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Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666.

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Siebenjährige Welt-Beschauung.
diesen Tag sammt diesem Griechen/ der Jtalienischen Sprache
kundig und mit mir reden kondte/ einem Mohren und Türcken
im Namen GOTtes von Jerusalem aufgebrochen und nach
Joppen zugegangen.

Mein Gleitsgeselle/ der Münch/ so mich bißhero aller Orte
herum geführet/ gab mirs Geleite/ biß vors Thor/ allda wir
freundlich voneinander Abschied nahmen und lösete ich meinen
Türckis. Sebelum ein Trinckgeld in der Wache wieder ein/ den
ich vorhin bey meiner Hinkunfft/ dem Brauche nach/ hatte ab-
legen müssen/ wie oben gedacht worden. Meinen Esel ließ ich
durch die Stadt hinaus führen/ weil kein frembder Christe
durchreiten darf und gieng also mit gedachtem Münche zu
Fusse nach. Satzte mich also vorm Thore auf und bin diesen
Tag noch wiewol erst gegen Mitternacht gen Rama kommen.

Dieser Orth wird in heiliger Schrifft auch Arimathia ge-
nennet und ist aus derselben der fromme Joseph bürtig gewe-
sen/ der den Leichnam deß HErrn JEsu bey Pilato vom Creu-
tze loß bath und nebenst Nicodemo in seinem eigenen neuen
Grabe/ das er vor sich hatte lassen in einen Felß hauen/ gar
Christlich und ehrlich beysetzen halff/ weßwegen er auch einen
unsterblichen Ruhm in Gottes Wort erlanget und von ihm
gesagt worden von denen Gottseligen alten Christen: Ein
frommer Mann bath einen Schalck/ das war Pilatus/ um ei-
ne Gabe/ die grösser ward denn Himmel und Erde: Das war
der Leib Christi.

Es liegt aber diese Stadt in der Höhe auf dem Gebürge
Ephraim und wird anderswo/ als im 1. Cap. deß 1. B. Sam.
Ramathaim Zophim genennet. Der Prophete Samuel ist
daselbst geboren und auch begraben/ wie noch zu sehen und
auch die Schrifft bezeuget. Jst eine ziemliche. Stadt ie-
doch ohne Mauren/ der Weg von Jerusalem dahin ist

sehr

Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung.
dieſen Tag ſammt dieſem Griechen/ der Jtalieniſchen Sprache
kundig und mit mir reden kondte/ einem Mohren und Tuͤrcken
im Namen GOTtes von Jeruſalem aufgebrochen und nach
Joppen zugegangen.

Mein Gleitsgeſelle/ der Muͤnch/ ſo mich bißhero aller Orte
herum gefuͤhret/ gab mirs Geleite/ biß vors Thor/ allda wir
freundlich voneinander Abſchied nahmen und loͤſete ich meinen
Tuͤrckiſ. Sebelum ein Trinckgeld in der Wache wieder ein/ den
ich vorhin bey meiner Hinkunfft/ dem Brauche nach/ hatte ab-
legen muͤſſen/ wie oben gedacht worden. Meinen Eſel ließ ich
durch die Stadt hinaus fuͤhren/ weil kein frembder Chriſte
durchreiten darf und gieng alſo mit gedachtem Muͤnche zu
Fuſſe nach. Satzte mich alſo vorm Thore auf und bin dieſen
Tag noch wiewol erſt gegen Mitternacht gen Rama kommen.

Dieſer Orth wird in heiliger Schrifft auch Arimathia ge-
nennet und iſt aus derſelben der fromme Joſeph buͤrtig gewe-
ſen/ der den Leichnam deß HErrn JEſu bey Pilato vom Creu-
tze loß bath und nebenſt Nicodemo in ſeinem eigenen neuen
Grabe/ das er vor ſich hatte laſſen in einen Felß hauen/ gar
Chriſtlich und ehrlich beyſetzen halff/ weßwegen er auch einen
unſterblichen Ruhm in Gottes Wort erlanget und von ihm
geſagt worden von denen Gottſeligen alten Chriſten: Ein
frommer Mann bath einen Schalck/ das war Pilatus/ um ei-
ne Gabe/ die groͤſſer ward denn Himmel und Erde: Das war
der Leib Chriſti.

Es liegt aber dieſe Stadt in der Hoͤhe auf dem Gebuͤrge
Ephraim und wird anderswo/ als im 1. Cap. deß 1. B. Sam.
Ramathaim Zophim genennet. Der Prophete Samuel iſt
daſelbſt geboren und auch begraben/ wie noch zu ſehen und
auch die Schrifft bezeuget. Jſt eine ziemliche. Stadt ie-
doch ohne Mauren/ der Weg von Jeruſalem dahin iſt

ſehr
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[341/0347] Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung. dieſen Tag ſammt dieſem Griechen/ der Jtalieniſchen Sprache kundig und mit mir reden kondte/ einem Mohren und Tuͤrcken im Namen GOTtes von Jeruſalem aufgebrochen und nach Joppen zugegangen. Mein Gleitsgeſelle/ der Muͤnch/ ſo mich bißhero aller Orte herum gefuͤhret/ gab mirs Geleite/ biß vors Thor/ allda wir freundlich voneinander Abſchied nahmen und loͤſete ich meinen Tuͤrckiſ. Sebelum ein Trinckgeld in der Wache wieder ein/ den ich vorhin bey meiner Hinkunfft/ dem Brauche nach/ hatte ab- legen muͤſſen/ wie oben gedacht worden. Meinen Eſel ließ ich durch die Stadt hinaus fuͤhren/ weil kein frembder Chriſte durchreiten darf und gieng alſo mit gedachtem Muͤnche zu Fuſſe nach. Satzte mich alſo vorm Thore auf und bin dieſen Tag noch wiewol erſt gegen Mitternacht gen Rama kommen. Dieſer Orth wird in heiliger Schrifft auch Arimathia ge- nennet und iſt aus derſelben der fromme Joſeph buͤrtig gewe- ſen/ der den Leichnam deß HErrn JEſu bey Pilato vom Creu- tze loß bath und nebenſt Nicodemo in ſeinem eigenen neuen Grabe/ das er vor ſich hatte laſſen in einen Felß hauen/ gar Chriſtlich und ehrlich beyſetzen halff/ weßwegen er auch einen unſterblichen Ruhm in Gottes Wort erlanget und von ihm geſagt worden von denen Gottſeligen alten Chriſten: Ein frommer Mann bath einen Schalck/ das war Pilatus/ um ei- ne Gabe/ die groͤſſer ward denn Himmel und Erde: Das war der Leib Chriſti. Es liegt aber dieſe Stadt in der Hoͤhe auf dem Gebuͤrge Ephraim und wird anderswo/ als im 1. Cap. deß 1. B. Sam. Ramathaim Zophim genennet. Der Prophete Samuel iſt daſelbſt geboren und auch begraben/ wie noch zu ſehen und auch die Schrifft bezeuget. Jſt eine ziemliche. Stadt ie- doch ohne Mauren/ der Weg von Jeruſalem dahin iſt ſehr

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Zitationshilfe: Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666. , S. 341. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neitschitz_reise_1666/347>, abgerufen am 19.04.2024.