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Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 2. Berlin, 1812.

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er nur noch, wie dieser, Messer von der Art der albanesi-
schen trug. Wir glauben einem Zeugniß welches vom
höchsten Gewicht zu seyn scheint, daß das hispanische
Schwerdt erst um Hannibals Zeit bey der römischen Ar-
mee eingeführt ward; obwohl sie schon früher ein anderes,
wahrscheinlich dem gallischen nachgebildetes, führte 1).
Die Erwähnung des hispanischen in der Geschichte vom
Zweykampf des Manlius beweißt sein Alter nicht im ge-
ringsten mehr als auf Darstellungen römischer Geschichten
durch Künstler des Mittelalters Costum oder Waffen
ihrer Zeit.

Innere Geschichte bis zum Jahr 378.

Ohne Vergleich wichtiger als die Kriege dieses Zeit-
raums sind die inneren Bewegungen und Unruhen, die
jetzt eben so heftig ausbrachen als das Volk seit der Revo-
lution von 305 bis zur Einnahme der Stadt den Stolz der
Patricier im Ganzen mit stiller Gelassenheit ertragen hatte.
Diese Ruhe läßt, wenigstens bis zum vejentischen Krieg,
auf wachsenden Wohlstand schließen: welcher sich auch
bilden mußte, da alle Stände, fast ohne Abgaben zu zah-
len, während eines halben Jahrhunderts unverheertes
Land bauten, und die Kriege bey geringen Kosten oft
Beute gaben. Das Elend welches die gallische Eroberung
zurückließ erregte die Gährung dieses Zeitraums. Unru-
hen, die aus allgemeiner Noth entstehen, haben fast al-
lenthalben zu Verwilderung oder Erstarrung, in den grie-
chischen Republiken zum Untergang der Freyheit geführt.

1) Schweighäuser zu Polybius II. c. 30.

er nur noch, wie dieſer, Meſſer von der Art der albaneſi-
ſchen trug. Wir glauben einem Zeugniß welches vom
hoͤchſten Gewicht zu ſeyn ſcheint, daß das hiſpaniſche
Schwerdt erſt um Hannibals Zeit bey der roͤmiſchen Ar-
mee eingefuͤhrt ward; obwohl ſie ſchon fruͤher ein anderes,
wahrſcheinlich dem galliſchen nachgebildetes, fuͤhrte 1).
Die Erwaͤhnung des hiſpaniſchen in der Geſchichte vom
Zweykampf des Manlius beweißt ſein Alter nicht im ge-
ringſten mehr als auf Darſtellungen roͤmiſcher Geſchichten
durch Kuͤnſtler des Mittelalters Coſtum oder Waffen
ihrer Zeit.

Innere Geſchichte bis zum Jahr 378.

Ohne Vergleich wichtiger als die Kriege dieſes Zeit-
raums ſind die inneren Bewegungen und Unruhen, die
jetzt eben ſo heftig ausbrachen als das Volk ſeit der Revo-
lution von 305 bis zur Einnahme der Stadt den Stolz der
Patricier im Ganzen mit ſtiller Gelaſſenheit ertragen hatte.
Dieſe Ruhe laͤßt, wenigſtens bis zum vejentiſchen Krieg,
auf wachſenden Wohlſtand ſchließen: welcher ſich auch
bilden mußte, da alle Staͤnde, faſt ohne Abgaben zu zah-
len, waͤhrend eines halben Jahrhunderts unverheertes
Land bauten, und die Kriege bey geringen Koſten oft
Beute gaben. Das Elend welches die galliſche Eroberung
zuruͤckließ erregte die Gaͤhrung dieſes Zeitraums. Unru-
hen, die aus allgemeiner Noth entſtehen, haben faſt al-
lenthalben zu Verwilderung oder Erſtarrung, in den grie-
chiſchen Republiken zum Untergang der Freyheit gefuͤhrt.

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[309/0325] er nur noch, wie dieſer, Meſſer von der Art der albaneſi- ſchen trug. Wir glauben einem Zeugniß welches vom hoͤchſten Gewicht zu ſeyn ſcheint, daß das hiſpaniſche Schwerdt erſt um Hannibals Zeit bey der roͤmiſchen Ar- mee eingefuͤhrt ward; obwohl ſie ſchon fruͤher ein anderes, wahrſcheinlich dem galliſchen nachgebildetes, fuͤhrte 1). Die Erwaͤhnung des hiſpaniſchen in der Geſchichte vom Zweykampf des Manlius beweißt ſein Alter nicht im ge- ringſten mehr als auf Darſtellungen roͤmiſcher Geſchichten durch Kuͤnſtler des Mittelalters Coſtum oder Waffen ihrer Zeit. Innere Geſchichte bis zum Jahr 378. Ohne Vergleich wichtiger als die Kriege dieſes Zeit- raums ſind die inneren Bewegungen und Unruhen, die jetzt eben ſo heftig ausbrachen als das Volk ſeit der Revo- lution von 305 bis zur Einnahme der Stadt den Stolz der Patricier im Ganzen mit ſtiller Gelaſſenheit ertragen hatte. Dieſe Ruhe laͤßt, wenigſtens bis zum vejentiſchen Krieg, auf wachſenden Wohlſtand ſchließen: welcher ſich auch bilden mußte, da alle Staͤnde, faſt ohne Abgaben zu zah- len, waͤhrend eines halben Jahrhunderts unverheertes Land bauten, und die Kriege bey geringen Koſten oft Beute gaben. Das Elend welches die galliſche Eroberung zuruͤckließ erregte die Gaͤhrung dieſes Zeitraums. Unru- hen, die aus allgemeiner Noth entſtehen, haben faſt al- lenthalben zu Verwilderung oder Erſtarrung, in den grie- chiſchen Republiken zum Untergang der Freyheit gefuͤhrt. 1) Schweighaͤuſer zu Polybius II. c. 30.

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Zitationshilfe: Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 2. Berlin, 1812, S. 309. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niebuhr_roemische02_1812/325>, abgerufen am 29.03.2024.