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Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666.

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Siebenjährige Welt-Beschauung.
und fliessen zwey Wasser bey derselben hin. Wegen solcher zwey
Wasser liegt die Stadt gar sonderlich lustig und viel Schiff-
Mühlen auf der Donau. Oben auf der Höhe ausser dem Ca-
stell siehet man die Stücken/ welche in Eroberung dieser Fe-
stung den Christen von den Türcken abgenommen worden/
und kan man da in einem Lusthäußlein alldar gar anmu-
thig in die beiden Füsse und sonst allenthalben weit herum
sehen.

Den 16. Febr. sind wir von dannen um zehen Uhr Vor-
mittage wieder aufgebrochen und darauff Abends um 5. Uhr
12. zu Jsartschick 3. Meilen von Griechisch-Weissenburg ankom-
men. Allhier haben wir zu erst in eine Carabassari einkehren
müssen. Der Herr Gesandte ist eine Stiege oben auf logirt
worden/ wir aber haben uns unten bey den Rossen behelffen
müssen/ wie es denn in diesen Landen/ wegen Mangel der
Wirthshäuser/ die Gelegenheit anders nicht giebet.

Es sind aber solche Carabassarien grosse Weite viereckichte
und theils mit Bley gedeckte Gebäu/ welche auf allen vier E-
cken herum inwendig Cammine haben/ daß man Feuer drin-
nen machen und Kochen/ auch zu Winterzeit dabey wärmen
kan. Solche Cammine sind über einen von Steinen aufge-
führten Absatz nicht gar eines Mannes hoch gebauet und un-
ter solchem Absatz stehen die Rosse und liegen dabey auch die
Personen/ so darzu gehören. Jst eine schlechte bequemlichkeit/
sonderlich zu Winterszeit und mag zwar allda einkehren/ wer
da will/ aber bringt er selber nicht zu essen mit/ so wird er wol
ungegessen lassen müssen und wird Hungerleiden seine beste Ar-
beit seyn. Und wo es wol zutrifft und an manchem Orthe
noch ja etwas zu kauffen funden wird/ so ists mehr nicht/ als
trucken Brot.

Den

Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung.
und flieſſen zwey Waſſer bey derſelben hin. Wegen ſolcher zwey
Waſſer liegt die Stadt gar ſonderlich luſtig und viel Schiff-
Muͤhlen auf der Donau. Oben auf der Hoͤhe auſſer dem Ca-
ſtell ſiehet man die Stuͤcken/ welche in Eroberung dieſer Fe-
ſtung den Chriſten von den Tuͤrcken abgenommen worden/
und kan man da in einem Luſthaͤußlein alldar gar anmu-
thig in die beiden Fuͤſſe und ſonſt allenthalben weit herum
ſehen.

Den 16. Febr. ſind wir von dannen um zehen Uhr Vor-
mittage wieder aufgebrochen und darauff Abends um 5. Uhr
12. zu Jſartſchick 3. Meilen von Griechiſch-Weiſſenburg ankom-
men. Allhier haben wir zu erſt in eine Carabaſſari einkehren
muͤſſen. Der Herr Geſandte iſt eine Stiege oben auf logirt
worden/ wir aber haben uns unten bey den Roſſen behelffen
muͤſſen/ wie es denn in dieſen Landen/ wegen Mangel der
Wirthshaͤuſer/ die Gelegenheit anders nicht giebet.

Es ſind aber ſolche Carabaſſarien groſſe Weite viereckichte
und theils mit Bley gedeckte Gebaͤu/ welche auf allen vier E-
cken herum inwendig Cammine haben/ daß man Feuer drin-
nen machen und Kochen/ auch zu Winterzeit dabey waͤrmen
kan. Solche Cammine ſind uͤber einen von Steinen aufge-
fuͤhrten Abſatz nicht gar eines Mannes hoch gebauet und un-
ter ſolchem Abſatz ſtehen die Roſſe und liegen dabey auch die
Perſonen/ ſo darzu gehoͤren. Jſt eine ſchlechte bequemlichkeit/
ſonderlich zu Winterszeit und mag zwar allda einkehren/ wer
da will/ aber bringt er ſelber nicht zu eſſen mit/ ſo wird er wol
ungegeſſen laſſen muͤſſen und wird Hungerleiden ſeine beſte Ar-
beit ſeyn. Und wo es wol zutrifft und an manchem Orthe
noch ja etwas zu kauffen funden wird/ ſo iſts mehr nicht/ als
trucken Brot.

Den
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[70/0076] Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung. und flieſſen zwey Waſſer bey derſelben hin. Wegen ſolcher zwey Waſſer liegt die Stadt gar ſonderlich luſtig und viel Schiff- Muͤhlen auf der Donau. Oben auf der Hoͤhe auſſer dem Ca- ſtell ſiehet man die Stuͤcken/ welche in Eroberung dieſer Fe- ſtung den Chriſten von den Tuͤrcken abgenommen worden/ und kan man da in einem Luſthaͤußlein alldar gar anmu- thig in die beiden Fuͤſſe und ſonſt allenthalben weit herum ſehen. Den 16. Febr. ſind wir von dannen um zehen Uhr Vor- mittage wieder aufgebrochen und darauff Abends um 5. Uhr 12. zu Jſartſchick 3. Meilen von Griechiſch-Weiſſenburg ankom- men. Allhier haben wir zu erſt in eine Carabaſſari einkehren muͤſſen. Der Herr Geſandte iſt eine Stiege oben auf logirt worden/ wir aber haben uns unten bey den Roſſen behelffen muͤſſen/ wie es denn in dieſen Landen/ wegen Mangel der Wirthshaͤuſer/ die Gelegenheit anders nicht giebet. Es ſind aber ſolche Carabaſſarien groſſe Weite viereckichte und theils mit Bley gedeckte Gebaͤu/ welche auf allen vier E- cken herum inwendig Cammine haben/ daß man Feuer drin- nen machen und Kochen/ auch zu Winterzeit dabey waͤrmen kan. Solche Cammine ſind uͤber einen von Steinen aufge- fuͤhrten Abſatz nicht gar eines Mannes hoch gebauet und un- ter ſolchem Abſatz ſtehen die Roſſe und liegen dabey auch die Perſonen/ ſo darzu gehoͤren. Jſt eine ſchlechte bequemlichkeit/ ſonderlich zu Winterszeit und mag zwar allda einkehren/ wer da will/ aber bringt er ſelber nicht zu eſſen mit/ ſo wird er wol ungegeſſen laſſen muͤſſen und wird Hungerleiden ſeine beſte Ar- beit ſeyn. Und wo es wol zutrifft und an manchem Orthe noch ja etwas zu kauffen funden wird/ ſo iſts mehr nicht/ als trucken Brot. Den

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Zitationshilfe: Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666. , S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neitschitz_reise_1666/76>, abgerufen am 24.04.2024.