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Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666.

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Siebenjährige Welt-Beschauung.
zusehen daß es zu Christi Zeiten eine mit Mauren und Thoren
verwahrte Städt gewesen.

Von da weiter herüber über den Bach Kison liegt eine
halbe Meile vom Berge Hermon daß Gebürge Gilboa und er-
streckt sich in die zwey Teutsche Meilen. Um die Gegend hat sich
König Saul erstochen und aus diesem Gebürge entspringet
der Bach Kison in zwey Ströme und fleußt einer gegen Mor-
gen zu ins Galileische Meer/ der andere aber gegen Mitter-
nacht ins grosse mittel-Meer.

Weiter ist um diese Gegend auch zu sehen der Orth/ wo
die zehen Aussätzigen Männer dem HErrn JEsu begegnet
seyn/ aber von dem Marck/ oder Flecken ist ietzt weder
Strumpff noch Stiel mehr zusehen/ sondern stat dessen ein
Dorff/ davon Nachricht im 12. Capitul zu finden.

Nach dem wir uns nun allenthalben wolumgesehen und
uns der Abend vollends auf den Hals kommen wolte/ giengen
wir wieder zu rücke ins Kloster und kamen eben mit der Son-
nen Untergange hinein.

Das XI. Capitul.

Von meiner Reise von Nazareth ans Galileische Meer
und gen Tyberias.

DEn 16. Aug. gegen Mitternacht machten wir uns zu Na-
zeth wieder auf und reiseten nach dem Galileischen Meer/
oder dem See Genezareth. Wir musten uns aber in aller
Stille und wie verstohlen fortlesen/ daß man unser nicht ge-
wahr ward/ denn wie mich die Münche berichteten/ so solten
die Leute daherum die Reisenden gewaltig schatzen und ums Geld
prenckeln. Sind bald im Gebürge/ bald in der Ebene zwischen
Aeckern mit Baumwolle bepflantzet hinkommen. Anderthalbe
Stunde ohngefähr vor Tage haben wir uns im Felde unter

ei-

Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung.
zuſehen daß es zu Chriſti Zeiten eine mit Mauren und Thoren
verwahrte Staͤdt geweſen.

Von da weiter heruͤber uͤber den Bach Kiſon liegt eine
halbe Meile vom Berge Hermon daß Gebuͤrge Gilboa und er-
ſtreckt ſich in die zwey Teutſche Meilen. Um die Gegend hat ſich
Koͤnig Saul erſtochen und aus dieſem Gebuͤrge entſpringet
der Bach Kiſon in zwey Stroͤme und fleußt einer gegen Mor-
gen zu ins Galileiſche Meer/ der andere aber gegen Mitter-
nacht ins groſſe mittel-Meer.

Weiter iſt um dieſe Gegend auch zu ſehen der Orth/ wo
die zehen Ausſaͤtzigen Maͤnner dem HErrn JEſu begegnet
ſeyn/ aber von dem Marck/ oder Flecken iſt ietzt weder
Strumpff noch Stiel mehr zuſehen/ ſondern ſtat deſſen ein
Dorff/ davon Nachricht im 12. Capitul zu finden.

Nach dem wir uns nun allenthalben wolumgeſehen und
uns der Abend vollends auf den Hals kommen wolte/ giengen
wir wieder zu ruͤcke ins Kloſter und kamen eben mit der Son-
nen Untergange hinein.

Das XI. Capitul.

Von meiner Reiſe von Nazareth ans Galileiſche Meer
und gen Tyberias.

DEn 16. Aug. gegen Mitternacht machten wir uns zu Na-
zeth wieder auf und reiſeten nach dem Galileiſchen Meer/
oder dem See Genezareth. Wir muſten uns aber in aller
Stille und wie verſtohlen fortleſen/ daß man unſer nicht ge-
wahr ward/ denn wie mich die Muͤnche berichteten/ ſo ſolten
die Leute daherum die Reiſendẽ gewaltig ſchatzen uñ ums Geld
prenckeln. Sind bald im Gebuͤrge/ bald in der Ebene zwiſchen
Aeckern mit Baumwolle bepflantzet hinkom̃en. Anderthalbe
Stunde ohngefaͤhr vor Tage haben wir uns im Felde unter

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[277/0283] Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung. zuſehen daß es zu Chriſti Zeiten eine mit Mauren und Thoren verwahrte Staͤdt geweſen. Von da weiter heruͤber uͤber den Bach Kiſon liegt eine halbe Meile vom Berge Hermon daß Gebuͤrge Gilboa und er- ſtreckt ſich in die zwey Teutſche Meilen. Um die Gegend hat ſich Koͤnig Saul erſtochen und aus dieſem Gebuͤrge entſpringet der Bach Kiſon in zwey Stroͤme und fleußt einer gegen Mor- gen zu ins Galileiſche Meer/ der andere aber gegen Mitter- nacht ins groſſe mittel-Meer. Weiter iſt um dieſe Gegend auch zu ſehen der Orth/ wo die zehen Ausſaͤtzigen Maͤnner dem HErrn JEſu begegnet ſeyn/ aber von dem Marck/ oder Flecken iſt ietzt weder Strumpff noch Stiel mehr zuſehen/ ſondern ſtat deſſen ein Dorff/ davon Nachricht im 12. Capitul zu finden. Nach dem wir uns nun allenthalben wolumgeſehen und uns der Abend vollends auf den Hals kommen wolte/ giengen wir wieder zu ruͤcke ins Kloſter und kamen eben mit der Son- nen Untergange hinein. Das XI. Capitul. Von meiner Reiſe von Nazareth ans Galileiſche Meer und gen Tyberias. DEn 16. Aug. gegen Mitternacht machten wir uns zu Na- zeth wieder auf und reiſeten nach dem Galileiſchen Meer/ oder dem See Genezareth. Wir muſten uns aber in aller Stille und wie verſtohlen fortleſen/ daß man unſer nicht ge- wahr ward/ denn wie mich die Muͤnche berichteten/ ſo ſolten die Leute daherum die Reiſendẽ gewaltig ſchatzen uñ ums Geld prenckeln. Sind bald im Gebuͤrge/ bald in der Ebene zwiſchen Aeckern mit Baumwolle bepflantzet hinkom̃en. Anderthalbe Stunde ohngefaͤhr vor Tage haben wir uns im Felde unter ei-

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Zitationshilfe: Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666. , S. 277. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neitschitz_reise_1666/283>, abgerufen am 28.03.2024.