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Nestroy, Johann: Der böse Geist Lumpacivagabundus, oder: Das liederliche Kleeblatt. Wien, 1835.

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Leim.
Ich war nur in ein Einzige verliebt.
Zwirn.
In eine Einzige? Brüderl, das ist ja gar nicht
der Müh' werth, daß man davon redt. Wie ich in
der Lehr war, war ich schon in Zehne verliebt. Mein
erster Meister, zu dem ich als G'sell kommen bin,
hat ein schön's jung's Weiberl g'habt, das Weiberl
hat mir g'fallen, und ich ihr auch, denn ich war da-
mals ein sehr ein liebenswürdiger Jüngling. --
Einmal gibt mir das Weiberl ein Bussel, da kommt
der Meister dazu, und der Esel halt sich drüber auf,
daß mir sein Weib ein Bussel geb'n hat, und jagt
mich auf der Stell davon. -- Mein zweiter Meister
hat fünf Töchter g'habt -- das waren Zwilling -- da
war ich Dir aber in alle fünfe zugleich verliebt. --
Einmal haben wir Pfänder g'spielt -- no Du weißt,
das geht auch mit'n Busselgeben aus --
Knieriem.
Allemal.
Zwirn.
Wie wir die Pfänder ausg'löst haben, kommt
der Meister dazu -- der geht her, gibt mir für eine
jede Tochter zwei Watschen, und jagt mich fort.
Knieriem.
Zwei Watschen? Das ist zu viel.
Leim.
Ich war nur in ein Einzige verliebt.
Zwirn.
In eine Einzige? Brüderl, das iſt ja gar nicht
der Müh’ werth, daß man davon redt. Wie ich in
der Lehr war, war ich ſchon in Zehne verliebt. Mein
erſter Meiſter, zu dem ich als G’ſell kommen bin,
hat ein ſchön’s jung’s Weiberl g’habt, das Weiberl
hat mir g’fallen, und ich ihr auch, denn ich war da-
mals ein ſehr ein liebenswürdiger Jüngling. —
Einmal gibt mir das Weiberl ein Buſſel, da kommt
der Meiſter dazu, und der Eſel halt ſich drüber auf,
daß mir ſein Weib ein Buſſel geb’n hat, und jagt
mich auf der Stell davon. — Mein zweiter Meiſter
hat fünf Töchter g’habt — das waren Zwilling — da
war ich Dir aber in alle fünfe zugleich verliebt. —
Einmal haben wir Pfänder g’ſpielt — no Du weißt,
das geht auch mit’n Buſſelgeben aus —
Knieriem.
Allemal.
Zwirn.
Wie wir die Pfänder ausg’löst haben, kommt
der Meiſter dazu — der geht her, gibt mir für eine
jede Tochter zwei Watſchen, und jagt mich fort.
Knieriem.
Zwei Watſchen? Das iſt zu viel.
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[28/0034] Leim. Ich war nur in ein Einzige verliebt. Zwirn. In eine Einzige? Brüderl, das iſt ja gar nicht der Müh’ werth, daß man davon redt. Wie ich in der Lehr war, war ich ſchon in Zehne verliebt. Mein erſter Meiſter, zu dem ich als G’ſell kommen bin, hat ein ſchön’s jung’s Weiberl g’habt, das Weiberl hat mir g’fallen, und ich ihr auch, denn ich war da- mals ein ſehr ein liebenswürdiger Jüngling. — Einmal gibt mir das Weiberl ein Buſſel, da kommt der Meiſter dazu, und der Eſel halt ſich drüber auf, daß mir ſein Weib ein Buſſel geb’n hat, und jagt mich auf der Stell davon. — Mein zweiter Meiſter hat fünf Töchter g’habt — das waren Zwilling — da war ich Dir aber in alle fünfe zugleich verliebt. — Einmal haben wir Pfänder g’ſpielt — no Du weißt, das geht auch mit’n Buſſelgeben aus — Knieriem. Allemal. Zwirn. Wie wir die Pfänder ausg’löst haben, kommt der Meiſter dazu — der geht her, gibt mir für eine jede Tochter zwei Watſchen, und jagt mich fort. Knieriem. Zwei Watſchen? Das iſt zu viel.

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Zitationshilfe: Nestroy, Johann: Der böse Geist Lumpacivagabundus, oder: Das liederliche Kleeblatt. Wien, 1835, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nestroy_lumpacivagabundus_1835/34>, abgerufen am 28.03.2024.