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Neumark, Georg: Poetisch- und Musikalisches Lustwäldchen. Hamburg, 1652.

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wäldchens dritte Abtheilung.
MAn kan mit Fug und Recht den auffgeblasnen Reichen
Der karg und filtzigt ist mit einem Schweine gleichen:
Der Geitzhals weil er lebt thut keinem Menschen gut.
Ja mit genauer Noht kaum seinem Fleisch und Blut.
Verläst er aber nur den Reichthum und muß sterben
So kommen alsobald die geldbegierig' Erben
Und theilen da sein Gut mit Freuden unter sich/
Da wird der Mann gelobt/ daß er so sparsamlich
Vor sie gelebet hab'; Ein Schwein wird gleich auch diesen
Wenns abgeschlachtet ist üm Würst und Spekk gepriesen/
Das vor verachtet war. Derhalben kans wol seyn
Daß ieder targer Filtz ein grobes Masteschwein.
Wer gerne Honigisst/ der muß sich
nicht verdriessen lassen/ daß ihn die Bie-
nen stechen.
WEr Honig essen wil/ und schöne Rosen brechen/
Der steht Gefahr daß ihn die Bien- und Dornen ste-
chen.
Auff eine Braut/ welche eben den Tag/
da sie ihrem Bräutigam solte beygeleget
werden/ todesverblichen.
AUff eben diesen Tag da ich als eine Braut/
Zu meinem Bräutigam/ solt' an die Seite kommen/
Hat mich der höchste Gott genädigst angeschaut/
Und mich von dieser Welt zur Liebsten auffgenommen.
Keyser Karl der fünffte zu einem Spa-
nier: Democrit. Rid. pag. 8.
PAR PARI.
Jhr
waͤldchens dritte Abtheilung.
MAn kan mit Fug und Recht den auffgeblaſnen Reichẽ
Der karg und filtzigt iſt mit einem Schweine gleichẽ:
Der Geitzhals weil er lebt thut keinem Menſchen gut.
Ja mit genauer Noht kaum ſeinem Fleiſch und Blut.
Verlaͤſt er aber nur den Reichthum und muß ſterben
So kommen alſobald die geldbegierig’ Erben
Und theilen da ſein Gut mit Freuden unter ſich/
Da wird der Mann gelobt/ daß er ſo ſparſamlich
Vor ſie gelebet hab’; Ein Schwein wird gleich auch dieſen
Wenns abgeſchlachtet iſt uͤm Wuͤrſt und Spekk geprieſen/
Das vor verachtet war. Derhalben kans wol ſeyn
Daß ieder targer Filtz ein grobes Maſteſchwein.
Wer gerne Honigiſſt/ der muß ſich
nicht verdrieſſen laſſen/ daß ihn die Bie-
nen ſtechen.
WEr Honig eſſen wil/ und ſchoͤne Roſen brechen/
Der ſteht Gefahr daß ihn die Bien- und Dornen ſte-
chen.
Auff eine Braut/ welche eben den Tag/
da ſie ihrem Braͤutigam ſolte beygeleget
werden/ todesverblichen.
AUff eben dieſen Tag da ich als eine Braut/
Zu meinem Braͤutigam/ ſolt’ an die Seite kommen/
Hat mich der hoͤchſte Gott genaͤdigſt angeſchaut/
Und mich von dieſer Welt zur Liebſten auffgenommen.
Keyſer Karl der fuͤnffte zu einem Spa-
nier: Democrit. Rid. pag. 8.
PAR PARI.
Jhr
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[223[233]/0259] waͤldchens dritte Abtheilung. MAn kan mit Fug und Recht den auffgeblaſnen Reichẽ Der karg und filtzigt iſt mit einem Schweine gleichẽ: Der Geitzhals weil er lebt thut keinem Menſchen gut. Ja mit genauer Noht kaum ſeinem Fleiſch und Blut. Verlaͤſt er aber nur den Reichthum und muß ſterben So kommen alſobald die geldbegierig’ Erben Und theilen da ſein Gut mit Freuden unter ſich/ Da wird der Mann gelobt/ daß er ſo ſparſamlich Vor ſie gelebet hab’; Ein Schwein wird gleich auch dieſen Wenns abgeſchlachtet iſt uͤm Wuͤrſt und Spekk geprieſen/ Das vor verachtet war. Derhalben kans wol ſeyn Daß ieder targer Filtz ein grobes Maſteſchwein. Wer gerne Honigiſſt/ der muß ſich nicht verdrieſſen laſſen/ daß ihn die Bie- nen ſtechen. WEr Honig eſſen wil/ und ſchoͤne Roſen brechen/ Der ſteht Gefahr daß ihn die Bien- und Dornen ſte- chen. Auff eine Braut/ welche eben den Tag/ da ſie ihrem Braͤutigam ſolte beygeleget werden/ todesverblichen. AUff eben dieſen Tag da ich als eine Braut/ Zu meinem Braͤutigam/ ſolt’ an die Seite kommen/ Hat mich der hoͤchſte Gott genaͤdigſt angeſchaut/ Und mich von dieſer Welt zur Liebſten auffgenommen. Keyſer Karl der fuͤnffte zu einem Spa- nier: Democrit. Rid. pag. 8. PAR PARI. Jhr

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Zitationshilfe: Neumark, Georg: Poetisch- und Musikalisches Lustwäldchen. Hamburg, 1652, S. 223[233]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neumark_lustwaeldchen_1652/259>, abgerufen am 29.03.2024.