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Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 3. Berlin u. a., 1776.

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Neuntes Buch.
Erster Abschnitt.

Des andern Morgens ließ Säugling der Va-
ter, welcher schon den ganzen vorigen Tag,
mit Ungeduld nach seinem Sohne gefragt hatte, den-
selben sehr früh zum Thee rufen.

,Jch fürchte mich,' sagte der Alte, ,du möchtest
mir sonst heute wieder wegreisen, wie gestern.'

,Jch möchte auch wohl,' versetzte der Sohn, ,nur
"erst muß ich Jhnen von meiner gestrigen Reise, wich-
"tige Dinge erzählen, bester Vater!'

V. Laß seyn! Jch habe dir noch viel wichtigere
Dinge zu sagen. Hör' nur, ob du gleich meinst, du
machst alle deine Dinge so heimlich, daß es niemand
merkt, so hab' ich dirs doch lange angesehen, daß
du eine Zuneigung zur Jungfer Gertrudtinn hast.

Jch
J 2


Neuntes Buch.
Erſter Abſchnitt.

Des andern Morgens ließ Saͤugling der Va-
ter, welcher ſchon den ganzen vorigen Tag,
mit Ungeduld nach ſeinem Sohne gefragt hatte, den-
ſelben ſehr fruͤh zum Thee rufen.

‚Jch fuͤrchte mich,‛ ſagte der Alte, ‚du moͤchteſt
mir ſonſt heute wieder wegreiſen, wie geſtern.‛

‚Jch moͤchte auch wohl,‛ verſetzte der Sohn, ‚nur
„erſt muß ich Jhnen von meiner geſtrigen Reiſe, wich-
„tige Dinge erzaͤhlen, beſter Vater!‛

V. Laß ſeyn! Jch habe dir noch viel wichtigere
Dinge zu ſagen. Hoͤr’ nur, ob du gleich meinſt, du
machſt alle deine Dinge ſo heimlich, daß es niemand
merkt, ſo hab’ ich dirs doch lange angeſehen, daß
du eine Zuneigung zur Jungfer Gertrudtinn haſt.

Jch
J 2
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[129[128]/0141] Neuntes Buch. Erſter Abſchnitt. Des andern Morgens ließ Saͤugling der Va- ter, welcher ſchon den ganzen vorigen Tag, mit Ungeduld nach ſeinem Sohne gefragt hatte, den- ſelben ſehr fruͤh zum Thee rufen. ‚Jch fuͤrchte mich,‛ ſagte der Alte, ‚du moͤchteſt mir ſonſt heute wieder wegreiſen, wie geſtern.‛ ‚Jch moͤchte auch wohl,‛ verſetzte der Sohn, ‚nur „erſt muß ich Jhnen von meiner geſtrigen Reiſe, wich- „tige Dinge erzaͤhlen, beſter Vater!‛ V. Laß ſeyn! Jch habe dir noch viel wichtigere Dinge zu ſagen. Hoͤr’ nur, ob du gleich meinſt, du machſt alle deine Dinge ſo heimlich, daß es niemand merkt, ſo hab’ ich dirs doch lange angeſehen, daß du eine Zuneigung zur Jungfer Gertrudtinn haſt. Jch J 2

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Zitationshilfe: Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 3. Berlin u. a., 1776, S. 129[128]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nicolai_nothanker03_1776/141>, abgerufen am 28.03.2024.