-Aeſte mit vielen Zacken in groſſer Menge gefunden/ und
wachſen in dieſem Meere unter dem Waſſer rechte hohe Co-
rallen-Baͤume mit vielen Aeſten und Zweigen/ wie ich mit
Verwunderung geſehen: Und ſind ſolche Baͤume ſo ſtarck und
dicke/ daß offtmahls die Schiffe/ wenn ſie anfahren/ ſich
dran zerſtoſſen und zu Stuͤcken gehen.

So gibts auch in dieſem Meere allerhand ſeltzame Thiere
als Meerhunde/ welche die Menſchen freſſen/ Meer-Maͤnner
oder Meer Wunder welche oben Menſchen-Geſtalt/ unten a-
ber Fiſch Geſtalt haben/ wie ich denn zu Babylon in Egypten
oder Kair bey einem Franzoſen eine gantze Hand von derglei-
chen Meer Menſchen geſehen/ welche die gantze Geſtalt einer
Menſchen-Hand mit Gliedern/ Haut und Naͤgeln hatte/ nur
daß die Finger mit einem duͤnnen Haͤutlein zuſammen giengen
und hiengen/ wie an Gaͤnſen/ Aenten und andern ſchwim̃enden
Thieren zu ſehen iſt.

Dieſer Franzoſe/ welcher ein Goldſchmiede war/ war
gar ein ſonderbarer Liebhaber dergleichen fremder und wun-
derbarer Thiere/ wie er denn auch unter andern Fiſche hatte
mit Fliegeln/ dergleichen ich auch hernach gar viel zu Ptoloma-
dis,
welches gar eine beruͤhmte Stadt iſt im heiligen Lande/
aus dem Meere fliegen ſehen/ auch hat er zwey lebendige Cro-
codil/ ein Cameleon/ welches ein kleines Thierlein iſt und aller-
ley Farben an ſich nehmen kan/ bey denen es liegt/
oder zu welchen es koͤmmet/ deßgleichen gantz weiſe
rothſprencklichte und von Gifft gantz gleiſſende Egypti-
ſche Schlangen/ welche vorn am Kopffe zwey weiſſe
Hoͤrner haben/ ſammt andern viel ſeltzamen gifftigen

Thie-
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[229/0235] Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung. Orthen der Chriſtenheit/ dahin ſie von den Seefahrenden ge- bracht werden/ vor Trinckgeſchirre gebraucht werden. Am Strande deß Meeres habe ich auch groſſe weiſſe Co- rallen-Aeſte mit vielen Zacken in groſſer Menge gefunden/ und wachſen in dieſem Meere unter dem Waſſer rechte hohe Co- rallen-Baͤume mit vielen Aeſten und Zweigen/ wie ich mit Verwunderung geſehen: Und ſind ſolche Baͤume ſo ſtarck und dicke/ daß offtmahls die Schiffe/ wenn ſie anfahren/ ſich dran zerſtoſſen und zu Stuͤcken gehen. So gibts auch in dieſem Meere allerhand ſeltzame Thiere als Meerhunde/ welche die Menſchen freſſen/ Meer-Maͤnner oder Meer Wunder welche oben Menſchen-Geſtalt/ unten a- ber Fiſch Geſtalt haben/ wie ich denn zu Babylon in Egypten oder Kair bey einem Franzoſen eine gantze Hand von derglei- chen Meer Menſchen geſehen/ welche die gantze Geſtalt einer Menſchen-Hand mit Gliedern/ Haut und Naͤgeln hatte/ nur daß die Finger mit einem duͤnnen Haͤutlein zuſammen giengen und hiengen/ wie an Gaͤnſen/ Aenten und andern ſchwim̃enden Thieren zu ſehen iſt. Dieſer Franzoſe/ welcher ein Goldſchmiede war/ war gar ein ſonderbarer Liebhaber dergleichen fremder und wun- derbarer Thiere/ wie er denn auch unter andern Fiſche hatte mit Fliegeln/ dergleichen ich auch hernach gar viel zu Ptoloma- dis, welches gar eine beruͤhmte Stadt iſt im heiligen Lande/ aus dem Meere fliegen ſehen/ auch hat er zwey lebendige Cro- codil/ ein Cameleon/ welches ein kleines Thierlein iſt und aller- ley Farben an ſich nehmen kan/ bey denen es liegt/ oder zu welchen es koͤmmet/ deßgleichen gantz weiſe rothſprencklichte und von Gifft gantz gleiſſende Egypti- ſche Schlangen/ welche vorn am Kopffe zwey weiſſe Hoͤrner haben/ ſammt andern viel ſeltzamen gifftigen Thie-

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Zitationshilfe: Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666. , S. 229. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neitschitz_reise_1666/235>, abgerufen am 19.04.2024.