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Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666.

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Siebenjährige Welt-Beschauung.
Oesterreich zugenommen und sind wir zu Constantinopel ge-
dachtes Tages gegen dem Mittag miteinander aufgewesen.

Es hat aber gedachtes Keyserl. Residentens Beförder-
ung unter andern auch dieses gefruchtet/ daß mich weder
Postrosse/ noch andere Speesen anders gekostet/ als daß ich dem
Türckis. Tschauschen 3. Ducaten/ dem Currirer 10 Reichstha-
ler und unter wegens dem Postilionen ein Trinckgeld verehret/
damit sie mich mit guten Rossen versehen mögten.

Die erste Post haben wir gehabt 1. zu Selymbria, sieben
Meilen von Constantinopel. Jst eine kleine Stadt am Vor-
Meere Propontis genannt gelegen und pflegt wol sonst der Cur-
rirer biß hieher auf dem Meer zu reisen weils einen Port hat
für kleine Schiffe/ die grossen aber müssen haussen im Meere
bleiben: Aber weil dazumahl wegen grosses Sturm&sr/ der viel
Schiffe Anckerloß gemachet/ unmüglich war/ haben wir uns
zu Lande zu reisen müssen gefallen lassen.

Von dar haben wir noch eine Stunde/ ehe es Abend
worden/ reisen können/ und sind deß Nachts in grossem Regen
2. nach Tschorli kommen. Jst ein grosser Marck/ so aber vor Zei-
ten eine Stadt gewesen und ist allda die andere Post. Und als
wir etwann anderthalbe Stunde geruhet/ ein wenig gespeiset/
so guths uns die Türcken fürgesetzet/ und uns am Feuer in et-
was wieder außgetrucknet/ sind wir in der Nacht wieder auf
gewesen und 3. nach Pornass kommen. Allda ist die dritte
Post/ haben demnach wieder frische Rosse genom-
men und sind biß 4. nach Adrianopel geritten/ welches
eine sehr alte und grosse Stadt in Thracia gelegen und ist
alda die vierdte Post. Diß Adrianopel ist vordessen der Tür-
ckischen Keyser Residentz eine gewesen/ wiewol sie jetzt mit Grä-
ben und Wällen schlecht verwahret ist und wird von den Tür-
cken Endrem genennet.

Von

Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung.
Oeſterreich zugenommen und ſind wir zu Conſtantinopel ge-
dachtes Tages gegen dem Mittag miteinander aufgeweſen.

Es hat aber gedachtes Keyſerl. Reſidentens Befoͤrder-
ung unter andern auch dieſes gefruchtet/ daß mich weder
Poſtroſſe/ noch andere Speeſen andeꝛs gekoſtet/ als daß ich dem
Tuͤrckiſ. Tſchauſchen 3. Ducaten/ dem Currirer 10 Reichstha-
ler und unter wegens dem Poſtilionen ein Trinckgeld verehret/
damit ſie mich mit guten Roſſen verſehen moͤgten.

Die erſte Poſt haben wir gehabt 1. zu Selymbria, ſieben
Meilen von Conſtantinopel. Jſt eine kleine Stadt am Vor-
Meere Propontis genannt gelegen und pflegt wol ſonſt der Cur-
rirer biß hieher auf dem Meer zu reiſen weils einen Port hat
fuͤr kleine Schiffe/ die groſſen aber muͤſſen hauſſen im Meere
bleiben: Aber weil dazumahl wegen groſſes Sturm&ſr/ der viel
Schiffe Anckerloß gemachet/ unmuͤglich war/ haben wir uns
zu Lande zu reiſen muͤſſen gefallen laſſen.

Von dar haben wir noch eine Stunde/ ehe es Abend
worden/ reiſen koͤnnen/ und ſind deß Nachts in groſſem Regen
2. nach Tſchorli kommen. Jſt ein groſſer Marck/ ſo aber vor Zei-
ten eine Stadt geweſen und iſt allda die andere Poſt. Und als
wir etwann anderthalbe Stunde geruhet/ ein wenig geſpeiſet/
ſo guths uns die Tuͤrcken fuͤrgeſetzet/ und uns am Feuer in et-
was wieder außgetrucknet/ ſind wir in der Nacht wieder auf
geweſen und 3. nach Pornaſs kommen. Allda iſt die dritte
Poſt/ haben demnach wieder friſche Roſſe genom-
men und ſind biß 4. nach Adrianopel geritten/ welches
eine ſehr alte und groſſe Stadt in Thracia gelegen und iſt
alda die vierdte Poſt. Diß Adrianopel iſt vordeſſen der Tuͤr-
ckiſchen Keyſer Reſidentz eine geweſen/ wiewol ſie jetzt mit Graͤ-
ben und Waͤllen ſchlecht verwahret iſt und wird von den Tuͤr-
cken Endrem genennet.

Von
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[58/0064] Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung. Oeſterreich zugenommen und ſind wir zu Conſtantinopel ge- dachtes Tages gegen dem Mittag miteinander aufgeweſen. Es hat aber gedachtes Keyſerl. Reſidentens Befoͤrder- ung unter andern auch dieſes gefruchtet/ daß mich weder Poſtroſſe/ noch andere Speeſen andeꝛs gekoſtet/ als daß ich dem Tuͤrckiſ. Tſchauſchen 3. Ducaten/ dem Currirer 10 Reichstha- ler und unter wegens dem Poſtilionen ein Trinckgeld verehret/ damit ſie mich mit guten Roſſen verſehen moͤgten. Die erſte Poſt haben wir gehabt 1. zu Selymbria, ſieben Meilen von Conſtantinopel. Jſt eine kleine Stadt am Vor- Meere Propontis genannt gelegen und pflegt wol ſonſt der Cur- rirer biß hieher auf dem Meer zu reiſen weils einen Port hat fuͤr kleine Schiffe/ die groſſen aber muͤſſen hauſſen im Meere bleiben: Aber weil dazumahl wegen groſſes Sturm&ſr/ der viel Schiffe Anckerloß gemachet/ unmuͤglich war/ haben wir uns zu Lande zu reiſen muͤſſen gefallen laſſen. Von dar haben wir noch eine Stunde/ ehe es Abend worden/ reiſen koͤnnen/ und ſind deß Nachts in groſſem Regen 2. nach Tſchorli kommen. Jſt ein groſſer Marck/ ſo aber vor Zei- ten eine Stadt geweſen und iſt allda die andere Poſt. Und als wir etwann anderthalbe Stunde geruhet/ ein wenig geſpeiſet/ ſo guths uns die Tuͤrcken fuͤrgeſetzet/ und uns am Feuer in et- was wieder außgetrucknet/ ſind wir in der Nacht wieder auf geweſen und 3. nach Pornaſs kommen. Allda iſt die dritte Poſt/ haben demnach wieder friſche Roſſe genom- men und ſind biß 4. nach Adrianopel geritten/ welches eine ſehr alte und groſſe Stadt in Thracia gelegen und iſt alda die vierdte Poſt. Diß Adrianopel iſt vordeſſen der Tuͤr- ckiſchen Keyſer Reſidentz eine geweſen/ wiewol ſie jetzt mit Graͤ- ben und Waͤllen ſchlecht verwahret iſt und wird von den Tuͤr- cken Endrem genennet. Von

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Zitationshilfe: Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666. , S. 58. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neitschitz_reise_1666/64>, abgerufen am 20.04.2024.