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Nestroy, Johann: Der böse Geist Lumpacivagabundus, oder: Das liederliche Kleeblatt. Wien, 1835.

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Dritter Auftritt.
Leim. Etwas später Gertraud.
Leim
(im schlechten zerrissenen Rock, den Wanderbündel auf
den Rücken, tritt ein).

Ich weiß nicht was das ist, kein Mensch fragt
mich, zu wem ich will. In der Kuchel hab' ich eine
Menge Dienstboten g'seh'n, die jubeln, was's Zeug
halt, und einer sitzt vor der Thür, dem muß übel
seyn.
(Umhersehend.) Da wär' ich halt wieder in mei-
ner lieben Werkstatt. -- Das sind Erinnerungen für
mich! Auf den Platz hab' ich einen Tisch g'macht,
und hab' d'Füß' vergessen; denn meine Gedanken
waren bei der Peppi -- an dem Platz hab' ich ein
Kastenb'schläg an ein Spucktrüherl g'nagelt; denn
meine Gedanken waren nicht bei der Arbeit. -- O
ich war ein Stockfisch, daß ich nie g'redt hab', und
mir g'schähet recht, wenn sie schon längst den Wirth
gehei --
Gertraud
(zur Mitte eintretend).
Wie kommt denn Er da herein?
Leim.
Nu, wie jeder andere Mensch, bei der Thür.
Gertraud.
Wann Er Arbeit suche thut, so komm Er mor-
ge, heut ist's nix, heut hanne wir Hochzeit.
Dritter Auftritt.
Leim. Etwas ſpäter Gertraud.
Leim
(im ſchlechten zerriſſenen Rock, den Wanderbündel auf
den Rücken, tritt ein).

Ich weiß nicht was das iſt, kein Menſch fragt
mich, zu wem ich will. In der Kuchel hab’ ich eine
Menge Dienſtboten g’ſeh’n, die jubeln, was’s Zeug
halt, und einer ſitzt vor der Thür, dem muß übel
ſeyn.
(Umherſehend.) Da wär’ ich halt wieder in mei-
ner lieben Werkſtatt. — Das ſind Erinnerungen für
mich! Auf den Platz hab’ ich einen Tiſch g’macht,
und hab’ d’Füß’ vergeſſen; denn meine Gedanken
waren bei der Peppi — an dem Platz hab’ ich ein
Kaſtenb’ſchläg an ein Spucktrüherl g’nagelt; denn
meine Gedanken waren nicht bei der Arbeit. — O
ich war ein Stockfiſch, daß ich nie g’redt hab’, und
mir g’ſchähet recht, wenn ſie ſchon längſt den Wirth
gehei —
Gertraud
(zur Mitte eintretend).
Wie kommt denn Er da herein?
Leim.
Nu, wie jeder andere Menſch, bei der Thür.
Gertraud.
Wann Er Arbeit ſuche thut, ſo komm Er mor-
ge, heut iſt’s nix, heut hanne wir Hochzeit.
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[53/0059] Dritter Auftritt. Leim. Etwas ſpäter Gertraud. Leim (im ſchlechten zerriſſenen Rock, den Wanderbündel auf den Rücken, tritt ein). Ich weiß nicht was das iſt, kein Menſch fragt mich, zu wem ich will. In der Kuchel hab’ ich eine Menge Dienſtboten g’ſeh’n, die jubeln, was’s Zeug halt, und einer ſitzt vor der Thür, dem muß übel ſeyn. (Umherſehend.) Da wär’ ich halt wieder in mei- ner lieben Werkſtatt. — Das ſind Erinnerungen für mich! Auf den Platz hab’ ich einen Tiſch g’macht, und hab’ d’Füß’ vergeſſen; denn meine Gedanken waren bei der Peppi — an dem Platz hab’ ich ein Kaſtenb’ſchläg an ein Spucktrüherl g’nagelt; denn meine Gedanken waren nicht bei der Arbeit. — O ich war ein Stockfiſch, daß ich nie g’redt hab’, und mir g’ſchähet recht, wenn ſie ſchon längſt den Wirth gehei — Gertraud (zur Mitte eintretend). Wie kommt denn Er da herein? Leim. Nu, wie jeder andere Menſch, bei der Thür. Gertraud. Wann Er Arbeit ſuche thut, ſo komm Er mor- ge, heut iſt’s nix, heut hanne wir Hochzeit.

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Zitationshilfe: Nestroy, Johann: Der böse Geist Lumpacivagabundus, oder: Das liederliche Kleeblatt. Wien, 1835, S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nestroy_lumpacivagabundus_1835/59>, abgerufen am 25.04.2024.