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Allgemeine Auswanderungs-Zeitung. Nr. 28. Rudolstadt, 13. April 1847.

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[Spaltenumbruch] or insirmin ) , so muß eine Caution von 300 D. nebst 2 guten Bürgen
gestellt werden, daß derselbe und seine Angehörigen keiner Stadt oder
Gemeinde im Staate Newyork zur Last fallen.

Jnteressant ist es ( schreibt ein Correspondent der Weserzeitung
aus Newyork ) die Metamorphose zu beobachten, die bei den
Einwanderern in ihrer äußeren Erscheinung gar bald vor sich geht.
Ein Stück der schwerfälligen, derben deutschen Landtracht sieht man
nach dem andern schwinden, und mit dem Wechsel der Kleidung ver-
wandelt sich auch die schwerfällige, ängstliche Unterthanenhaltung in
ein leichteres selbstständigeres Wesen. Es ist dabei oft höchst komisch
eine solche Mischung von Gegensätzen in Kleidung und Wesen zu sehen,
und dem Maler böte sich ein trefflicher Gegenstand zu einem Charakter-
bilde unserer Zeit!

Dr. Schimper, ein Rheinpfälzer, ist von dem Beherrscher des
Königreichs Tigre, dessen Flora er untersuchen wollte, zum Statt-
halter einer großen und fruchtbaren abyssinischen Provinz ernannt
worden, und ladet mittelst Schreibens vom 26. Sept. v. J. aus seiner
Residenz Adde Pascha seine Landsleute ein sich dort anzusiedeln.
Sobald der Canal vom mittelländischen ins rothe Meer zu Stande
gekommen, wäre Abyssinien die beste europäisch = indische Kolonie. Jn
Folge dieser Nachrichten soll in Berlin sich schnell eine große Koloni-
sationsgesellschaft gebildet haben.

Auch in Hannover hat sich ein sogenannter Adelsverein
gebildet, welcher sich in ähnlicher Weise wie der Mainzer, die Be-
förderung der Auswanderer nach den Ver. Staaten zur Aufgabe ge-
stellt hat, und welchem auch der Hannoversche Gesandte in Berlin,
Graf von Jnn- und Knyphausen, beigetreten ist.

Vom Niederrheine, 31. März. Kaum hat das Frühjahr
begonnen, so ziehen auch schon Schwärme von Auswanderern an uns
vorüber nach Rotterdam; es treffen aber auch von dort bereits Klagen
über die Verschiffung ein. Man sieht nämlich in Rotterdam nicht darauf,
für wie Viele Raum da ist, sondern nur wie viel Auswan-
derer da sind.
Wie die Häringe packt man die Armen über einander;
der Raum zum Spazirengehen auf dem Verdecke ist durch das Haus-
geräth der Auswanderer so beengt, daß man sich gegenseitig kaum
ausweichen und die frische Luft daher so gut wie gar nicht genießen
kann. Jn Bremen und Hamburg ist gesetzlich bestimmt, wie viel Aus-
wanderer ein Schiff aufnehmen darf; nimmt es mehr auf, so schreitet
die Polizei ein. Wir hören von dorther solche Klagen nie; nur die
durch den Adelsverein nach Texas spedirten Auswanderer, welche in
Bremen eingeschifft wurden, erhoben ähnliche Klagen. Das ganze Miß-
verhältniß liegt darin, daß alle deutschen Regierungen die Auswan-
dernden, sobald sie ihren Consens in Händen haben, nicht mehr als
Söhne des Vaterlandes betrachten und sich nicht weiter um sie beküm-
mern. Kein Consul, kein Gesandter wahrt im Auslande die Rechte
der Auswandernden; die Armen sind wie die Juden, die Parias; sie
sind heimatlos, ohne Schutz und ohne Rechte, den Wellen und ihrem
Schicksale preisgegeben. Von den alljährlich aus Deutschland auswan-
dernden 80,000 Deutschen kommen mindestens 10,000 auf Rotterdam,
wovon wiederum der sechste Theil seiner Zukunft beraubt wird, wenn
sich die Regierungen der scheidenden Brüder nicht annehmen. ( Cöln. Z. )

Der "Rhein. Beobachter" mißt es nur der Schwierigkeit, Häuser
und Güter zu angemessenen Preisen zu verwerthen, bei, daß die Aus-
wanderer nicht in noch größeren Massen abziehen. Die Leihhäuser
dagegen dienten häufig dazu, den Scheidenden die letzten Augenblicke
im Vaterlande zu vergällen; denn nur durch ihre Vermittelung können
die Auswanderer die Ziele auf ihr verkauftes Eigenthum in baares
Geld umwandeln, und unter welchen Bedingungen dieß Leuten möglich
wird, welche eben vom heimischen Ufer abzustoßen gedenken, mag Jeder
selbst errathen. Die Zeitungen berichteten jüngst aus dem Badischen,
daß dort häufig die Gemeinden ins Mittel treten, und das Eigenthum
der Auswanderer um angemessene Preise übernehmen, um sie den gie-
[Spaltenumbruch] rigen Händen des Wuchers zu entziehen. Gewiß wäre eine solche
Fürsorge aller Nachahmung werth,
um die Flüche im Munde
zu ersticken, welche der Scheidende sonst unwillkürlich in seine letzten
Abschiedsgrüße mischen und der heimischen Erde als Vermächtniß zurück-
lassen wird. -- Wenn nun dieser Schwierigkeiten und Hindernisse
ungeachtet immer größere Massen sich von ihrem Vaterlande lostrennen,
demselben nicht nur die rüstigsten Arbeitskräfte, sondern auch großar-
tige Capitale entziehen, so ist diese Erscheinung ( setzt die Mannheimer
Abendzeitung hinzu ) ein großartiger Gedankenstrich für die
Regierungen.
Sie verpflichtet dieselben zu nichts weniger, als
das Gefühl der Mißstimmung und des Mißvergnügens
* )
umzuwandeln in neuen Lebensmuth und Wohlbehagen.
Gerechtigkeit den sogenannten unteren Classen, der
Gesammtheit aber Freiheit, das wäre des Zaubers Lösung

Die Allgemeine Auswanderungs=Zeitung
vor dem Richterstuhle der öffentlichen Meinung.
( Fortsetzung. )
12. Didaskalia 1847. Nr. 56.

Von der Allg. Auswanderungszeitung, welche bei Froebel in Rudelstadt erscheint,
sind bereits 20 Nummern ausgegeben, die sich durch Reichhaltigkeit des Jnhaltes auszeich-
nen. So finden wir einen beachtungswerthen Aufsatz von Prof. Wappaus ( soll heißen:
eine Kritik über eine Wappaus'sche Schrift ) über deutsche Auswanderung und Kolonisation.
Das genannte Blatt, welches unparteiisch weder für noch gegen die Auswanderung dasteht,
bespricht sichtend die Angelegenheit nach allen Seiten gründlich und praktisch und theilt
fortwahrend wichtige Nachrichten, Veröffentlichungen und Privatbriefe aus den verschiede-
nen Staaten der neuen Welt mit. Sowohl Solche, welche mit dem Entschlusse der Aus-
wanderung umgehen, wie Allen, welche an dieser hochwichtigen Erscheinung regen Antheil
nehmen, oder theure Haupter in der neuen Welt zahlen, ist das genannte Organ zu em-
pfehlen, welches um den billigen Preis von 2 fl. 6 kr. halbjahrig bei allen Fürstl. Thurn-
und Taxischen Posten zu beziehen ist.

13. Bayerischer Landbote No. 362.

Die sich fast in allen Gegenden Deutschlands steigernde Auswanderungslust, zum Theil
Auswanderungsbedürfniß, hat unter dem Titel "Allgemeine Auswanderungs = Zeitung"
seit October d. J. in Rudolstadt eine Wochenschrift entstehen lassen, deren bis jetzt erschienene
Nummern das Ziel, welches sie sich vorsteckte: ein Leitfaden für Auswanderer nach allen
Punkten hin, eine Vermittlerin zwischen Deutschland und seinen ausgewanderten Söhnen
zu sein, -- rüstig verfolgt und allem Anscheine nach auch ferner verfolgen wird. Die Allg.
Ausw. Z. bringt nicht allein leitende Artikel und Besprechungen der neuesten Erscheinungen
im Gebiete der Auswanderungsliteratur, sie bringt auch Originalcorrespondenzen deutscher
Ausgewanderter, welche den Maaßstab zur Beurtheilung fremder Zustande geben. Wir
können des genannte Blatt nicht allein allen Auswanderungslustigen, sondern auch allen
Denen bestens empfehlen, welche sich für die Auswanderungsfrage im Allgemeinen interessiren.

14. Leipziger Jllustrirte Zeitung.

Mit geringerem Aufgebot von allerlei redseligem Beiwerk, und auf unscheinbarerem,
aber wie uns scheint auf viel praktischerem Wege ( als vorher erwahntes Blatt ahnlicher
Tendenz ) und mit nicht geringerer Warme, namentlich aber von vielseitiger Erfahrung
unterstützt, nimmt sich die allgemeine Auswanderungs = Zeitung bei Froebel in Rudolstadt
dieser Angelegenheit an; und wie sich überall der Wunsch ausspricht, daß der Auswande-
rung der Deutschen eine bestimmte und auf Thatsachen gegründete Richtung gegeben werde,
so sucht sie vorzugsweise die Meinungen über die Gegenden zu berichtigen und festzustellen,
welche bisher das Ziel deutscher Auswanderer waren und welche es nach den gesammelten
Erfahrungen bleiben müssen, wenn der doppelte Zweck erreicht werden soll: das persönliche
Wohlbefinden der Auswanderer und die Erhaltung derselben für die deutschen Rational-
interessen. -- Vor Allem richtet sich das Augenmerk der Auswanderer noch heutigen Tages
nach den Vereinigten Staaten, und wenn in neuester Zeit, in Folge außerst günstiger
Nachrichten von deutschen Kolonisten, der Strom der Auswanderung, insbesondere aus
Westsalen und Hannover, sich nach Südaustralien ergießt, so bleibt doch das Hauptziel
deutscher Wünsche Nordamerika und es haben dieselben vor. Jahr nicht niedriger gestimmt
werden können, wo nicht nur England und Frankreich, sondern auch ein großer Theil von
Deutschland von dem Ueberflusse erhalten wurde, den die Ver. Staaten dem Auslande zu-
senden konnten. Aus diesem Grunde beschaftigt sich auch das genannte Blatt vorzugsweise
mit diesem "gelobten Lande", und bringt in einer seiner neuesten Nummern eine Kritik
der Vereinigten Staaten als Auswanderungsziel des deutschen Landmanns, die wir unsern
Lesern im Auszuge mitzutheilen nicht unterlassen wollen, da wir hoffen, auf solche Weise
zu ihrer weitern Verbreitung ein Scherflein beizutragen. ( Folgt der betr. Artikel. )

Mögen diese Winke nicht unbeachtet bleiben, die so lange nöthig sein werden, als sich
nicht die Regierungen des Auswanderungswesens bemachtigen und in ihrem eigenen Jn-
teresse dafür sorgen, daß der Zug der Auswanderer nach Gegenden sich richtet, die lohnend
und gesund alle die Ansprüche erfüllen, welche die Armen zu machen berechtigt sind, die
das Vaterland verlassen, um sich eine gesicherte Zukunft in der Fremde zu suchen, welche
an Arbeitskraften Mangel leidet, wahrend sie in der Heimat in allzu reichem Maße vor
handen sind.

[Ende Spaltensatz]
* ) Als eine "im Volke umlaufende" Aeußerung derselben wurde uns
folgendes Verschen mitgetheilt:
" Schind dich entzwei, -- 's ist einerlei!
Bringst's doch zu nichts; der Staat der frißt's
Mit Haut und Haar immerdar. --
Willst du's besser: -- laß den Fresser;
Laß Hof uns Haus, geh zum Land hinaus!"
    D. Red.

[Spaltenumbruch] or inſirmin ) , so muß eine Caution von 300 D. nebst 2 guten Bürgen
gestellt werden, daß derselbe und seine Angehörigen keiner Stadt oder
Gemeinde im Staate Newyork zur Last fallen.

Jnteressant ist es ( schreibt ein Correspondent der Weserzeitung
aus Newyork ) die Metamorphose zu beobachten, die bei den
Einwanderern in ihrer äußeren Erscheinung gar bald vor sich geht.
Ein Stück der schwerfälligen, derben deutschen Landtracht sieht man
nach dem andern schwinden, und mit dem Wechsel der Kleidung ver-
wandelt sich auch die schwerfällige, ängstliche Unterthanenhaltung in
ein leichteres selbstständigeres Wesen. Es ist dabei oft höchst komisch
eine solche Mischung von Gegensätzen in Kleidung und Wesen zu sehen,
und dem Maler böte sich ein trefflicher Gegenstand zu einem Charakter-
bilde unserer Zeit!

Dr. Schimper, ein Rheinpfälzer, ist von dem Beherrscher des
Königreichs Tigré, dessen Flora er untersuchen wollte, zum Statt-
halter einer großen und fruchtbaren abyssinischen Provinz ernannt
worden, und ladet mittelst Schreibens vom 26. Sept. v. J. aus seiner
Residenz Adde Pascha seine Landsleute ein sich dort anzusiedeln.
Sobald der Canal vom mittelländischen ins rothe Meer zu Stande
gekommen, wäre Abyssinien die beste europäisch = indische Kolonie. Jn
Folge dieser Nachrichten soll in Berlin sich schnell eine große Koloni-
sationsgesellschaft gebildet haben.

Auch in Hannover hat sich ein sogenannter Adelsverein
gebildet, welcher sich in ähnlicher Weise wie der Mainzer, die Be-
förderung der Auswanderer nach den Ver. Staaten zur Aufgabe ge-
stellt hat, und welchem auch der Hannoversche Gesandte in Berlin,
Graf von Jnn- und Knyphausen, beigetreten ist.

Vom Niederrheine, 31. März. Kaum hat das Frühjahr
begonnen, so ziehen auch schon Schwärme von Auswanderern an uns
vorüber nach Rotterdam; es treffen aber auch von dort bereits Klagen
über die Verschiffung ein. Man sieht nämlich in Rotterdam nicht darauf,
für wie Viele Raum da ist, sondern nur wie viel Auswan-
derer da sind.
Wie die Häringe packt man die Armen über einander;
der Raum zum Spazirengehen auf dem Verdecke ist durch das Haus-
geräth der Auswanderer so beengt, daß man sich gegenseitig kaum
ausweichen und die frische Luft daher so gut wie gar nicht genießen
kann. Jn Bremen und Hamburg ist gesetzlich bestimmt, wie viel Aus-
wanderer ein Schiff aufnehmen darf; nimmt es mehr auf, so schreitet
die Polizei ein. Wir hören von dorther solche Klagen nie; nur die
durch den Adelsverein nach Texas spedirten Auswanderer, welche in
Bremen eingeschifft wurden, erhoben ähnliche Klagen. Das ganze Miß-
verhältniß liegt darin, daß alle deutschen Regierungen die Auswan-
dernden, sobald sie ihren Consens in Händen haben, nicht mehr als
Söhne des Vaterlandes betrachten und sich nicht weiter um sie beküm-
mern. Kein Consul, kein Gesandter wahrt im Auslande die Rechte
der Auswandernden; die Armen sind wie die Juden, die Parias; sie
sind heimatlos, ohne Schutz und ohne Rechte, den Wellen und ihrem
Schicksale preisgegeben. Von den alljährlich aus Deutschland auswan-
dernden 80,000 Deutschen kommen mindestens 10,000 auf Rotterdam,
wovon wiederum der sechste Theil seiner Zukunft beraubt wird, wenn
sich die Regierungen der scheidenden Brüder nicht annehmen. ( Cöln. Z. )

Der „Rhein. Beobachter“ mißt es nur der Schwierigkeit, Häuser
und Güter zu angemessenen Preisen zu verwerthen, bei, daß die Aus-
wanderer nicht in noch größeren Massen abziehen. Die Leihhäuser
dagegen dienten häufig dazu, den Scheidenden die letzten Augenblicke
im Vaterlande zu vergällen; denn nur durch ihre Vermittelung können
die Auswanderer die Ziele auf ihr verkauftes Eigenthum in baares
Geld umwandeln, und unter welchen Bedingungen dieß Leuten möglich
wird, welche eben vom heimischen Ufer abzustoßen gedenken, mag Jeder
selbst errathen. Die Zeitungen berichteten jüngst aus dem Badischen,
daß dort häufig die Gemeinden ins Mittel treten, und das Eigenthum
der Auswanderer um angemessene Preise übernehmen, um sie den gie-
[Spaltenumbruch] rigen Händen des Wuchers zu entziehen. Gewiß wäre eine solche
Fürsorge aller Nachahmung werth,
um die Flüche im Munde
zu ersticken, welche der Scheidende sonst unwillkürlich in seine letzten
Abschiedsgrüße mischen und der heimischen Erde als Vermächtniß zurück-
lassen wird. -- Wenn nun dieser Schwierigkeiten und Hindernisse
ungeachtet immer größere Massen sich von ihrem Vaterlande lostrennen,
demselben nicht nur die rüstigsten Arbeitskräfte, sondern auch großar-
tige Capitale entziehen, so ist diese Erscheinung ( setzt die Mannheimer
Abendzeitung hinzu ) ein großartiger Gedankenstrich für die
Regierungen.
Sie verpflichtet dieselben zu nichts weniger, als
das Gefühl der Mißstimmung und des Mißvergnügens
* )
umzuwandeln in neuen Lebensmuth und Wohlbehagen.
Gerechtigkeit den sogenannten unteren Classen, der
Gesammtheit aber Freiheit, das wäre des Zaubers Lösung

Die Allgemeine Auswanderungs=Zeitung
vor dem Richterstuhle der öffentlichen Meinung.
( Fortsetzung. )
12. Didaskalia 1847. Nr. 56.

Von der Allg. Auswanderungszeitung, welche bei Froebel in Rudelstadt erscheint,
sind bereits 20 Nummern ausgegeben, die sich durch Reichhaltigkeit des Jnhaltes auszeich-
nen. So finden wir einen beachtungswerthen Aufsatz von Prof. Wappaus ( soll heißen:
eine Kritik über eine Wappaus'sche Schrift ) über deutsche Auswanderung und Kolonisation.
Das genannte Blatt, welches unparteiisch weder für noch gegen die Auswanderung dasteht,
bespricht sichtend die Angelegenheit nach allen Seiten gründlich und praktisch und theilt
fortwahrend wichtige Nachrichten, Veröffentlichungen und Privatbriefe aus den verschiede-
nen Staaten der neuen Welt mit. Sowohl Solche, welche mit dem Entschlusse der Aus-
wanderung umgehen, wie Allen, welche an dieser hochwichtigen Erscheinung regen Antheil
nehmen, oder theure Haupter in der neuen Welt zahlen, ist das genannte Organ zu em-
pfehlen, welches um den billigen Preis von 2 fl. 6 kr. halbjahrig bei allen Fürstl. Thurn-
und Taxischen Posten zu beziehen ist.

13. Bayerischer Landbote No. 362.

Die sich fast in allen Gegenden Deutschlands steigernde Auswanderungslust, zum Theil
Auswanderungsbedürfniß, hat unter dem Titel „Allgemeine Auswanderungs = Zeitung“
seit October d. J. in Rudolstadt eine Wochenschrift entstehen lassen, deren bis jetzt erschienene
Nummern das Ziel, welches sie sich vorsteckte: ein Leitfaden für Auswanderer nach allen
Punkten hin, eine Vermittlerin zwischen Deutschland und seinen ausgewanderten Söhnen
zu sein, -- rüstig verfolgt und allem Anscheine nach auch ferner verfolgen wird. Die Allg.
Ausw. Z. bringt nicht allein leitende Artikel und Besprechungen der neuesten Erscheinungen
im Gebiete der Auswanderungsliteratur, sie bringt auch Originalcorrespondenzen deutscher
Ausgewanderter, welche den Maaßstab zur Beurtheilung fremder Zustande geben. Wir
können des genannte Blatt nicht allein allen Auswanderungslustigen, sondern auch allen
Denen bestens empfehlen, welche sich für die Auswanderungsfrage im Allgemeinen interessiren.

14. Leipziger Jllustrirte Zeitung.

Mit geringerem Aufgebot von allerlei redseligem Beiwerk, und auf unscheinbarerem,
aber wie uns scheint auf viel praktischerem Wege ( als vorher erwahntes Blatt ahnlicher
Tendenz ) und mit nicht geringerer Warme, namentlich aber von vielseitiger Erfahrung
unterstützt, nimmt sich die allgemeine Auswanderungs = Zeitung bei Froebel in Rudolstadt
dieser Angelegenheit an; und wie sich überall der Wunsch ausspricht, daß der Auswande-
rung der Deutschen eine bestimmte und auf Thatsachen gegründete Richtung gegeben werde,
so sucht sie vorzugsweise die Meinungen über die Gegenden zu berichtigen und festzustellen,
welche bisher das Ziel deutscher Auswanderer waren und welche es nach den gesammelten
Erfahrungen bleiben müssen, wenn der doppelte Zweck erreicht werden soll: das persönliche
Wohlbefinden der Auswanderer und die Erhaltung derselben für die deutschen Rational-
interessen. -- Vor Allem richtet sich das Augenmerk der Auswanderer noch heutigen Tages
nach den Vereinigten Staaten, und wenn in neuester Zeit, in Folge außerst günstiger
Nachrichten von deutschen Kolonisten, der Strom der Auswanderung, insbesondere aus
Westsalen und Hannover, sich nach Südaustralien ergießt, so bleibt doch das Hauptziel
deutscher Wünsche Nordamerika und es haben dieselben vor. Jahr nicht niedriger gestimmt
werden können, wo nicht nur England und Frankreich, sondern auch ein großer Theil von
Deutschland von dem Ueberflusse erhalten wurde, den die Ver. Staaten dem Auslande zu-
senden konnten. Aus diesem Grunde beschaftigt sich auch das genannte Blatt vorzugsweise
mit diesem „gelobten Lande“, und bringt in einer seiner neuesten Nummern eine Kritik
der Vereinigten Staaten als Auswanderungsziel des deutschen Landmanns, die wir unsern
Lesern im Auszuge mitzutheilen nicht unterlassen wollen, da wir hoffen, auf solche Weise
zu ihrer weitern Verbreitung ein Scherflein beizutragen. ( Folgt der betr. Artikel. )

Mögen diese Winke nicht unbeachtet bleiben, die so lange nöthig sein werden, als sich
nicht die Regierungen des Auswanderungswesens bemachtigen und in ihrem eigenen Jn-
teresse dafür sorgen, daß der Zug der Auswanderer nach Gegenden sich richtet, die lohnend
und gesund alle die Ansprüche erfüllen, welche die Armen zu machen berechtigt sind, die
das Vaterland verlassen, um sich eine gesicherte Zukunft in der Fremde zu suchen, welche
an Arbeitskraften Mangel leidet, wahrend sie in der Heimat in allzu reichem Maße vor
handen sind.

[Ende Spaltensatz]
* ) Als eine „im Volke umlaufende“ Aeußerung derselben wurde uns
folgendes Verschen mitgetheilt:
„ Schind dich entzwei, -- 's ist einerlei!
Bringst's doch zu nichts; der Staat der frißt's
Mit Haut und Haar immerdar. --
Willst du's besser: -- laß den Fresser;
Laß Hof uns Haus, geh zum Land hinaus!“
    D. Red.
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[213/0007] or inſirmin ) , so muß eine Caution von 300 D. nebst 2 guten Bürgen gestellt werden, daß derselbe und seine Angehörigen keiner Stadt oder Gemeinde im Staate Newyork zur Last fallen. Jnteressant ist es ( schreibt ein Correspondent der Weserzeitung aus Newyork ) die Metamorphose zu beobachten, die bei den Einwanderern in ihrer äußeren Erscheinung gar bald vor sich geht. Ein Stück der schwerfälligen, derben deutschen Landtracht sieht man nach dem andern schwinden, und mit dem Wechsel der Kleidung ver- wandelt sich auch die schwerfällige, ängstliche Unterthanenhaltung in ein leichteres selbstständigeres Wesen. Es ist dabei oft höchst komisch eine solche Mischung von Gegensätzen in Kleidung und Wesen zu sehen, und dem Maler böte sich ein trefflicher Gegenstand zu einem Charakter- bilde unserer Zeit! Dr. Schimper, ein Rheinpfälzer, ist von dem Beherrscher des Königreichs Tigré, dessen Flora er untersuchen wollte, zum Statt- halter einer großen und fruchtbaren abyssinischen Provinz ernannt worden, und ladet mittelst Schreibens vom 26. Sept. v. J. aus seiner Residenz Adde Pascha seine Landsleute ein sich dort anzusiedeln. Sobald der Canal vom mittelländischen ins rothe Meer zu Stande gekommen, wäre Abyssinien die beste europäisch = indische Kolonie. Jn Folge dieser Nachrichten soll in Berlin sich schnell eine große Koloni- sationsgesellschaft gebildet haben. Auch in Hannover hat sich ein sogenannter Adelsverein gebildet, welcher sich in ähnlicher Weise wie der Mainzer, die Be- förderung der Auswanderer nach den Ver. Staaten zur Aufgabe ge- stellt hat, und welchem auch der Hannoversche Gesandte in Berlin, Graf von Jnn- und Knyphausen, beigetreten ist. Vom Niederrheine, 31. März. Kaum hat das Frühjahr begonnen, so ziehen auch schon Schwärme von Auswanderern an uns vorüber nach Rotterdam; es treffen aber auch von dort bereits Klagen über die Verschiffung ein. Man sieht nämlich in Rotterdam nicht darauf, für wie Viele Raum da ist, sondern nur wie viel Auswan- derer da sind. Wie die Häringe packt man die Armen über einander; der Raum zum Spazirengehen auf dem Verdecke ist durch das Haus- geräth der Auswanderer so beengt, daß man sich gegenseitig kaum ausweichen und die frische Luft daher so gut wie gar nicht genießen kann. Jn Bremen und Hamburg ist gesetzlich bestimmt, wie viel Aus- wanderer ein Schiff aufnehmen darf; nimmt es mehr auf, so schreitet die Polizei ein. Wir hören von dorther solche Klagen nie; nur die durch den Adelsverein nach Texas spedirten Auswanderer, welche in Bremen eingeschifft wurden, erhoben ähnliche Klagen. Das ganze Miß- verhältniß liegt darin, daß alle deutschen Regierungen die Auswan- dernden, sobald sie ihren Consens in Händen haben, nicht mehr als Söhne des Vaterlandes betrachten und sich nicht weiter um sie beküm- mern. Kein Consul, kein Gesandter wahrt im Auslande die Rechte der Auswandernden; die Armen sind wie die Juden, die Parias; sie sind heimatlos, ohne Schutz und ohne Rechte, den Wellen und ihrem Schicksale preisgegeben. Von den alljährlich aus Deutschland auswan- dernden 80,000 Deutschen kommen mindestens 10,000 auf Rotterdam, wovon wiederum der sechste Theil seiner Zukunft beraubt wird, wenn sich die Regierungen der scheidenden Brüder nicht annehmen. ( Cöln. Z. ) Der „Rhein. Beobachter“ mißt es nur der Schwierigkeit, Häuser und Güter zu angemessenen Preisen zu verwerthen, bei, daß die Aus- wanderer nicht in noch größeren Massen abziehen. Die Leihhäuser dagegen dienten häufig dazu, den Scheidenden die letzten Augenblicke im Vaterlande zu vergällen; denn nur durch ihre Vermittelung können die Auswanderer die Ziele auf ihr verkauftes Eigenthum in baares Geld umwandeln, und unter welchen Bedingungen dieß Leuten möglich wird, welche eben vom heimischen Ufer abzustoßen gedenken, mag Jeder selbst errathen. Die Zeitungen berichteten jüngst aus dem Badischen, daß dort häufig die Gemeinden ins Mittel treten, und das Eigenthum der Auswanderer um angemessene Preise übernehmen, um sie den gie- rigen Händen des Wuchers zu entziehen. Gewiß wäre eine solche Fürsorge aller Nachahmung werth, um die Flüche im Munde zu ersticken, welche der Scheidende sonst unwillkürlich in seine letzten Abschiedsgrüße mischen und der heimischen Erde als Vermächtniß zurück- lassen wird. -- Wenn nun dieser Schwierigkeiten und Hindernisse ungeachtet immer größere Massen sich von ihrem Vaterlande lostrennen, demselben nicht nur die rüstigsten Arbeitskräfte, sondern auch großar- tige Capitale entziehen, so ist diese Erscheinung ( setzt die Mannheimer Abendzeitung hinzu ) ein großartiger Gedankenstrich für die Regierungen. Sie verpflichtet dieselben zu nichts weniger, als das Gefühl der Mißstimmung und des Mißvergnügens * ) umzuwandeln in neuen Lebensmuth und Wohlbehagen. Gerechtigkeit den sogenannten unteren Classen, der Gesammtheit aber Freiheit, das wäre des Zaubers Lösung Die Allgemeine Auswanderungs=Zeitung vor dem Richterstuhle der öffentlichen Meinung. ( Fortsetzung. ) 12. Didaskalia 1847. Nr. 56. Von der Allg. Auswanderungszeitung, welche bei Froebel in Rudelstadt erscheint, sind bereits 20 Nummern ausgegeben, die sich durch Reichhaltigkeit des Jnhaltes auszeich- nen. So finden wir einen beachtungswerthen Aufsatz von Prof. Wappaus ( soll heißen: eine Kritik über eine Wappaus'sche Schrift ) über deutsche Auswanderung und Kolonisation. Das genannte Blatt, welches unparteiisch weder für noch gegen die Auswanderung dasteht, bespricht sichtend die Angelegenheit nach allen Seiten gründlich und praktisch und theilt fortwahrend wichtige Nachrichten, Veröffentlichungen und Privatbriefe aus den verschiede- nen Staaten der neuen Welt mit. Sowohl Solche, welche mit dem Entschlusse der Aus- wanderung umgehen, wie Allen, welche an dieser hochwichtigen Erscheinung regen Antheil nehmen, oder theure Haupter in der neuen Welt zahlen, ist das genannte Organ zu em- pfehlen, welches um den billigen Preis von 2 fl. 6 kr. halbjahrig bei allen Fürstl. Thurn- und Taxischen Posten zu beziehen ist. 13. Bayerischer Landbote No. 362. Die sich fast in allen Gegenden Deutschlands steigernde Auswanderungslust, zum Theil Auswanderungsbedürfniß, hat unter dem Titel „Allgemeine Auswanderungs = Zeitung“ seit October d. J. in Rudolstadt eine Wochenschrift entstehen lassen, deren bis jetzt erschienene Nummern das Ziel, welches sie sich vorsteckte: ein Leitfaden für Auswanderer nach allen Punkten hin, eine Vermittlerin zwischen Deutschland und seinen ausgewanderten Söhnen zu sein, -- rüstig verfolgt und allem Anscheine nach auch ferner verfolgen wird. Die Allg. Ausw. Z. bringt nicht allein leitende Artikel und Besprechungen der neuesten Erscheinungen im Gebiete der Auswanderungsliteratur, sie bringt auch Originalcorrespondenzen deutscher Ausgewanderter, welche den Maaßstab zur Beurtheilung fremder Zustande geben. Wir können des genannte Blatt nicht allein allen Auswanderungslustigen, sondern auch allen Denen bestens empfehlen, welche sich für die Auswanderungsfrage im Allgemeinen interessiren. 14. Leipziger Jllustrirte Zeitung. Mit geringerem Aufgebot von allerlei redseligem Beiwerk, und auf unscheinbarerem, aber wie uns scheint auf viel praktischerem Wege ( als vorher erwahntes Blatt ahnlicher Tendenz ) und mit nicht geringerer Warme, namentlich aber von vielseitiger Erfahrung unterstützt, nimmt sich die allgemeine Auswanderungs = Zeitung bei Froebel in Rudolstadt dieser Angelegenheit an; und wie sich überall der Wunsch ausspricht, daß der Auswande- rung der Deutschen eine bestimmte und auf Thatsachen gegründete Richtung gegeben werde, so sucht sie vorzugsweise die Meinungen über die Gegenden zu berichtigen und festzustellen, welche bisher das Ziel deutscher Auswanderer waren und welche es nach den gesammelten Erfahrungen bleiben müssen, wenn der doppelte Zweck erreicht werden soll: das persönliche Wohlbefinden der Auswanderer und die Erhaltung derselben für die deutschen Rational- interessen. -- Vor Allem richtet sich das Augenmerk der Auswanderer noch heutigen Tages nach den Vereinigten Staaten, und wenn in neuester Zeit, in Folge außerst günstiger Nachrichten von deutschen Kolonisten, der Strom der Auswanderung, insbesondere aus Westsalen und Hannover, sich nach Südaustralien ergießt, so bleibt doch das Hauptziel deutscher Wünsche Nordamerika und es haben dieselben vor. Jahr nicht niedriger gestimmt werden können, wo nicht nur England und Frankreich, sondern auch ein großer Theil von Deutschland von dem Ueberflusse erhalten wurde, den die Ver. Staaten dem Auslande zu- senden konnten. Aus diesem Grunde beschaftigt sich auch das genannte Blatt vorzugsweise mit diesem „gelobten Lande“, und bringt in einer seiner neuesten Nummern eine Kritik der Vereinigten Staaten als Auswanderungsziel des deutschen Landmanns, die wir unsern Lesern im Auszuge mitzutheilen nicht unterlassen wollen, da wir hoffen, auf solche Weise zu ihrer weitern Verbreitung ein Scherflein beizutragen. ( Folgt der betr. Artikel. ) Mögen diese Winke nicht unbeachtet bleiben, die so lange nöthig sein werden, als sich nicht die Regierungen des Auswanderungswesens bemachtigen und in ihrem eigenen Jn- teresse dafür sorgen, daß der Zug der Auswanderer nach Gegenden sich richtet, die lohnend und gesund alle die Ansprüche erfüllen, welche die Armen zu machen berechtigt sind, die das Vaterland verlassen, um sich eine gesicherte Zukunft in der Fremde zu suchen, welche an Arbeitskraften Mangel leidet, wahrend sie in der Heimat in allzu reichem Maße vor handen sind. * ) Als eine „im Volke umlaufende“ Aeußerung derselben wurde uns folgendes Verschen mitgetheilt: „ Schind dich entzwei, -- 's ist einerlei! Bringst's doch zu nichts; der Staat der frißt's Mit Haut und Haar immerdar. -- Willst du's besser: -- laß den Fresser; Laß Hof uns Haus, geh zum Land hinaus!“ D. Red.

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Zitationshilfe: Allgemeine Auswanderungs-Zeitung. Nr. 28. Rudolstadt, 13. April 1847, S. 213. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_auswanderer28_1847/7>, abgerufen am 29.03.2024.