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Nietzsche, Friedrich: Also sprach Zarathustra. Bd. 3. Chemnitz, 1884.

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schwebt, das güldene Wunder, um dessen Gold
alle guten schlimmen wunderlichen Dinge hüpfen: --

-- auch vieles grosse und kleine Gethier und
Alles, was leichte wunderliche Füsse hat, dass es auf
veilchenblauen Pfaden laufen kann, --

-- hin zu dem güldenen Wunder, dem frei¬
willigen Nachen und zu seinem Herrn: das aber ist
der Winzer, der mit diamantenem Winzermesser
wartet, --

-- dein grosser Löser, oh meine Seele, der
Namenlose -- -- dem zukünftige Gesänge erst Namen
finden! Und wahrlich, schon duftet dein Athem nach
zukünftigen Gesängen, --

-- schon glühst du und träumst, schon trinkst du
durstig an allen tiefen klingenden Trost-Brunnen,
schon ruht deine Schwermuth in der Seligkeit zu¬
künftiger Gesänge! -- --

Oh meine Seele, nun gab ich dir Alles und auch
mein Letztes, und alle meine Hände sind an dich leer
geworden: -- dass ich dich singen hiess, siehe,
das war mein Letztes!

Dass ich dich singen hiess, sprich nun, sprich:
wer von uns hat jetzt -- zu danken? -- Besser aber
noch: singe mir, singe, oh meine Seele! Und mich lass
danken! --

Also sprach Zarathustra.


schwebt, das güldene Wunder, um dessen Gold
alle guten schlimmen wunderlichen Dinge hüpfen: —

— auch vieles grosse und kleine Gethier und
Alles, was leichte wunderliche Füsse hat, dass es auf
veilchenblauen Pfaden laufen kann, —

— hin zu dem güldenen Wunder, dem frei¬
willigen Nachen und zu seinem Herrn: das aber ist
der Winzer, der mit diamantenem Winzermesser
wartet, —

— dein grosser Löser, oh meine Seele, der
Namenlose — — dem zukünftige Gesänge erst Namen
finden! Und wahrlich, schon duftet dein Athem nach
zukünftigen Gesängen, —

— schon glühst du und träumst, schon trinkst du
durstig an allen tiefen klingenden Trost-Brunnen,
schon ruht deine Schwermuth in der Seligkeit zu¬
künftiger Gesänge! — —

Oh meine Seele, nun gab ich dir Alles und auch
mein Letztes, und alle meine Hände sind an dich leer
geworden: — dass ich dich singen hiess, siehe,
das war mein Letztes!

Dass ich dich singen hiess, sprich nun, sprich:
wer von uns hat jetzt — zu danken? — Besser aber
noch: singe mir, singe, oh meine Seele! Und mich lass
danken! —

Also sprach Zarathustra.


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[105/0115] schwebt, das güldene Wunder, um dessen Gold alle guten schlimmen wunderlichen Dinge hüpfen: — — auch vieles grosse und kleine Gethier und Alles, was leichte wunderliche Füsse hat, dass es auf veilchenblauen Pfaden laufen kann, — — hin zu dem güldenen Wunder, dem frei¬ willigen Nachen und zu seinem Herrn: das aber ist der Winzer, der mit diamantenem Winzermesser wartet, — — dein grosser Löser, oh meine Seele, der Namenlose — — dem zukünftige Gesänge erst Namen finden! Und wahrlich, schon duftet dein Athem nach zukünftigen Gesängen, — — schon glühst du und träumst, schon trinkst du durstig an allen tiefen klingenden Trost-Brunnen, schon ruht deine Schwermuth in der Seligkeit zu¬ künftiger Gesänge! — — Oh meine Seele, nun gab ich dir Alles und auch mein Letztes, und alle meine Hände sind an dich leer geworden: — dass ich dich singen hiess, siehe, das war mein Letztes! Dass ich dich singen hiess, sprich nun, sprich: wer von uns hat jetzt — zu danken? — Besser aber noch: singe mir, singe, oh meine Seele! Und mich lass danken! — Also sprach Zarathustra.

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Zitationshilfe: Nietzsche, Friedrich: Also sprach Zarathustra. Bd. 3. Chemnitz, 1884, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nietzsche_zarathustra03_1884/115>, abgerufen am 28.03.2024.