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Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666.

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Siebenjährige Welt-Beschauung.

Der Weg war sehr lustig. Erstlich sind wir zwischen lau-
ter lustigen Gärten/ hernach durch Tannen-Bäume/ die nie-
drig und dicke von Zweigen waren und sich weit ausbreiteten/
hingeritten und endlich zwischen gar viel Oehl-Feigen- und Jo-
hannis-Brodt-Bäumen/ da wir uns denn mit dergleichen
Früchten wol ergetzten/ weils niemand gewehret/ noch ver-
boten war zu nehmen und abzubrechen/ wie viel ihm beliebte/
sintemal solche Bäume da stehen im freyen Felde/ als wilde
Bäume/ die niemand achtet und wartet/ gleich wie bey uns
hier zu Lande die wilden Holtz-Aepffel und Birn-Bäu-
me.

Das Johannis-Brodt war gleich damahls reiff und sa-
he so schön schwartz braun aus/ als mans hieraussen bey uns
in den Apothecken/ oder Zucker Krämen bekömmet. Allein
frisch also zu essen ists gar eine sonderliche angenehme Frucht/
wie wir uns denn wohl drinnen hielten und deß Abgefal-
lenen nicht achteten/ sondern nach dem besten griffen wie
es denn zu gehen pfleget/ daß/ ie mehr man eines Din-
ges hat/ ie mehr man auch darinnen wehlet und sich
immer zuverbessern gedencket/ biß es endlich abnim-
met.

Hierauff bekamen wir das mittel-Meer gar nahe
an die rechte Hand/ über welches wir kein Land erkennen
konten. Zur lincken Hand hatten wir Gebürge und gar
nahe wiewol nicht gar hoch/ welches auch voll grün Gebüsche
und Johannis-Brot-Bäume stund.

Mittags nahmen wir unsere Ruhe bey einem Dorffe/
Bariasch genannt/ unter einem Johannis-Brodt-Bau-
me und verzehreten allda unsere Mittags-Mahlzeit: Un-
sere Pferde aber bunden wir derweil am Meere an

Oehl-
Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung.

Der Weg war ſehr luſtig. Erſtlich ſind wir zwiſchen lau-
ter luſtigen Gaͤrten/ hernach durch Tannen-Baͤume/ die nie-
drig und dicke von Zweigen waren und ſich weit ausbreiteten/
hingeritten und endlich zwiſchen gar viel Oehl-Feigen- und Jo-
hannis-Brodt-Baͤumen/ da wir uns denn mit dergleichen
Fruͤchten wol ergetzten/ weils niemand gewehret/ noch ver-
boten war zu nehmen und abzubrechen/ wie viel ihm beliebte/
ſintemal ſolche Baͤume da ſtehen im freyen Felde/ als wilde
Baͤume/ die niemand achtet und wartet/ gleich wie bey uns
hier zu Lande die wilden Holtz-Aepffel und Birn-Baͤu-
me.

Das Johannis-Brodt war gleich damahls reiff und ſa-
he ſo ſchoͤn ſchwartz braun aus/ als mans hierauſſen bey uns
in den Apothecken/ oder Zucker Kraͤmen bekoͤmmet. Allein
friſch alſo zu eſſen iſts gar eine ſonderliche angenehme Frucht/
wie wir uns denn wohl drinnen hielten und deß Abgefal-
lenen nicht achteten/ ſondern nach dem beſten griffen wie
es denn zu gehen pfleget/ daß/ ie mehr man eines Din-
ges hat/ ie mehr man auch darinnen wehlet und ſich
immer zuverbeſſern gedencket/ biß es endlich abnim-
met.

Hierauff bekamen wir das mittel-Meer gar nahe
an die rechte Hand/ uͤber welches wir kein Land erkennen
konten. Zur lincken Hand hatten wir Gebuͤrge und gar
nahe wiewol nicht gar hoch/ welches auch voll gruͤn Gebuͤſche
und Johannis-Brot-Baͤume ſtund.

Mittags nahmen wir unſere Ruhe bey einem Dorffe/
Bariaſch genannt/ unter einem Johannis-Brodt-Bau-
me und verzehreten allda unſere Mittags-Mahlzeit: Un-
ſere Pferde aber bunden wir derweil am Meere an

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[261/0267] Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung. Der Weg war ſehr luſtig. Erſtlich ſind wir zwiſchen lau- ter luſtigen Gaͤrten/ hernach durch Tannen-Baͤume/ die nie- drig und dicke von Zweigen waren und ſich weit ausbreiteten/ hingeritten und endlich zwiſchen gar viel Oehl-Feigen- und Jo- hannis-Brodt-Baͤumen/ da wir uns denn mit dergleichen Fruͤchten wol ergetzten/ weils niemand gewehret/ noch ver- boten war zu nehmen und abzubrechen/ wie viel ihm beliebte/ ſintemal ſolche Baͤume da ſtehen im freyen Felde/ als wilde Baͤume/ die niemand achtet und wartet/ gleich wie bey uns hier zu Lande die wilden Holtz-Aepffel und Birn-Baͤu- me. Das Johannis-Brodt war gleich damahls reiff und ſa- he ſo ſchoͤn ſchwartz braun aus/ als mans hierauſſen bey uns in den Apothecken/ oder Zucker Kraͤmen bekoͤmmet. Allein friſch alſo zu eſſen iſts gar eine ſonderliche angenehme Frucht/ wie wir uns denn wohl drinnen hielten und deß Abgefal- lenen nicht achteten/ ſondern nach dem beſten griffen wie es denn zu gehen pfleget/ daß/ ie mehr man eines Din- ges hat/ ie mehr man auch darinnen wehlet und ſich immer zuverbeſſern gedencket/ biß es endlich abnim- met. Hierauff bekamen wir das mittel-Meer gar nahe an die rechte Hand/ uͤber welches wir kein Land erkennen konten. Zur lincken Hand hatten wir Gebuͤrge und gar nahe wiewol nicht gar hoch/ welches auch voll gruͤn Gebuͤſche und Johannis-Brot-Baͤume ſtund. Mittags nahmen wir unſere Ruhe bey einem Dorffe/ Bariaſch genannt/ unter einem Johannis-Brodt-Bau- me und verzehreten allda unſere Mittags-Mahlzeit: Un- ſere Pferde aber bunden wir derweil am Meere an Oehl-

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Zitationshilfe: Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666. , S. 261. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neitschitz_reise_1666/267>, abgerufen am 29.03.2024.