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Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666.

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Siebenjährige Welt-Beschauung.
weissen Marmelsteinernen Kasten/ darauf ihre Ahnen stehen/
wiewohls übel zu lesen ist und solche Kasten stehen auf Marmel-
steinernen Seulen von der Erden empor. So ist auch noch ein
ander Begräbniß alda zu sehen/ von welchem man sagt/ daß
es Melchisedechs deß Königs und Priesters deß Höchsten zu
Salem/ das ist/ Jerusalem seyn soll/ von welchen die Altväter
gewiß darfür halten/ daß er gewesen der Ertz-Vater Sem/ als
zu lesen im 14. deß 1. B. Mose und ein Vorbild auf Christum/
wie zu lesen im 110. Psalm und im 7. Cap. an die Hebreer. Denn
gleich wie dieser Melchisedech Abraham und sein Volck mit
Brot und Wein speisete/ als sie aus der Schlacht kamen von
den Kedorlaomar: Also speiset Christus alle Welt mit seinem
heiligen Evangelio.

Weiter ist auch diß noch zu sehen auf dem Berge Calvariae:
Eben an der Stelle/ wo der HErr Christus gecreutziget oder
ans Creutz genagelt worden/ stehet eine kleine Capelle und ge-
het man bey dem Platze der grossen Kirche vollends eine Stie-
ge hinauf zu derselben/ soll zum Gedächtniß der heiligen Jung-
srauen Marien dahin gebauet worden seyn/ weil sie an dem
Orthe/ mit was Thränen und Hertzens-Schmertzen/ ist leicht
zu achten/ mit ansehen müssen/ wie ihr liebstes Kind ans Creutz
geschlagen worden. Diese Capelle war bißhero vermauert ge-
wesen und ward erst ietzt bey meinem Daseyn wieder aufgebro-
chen.

Weiter wird auch zur rechten Hand dieser Capelle/ wenn
man hinauf kömmt/ ein rundes Loch gewiesen unten in der Er-
den/ von welchem gesagt wird/ daß alda das Centrum und
Mittel-Theil der Welt seyn soll und ist ein weisses Zelt drüber
gezogen.

Endlich ist mir auch noch gezeiget worden das Begräb-
niß Nicodemi und Josephs von Arimathia. Sind gar nahe

beym
U u 3

Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung.
weiſſen Marmelſteinernen Kaſten/ darauf ihre Ahnen ſtehen/
wiewohls uͤbel zu leſen iſt und ſolche Kaſten ſtehen auf Marmel-
ſteinernen Seulen von der Erden empor. So iſt auch noch ein
ander Begraͤbniß alda zu ſehen/ von welchem man ſagt/ daß
es Melchiſedechs deß Koͤnigs und Prieſters deß Hoͤchſten zu
Salem/ das iſt/ Jeruſalem ſeyn ſoll/ von welchen die Altvaͤter
gewiß darfuͤr halten/ daß er geweſen der Ertz-Vater Sem/ als
zu leſen im 14. deß 1. B. Moſe und ein Vorbild auf Chriſtum/
wie zu leſen im 110. Pſalm und im 7. Cap. an die Hebreer. Deñ
gleich wie dieſer Melchiſedech Abraham und ſein Volck mit
Brot und Wein ſpeiſete/ als ſie aus der Schlacht kamen von
den Kedorlaomar: Alſo ſpeiſet Chriſtus alle Welt mit ſeinem
heiligen Evangelio.

Weiter iſt auch diß noch zu ſehen auf dem Berge Calvariæ:
Eben an der Stelle/ wo der HErr Chriſtus gecreutziget oder
ans Creutz genagelt worden/ ſtehet eine kleine Capelle und ge-
het man bey dem Platze der groſſen Kirche vollends eine Stie-
ge hinauf zu derſelben/ ſoll zum Gedaͤchtniß der heiligen Jung-
ſrauen Marien dahin gebauet worden ſeyn/ weil ſie an dem
Orthe/ mit was Thraͤnen und Hertzens-Schmertzen/ iſt leicht
zu achten/ mit anſehen muͤſſen/ wie ihr liebſtes Kind ans Creutz
geſchlagen worden. Dieſe Capelle war bißhero vermauert ge-
weſen und ward erſt ietzt bey meinem Daſeyn wieder aufgebro-
chen.

Weiter wird auch zur rechten Hand dieſer Capelle/ wenn
man hinauf koͤmmt/ ein rundes Loch gewieſen unten in der Er-
den/ von welchem geſagt wird/ daß alda das Centrum und
Mittel-Theil der Welt ſeyn ſoll und iſt ein weiſſes Zelt druͤber
gezogen.

Endlich iſt mir auch noch gezeiget worden das Begraͤb-
niß Nicodemi und Joſephs von Arimathia. Sind gar nahe

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[339/0345] Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung. weiſſen Marmelſteinernen Kaſten/ darauf ihre Ahnen ſtehen/ wiewohls uͤbel zu leſen iſt und ſolche Kaſten ſtehen auf Marmel- ſteinernen Seulen von der Erden empor. So iſt auch noch ein ander Begraͤbniß alda zu ſehen/ von welchem man ſagt/ daß es Melchiſedechs deß Koͤnigs und Prieſters deß Hoͤchſten zu Salem/ das iſt/ Jeruſalem ſeyn ſoll/ von welchen die Altvaͤter gewiß darfuͤr halten/ daß er geweſen der Ertz-Vater Sem/ als zu leſen im 14. deß 1. B. Moſe und ein Vorbild auf Chriſtum/ wie zu leſen im 110. Pſalm und im 7. Cap. an die Hebreer. Deñ gleich wie dieſer Melchiſedech Abraham und ſein Volck mit Brot und Wein ſpeiſete/ als ſie aus der Schlacht kamen von den Kedorlaomar: Alſo ſpeiſet Chriſtus alle Welt mit ſeinem heiligen Evangelio. Weiter iſt auch diß noch zu ſehen auf dem Berge Calvariæ: Eben an der Stelle/ wo der HErr Chriſtus gecreutziget oder ans Creutz genagelt worden/ ſtehet eine kleine Capelle und ge- het man bey dem Platze der groſſen Kirche vollends eine Stie- ge hinauf zu derſelben/ ſoll zum Gedaͤchtniß der heiligen Jung- ſrauen Marien dahin gebauet worden ſeyn/ weil ſie an dem Orthe/ mit was Thraͤnen und Hertzens-Schmertzen/ iſt leicht zu achten/ mit anſehen muͤſſen/ wie ihr liebſtes Kind ans Creutz geſchlagen worden. Dieſe Capelle war bißhero vermauert ge- weſen und ward erſt ietzt bey meinem Daſeyn wieder aufgebro- chen. Weiter wird auch zur rechten Hand dieſer Capelle/ wenn man hinauf koͤmmt/ ein rundes Loch gewieſen unten in der Er- den/ von welchem geſagt wird/ daß alda das Centrum und Mittel-Theil der Welt ſeyn ſoll und iſt ein weiſſes Zelt druͤber gezogen. Endlich iſt mir auch noch gezeiget worden das Begraͤb- niß Nicodemi und Joſephs von Arimathia. Sind gar nahe beym U u 3

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Zitationshilfe: Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666. , S. 339. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neitschitz_reise_1666/345>, abgerufen am 29.03.2024.