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Der Arbeitgeber. Nr. 1049. Frankfurt a. M., 9. Juni 1877.

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Der "Arbeitgeber" erscheint
wöchentlich,
Preis: 1 / 4 jährlich Mk. 2.40,
mit Postporto Mk. 3.

Anzeigen: für die drei-
spaltige Petitzeile oder deren
Raum 20 Pf. Der Betrag
wird durch Postnachnahme er-
hoben. Kleine Beträge können
durch Briefmarken ausge=.
glichen werden .

Verlag des "Arbeitgeber"
Hochstraße Nr. 37.

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Der
Arbeitgeber.
Archiv für Volkswirthschaft und neue Erfindungen,
Central - Anzeiger für den Arbeitmarkt.
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Bestellungen werden von allen
Postämtern u. Buchhandlun-
gen angenommen.
Das Patent= und Maschinen-
Geschäft des "Arbeitgeber"
übernimmt die Ausführung
neuer Erfindungen, vermittelt
den Ankauf ( zum Fabrik-
preis ) und Verkauf von Ma-
schinen aller Art, es besorgt[unleserliches Material]
Patente für alle[unleserliches Material] Länder und
übernimmt deren Ver-
werthung.

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Nro 1049.
Frankfurt a. M., 9. Juni. 1877.


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Das deutsche Reichs=Patentgesetz tritt mit dem
1. Juli in Kraft, und mit ihm beginnt eine neue Aera für die
deutsche Jndustrie. Der bisher fast schutzlose Erfinder darf es
fortan wagen, frei mit seinen Gedanken vor die Welt zu treten,
ohne befürchten zu müssen, daß Andere sich dieselben aneignen. Der
in England und Amerika in so üppiger Weise sich ausbreitende
germanische Erfindungsgeist wird nun auch in Deutschland einen
Boden finden, und zweifelsohne wird der Schutz des neuen Ge-
setzes in erhöhtem Maße nachgesucht werden. -- Damit tritt aber
auch an die industrielle und technische Welt die Nothwendigkeit
heran, sich genau über Das zu orientiren, was auf den Patent-
ämtern vorgeht, was an neuen Erfindungen auftaucht und welche
Richtung der Erfindungsgeist einschlägt.

Zum großen Nachtheile deutscher Gewerbthätigkeit haben un-
sere Fabrikanten und Techniker sich bisher zu wenig darum
bekümmert. Ganz im Stillen entwickelte sich in Folge der Ein-
führung neuer Erfindungen oft eine bisher unbeachtete Jndustrie, und
plötzlich stand sie als gefährliche Wettbewerberin anderer Länder da,
wie wir vor einigen Jahren an der Sodafabrikation, neuerdings
an der schweizer Uhrenindustrie gesehen haben. Wichtige auslän-
dische Erfindungen bleiben oft Jahre lang unbekannt, wie sich bei
der Nähmaschine, der Strickmaschine, der Dampfspritze, den meisten
landwirthschaftl. Maschinen, dem Dampfhammer und vielen an-
deren Maschinen gezeigt hat und heute noch zeigt.

Die Weltausstellung zu Philadelphia hat Aehnliches zu Tag
gefördert. Mit den meisten wichtigen Erfindungen der Neuzeit --
selbst unseren eigenen -- kam uns das Ausland zuvor. Dort ist
es längst allgemeine Uebung, die Patentjournale genau zu ver-
folgen und sich nichts entgehen zu lassen, was etwa für das eigene
Fach von Werth sein könnte. Bei uns hat fast Niemand an so
etwas gedacht. Wir haben uns im Jahr 1875 erboten, jeden Jn-
dustriellen fortlaufend von allem Neuen in seinem Fache Kunde zu
geben und ihm auf Wunsch Beschreibung und Zeichnung der Er-
findungen zu verschaffen, welche ihm von Werth zu sein scheinen.
Aus ganz Deutschland liefen drei Bestellungen ein, aus der Schweiz
-- an die wir uns gar nicht gewendet hatten -- mehr als ein
Dutzend.

Mit dem neuen Reichsgesetz wird sich das aber wesentlich än-
dern. Das Ausland, welches bisher grundsätzlich verschmähte, in
Deutschland Patente zu nehmen, wird dies nun thun. Man wird
also künftig nicht mehr Alles nachahmen dürfen, was man findet,
sondern hübsch Patentgebühr zahlen müssen, sonst setzt man sich
[Spaltenumbruch] nicht blos empfindlichen Strafen aus, sondern auch beträchtlichen
Entschädigungsklagen.

Jn Berücksichtigung dieses Umstandes haben wir uns ent-
schlossen, unsere Patentliste vom 1. Juli an zu vervollständigen
und die Patente aller großen Länder sofort nach deren
Bekanntmachung mitzutheilen. Die Jndustriellen, die Erfinder und
Techniker sind dann in den Stand gesetzt, die neu auftauchenden
Erfindungen ständig zu verfolgen und sich vor Schaden zu be-
wahren.

Wir werden ferner alle Fragen, welche das Patentwesen
berühren, an der Hand einer zwanzigjährigen Erfahrung auf diesem
Gebiete besprechen, auf Verbesserung des deutschen Gesetzes und
Anbahnung internationaler Normen hinarbeiten, wichtige Patent-
streite
mittheilen und von Zeit zu Zeit auf die immer noch zu
wenig bekannten Vorschriften der ausländischen Patent-
gesetze
aufmerksam machen. Gerade jetzt bei der Uebertragung
der bestehenden Patente auf das Reich ist die größte Vorsicht
nöthig, damit nicht die Mehrzahl der ausländischen Patente ver-
loren geht. Ein erst in letzter Zeit vorgekommener eklatanter Fall,
bei dem Hunderttausende eingebüßt wurden, mahnt von Neuem
daran, daß Erfinder und Jndustrielle gut thun, sich um die Vor-
schriften der Gesetzgebung über Marken=, Muster= und Patentschutz
zu bekümmern und zeitig den Rath eines erfahrenen Fach-
mannes einzuholen.

Wir werden ebenso wie die Patente die Entwicklung des
Marken- und des Musterschutzes verfolgen und auch hier
wichtige Streitfälle mittheilen, ersuchen aber unsere Leser, uns mit
Mittheilung solcher an die Hand zu gehen.

Jn dem technischen Theil werden wir wie bisher hervor-
ragende Erfindungen besprechen und namentlich solche näher schil-
dern, die sich bereits praktisch bewährt haben.

Der "Arbeitgeber" wird der Literatur besondere Aufmerksam-
keit widmen und die hervorragendsten neuen Werke ausführlicher
besprechen; er wird wie seither Fachorgan für den Arbeitmarkt
bleiben und in seinem Anzeigentheil sowohl die Nachfrage nach
Arbeitern, Werkführern, Technikern, Commis, als auch den Verkauf
von Maschinen, Liegenschaften u. s. w. vermitteln.

Preis des "Arbeitgeber" 3 M. pr. Quartal. Bestellungen
bitten wir direct an uns oder an das nächste Postamt zu richten.

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Der „Arbeitgeber“ erscheint
wöchentlich,
Preis: 1 / 4 jährlich Mk. 2.40,
mit Postporto Mk. 3.

Anzeigen: für die drei-
spaltige Petitzeile oder deren
Raum 20 Pf. Der Betrag
wird durch Postnachnahme er-
hoben. Kleine Beträge können
durch Briefmarken ausge=.
glichen werden .

Verlag des „Arbeitgeber“
Hochstraße Nr. 37.

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Der
Arbeitgeber.
Archiv für Volkswirthschaft und neue Erfindungen,
Central - Anzeiger für den Arbeitmarkt.
[Spaltenumbruch]

Bestellungen werden von allen
Postämtern u. Buchhandlun-
gen angenommen.
Das Patent= und Maschinen-
Geschäft des „Arbeitgeber“
übernimmt die Ausführung
neuer Erfindungen, vermittelt
den Ankauf ( zum Fabrik-
preis ) und Verkauf von Ma-
schinen aller Art, es besorgt[unleserliches Material]
Patente für alle[unleserliches Material] Länder und
übernimmt deren Ver-
werthung.

[Ende Spaltensatz]

Nro 1049.
Frankfurt a. M., 9. Juni. 1877.


[Beginn Spaltensatz]

Das deutsche Reichs=Patentgesetz tritt mit dem
1. Juli in Kraft, und mit ihm beginnt eine neue Aera für die
deutsche Jndustrie. Der bisher fast schutzlose Erfinder darf es
fortan wagen, frei mit seinen Gedanken vor die Welt zu treten,
ohne befürchten zu müssen, daß Andere sich dieselben aneignen. Der
in England und Amerika in so üppiger Weise sich ausbreitende
germanische Erfindungsgeist wird nun auch in Deutschland einen
Boden finden, und zweifelsohne wird der Schutz des neuen Ge-
setzes in erhöhtem Maße nachgesucht werden. -- Damit tritt aber
auch an die industrielle und technische Welt die Nothwendigkeit
heran, sich genau über Das zu orientiren, was auf den Patent-
ämtern vorgeht, was an neuen Erfindungen auftaucht und welche
Richtung der Erfindungsgeist einschlägt.

Zum großen Nachtheile deutscher Gewerbthätigkeit haben un-
sere Fabrikanten und Techniker sich bisher zu wenig darum
bekümmert. Ganz im Stillen entwickelte sich in Folge der Ein-
führung neuer Erfindungen oft eine bisher unbeachtete Jndustrie, und
plötzlich stand sie als gefährliche Wettbewerberin anderer Länder da,
wie wir vor einigen Jahren an der Sodafabrikation, neuerdings
an der schweizer Uhrenindustrie gesehen haben. Wichtige auslän-
dische Erfindungen bleiben oft Jahre lang unbekannt, wie sich bei
der Nähmaschine, der Strickmaschine, der Dampfspritze, den meisten
landwirthschaftl. Maschinen, dem Dampfhammer und vielen an-
deren Maschinen gezeigt hat und heute noch zeigt.

Die Weltausstellung zu Philadelphia hat Aehnliches zu Tag
gefördert. Mit den meisten wichtigen Erfindungen der Neuzeit --
selbst unseren eigenen -- kam uns das Ausland zuvor. Dort ist
es längst allgemeine Uebung, die Patentjournale genau zu ver-
folgen und sich nichts entgehen zu lassen, was etwa für das eigene
Fach von Werth sein könnte. Bei uns hat fast Niemand an so
etwas gedacht. Wir haben uns im Jahr 1875 erboten, jeden Jn-
dustriellen fortlaufend von allem Neuen in seinem Fache Kunde zu
geben und ihm auf Wunsch Beschreibung und Zeichnung der Er-
findungen zu verschaffen, welche ihm von Werth zu sein scheinen.
Aus ganz Deutschland liefen drei Bestellungen ein, aus der Schweiz
-- an die wir uns gar nicht gewendet hatten -- mehr als ein
Dutzend.

Mit dem neuen Reichsgesetz wird sich das aber wesentlich än-
dern. Das Ausland, welches bisher grundsätzlich verschmähte, in
Deutschland Patente zu nehmen, wird dies nun thun. Man wird
also künftig nicht mehr Alles nachahmen dürfen, was man findet,
sondern hübsch Patentgebühr zahlen müssen, sonst setzt man sich
[Spaltenumbruch] nicht blos empfindlichen Strafen aus, sondern auch beträchtlichen
Entschädigungsklagen.

Jn Berücksichtigung dieses Umstandes haben wir uns ent-
schlossen, unsere Patentliste vom 1. Juli an zu vervollständigen
und die Patente aller großen Länder sofort nach deren
Bekanntmachung mitzutheilen. Die Jndustriellen, die Erfinder und
Techniker sind dann in den Stand gesetzt, die neu auftauchenden
Erfindungen ständig zu verfolgen und sich vor Schaden zu be-
wahren.

Wir werden ferner alle Fragen, welche das Patentwesen
berühren, an der Hand einer zwanzigjährigen Erfahrung auf diesem
Gebiete besprechen, auf Verbesserung des deutschen Gesetzes und
Anbahnung internationaler Normen hinarbeiten, wichtige Patent-
streite
mittheilen und von Zeit zu Zeit auf die immer noch zu
wenig bekannten Vorschriften der ausländischen Patent-
gesetze
aufmerksam machen. Gerade jetzt bei der Uebertragung
der bestehenden Patente auf das Reich ist die größte Vorsicht
nöthig, damit nicht die Mehrzahl der ausländischen Patente ver-
loren geht. Ein erst in letzter Zeit vorgekommener eklatanter Fall,
bei dem Hunderttausende eingebüßt wurden, mahnt von Neuem
daran, daß Erfinder und Jndustrielle gut thun, sich um die Vor-
schriften der Gesetzgebung über Marken=, Muster= und Patentschutz
zu bekümmern und zeitig den Rath eines erfahrenen Fach-
mannes einzuholen.

Wir werden ebenso wie die Patente die Entwicklung des
Marken- und des Musterschutzes verfolgen und auch hier
wichtige Streitfälle mittheilen, ersuchen aber unsere Leser, uns mit
Mittheilung solcher an die Hand zu gehen.

Jn dem technischen Theil werden wir wie bisher hervor-
ragende Erfindungen besprechen und namentlich solche näher schil-
dern, die sich bereits praktisch bewährt haben.

Der „Arbeitgeber“ wird der Literatur besondere Aufmerksam-
keit widmen und die hervorragendsten neuen Werke ausführlicher
besprechen; er wird wie seither Fachorgan für den Arbeitmarkt
bleiben und in seinem Anzeigentheil sowohl die Nachfrage nach
Arbeitern, Werkführern, Technikern, Commis, als auch den Verkauf
von Maschinen, Liegenschaften u. s. w. vermitteln.

Preis des „Arbeitgeber“ 3 M. pr. Quartal. Bestellungen
bitten wir direct an uns oder an das nächste Postamt zu richten.

[Ende Spaltensatz]
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[0001] Der „Arbeitgeber“ erscheint wöchentlich, Preis: 1 / 4 jährlich Mk. 2.40, mit Postporto Mk. 3. Anzeigen: für die drei- spaltige Petitzeile oder deren Raum 20 Pf. Der Betrag wird durch Postnachnahme er- hoben. Kleine Beträge können durch Briefmarken ausge=. glichen werden . Verlag des „Arbeitgeber“ Hochstraße Nr. 37. Der Arbeitgeber. Archiv für Volkswirthschaft und neue Erfindungen, Central - Anzeiger für den Arbeitmarkt. Bestellungen werden von allen Postämtern u. Buchhandlun- gen angenommen. Das Patent= und Maschinen- Geschäft des „Arbeitgeber“ übernimmt die Ausführung neuer Erfindungen, vermittelt den Ankauf ( zum Fabrik- preis ) und Verkauf von Ma- schinen aller Art, es besorgt_ Patente für alle_ Länder und übernimmt deren Ver- werthung. Nro 1049. Frankfurt a. M., 9. Juni. 1877. Das deutsche Reichs=Patentgesetz tritt mit dem 1. Juli in Kraft, und mit ihm beginnt eine neue Aera für die deutsche Jndustrie. Der bisher fast schutzlose Erfinder darf es fortan wagen, frei mit seinen Gedanken vor die Welt zu treten, ohne befürchten zu müssen, daß Andere sich dieselben aneignen. Der in England und Amerika in so üppiger Weise sich ausbreitende germanische Erfindungsgeist wird nun auch in Deutschland einen Boden finden, und zweifelsohne wird der Schutz des neuen Ge- setzes in erhöhtem Maße nachgesucht werden. -- Damit tritt aber auch an die industrielle und technische Welt die Nothwendigkeit heran, sich genau über Das zu orientiren, was auf den Patent- ämtern vorgeht, was an neuen Erfindungen auftaucht und welche Richtung der Erfindungsgeist einschlägt. Zum großen Nachtheile deutscher Gewerbthätigkeit haben un- sere Fabrikanten und Techniker sich bisher zu wenig darum bekümmert. 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Der „Arbeitgeber“ wird der Literatur besondere Aufmerksam- keit widmen und die hervorragendsten neuen Werke ausführlicher besprechen; er wird wie seither Fachorgan für den Arbeitmarkt bleiben und in seinem Anzeigentheil sowohl die Nachfrage nach Arbeitern, Werkführern, Technikern, Commis, als auch den Verkauf von Maschinen, Liegenschaften u. s. w. vermitteln. Preis des „Arbeitgeber“ 3 M. pr. Quartal. Bestellungen bitten wir direct an uns oder an das nächste Postamt zu richten. Die Redaction des „Arbeitgeber“.

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Zitationshilfe: Der Arbeitgeber. Nr. 1049. Frankfurt a. M., 9. Juni 1877, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_arbeitgeber1049_1877/1>, abgerufen am 29.03.2024.