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Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 2. Berlin, 1812.

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eben vorher die römischen Soldaten gefochten hatten:
deren wachsende Macht aber jetzt Unruhe und Abgunst
erregte. Sie hingegen setzten, vereinigt mit den Kam-
panern und Sidicinern, den Krieg gegen Sam-
nium fort.

Der latinische Krieg.

Feindseligkeiten zwischen Rom und den Latinern
scheinen schon im Lauf dieses Jahrs ausgebrochen zu
seyn: denn so nahe wie die Antiaten jetzt mit Latium
verbunden waren, dem auch Privernum sich ohne Zwei-
fel angeschlossen hatte, ist der Krieg welchen die Rö-
mer noch in demselben Jahr 414 gegen beyde, damals
kraftvolle, Städte führten, nicht anders denn als feind-
selig gegen den gesammten Bund anzusehen.

So war es sichtbar daß ein harter Kampf zwischen
Rom und Latium entscheiden mußte, ob jenes eine la-
tinische Stadt, oder dieses Rom unterthänig werden
sollte: und für diesen Kampf erwählte die Nation zum
Consulat, mit T. Manlius, den Retter des cornelischen
Heers in Samnium, P. Decius, dessen Leben dem Va-
terland ganz, nicht ihm selbst, gehörte. Es war das
Jahr 415.

Die Latiner indessen wünschten diesem Krieg durch
einen Verein auszuweichen: welcher, nach dem recht-
lich und factisch geltenden Verhältniß der Gleichheit
zweyer völlig freyer Völker beurtheilt, von dem dar-
geboten welches damals an Zahl eigener und verbün-
deter Streiter das zahlreichste gewesen seyn muß, kei-

eben vorher die roͤmiſchen Soldaten gefochten hatten:
deren wachſende Macht aber jetzt Unruhe und Abgunſt
erregte. Sie hingegen ſetzten, vereinigt mit den Kam-
panern und Sidicinern, den Krieg gegen Sam-
nium fort.

Der latiniſche Krieg.

Feindſeligkeiten zwiſchen Rom und den Latinern
ſcheinen ſchon im Lauf dieſes Jahrs ausgebrochen zu
ſeyn: denn ſo nahe wie die Antiaten jetzt mit Latium
verbunden waren, dem auch Privernum ſich ohne Zwei-
fel angeſchloſſen hatte, iſt der Krieg welchen die Roͤ-
mer noch in demſelben Jahr 414 gegen beyde, damals
kraftvolle, Staͤdte fuͤhrten, nicht anders denn als feind-
ſelig gegen den geſammten Bund anzuſehen.

So war es ſichtbar daß ein harter Kampf zwiſchen
Rom und Latium entſcheiden mußte, ob jenes eine la-
tiniſche Stadt, oder dieſes Rom unterthaͤnig werden
ſollte: und fuͤr dieſen Kampf erwaͤhlte die Nation zum
Conſulat, mit T. Manlius, den Retter des corneliſchen
Heers in Samnium, P. Decius, deſſen Leben dem Va-
terland ganz, nicht ihm ſelbſt, gehoͤrte. Es war das
Jahr 415.

Die Latiner indeſſen wuͤnſchten dieſem Krieg durch
einen Verein auszuweichen: welcher, nach dem recht-
lich und factiſch geltenden Verhaͤltniß der Gleichheit
zweyer voͤllig freyer Voͤlker beurtheilt, von dem dar-
geboten welches damals an Zahl eigener und verbuͤn-
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[507/0523] eben vorher die roͤmiſchen Soldaten gefochten hatten: deren wachſende Macht aber jetzt Unruhe und Abgunſt erregte. Sie hingegen ſetzten, vereinigt mit den Kam- panern und Sidicinern, den Krieg gegen Sam- nium fort. Der latiniſche Krieg. Feindſeligkeiten zwiſchen Rom und den Latinern ſcheinen ſchon im Lauf dieſes Jahrs ausgebrochen zu ſeyn: denn ſo nahe wie die Antiaten jetzt mit Latium verbunden waren, dem auch Privernum ſich ohne Zwei- fel angeſchloſſen hatte, iſt der Krieg welchen die Roͤ- mer noch in demſelben Jahr 414 gegen beyde, damals kraftvolle, Staͤdte fuͤhrten, nicht anders denn als feind- ſelig gegen den geſammten Bund anzuſehen. So war es ſichtbar daß ein harter Kampf zwiſchen Rom und Latium entſcheiden mußte, ob jenes eine la- tiniſche Stadt, oder dieſes Rom unterthaͤnig werden ſollte: und fuͤr dieſen Kampf erwaͤhlte die Nation zum Conſulat, mit T. Manlius, den Retter des corneliſchen Heers in Samnium, P. Decius, deſſen Leben dem Va- terland ganz, nicht ihm ſelbſt, gehoͤrte. Es war das Jahr 415. Die Latiner indeſſen wuͤnſchten dieſem Krieg durch einen Verein auszuweichen: welcher, nach dem recht- lich und factiſch geltenden Verhaͤltniß der Gleichheit zweyer voͤllig freyer Voͤlker beurtheilt, von dem dar- geboten welches damals an Zahl eigener und verbuͤn- deter Streiter das zahlreichſte geweſen ſeyn muß, kei-

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Zitationshilfe: Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 2. Berlin, 1812, S. 507. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niebuhr_roemische02_1812/523>, abgerufen am 18.04.2024.