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Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666.

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Siebenjährige Welt-Beschauung.

WEr dahin will/ muß abermals die Gelegenheit wol in
acht nehmen/ daß er mit reiset/ wenn die Caravanen und
und sehr starcke Gespanschafften dahin reisen. Denn weil
nicht allein der Weg an sich selber rauh und wüste/ sondern
auch weit und um der grausamen Rauberey willen sehr gefähr-
lich/ so dörffen sich wenig dahin nicht wagen/ sondern müssen
Hauffenweise reisen/ als wenn sie für einen Feind ziehen wol-
ten. Da gehöret Proviant/ Volck und munition darzu.

Man rechnets von Alkair biß nach Medina auf 1000.
Welsche Meilen und darüber bringen sie zu sechs Wochen und
wissen sich unterwegs nichts ums Geld zuerholen/ darum denn
alles mit nachgeschleppet werden muß und hat mich nur wun-
der genommen/ daß die armen Leute so blind seyn und einem
solchen Verführer und Betrüger zugefallen wie der Mahomet
gewesen ist/ so viel Unkosten/ Gefahr und Mühe aufwenden
und nach seiner Gebuhrt und Begräbnüß-Stadt ziehen und
Walfahrten. Der rechte Weg aber von Alkair gehet auf das
Städtlein Sues zu/ alwo sich Egypten und Arabien theilen und
scheiden.

Von diesem Städtlein hat man noch biß nach Mecha
zwantzig Teutsche Meilen. Dasselbe ist zwar eine offene/ iedoch
mit dem Gebürge fast verwahret und wie befestiget und ist ge-
legen in dem Theil Arabien/ daß man das glückselige Arabien
heisset. Da soll der Mahomet gebohren seyn. Die Kirche
stehet mitten in der Stadt und etwas in die Erde hinein/ daß
man etzliche Stuffen hinunter steigen muß und von aussen her-
um sind allerhand Kramläden. Mitten in der Kirchen ist das
Hauß deß Ertzvaters Abrahams welches weiland der Ertz-
Vater Abraham erbauet und bewohnet haben soll/ dahero der
Orth gar heilig gehalten wird und henget voll brennender
Lampen/ oben aber gehet ein Loch hinein/ dadurch der Tage in
die Kirche fället.


Nechst
H h 2
Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung.

WEr dahin will/ muß abermals die Gelegenheit wol in
acht nehmen/ daß er mit reiſet/ wenn die Caravanen und
und ſehr ſtarcke Geſpanſchafften dahin reiſen. Denn weil
nicht allein der Weg an ſich ſelber rauh und wuͤſte/ ſondern
auch weit und um deꝛ grauſamen Rauberey willen ſehr gefaͤhr-
lich/ ſo doͤrffen ſich wenig dahin nicht wagen/ ſondern muͤſſen
Hauffenweiſe reiſen/ als wenn ſie fuͤr einen Feind ziehen wol-
ten. Da gehoͤret Proviant/ Volck und munition darzu.

Man rechnets von Alkair biß nach Medina auf 1000.
Welſche Meilen und daruͤber bringen ſie zu ſechs Wochen und
wiſſen ſich unterwegs nichts ums Geld zuerholen/ darum deñ
alles mit nachgeſchleppet werden muß und hat mich nur wun-
der genommen/ daß die armen Leute ſo blind ſeyn und einem
ſolchen Verfuͤhrer und Betruͤger zugefallen wie der Mahomet
geweſen iſt/ ſo viel Unkoſten/ Gefahr und Muͤhe aufwenden
und nach ſeiner Gebuhrt und Begraͤbnuͤß-Stadt ziehen und
Walfahrten. Der rechte Weg aber von Alkair gehet auf das
Staͤdtlein Sues zu/ alwo ſich Egypten und Arabien theilen und
ſcheiden.

Von dieſem Staͤdtlein hat man noch biß nach Mecha
zwantzig Teutſche Meilen. Daſſelbe iſt zwar eine offene/ iedoch
mit dem Gebuͤrge faſt verwahret und wie befeſtiget und iſt ge-
legen in dem Theil Arabien/ daß man das gluͤckſelige Arabien
heiſſet. Da ſoll der Mahomet gebohren ſeyn. Die Kirche
ſtehet mitten in der Stadt und etwas in die Erde hinein/ daß
man etzliche Stuffen hinunter ſteigen muß und von auſſen her-
um ſind allerhand Kramlaͤden. Mitten in der Kirchen iſt das
Hauß deß Ertzvaters Abrahams welches weiland der Ertz-
Vater Abraham erbauet und bewohnet haben ſoll/ dahero der
Orth gar heilig gehalten wird und henget voll brennender
Lampen/ oben aber gehet ein Loch hinein/ dadurch der Tage in
die Kirche faͤllet.


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[241/0247] Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung. WEr dahin will/ muß abermals die Gelegenheit wol in acht nehmen/ daß er mit reiſet/ wenn die Caravanen und und ſehr ſtarcke Geſpanſchafften dahin reiſen. Denn weil nicht allein der Weg an ſich ſelber rauh und wuͤſte/ ſondern auch weit und um deꝛ grauſamen Rauberey willen ſehr gefaͤhr- lich/ ſo doͤrffen ſich wenig dahin nicht wagen/ ſondern muͤſſen Hauffenweiſe reiſen/ als wenn ſie fuͤr einen Feind ziehen wol- ten. Da gehoͤret Proviant/ Volck und munition darzu. Man rechnets von Alkair biß nach Medina auf 1000. Welſche Meilen und daruͤber bringen ſie zu ſechs Wochen und wiſſen ſich unterwegs nichts ums Geld zuerholen/ darum deñ alles mit nachgeſchleppet werden muß und hat mich nur wun- der genommen/ daß die armen Leute ſo blind ſeyn und einem ſolchen Verfuͤhrer und Betruͤger zugefallen wie der Mahomet geweſen iſt/ ſo viel Unkoſten/ Gefahr und Muͤhe aufwenden und nach ſeiner Gebuhrt und Begraͤbnuͤß-Stadt ziehen und Walfahrten. Der rechte Weg aber von Alkair gehet auf das Staͤdtlein Sues zu/ alwo ſich Egypten und Arabien theilen und ſcheiden. Von dieſem Staͤdtlein hat man noch biß nach Mecha zwantzig Teutſche Meilen. Daſſelbe iſt zwar eine offene/ iedoch mit dem Gebuͤrge faſt verwahret und wie befeſtiget und iſt ge- legen in dem Theil Arabien/ daß man das gluͤckſelige Arabien heiſſet. Da ſoll der Mahomet gebohren ſeyn. Die Kirche ſtehet mitten in der Stadt und etwas in die Erde hinein/ daß man etzliche Stuffen hinunter ſteigen muß und von auſſen her- um ſind allerhand Kramlaͤden. Mitten in der Kirchen iſt das Hauß deß Ertzvaters Abrahams welches weiland der Ertz- Vater Abraham erbauet und bewohnet haben ſoll/ dahero der Orth gar heilig gehalten wird und henget voll brennender Lampen/ oben aber gehet ein Loch hinein/ dadurch der Tage in die Kirche faͤllet. Nechſt H h 2

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Zitationshilfe: Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666. , S. 241. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neitschitz_reise_1666/247>, abgerufen am 25.04.2024.