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Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 1. Berlin u. a., 1773.

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Sebaldus dankte für seinen guten Willen, aber
verbat ihn.

Der Major sagte, es sey unnöthig, denn er wolle
dem Sebaldus die erste vacante Feldpredigerstelle,
und wo möglich bey seinem eignen Bataillon verschaf-
fen, bis dahin nehme er die Sorge für dessen Unter-
halt auf sich.

Unter diesen Gesprächen trat der junge Stauz in
das Zimmer, den der Major frey erklärte, und ihn
seinem Vater übergab, der nicht eher nachließ, als
bis ihm Sebaldus, in den blauen Hecht, zum
Mittagsmahle, nachfolgte.

Vierter Abschnitt.

Hier genoß Sebaldus das süße Vergnügen, von
seinem Feinde verdienten Dank einzuärndten.
Vater und Sohn überhäuften ihn mit Liebkosungen.
Der Vater wiederholte mit Eifer den Vorschlag zu
einer guten Versorgung, und betheuerte, daß er al-
les Ansehen, das er in dem Fürstenthume hätte, da-
zu anwenden wollte. Der Sohn unterstützte diesen
Vorschlag, so daß Sebaldus endlich anfieng zu wan-
ken und sich eine ruhige Beförderung in seinem Vater-
lande, als eine wünschenswürdige Sache vorzustellen.

Er


Sebaldus dankte fuͤr ſeinen guten Willen, aber
verbat ihn.

Der Major ſagte, es ſey unnoͤthig, denn er wolle
dem Sebaldus die erſte vacante Feldpredigerſtelle,
und wo moͤglich bey ſeinem eignen Bataillon verſchaf-
fen, bis dahin nehme er die Sorge fuͤr deſſen Unter-
halt auf ſich.

Unter dieſen Geſpraͤchen trat der junge Stauz in
das Zimmer, den der Major frey erklaͤrte, und ihn
ſeinem Vater uͤbergab, der nicht eher nachließ, als
bis ihm Sebaldus, in den blauen Hecht, zum
Mittagsmahle, nachfolgte.

Vierter Abſchnitt.

Hier genoß Sebaldus das ſuͤße Vergnuͤgen, von
ſeinem Feinde verdienten Dank einzuaͤrndten.
Vater und Sohn uͤberhaͤuften ihn mit Liebkoſungen.
Der Vater wiederholte mit Eifer den Vorſchlag zu
einer guten Verſorgung, und betheuerte, daß er al-
les Anſehen, das er in dem Fuͤrſtenthume haͤtte, da-
zu anwenden wollte. Der Sohn unterſtuͤtzte dieſen
Vorſchlag, ſo daß Sebaldus endlich anfieng zu wan-
ken und ſich eine ruhige Befoͤrderung in ſeinem Vater-
lande, als eine wuͤnſchenswuͤrdige Sache vorzuſtellen.

Er
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[154/0180] Sebaldus dankte fuͤr ſeinen guten Willen, aber verbat ihn. Der Major ſagte, es ſey unnoͤthig, denn er wolle dem Sebaldus die erſte vacante Feldpredigerſtelle, und wo moͤglich bey ſeinem eignen Bataillon verſchaf- fen, bis dahin nehme er die Sorge fuͤr deſſen Unter- halt auf ſich. Unter dieſen Geſpraͤchen trat der junge Stauz in das Zimmer, den der Major frey erklaͤrte, und ihn ſeinem Vater uͤbergab, der nicht eher nachließ, als bis ihm Sebaldus, in den blauen Hecht, zum Mittagsmahle, nachfolgte. Vierter Abſchnitt. Hier genoß Sebaldus das ſuͤße Vergnuͤgen, von ſeinem Feinde verdienten Dank einzuaͤrndten. Vater und Sohn uͤberhaͤuften ihn mit Liebkoſungen. Der Vater wiederholte mit Eifer den Vorſchlag zu einer guten Verſorgung, und betheuerte, daß er al- les Anſehen, das er in dem Fuͤrſtenthume haͤtte, da- zu anwenden wollte. Der Sohn unterſtuͤtzte dieſen Vorſchlag, ſo daß Sebaldus endlich anfieng zu wan- ken und ſich eine ruhige Befoͤrderung in ſeinem Vater- lande, als eine wuͤnſchenswuͤrdige Sache vorzuſtellen. Er

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Zitationshilfe: Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 1. Berlin u. a., 1773, S. 154. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nicolai_nothanker01_1773/180>, abgerufen am 20.04.2024.