Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Neumark, Georg: Poetisch- und Musikalisches Lustwäldchen. Hamburg, 1652.

Bild:
<< vorherige Seite
wäldchens dritte Abtheilung.
Stets mit bittren Thränen fliessen. Hierauff kam mir
wieder zu/
Aus dem Strohm' ein sachtes Seußlen: Ach Sie
wünscht vielleicht wie du.
Est stultus Coridon, non est animosus Amyn-
tor,
Quem reddunt timidum Charitillae prima ne-
gatae.

DEr muß ein Koridon und kein Amyntor sein/
Der Karitillen lässt bald auff das erste Nein.
An die in den Garten spatzirende
Karitille.
ACh siehe dich wol für/ imfall du in den Garten
Wilst aus-spatzieren gehn hertzliebste Karitill!
Denn jener blinde Schütz ist fertig auffzuwarten/
Auff seine Mutter selbst/ die er verwunden wil/
Weil Sie ihn hat geschimpfft in seinen Liebessachen.
Du bist wie Venus selbst/ mein Kind/ und gleichest
ihr/
Dein Leib und dessen Ziehr/ dein Reden/ Thun und La-
chen/
Jst ihr natürlich gleich. Drüm siehe dich wol für.
Als er ihr das im Schertze abgenom-
mene Schnuptuch wieder über-
sendete.
Geh
waͤldchens dritte Abtheilung.
Stets mit bittren Thraͤnen flieſſen. Hierauff kam mir
wieder zu/
Aus dem Strohm’ ein ſachtes Seußlen: Ach Sie
wuͤnſcht vielleicht wie du.
Est ſtultus Coridon, non est animoſus Amyn-
tor,
Quem reddunt timidum Charitillæ prima ne-
gatæ.

DEr muß ein Koridon und kein Amyntor ſein/
Der Karitillen laͤſſt bald auff das erſte Nein.
An die in den Garten ſpatzirende
Karitille.
ACh ſiehe dich wol fuͤr/ imfall du in den Garten
Wilſt auſ-ſpatzieren gehn hertzliebſte Karitill!
Denn jener blinde Schuͤtz iſt fertig auffzuwarten/
Auff ſeine Mutter ſelbſt/ die er verwunden wil/
Weil Sie ihn hat geſchimpfft in ſeinen Liebesſachen.
Du biſt wie Venus ſelbſt/ mein Kind/ und gleicheſt
ihr/
Dein Leib und deſſen Ziehr/ dein Reden/ Thun und La-
chen/
Jſt ihr natuͤrlich gleich. Druͤm ſiehe dich wol fuͤr.
Als er ihr das im Schertze abgenom-
mene Schnuptuch wieder uͤber-
ſendete.
Geh
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0263" n="227[237]"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">wa&#x0364;ldchens dritte Abtheilung.</hi> </fw><lb/>
            <l>Stets mit bittren Thra&#x0364;nen flie&#x017F;&#x017F;en. Hierauff kam mir</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">wieder zu/</hi> </l><lb/>
            <l>Aus dem Strohm&#x2019; ein &#x017F;achtes Seußlen: <hi rendition="#fr">Ach Sie</hi></l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#et">wu&#x0364;n&#x017F;cht vielleicht wie du.</hi> </hi> </l>
          </lg><lb/>
          <cit>
            <quote> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Est &#x017F;tultus Coridon, non est animo&#x017F;us Amyn-<lb/><hi rendition="#et">tor,</hi><lb/>
Quem reddunt timidum Charitillæ prima ne-<lb/><hi rendition="#et">gatæ.</hi></hi> </hi> </quote>
          </cit><lb/>
          <lg type="poem">
            <l><hi rendition="#in">D</hi>Er muß ein Koridon und kein Amyntor &#x017F;ein/</l><lb/>
            <l>Der Karitillen la&#x0364;&#x017F;&#x017F;t bald auff das er&#x017F;te Nein.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>An die in den Garten &#x017F;patzirende<lb/>
Karitille.</head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l><hi rendition="#in">A</hi>Ch &#x017F;iehe dich wol fu&#x0364;r/ imfall du in den Garten</l><lb/>
            <l>Wil&#x017F;t au&#x017F;-&#x017F;patzieren gehn hertzlieb&#x017F;te Karitill!</l><lb/>
            <l>Denn jener blinde Schu&#x0364;tz i&#x017F;t fertig auffzuwarten/</l><lb/>
            <l>Auff &#x017F;eine Mutter &#x017F;elb&#x017F;t/ die er verwunden wil/</l><lb/>
            <l>Weil Sie ihn hat ge&#x017F;chimpfft in &#x017F;einen Liebes&#x017F;achen.</l><lb/>
            <l>Du bi&#x017F;t wie Venus &#x017F;elb&#x017F;t/ mein Kind/ und gleiche&#x017F;t</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">ihr/</hi> </l><lb/>
            <l>Dein Leib und de&#x017F;&#x017F;en Ziehr/ dein Reden/ Thun und La-</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">chen/</hi> </l><lb/>
            <l>J&#x017F;t ihr natu&#x0364;rlich gleich. Dru&#x0364;m &#x017F;iehe dich wol fu&#x0364;r.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>Als er ihr das im Schertze abgenom-<lb/>
mene Schnuptuch wieder u&#x0364;ber-<lb/>
&#x017F;endete.</head><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Geh</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[227[237]/0263] waͤldchens dritte Abtheilung. Stets mit bittren Thraͤnen flieſſen. Hierauff kam mir wieder zu/ Aus dem Strohm’ ein ſachtes Seußlen: Ach Sie wuͤnſcht vielleicht wie du. Est ſtultus Coridon, non est animoſus Amyn- tor, Quem reddunt timidum Charitillæ prima ne- gatæ. DEr muß ein Koridon und kein Amyntor ſein/ Der Karitillen laͤſſt bald auff das erſte Nein. An die in den Garten ſpatzirende Karitille. ACh ſiehe dich wol fuͤr/ imfall du in den Garten Wilſt auſ-ſpatzieren gehn hertzliebſte Karitill! Denn jener blinde Schuͤtz iſt fertig auffzuwarten/ Auff ſeine Mutter ſelbſt/ die er verwunden wil/ Weil Sie ihn hat geſchimpfft in ſeinen Liebesſachen. Du biſt wie Venus ſelbſt/ mein Kind/ und gleicheſt ihr/ Dein Leib und deſſen Ziehr/ dein Reden/ Thun und La- chen/ Jſt ihr natuͤrlich gleich. Druͤm ſiehe dich wol fuͤr. Als er ihr das im Schertze abgenom- mene Schnuptuch wieder uͤber- ſendete. Geh

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/neumark_lustwaeldchen_1652
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/neumark_lustwaeldchen_1652/263
Zitationshilfe: Neumark, Georg: Poetisch- und Musikalisches Lustwäldchen. Hamburg, 1652, S. 227[237]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neumark_lustwaeldchen_1652/263>, abgerufen am 25.04.2024.