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Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666.

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Siebenjährige Welt-Beschauung.
ges wieder zu rücke zu bringen und haben zu dem Ende vier An-
cker sencken müssen das Schiff zu rücke zu ziehen/ darüber aber
von Mittag an/ da uns der Wind contrar worden/ biß in die
Nacht/ gantzer sieben Stunden lang/ vollauf zu arbeiten ge-
habt.

Den 21. Oct. haben wir nur mit dem Schiffe hin und her
geschwebet wegen wieder wertiges Windes und haben den/ ob
gleich nahe für uns habenden Hafen nicht erreichen können/
biß den 22. Oct. da sind wir endlich 5. zu Callipoli eingelauffen/
wiewol mit schlechtem Winde/ allwo wir uns wieder mit Pro-
vision
und behörender Nothdurft versehen/ dieweil wir noch
170. Meilen biß nach Constantinopel hatten/ weßwegen wir
uns auch hier den 23. Oct. aufgebalten. Dieses Callipoli liegt auf
dem Lande/ so heut zu Tage Sanct Georgen Arm genennet
wird/ ist eine halbe Jnsul in den engen Fuhrt deß Meers/ Helle-
lpontus
genannt sich erstreckend Alhier ist eine Uberfahrt auß
Europa in Asiam, darum der Türcke so lang dahin getrachtet/
biß er ihm in seine Gewalt bekommen/ wie auch geschehen An.
1363. und ist diß der erste Paß/ den er in Europa gewonnen hat.
Nunmehr hat ers gewaltig befestiget mit zween Dardanellen
und Schlössern auf jeglicher Seite mit einem. Uber diesem Hel-
lespont,
schreiben die Poeten/ soll Leander oft zu seiner Bülerin/
Hero genannt/ geschwummen seyn/ dieweil das Meer alda nur
etwann einer vierthel Meile breit ist.

Den 24. nach dem der Wind wieder stille worden/ haben
wir uns gegen Callipoli, welches wir doch schon etwas/ wiewol
mit schwerem Winde/ hinter uns gebracht/ wieder wenden
und zu Ancker legen müssen/ seynd aber den 25. Oct. zu Mitter-
nacht mit guthem starcken Winde wiederum außgelauffen
und den 26. Oct. daraus 6. die Jnsul Marmoream auff der rech-
ten Hand nahe vorbey gesegelt/ von welcher Jnsul auch das

Meer

Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung.
ges wieder zu ruͤcke zu bringen und haben zu dem Ende vier An-
cker ſencken muͤſſen das Schiff zu ruͤcke zu ziehen/ daruͤber aber
von Mittag an/ da uns der Wind contrar worden/ biß in die
Nacht/ gantzer ſieben Stunden lang/ vollauf zu arbeiten ge-
habt.

Den 21. Oct. haben wir nur mit dem Schiffe hin und her
geſchwebet wegen wieder wertiges Windes und haben den/ ob
gleich nahe fuͤr uns habenden Hafen nicht erreichen koͤnnen/
biß den 22. Oct. da ſind wir endlich 5. zu Callipoli eingelauffen/
wiewol mit ſchlechtem Winde/ allwo wir uns wieder mit Pro-
viſion
und behoͤrender Nothdurft verſehen/ dieweil wir noch
170. Meilen biß nach Conſtantinopel hatten/ weßwegen wir
uns auch hier den 23. Oct. aufgebalten. Dieſes Callipoli liegt auf
dem Lande/ ſo heut zu Tage Sanct Georgen Arm genennet
wird/ iſt eine halbe Jnſul in den engen Fuhrt deß Meers/ Helle-
lpontus
genannt ſich erſtreckend Alhier iſt eine Uberfahrt auß
Europa in Aſiam, darum der Tuͤrcke ſo lang dahin getrachtet/
biß er ihm in ſeine Gewalt bekommen/ wie auch geſchehen An.
1363. und iſt diß der erſte Paß/ den er in Europa gewonnen hat.
Nunmehr hat ers gewaltig befeſtiget mit zween Dardanellen
und Schloͤſſern auf jeglicher Seite mit einem. Uber dieſem Hel-
leſpont,
ſchreiben die Poeten/ ſoll Leander oft zu ſeiner Buͤlerin/
Hero genannt/ geſchwummen ſeyn/ dieweil das Meer alda nur
etwann einer vierthel Meile breit iſt.

Den 24. nach dem der Wind wieder ſtille worden/ haben
wir uns gegen Callipoli, welches wir doch ſchon etwas/ wiewol
mit ſchwerem Winde/ hinter uns gebracht/ wieder wenden
und zu Ancker legen muͤſſen/ ſeynd aber den 25. Oct. zu Mitter-
nacht mit guthem ſtarcken Winde wiederum außgelauffen
und den 26. Oct. darauſ 6. die Jnſul Marmoream auff der rech-
ten Hand nahe vorbey geſegelt/ von welcher Jnſul auch das

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[42/0048] Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung. ges wieder zu ruͤcke zu bringen und haben zu dem Ende vier An- cker ſencken muͤſſen das Schiff zu ruͤcke zu ziehen/ daruͤber aber von Mittag an/ da uns der Wind contrar worden/ biß in die Nacht/ gantzer ſieben Stunden lang/ vollauf zu arbeiten ge- habt. Den 21. Oct. haben wir nur mit dem Schiffe hin und her geſchwebet wegen wieder wertiges Windes und haben den/ ob gleich nahe fuͤr uns habenden Hafen nicht erreichen koͤnnen/ biß den 22. Oct. da ſind wir endlich 5. zu Callipoli eingelauffen/ wiewol mit ſchlechtem Winde/ allwo wir uns wieder mit Pro- viſion und behoͤrender Nothdurft verſehen/ dieweil wir noch 170. Meilen biß nach Conſtantinopel hatten/ weßwegen wir uns auch hier den 23. Oct. aufgebalten. Dieſes Callipoli liegt auf dem Lande/ ſo heut zu Tage Sanct Georgen Arm genennet wird/ iſt eine halbe Jnſul in den engen Fuhrt deß Meers/ Helle- lpontus genannt ſich erſtreckend Alhier iſt eine Uberfahrt auß Europa in Aſiam, darum der Tuͤrcke ſo lang dahin getrachtet/ biß er ihm in ſeine Gewalt bekommen/ wie auch geſchehen An. 1363. und iſt diß der erſte Paß/ den er in Europa gewonnen hat. Nunmehr hat ers gewaltig befeſtiget mit zween Dardanellen und Schloͤſſern auf jeglicher Seite mit einem. Uber dieſem Hel- leſpont, ſchreiben die Poeten/ ſoll Leander oft zu ſeiner Buͤlerin/ Hero genannt/ geſchwummen ſeyn/ dieweil das Meer alda nur etwann einer vierthel Meile breit iſt. Den 24. nach dem der Wind wieder ſtille worden/ haben wir uns gegen Callipoli, welches wir doch ſchon etwas/ wiewol mit ſchwerem Winde/ hinter uns gebracht/ wieder wenden und zu Ancker legen muͤſſen/ ſeynd aber den 25. Oct. zu Mitter- nacht mit guthem ſtarcken Winde wiederum außgelauffen und den 26. Oct. darauſ 6. die Jnſul Marmoream auff der rech- ten Hand nahe vorbey geſegelt/ von welcher Jnſul auch das Meer

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Zitationshilfe: Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666. , S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neitschitz_reise_1666/48>, abgerufen am 28.03.2024.