Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 2. Berlin, 1812.

Bild:
<< vorherige Seite

richtigungen entworfen ist, also bedeutend östlicher vor-
tritt, Apulien, die Küste bis über Ancona, und die angrän-
zenden innern Gegenden eine damit nicht harmonirende
nach Westen verschobene Lage behalten haben. Doch dies
ist bey einer bloß historischen Charte kein sehr wesentli-
cher Nachtheil.

Die gegenwärtige berücksichtigt Stammverschiedenheit
nur in so fern als sie politische Absonderung veranlaßte:
verschiedene Völker, in einem Staat vereinigt, sind als ein
Ganzes bezeichnet. Rom, Samnium und Etrurien sind
durch Farben unterschieden. Die übrigen unabhängigen,
nicht griechischen, Völker Italiens haben eine Farbe: ihre
Gränzen sind so wahrscheinlich als möglich, nicht ohne
sorgfältige Prüfung, gezeichnet.

Zu Samnium in der damaligen Periode rechne ich,
was im dritten Theile näher erwiesen wird, nicht nur die
Küste vom Vesuv bis an den Silarus, sondern auch das
volskische Land am linken Ufer des obern Liris, und von
Apulien nicht nur Luceria, sondern auch Venusia. Dies
ward als eine samnitische Stadt erobert (Dionysius Exc.
Valesiana p. 2335. ed. R.
): unter den von dort vertriebe-
nen Sabellern (Horaz Serm. II. 1. v. 36.) können auch
nur Samniter verstanden seyn. Auch Acherontia rechne
ich zu Samnium, weil es auf den Münzen Akurunniar,
oskisch, geschrieben wird, und, nach Eckhels Bemerkung,
alle lucanische Münzen griechische Aufschriften haben.

So wie hier den Nahmen Akurunniar habe ich, wo
Münzen die einheimische Schreibart angaben diese ge-
wählt: also Paisto, Nuvla, Nuvkrinum, Velatherri

N n 2

richtigungen entworfen iſt, alſo bedeutend oͤſtlicher vor-
tritt, Apulien, die Kuͤſte bis uͤber Ancona, und die angraͤn-
zenden innern Gegenden eine damit nicht harmonirende
nach Weſten verſchobene Lage behalten haben. Doch dies
iſt bey einer bloß hiſtoriſchen Charte kein ſehr weſentli-
cher Nachtheil.

Die gegenwaͤrtige beruͤckſichtigt Stammverſchiedenheit
nur in ſo fern als ſie politiſche Abſonderung veranlaßte:
verſchiedene Voͤlker, in einem Staat vereinigt, ſind als ein
Ganzes bezeichnet. Rom, Samnium und Etrurien ſind
durch Farben unterſchieden. Die uͤbrigen unabhaͤngigen,
nicht griechiſchen, Voͤlker Italiens haben eine Farbe: ihre
Graͤnzen ſind ſo wahrſcheinlich als moͤglich, nicht ohne
ſorgfaͤltige Pruͤfung, gezeichnet.

Zu Samnium in der damaligen Periode rechne ich,
was im dritten Theile naͤher erwieſen wird, nicht nur die
Kuͤſte vom Veſuv bis an den Silarus, ſondern auch das
volskiſche Land am linken Ufer des obern Liris, und von
Apulien nicht nur Luceria, ſondern auch Venuſia. Dies
ward als eine ſamnitiſche Stadt erobert (Dionyſius Exc.
Valesiana p. 2335. ed. R.
): unter den von dort vertriebe-
nen Sabellern (Horaz Serm. II. 1. v. 36.) koͤnnen auch
nur Samniter verſtanden ſeyn. Auch Acherontia rechne
ich zu Samnium, weil es auf den Muͤnzen Akurunniar,
oskiſch, geſchrieben wird, und, nach Eckhels Bemerkung,
alle lucaniſche Muͤnzen griechiſche Aufſchriften haben.

So wie hier den Nahmen Akurunniar habe ich, wo
Muͤnzen die einheimiſche Schreibart angaben dieſe ge-
waͤhlt: alſo Paisto, Nuvla, Nuvkrinum, Velatherri

N n 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0579" n="563"/>
richtigungen entworfen i&#x017F;t, al&#x017F;o bedeutend o&#x0364;&#x017F;tlicher vor-<lb/>
tritt, Apulien, die Ku&#x0364;&#x017F;te bis u&#x0364;ber Ancona, und die angra&#x0364;n-<lb/>
zenden innern Gegenden eine damit nicht harmonirende<lb/>
nach We&#x017F;ten ver&#x017F;chobene Lage behalten haben. Doch dies<lb/>
i&#x017F;t bey einer bloß hi&#x017F;tori&#x017F;chen Charte kein &#x017F;ehr we&#x017F;entli-<lb/>
cher Nachtheil.</p><lb/>
          <p>Die gegenwa&#x0364;rtige beru&#x0364;ck&#x017F;ichtigt Stammver&#x017F;chiedenheit<lb/>
nur in &#x017F;o fern als &#x017F;ie politi&#x017F;che Ab&#x017F;onderung veranlaßte:<lb/>
ver&#x017F;chiedene Vo&#x0364;lker, in einem Staat vereinigt, &#x017F;ind als ein<lb/>
Ganzes bezeichnet. Rom, Samnium und Etrurien &#x017F;ind<lb/>
durch Farben unter&#x017F;chieden. Die u&#x0364;brigen unabha&#x0364;ngigen,<lb/>
nicht griechi&#x017F;chen, Vo&#x0364;lker Italiens haben eine Farbe: ihre<lb/>
Gra&#x0364;nzen &#x017F;ind &#x017F;o wahr&#x017F;cheinlich als mo&#x0364;glich, nicht ohne<lb/>
&#x017F;orgfa&#x0364;ltige Pru&#x0364;fung, gezeichnet.</p><lb/>
          <p>Zu Samnium in der damaligen Periode rechne ich,<lb/>
was im dritten Theile na&#x0364;her erwie&#x017F;en wird, nicht nur die<lb/>
Ku&#x0364;&#x017F;te vom Ve&#x017F;uv bis an den Silarus, &#x017F;ondern auch das<lb/>
volski&#x017F;che Land am linken Ufer des obern Liris, und von<lb/>
Apulien nicht nur Luceria, &#x017F;ondern auch Venu&#x017F;ia. Dies<lb/>
ward als eine &#x017F;amniti&#x017F;che Stadt erobert (Diony&#x017F;ius <hi rendition="#aq">Exc.<lb/>
Valesiana p. 2335. ed. R.</hi>): unter den von dort vertriebe-<lb/>
nen Sabellern (Horaz <hi rendition="#aq">Serm. II. 1. v.</hi> 36.) ko&#x0364;nnen auch<lb/>
nur Samniter ver&#x017F;tanden &#x017F;eyn. Auch Acherontia rechne<lb/>
ich zu Samnium, weil es auf den Mu&#x0364;nzen <hi rendition="#aq">Akurunniar,</hi><lb/>
oski&#x017F;ch, ge&#x017F;chrieben wird, und, nach Eckhels Bemerkung,<lb/>
alle lucani&#x017F;che Mu&#x0364;nzen griechi&#x017F;che Auf&#x017F;chriften haben.</p><lb/>
          <p>So wie hier den Nahmen <hi rendition="#aq">Akurunniar</hi> habe ich, wo<lb/>
Mu&#x0364;nzen die einheimi&#x017F;che Schreibart angaben die&#x017F;e ge-<lb/>
wa&#x0364;hlt: al&#x017F;o <hi rendition="#aq">Paisto, Nuvla, Nuvkrinum, Velatherri</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="sig">N n 2</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[563/0579] richtigungen entworfen iſt, alſo bedeutend oͤſtlicher vor- tritt, Apulien, die Kuͤſte bis uͤber Ancona, und die angraͤn- zenden innern Gegenden eine damit nicht harmonirende nach Weſten verſchobene Lage behalten haben. Doch dies iſt bey einer bloß hiſtoriſchen Charte kein ſehr weſentli- cher Nachtheil. Die gegenwaͤrtige beruͤckſichtigt Stammverſchiedenheit nur in ſo fern als ſie politiſche Abſonderung veranlaßte: verſchiedene Voͤlker, in einem Staat vereinigt, ſind als ein Ganzes bezeichnet. Rom, Samnium und Etrurien ſind durch Farben unterſchieden. Die uͤbrigen unabhaͤngigen, nicht griechiſchen, Voͤlker Italiens haben eine Farbe: ihre Graͤnzen ſind ſo wahrſcheinlich als moͤglich, nicht ohne ſorgfaͤltige Pruͤfung, gezeichnet. Zu Samnium in der damaligen Periode rechne ich, was im dritten Theile naͤher erwieſen wird, nicht nur die Kuͤſte vom Veſuv bis an den Silarus, ſondern auch das volskiſche Land am linken Ufer des obern Liris, und von Apulien nicht nur Luceria, ſondern auch Venuſia. Dies ward als eine ſamnitiſche Stadt erobert (Dionyſius Exc. Valesiana p. 2335. ed. R.): unter den von dort vertriebe- nen Sabellern (Horaz Serm. II. 1. v. 36.) koͤnnen auch nur Samniter verſtanden ſeyn. Auch Acherontia rechne ich zu Samnium, weil es auf den Muͤnzen Akurunniar, oskiſch, geſchrieben wird, und, nach Eckhels Bemerkung, alle lucaniſche Muͤnzen griechiſche Aufſchriften haben. So wie hier den Nahmen Akurunniar habe ich, wo Muͤnzen die einheimiſche Schreibart angaben dieſe ge- waͤhlt: alſo Paisto, Nuvla, Nuvkrinum, Velatherri N n 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/niebuhr_roemische02_1812
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/niebuhr_roemische02_1812/579
Zitationshilfe: Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 2. Berlin, 1812, S. 563. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niebuhr_roemische02_1812/579>, abgerufen am 19.04.2024.