Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Neumark, Georg: Poetisch- und Musikalisches Lustwäldchen. Hamburg, 1652.

Bild:
<< vorherige Seite
Poetisch- und Musikalisches Lust-
1.
MEin Gott wenn soll es doch geschehen/
Daß ich mag endlich wieder sehen/
Das hoch beliebte Vaterland
Und meinen wehrten Unsterstrand?
Wie lange soll ich noch so reisen/
Und mich mit bloßex Hoffnung speisen?
2.
Neun Jahre sind vorbey geschossen
Und wie ein Strohm dahin geflossen/
Daß ich die liebe Vaterstadt
Die mich der Welt gegeben hat/
Nicht habe/ wie ich soll/ gegrüsset
Nochmeines Vaters Hand geküsset.
3.
Hier leb' ich zwar in Friedensfreuden/
Und weiß von keinem Kriegesleiden/
Wie leider dort so mancher Mann/
Der seine Noht kaum zählen kan.
Der kaum was anders weiß zu sagen/
Als von betrübten Kriegesplagen.
4.
Jch bin/ Gott lob/ zu allen zeiten/
Alhier bey groß-und weisen Leuten
Wol angesehn und sehr beliebt/
Jch bin gar selten auch betrübt/
Jch spühr' und merk' auf allen wegen/
Den hertzgewünschten Himmelssegen.
5. Es
Poetiſch- und Muſikaliſches Luſt-
1.
MEin Gott wenn ſoll es doch geſchehen/
Daß ich mag endlich wieder ſehen/
Das hoch beliebte Vaterland
Und meinen wehrten Unſterſtrand?
Wie lange ſoll ich noch ſo reiſen/
Und mich mit bloßex Hoffnung ſpeiſen?
2.
Neun Jahre ſind vorbey geſchoſſen
Und wie ein Strohm dahin gefloſſen/
Daß ich die liebe Vaterſtadt
Die mich der Welt gegeben hat/
Nicht habe/ wie ich ſoll/ gegruͤſſet
Nochmeines Vaters Hand gekuͤſſet.
3.
Hier leb’ ich zwar in Friedensfreuden/
Und weiß von keinem Kriegesleiden/
Wie leider dort ſo mancher Mann/
Der ſeine Noht kaum zaͤhlen kan.
Der kaum was anders weiß zu ſagen/
Als von betruͤbten Kriegesplagen.
4.
Jch bin/ Gott lob/ zu allen zeiten/
Alhier bey groß-und weiſen Leuten
Wol angeſehn und ſehr beliebt/
Jch bin gar ſelten auch betruͤbt/
Jch ſpuͤhr’ und merk’ auf allen wegen/
Den hertzgewuͤnſchten Himmelsſegen.
5. Es
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0076" n="50"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Poeti&#x017F;ch- und Mu&#x017F;ikali&#x017F;ches Lu&#x017F;t-</hi> </fw><lb/>
          <div n="4">
            <lg type="poem">
              <lg n="1">
                <head>1.</head><lb/>
                <l><hi rendition="#in">M</hi><hi rendition="#fr">E</hi>in Gott wenn &#x017F;oll es doch ge&#x017F;chehen/</l><lb/>
                <l>Daß ich mag endlich wieder &#x017F;ehen/</l><lb/>
                <l>Das hoch beliebte <hi rendition="#fr">V</hi>aterland</l><lb/>
                <l><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">U</hi></hi>nd meinen wehrten <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">U</hi></hi>n&#x017F;ter&#x017F;trand?</l><lb/>
                <l><hi rendition="#fr">W</hi>ie lange &#x017F;oll ich noch &#x017F;o rei&#x017F;en/</l><lb/>
                <l><hi rendition="#aq">U</hi>nd mich mit bloßex Hoffnung &#x017F;pei&#x017F;en?</l>
              </lg><lb/>
              <lg n="2">
                <head>2.</head><lb/>
                <l>Neun Jahre &#x017F;ind vorbey ge&#x017F;cho&#x017F;&#x017F;en</l><lb/>
                <l><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">U</hi></hi>nd wie ein Strohm dahin geflo&#x017F;&#x017F;en/</l><lb/>
                <l>Daß ich die liebe <hi rendition="#fr">V</hi>ater&#x017F;tadt</l><lb/>
                <l>Die mich der <hi rendition="#fr">W</hi>elt gegeben hat/</l><lb/>
                <l>Nicht habe/ wie ich &#x017F;oll/ gegru&#x0364;&#x017F;&#x017F;et</l><lb/>
                <l>Nochmeines <hi rendition="#fr">V</hi>aters Hand geku&#x0364;&#x017F;&#x017F;et.</l>
              </lg><lb/>
              <lg n="3">
                <head>3.</head><lb/>
                <l><hi rendition="#fr">H</hi>ier leb&#x2019; ich zwar in <hi rendition="#fr">F</hi>riedensfreuden/</l><lb/>
                <l><hi rendition="#aq">U</hi>nd weiß von keinem <hi rendition="#fr">K</hi>riegesleiden/</l><lb/>
                <l><hi rendition="#fr">W</hi>ie leider dort &#x017F;o mancher Mann/</l><lb/>
                <l>Der &#x017F;eine Noht kaum za&#x0364;hlen kan.</l><lb/>
                <l><hi rendition="#fr">D</hi>er kaum was anders weiß zu &#x017F;agen/</l><lb/>
                <l>Als von betru&#x0364;bten <hi rendition="#fr">K</hi>riegesplagen.</l>
              </lg><lb/>
              <lg n="4">
                <head>4.</head><lb/>
                <l>Jch bin/ <hi rendition="#fr">G</hi>ott lob/ zu allen zeiten/</l><lb/>
                <l>Alhier bey groß-und wei&#x017F;en <hi rendition="#fr">L</hi>euten</l><lb/>
                <l><hi rendition="#fr">W</hi>ol ange&#x017F;ehn und &#x017F;ehr beliebt/</l><lb/>
                <l>Jch bin gar &#x017F;elten auch betru&#x0364;bt/</l><lb/>
                <l>Jch &#x017F;pu&#x0364;hr&#x2019; und merk&#x2019; auf allen wegen/</l><lb/>
                <l><hi rendition="#fr">D</hi>en hertzgewu&#x0364;n&#x017F;chten Himmels&#x017F;egen.</l>
              </lg><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch">5. <hi rendition="#fr">E</hi>s</fw><lb/>
            </lg>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[50/0076] Poetiſch- und Muſikaliſches Luſt- 1. MEin Gott wenn ſoll es doch geſchehen/ Daß ich mag endlich wieder ſehen/ Das hoch beliebte Vaterland Und meinen wehrten Unſterſtrand? Wie lange ſoll ich noch ſo reiſen/ Und mich mit bloßex Hoffnung ſpeiſen? 2. Neun Jahre ſind vorbey geſchoſſen Und wie ein Strohm dahin gefloſſen/ Daß ich die liebe Vaterſtadt Die mich der Welt gegeben hat/ Nicht habe/ wie ich ſoll/ gegruͤſſet Nochmeines Vaters Hand gekuͤſſet. 3. Hier leb’ ich zwar in Friedensfreuden/ Und weiß von keinem Kriegesleiden/ Wie leider dort ſo mancher Mann/ Der ſeine Noht kaum zaͤhlen kan. Der kaum was anders weiß zu ſagen/ Als von betruͤbten Kriegesplagen. 4. Jch bin/ Gott lob/ zu allen zeiten/ Alhier bey groß-und weiſen Leuten Wol angeſehn und ſehr beliebt/ Jch bin gar ſelten auch betruͤbt/ Jch ſpuͤhr’ und merk’ auf allen wegen/ Den hertzgewuͤnſchten Himmelsſegen. 5. Es

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/neumark_lustwaeldchen_1652
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/neumark_lustwaeldchen_1652/76
Zitationshilfe: Neumark, Georg: Poetisch- und Musikalisches Lustwäldchen. Hamburg, 1652, S. 50. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neumark_lustwaeldchen_1652/76>, abgerufen am 19.04.2024.