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Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666.

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Siebenjährige Welt-Beschauung.
Das X. Capitul.

Von dem Oelberg und seiner heutig-tägigen
Beschaffenheit.

WEil wir auf ietzt gedachtem Berge und desselben Höhe un-
ter andern auch gar eigentlich den Oelberg/ uns damals
zur lincken Hand/ konten liegen sehen/ gibt mirs Anlaß
allhier davon zuschreiben/ wie wir hernach denselben bey un-
serm Augenschein auch befunden haben.

Es hat der Oelberg drey Spitzen und Abtheilungen. Auf
der fördersten gegen uns zu im Hinanreisen nach der Stadt ste-
het ietzo ein schön Türckisches Bassen-Hauß. Auf diesem Berge
sollen die Apostel gestanden und dem HErrn JEsu nachgese-
hen haben/ als derselbe gen Himmel gefahren/ welchen zweene
Engel/ oder wie sie in der Apostel Geschichte genennet werden/
zweene Männer in weisen Kleidern/ zuredeten und sagten:
Jhr Männer von Galilea/ was stehet ihr und sehet gen Him-
mel? dieser JESUS/ welcher von euch ist aufgenommen
gen Himmel/ wird kommen/ wie ihr ihn gesehen habt gen Him-
mel fahren.

Auf dem andern und mittelsten Berge ist der Orth/ wo
Christus gen Himmel gefahren und das ist eigentlich der Oelberg.
Da stehet eine achteckichte Capelle drauf und in der Mitte ist ein
ebener Platz mit einer Mauer umgeben. Die Capelle ist aus-
wertsvon lauter schönen Marmel aufgeführet und oben hat sie
eine runde steinerne Capell. Jn der Capelle drinnen ist es oben
herumb mit vielen kleinen Marmelsteinern Seulen gezieret/
auch haben die Türcken in die Mauer einen Abtrit/ so groß/ daß
ein par Personen drinnen knien/ oder stehen können/ aus son-
derbarer Andacht zur Himmelfahrt Christi/ da sie ihren ver-
meinten Gottesdienst halten lassen/ wem es unter ihnen belie-
bet/ massen denn auch flugs ansolche Mauer aussen eine Tür-

ckische
Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung.
Das X. Capitul.

Von dem Oelberg und ſeiner heutig-taͤgigen
Beſchaffenheit.

WEil wir auf ietzt gedachtem Berge und deſſelben Hoͤhe un-
ter andern auch gar eigentlich den Oelberg/ uns damals
zur lincken Hand/ konten liegen ſehen/ gibt mirs Anlaß
allhier davon zuſchreiben/ wie wir hernach denſelben bey un-
ſerm Augenſchein auch befunden haben.

Es hat der Oelberg drey Spitzen und Abtheilungen. Auf
der foͤrderſten gegen uns zu im Hinanreiſen nach der Stadt ſte-
het ietzo ein ſchoͤn Tuͤrckiſches Baſſen-Hauß. Auf dieſem Berge
ſollen die Apoſtel geſtanden und dem HErrn JEſu nachgeſe-
hen haben/ als derſelbe gen Himmel gefahren/ welchen zweene
Engel/ oder wie ſie in der Apoſtel Geſchichte genennet werden/
zweene Maͤnner in weiſen Kleidern/ zuredeten und ſagten:
Jhr Maͤnner von Galilea/ was ſtehet ihr und ſehet gen Him-
mel? dieſer JESUS/ welcher von euch iſt aufgenommen
gen Himmel/ wird kommen/ wie ihr ihn geſehen habt gen Him-
mel fahren.

Auf dem andern und mittelſten Berge iſt der Orth/ wo
Chriſtus gen Him̃el gefahren und das iſt eigentlich der Oelberg.
Da ſtehet eine achteckichte Capelle drauf und in der Mitte iſt ein
ebener Platz mit einer Mauer umgeben. Die Capelle iſt aus-
wertsvon lauter ſchoͤnen Marmel aufgefuͤhret uñ oben hat ſie
eine runde ſteinerne Capell. Jn der Capelle drinnen iſt es oben
herumb mit vielen kleinen Marmelſteinern Seulen gezieret/
auch haben die Tuͤrcken in die Mauer einen Abtrit/ ſo groß/ daß
ein par Perſonen drinnen knien/ oder ſtehen koͤnnen/ aus ſon-
derbarer Andacht zur Himmelfahrt Chriſti/ da ſie ihren ver-
meinten Gottesdienſt halten laſſen/ wem es unter ihnen belie-
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[294/0300] Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung. Das X. Capitul. Von dem Oelberg und ſeiner heutig-taͤgigen Beſchaffenheit. WEil wir auf ietzt gedachtem Berge und deſſelben Hoͤhe un- ter andern auch gar eigentlich den Oelberg/ uns damals zur lincken Hand/ konten liegen ſehen/ gibt mirs Anlaß allhier davon zuſchreiben/ wie wir hernach denſelben bey un- ſerm Augenſchein auch befunden haben. Es hat der Oelberg drey Spitzen und Abtheilungen. Auf der foͤrderſten gegen uns zu im Hinanreiſen nach der Stadt ſte- het ietzo ein ſchoͤn Tuͤrckiſches Baſſen-Hauß. Auf dieſem Berge ſollen die Apoſtel geſtanden und dem HErrn JEſu nachgeſe- hen haben/ als derſelbe gen Himmel gefahren/ welchen zweene Engel/ oder wie ſie in der Apoſtel Geſchichte genennet werden/ zweene Maͤnner in weiſen Kleidern/ zuredeten und ſagten: Jhr Maͤnner von Galilea/ was ſtehet ihr und ſehet gen Him- mel? dieſer JESUS/ welcher von euch iſt aufgenommen gen Himmel/ wird kommen/ wie ihr ihn geſehen habt gen Him- mel fahren. Auf dem andern und mittelſten Berge iſt der Orth/ wo Chriſtus gen Him̃el gefahren und das iſt eigentlich der Oelberg. Da ſtehet eine achteckichte Capelle drauf und in der Mitte iſt ein ebener Platz mit einer Mauer umgeben. Die Capelle iſt aus- wertsvon lauter ſchoͤnen Marmel aufgefuͤhret uñ oben hat ſie eine runde ſteinerne Capell. Jn der Capelle drinnen iſt es oben herumb mit vielen kleinen Marmelſteinern Seulen gezieret/ auch haben die Tuͤrcken in die Mauer einen Abtrit/ ſo groß/ daß ein par Perſonen drinnen knien/ oder ſtehen koͤnnen/ aus ſon- derbarer Andacht zur Himmelfahrt Chriſti/ da ſie ihren ver- meinten Gottesdienſt halten laſſen/ wem es unter ihnen belie- bet/ maſſen denn auch flugs anſolche Mauer auſſen eine Tuͤr- ckiſche

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Zitationshilfe: Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666. , S. 294. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neitschitz_reise_1666/300>, abgerufen am 24.04.2024.