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Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666.

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Siebenjährige Welt-Beschauung.

DEn 12. Jan. st. n. sind wir Anno 1637. glücklich nach Rom
kommen. Und weil mirs sonderlich wol allda gefiel/ habe
ich mich in die 6. Wochen daselbst aufgehalten und mich
allendhalben in der Stadt/ in Kirchen/ Klöstern und wo was zu
sehen war fleissig umgesehen und sind mir sehr viel Heiligthü-
mer gezeiget worden.

Weil mich aber fürm Kopff stößt/ daß diß mein schlechtes
Reise Buch allzuweitläufftig werden mögte/ wil ich nur der
vornehmsten davon gedencken und der übrigen wegen den
wolgeneigten Leser zu andern Schreibern weisen/ die hiervon
gantze Bücher verfertiget und geschrieben haben.

Als in der Kirchen S. Joan di Lat. wird gewiesen das Tuch
der heiligen Veronica, in welchem das vollkommene Angesicht
Christi/ unsers allerliebsten Heilandes/ zu sehen ist/ wie es von
Natur gestalt gewesen. Und dasselbe ist so damit zugangen.
Man sagt/ daß solch Tuch dem HErrn JEsu/ als er unter sei-
nem schweren Creutz zu Jerusalem zur Stadt hinaus an sei-
nen Creutz-Tod gegangen/ aus dem Hause Veronicae gereichet
worden/ worein er also sein blutschweissiges Angesichte gewi-
schet haben soll/ weßwegen es auch zum Gedächniß dessen/ als
gar ein groß Heiligthum/ allda zu Rom in dieser Kirche ver-
wahret und gewiesen wird.

Deßgleichen werden auch allda gewiesen acht lange stei-
nerne Stuffen/ welche zur Zeit deß Leidens CHRJSTJ zu
Jerusalem an Pilati Hause sollen gelegen seyn/ auf welchen
man von der Gassen hinauf ins Hauß Pilati gegangen. Und
weil der HERR CHRJSTU Sauch drüber gehen müssen/
so hat man so ein groß Heiligthum draus gemacht/ daß man
sie von Jerusalem her geholet und gen Rom gebracht hat.

Sie
Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung.

DEn 12. Jan. ſt. n. ſind wir Anno 1637. gluͤcklich nach Rom
kommen. Und weil mirs ſonderlich wol allda gefiel/ habe
ich mich in die 6. Wochen daſelbſt aufgehalten und mich
allendhalben in der Stadt/ in Kirchen/ Kloͤſtern und wo was zu
ſehen war fleiſſig umgeſehen und ſind mir ſehr viel Heiligthuͤ-
mer gezeiget worden.

Weil mich aber fuͤrm Kopff ſtoͤßt/ daß diß mein ſchlechtes
Reiſe Buch allzuweitlaͤufftig werden moͤgte/ wil ich nur der
vornehmſten davon gedencken und der uͤbrigen wegen den
wolgeneigten Leſer zu andern Schreibern weiſen/ die hiervon
gantze Buͤcher verfertiget und geſchrieben haben.

Als in der Kirchen S. Joan di Lat. wird gewieſen das Tuch
der heiligen Veronica, in welchem das vollkommene Angeſicht
Chriſti/ unſers allerliebſten Heilandes/ zu ſehen iſt/ wie es von
Natur geſtalt geweſen. Und daſſelbe iſt ſo damit zugangen.
Man ſagt/ daß ſolch Tuch dem HErrn JEſu/ als er unter ſei-
nem ſchweren Creutz zu Jeruſalem zur Stadt hinaus an ſei-
nen Creutz-Tod gegangen/ aus dem Hauſe Veronicæ gereichet
worden/ worein er alſo ſein blutſchweiſſiges Angeſichte gewi-
ſchet haben ſoll/ weßwegen es auch zum Gedaͤchniß deſſen/ als
gar ein groß Heiligthum/ allda zu Rom in dieſer Kirche ver-
wahret und gewieſen wird.

Deßgleichen werden auch allda gewieſen acht lange ſtei-
nerne Stuffen/ welche zur Zeit deß Leidens CHRJSTJ zu
Jeruſalem an Pilati Hauſe ſollen gelegen ſeyn/ auf welchen
man von der Gaſſen hinauf ins Hauß Pilati gegangen. Und
weil der HERR CHRJSTU Sauch druͤber gehen muͤſſen/
ſo hat man ſo ein groß Heiligthum draus gemacht/ daß man
ſie von Jeruſalem her geholet und gen Rom gebracht hat.

Sie
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[386[382]/0388] Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung. DEn 12. Jan. ſt. n. ſind wir Anno 1637. gluͤcklich nach Rom kommen. Und weil mirs ſonderlich wol allda gefiel/ habe ich mich in die 6. Wochen daſelbſt aufgehalten und mich allendhalben in der Stadt/ in Kirchen/ Kloͤſtern und wo was zu ſehen war fleiſſig umgeſehen und ſind mir ſehr viel Heiligthuͤ- mer gezeiget worden. Weil mich aber fuͤrm Kopff ſtoͤßt/ daß diß mein ſchlechtes Reiſe Buch allzuweitlaͤufftig werden moͤgte/ wil ich nur der vornehmſten davon gedencken und der uͤbrigen wegen den wolgeneigten Leſer zu andern Schreibern weiſen/ die hiervon gantze Buͤcher verfertiget und geſchrieben haben. Als in der Kirchen S. Joan di Lat. wird gewieſen das Tuch der heiligen Veronica, in welchem das vollkommene Angeſicht Chriſti/ unſers allerliebſten Heilandes/ zu ſehen iſt/ wie es von Natur geſtalt geweſen. Und daſſelbe iſt ſo damit zugangen. Man ſagt/ daß ſolch Tuch dem HErrn JEſu/ als er unter ſei- nem ſchweren Creutz zu Jeruſalem zur Stadt hinaus an ſei- nen Creutz-Tod gegangen/ aus dem Hauſe Veronicæ gereichet worden/ worein er alſo ſein blutſchweiſſiges Angeſichte gewi- ſchet haben ſoll/ weßwegen es auch zum Gedaͤchniß deſſen/ als gar ein groß Heiligthum/ allda zu Rom in dieſer Kirche ver- wahret und gewieſen wird. Deßgleichen werden auch allda gewieſen acht lange ſtei- nerne Stuffen/ welche zur Zeit deß Leidens CHRJSTJ zu Jeruſalem an Pilati Hauſe ſollen gelegen ſeyn/ auf welchen man von der Gaſſen hinauf ins Hauß Pilati gegangen. Und weil der HERR CHRJSTU Sauch druͤber gehen muͤſſen/ ſo hat man ſo ein groß Heiligthum draus gemacht/ daß man ſie von Jeruſalem her geholet und gen Rom gebracht hat. Sie

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Zitationshilfe: Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666. , S. 386[382]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neitschitz_reise_1666/388>, abgerufen am 20.04.2024.