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Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 2. Berlin u. a., 1775.

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,Gut! Herr Major! ich will Jhnen Satisfak-
"tion geben, -- aber auf Pistolen; -- -- ich schlage
"mich nicht anders, als auf Pistolen.'

,Herr! mach' Er kein Federlesens, zieh Er auf der
"Stelle, oder ich will Jhn --'

Dem Edelmann blieb nichts übrig, als den Degen
zu ziehen. Der Major drang auf ihn ein. Der
Kammerdiener kam seinem Herrn mit gezogenem
Hirschfänger zu Hülfe, und plötzlich fuhr der Hirsch-
fänger tief in des Majors Rücken, ob von ungefähr,
oder vorsetzlicher weise, sey dahin gestellt.

Franz, der Reitknecht, faßte den Kammerdiener in
die Gurgel, und gab ihm einen Deutschen Faust-
schlag auf den andern ins Gesicht. Der Major
lag in seinem Blute, der Edelmann machte ihm eine
verbindliche Entschuldigung, wegen dieses unglückli-
chen Vorfalls, die der Major bloß mit einem Blicke
voll Verachtung beantwortete. Herr F. schickte nach
der Wache. Der Kammerdiener ward in Verhaft
genommen, der Edelmann bekam Hausarrest. Der
Major ward in sein Bette gebracht und von einem
Wundarzte verbunden, und der Schulmeister, den
seines Vertheidigers Unfall, noch mehr wie sein eige-
ner, außer aller Fassung gebracht hatte, ward halb

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‚Gut! Herr Major! ich will Jhnen Satisfak-
”tion geben, — aber auf Piſtolen; — — ich ſchlage
”mich nicht anders, als auf Piſtolen.‛

‚Herr! mach’ Er kein Federleſens, zieh Er auf der
”Stelle, oder ich will Jhn —‛

Dem Edelmann blieb nichts uͤbrig, als den Degen
zu ziehen. Der Major drang auf ihn ein. Der
Kammerdiener kam ſeinem Herrn mit gezogenem
Hirſchfaͤnger zu Huͤlfe, und ploͤtzlich fuhr der Hirſch-
faͤnger tief in des Majors Ruͤcken, ob von ungefaͤhr,
oder vorſetzlicher weiſe, ſey dahin geſtellt.

Franz, der Reitknecht, faßte den Kammerdiener in
die Gurgel, und gab ihm einen Deutſchen Fauſt-
ſchlag auf den andern ins Geſicht. Der Major
lag in ſeinem Blute, der Edelmann machte ihm eine
verbindliche Entſchuldigung, wegen dieſes ungluͤckli-
chen Vorfalls, die der Major bloß mit einem Blicke
voll Verachtung beantwortete. Herr F. ſchickte nach
der Wache. Der Kammerdiener ward in Verhaft
genommen, der Edelmann bekam Hausarreſt. Der
Major ward in ſein Bette gebracht und von einem
Wundarzte verbunden, und der Schulmeiſter, den
ſeines Vertheidigers Unfall, noch mehr wie ſein eige-
ner, außer aller Faſſung gebracht hatte, ward halb

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[111/0121] ‚Gut! Herr Major! ich will Jhnen Satisfak- ”tion geben, — aber auf Piſtolen; — — ich ſchlage ”mich nicht anders, als auf Piſtolen.‛ ‚Herr! mach’ Er kein Federleſens, zieh Er auf der ”Stelle, oder ich will Jhn —‛ Dem Edelmann blieb nichts uͤbrig, als den Degen zu ziehen. Der Major drang auf ihn ein. Der Kammerdiener kam ſeinem Herrn mit gezogenem Hirſchfaͤnger zu Huͤlfe, und ploͤtzlich fuhr der Hirſch- faͤnger tief in des Majors Ruͤcken, ob von ungefaͤhr, oder vorſetzlicher weiſe, ſey dahin geſtellt. Franz, der Reitknecht, faßte den Kammerdiener in die Gurgel, und gab ihm einen Deutſchen Fauſt- ſchlag auf den andern ins Geſicht. Der Major lag in ſeinem Blute, der Edelmann machte ihm eine verbindliche Entſchuldigung, wegen dieſes ungluͤckli- chen Vorfalls, die der Major bloß mit einem Blicke voll Verachtung beantwortete. Herr F. ſchickte nach der Wache. Der Kammerdiener ward in Verhaft genommen, der Edelmann bekam Hausarreſt. Der Major ward in ſein Bette gebracht und von einem Wundarzte verbunden, und der Schulmeiſter, den ſeines Vertheidigers Unfall, noch mehr wie ſein eige- ner, außer aller Faſſung gebracht hatte, ward halb todt H 2

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Zitationshilfe: Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 2. Berlin u. a., 1775, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nicolai_nothanker02_1775/121>, abgerufen am 28.03.2024.