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Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666.

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Siebenjährige Welt-Beschauung.
ter stürtzen. Jst ein sehr hoher Berg und der Orth gantz jeh
hinab. Gegen über war ein sehr böser abhengender steinigter
Thaal/ der sich biß an das weite und ebene Campo, Esdrelon in
der Schrifft genannt zwischen sehr nahe zusammen gelegenen
hohen grünem Gebürge/ von welchem Campo wir an seinem
Orte weiter reden wollen.

Darnach kamen wir zu dem Felß/ worinnen sich Chri-
stus verborgen haben solle/ vor der Jüden Grimm/ da sie ihn
den vorgedachten Felß hinab stürtzen wollen und er ihren
Händen entgangen ist/ und wird für gewiß ausgegeben/ daß
sich solcher Felß selber solle haben voneinander gethan und den
HErrn JEsum/ als ein armes gescheuchtes Täubelein/ auf-
genommen. Er ist fast/ wie eine Triangul mit drey Spitzen.
Die Orientalischen Griechischen Christen haben ihn hernach
besser und tieffer ausgehauen/ damit sie Messe drinnen halten
können.

Oben auf diesem Felsen kan man sich über die masse lustig
umsehen und sonderlich abermals das schöne weite Feld Esdre-
lon.
Dasselbe liegt zwischen den Bergen Thabor/ Hermon und
und Gilboa und fleußt der Bach Kison dahindurch. Jn diesem
Felde sind viel blutige Schlachten geschehen/ nemlich da Gi-
deon die Midianiter geschlagen/ Saul von den Philistern/
worauf derselbe verzweifelt und sich mit seinem eigenen
Schwerte erstochen hat und andere mehr.

Der Berg Thabor ist ein sehr hoher Berg und liegt Es-
drelon
von Nazareth aus zur Rechten/ der Berg Hermon aber
welcher dagegen gantz niedrig ist/ zur Lincken und dabey liegt
Naim, wo Christus den Jüngling/ der Wittwen Sohn daselbst
vom Tode erwecket/ als man ihn schon unterm Thore heraus
zu Grabe getragen.

Dieses Naim aber ist ie tzt nur ein Dorff und nicht mehr

zu-

Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung.
ter ſtuͤrtzen. Jſt ein ſehr hoher Berg und der Orth gantz jeh
hinab. Gegen uͤber war ein ſehr boͤſer abhengender ſteinigter
Thaal/ der ſich biß an das weite und ebene Campo, Esdrelon in
der Schrifft genannt zwiſchen ſehr nahe zuſammen gelegenen
hohen gruͤnem Gebuͤrge/ von welchem Campo wir an ſeinem
Orte weiter reden wollen.

Darnach kamen wir zu dem Felß/ worinnen ſich Chri-
ſtus verborgen haben ſolle/ vor der Juͤden Grimm/ da ſie ihn
den vorgedachten Felß hinab ſtuͤrtzen wollen und er ihren
Haͤnden entgangen iſt/ und wird fuͤr gewiß ausgegeben/ daß
ſich ſolcher Felß ſelber ſolle haben voneinander gethan und den
HErrn JEſum/ als ein armes geſcheuchtes Taͤubelein/ auf-
genommen. Er iſt faſt/ wie eine Triangul mit drey Spitzen.
Die Orientaliſchen Griechiſchen Chriſten haben ihn hernach
beſſer und tieffer ausgehauen/ damit ſie Meſſe drinnen halten
koͤnnen.

Oben auf dieſem Felſen kan man ſich uͤber die maſſe luſtig
umſehen und ſonderlich abermals das ſchoͤne weite Feld Esdre-
lon.
Daſſelbe liegt zwiſchen den Bergen Thabor/ Hermon und
und Gilboa und fleußt der Bach Kiſon dahindurch. Jn dieſem
Felde ſind viel blutige Schlachten geſchehen/ nemlich da Gi-
deon die Midianiter geſchlagen/ Saul von den Philiſtern/
worauf derſelbe verzweifelt und ſich mit ſeinem eigenen
Schwerte erſtochen hat und andere mehr.

Der Berg Thabor iſt ein ſehr hoher Berg und liegt Es-
drelon
von Nazareth aus zur Rechten/ der Berg Hermon aber
welcher dagegen gantz niedrig iſt/ zur Lincken und dabey liegt
Naim, wo Chriſtus den Juͤngling/ der Wittwen Sohn daſelbſt
vom Tode erwecket/ als man ihn ſchon unterm Thore heraus
zu Grabe getragen.

Dieſes Naim aber iſt ie tzt nur ein Dorff und nicht mehr

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[276/0282] Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung. ter ſtuͤrtzen. Jſt ein ſehr hoher Berg und der Orth gantz jeh hinab. Gegen uͤber war ein ſehr boͤſer abhengender ſteinigter Thaal/ der ſich biß an das weite und ebene Campo, Esdrelon in der Schrifft genannt zwiſchen ſehr nahe zuſammen gelegenen hohen gruͤnem Gebuͤrge/ von welchem Campo wir an ſeinem Orte weiter reden wollen. Darnach kamen wir zu dem Felß/ worinnen ſich Chri- ſtus verborgen haben ſolle/ vor der Juͤden Grimm/ da ſie ihn den vorgedachten Felß hinab ſtuͤrtzen wollen und er ihren Haͤnden entgangen iſt/ und wird fuͤr gewiß ausgegeben/ daß ſich ſolcher Felß ſelber ſolle haben voneinander gethan und den HErrn JEſum/ als ein armes geſcheuchtes Taͤubelein/ auf- genommen. Er iſt faſt/ wie eine Triangul mit drey Spitzen. Die Orientaliſchen Griechiſchen Chriſten haben ihn hernach beſſer und tieffer ausgehauen/ damit ſie Meſſe drinnen halten koͤnnen. Oben auf dieſem Felſen kan man ſich uͤber die maſſe luſtig umſehen und ſonderlich abermals das ſchoͤne weite Feld Esdre- lon. Daſſelbe liegt zwiſchen den Bergen Thabor/ Hermon und und Gilboa und fleußt der Bach Kiſon dahindurch. Jn dieſem Felde ſind viel blutige Schlachten geſchehen/ nemlich da Gi- deon die Midianiter geſchlagen/ Saul von den Philiſtern/ worauf derſelbe verzweifelt und ſich mit ſeinem eigenen Schwerte erſtochen hat und andere mehr. Der Berg Thabor iſt ein ſehr hoher Berg und liegt Es- drelon von Nazareth aus zur Rechten/ der Berg Hermon aber welcher dagegen gantz niedrig iſt/ zur Lincken und dabey liegt Naim, wo Chriſtus den Juͤngling/ der Wittwen Sohn daſelbſt vom Tode erwecket/ als man ihn ſchon unterm Thore heraus zu Grabe getragen. Dieſes Naim aber iſt ie tzt nur ein Dorff und nicht mehr zu-

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Zitationshilfe: Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666. , S. 276. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neitschitz_reise_1666/282>, abgerufen am 25.04.2024.