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Badener Zeitung. Nr. 21, Baden (Niederösterreich), 14.03.1906.

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Mittwoch Badener Zeitung 14. März 1906. Nr. 21.

[Spaltenumbruch] Nordeuropa aus und ist mit merkwürdigen Er-
scheinungen verbunden. Warme Luftströmungen mit
Gewitterbildung und Platzregen wechseln mit Schnee-
treiben bei heftigem Sturmwinde. Aber nicht Schnee-
flocken treiben sich in der Luft, sondern kugelig ge-
formter Griesschnee, der bei Sonnenschein rasch wieder
zergeht. Wie lange die Unruhe in der Atmosphäre
noch andauern kann, läßt sich nicht voraussagen, da
auch der Luftdruck eine Unbeständigkeit aufweist, die
alle Wetterpropheten zur Verzweiflung bringen muß.
Wenn nur schon bald die Laubfrösche ihr Amt an-
treten möchten!

-- Für die aus der Haft entlassene
Köchin Maria Zipsia,

deren Schicksal wir in
unserer letzten Nummer schilderten, sind bisher 3 Kr.
bei uns eingegangen. Es wäre wünschenswert, wenn
der bedauernswerten Person in wirksamer Weise durch
Spenden unter die Arme gegriffen würde.

-- Roseger-Vorlesung,

veranstaltet am
Sonntag, 10. März 1906, von H. Morawitz. Badens
Edelbild! Obzwar der Abend zugunsten des Ver-
schönerungsvereines
gedacht war, zeigten sich
um 8 Uhr abends kaum 50--52 Gäste. Und das
Programm war so reichhaltig! "Eine beklemmende
Leere breitete sich über dem Saale"
könnte
man in beliebtem Romanstile schreiben -- (denn sagen
dürfte man es ungestraft nicht!) -- und die meisten
Nummern mußten in Anbetracht der schlechten Be-
teiligung abgesetzt werden! Das was geboten wurde,
war ja tatsächlich ausgesucht gut; daß aber Badner,
die die Ausschmückung ihrer Stadt doch fördern, dem
ohnehin sehr in Anspruch genommenen Verschöner-
ungsverein tatsächlich Hilfe leisten sollten, sich von
tüchtigen Veranstaltungen trotzig fern halten, das ist
-- kein trauriges Zeichen der Zeit, aber ein testi-
monium paupertatis
in geistiger und gesell-
schaftlicher Beziehung!
-- Gesellschaft, ja im
Gesellenhause in der Valeriegasse, wo Herr Professor
Kemmeter, ein Tiroler nebenbei, einen salbungs-
vollen Vortrag hielt, wars steckvoll! -- Wo demnach
Baden seinen Vorteil hat, ist sehr ersichtlich: dort,
wo es nicht sein soll! Ein Paradoxon, das bei uns
leider stets paradiert! --

-- Vortrags-Zyklus im März.

Von
den Vorträgen, welche der Verein für erweiterte
Frauenbildung und Frauenberufe an den 5 Donners-
tagen dieses Monats veranstaltet, haben nunmehr die
beiden ersten stattgefunden. Am 1. d. M. teilte Frau
Ottilie Bondy maucherlei Wissenswertes aus Ma-
rokko und China mit, nebst zwei fein psychologischen,
frei nacherzählten Skizzen. Am 8. d. M. entwarf
Frau Marianne Hainisch ein anziehendes Bild
der Kaiserin Maria Theresia als Regentin, Gattin
und Mutter, welches bei den Zuhörern größtes Inter-
esse erregte. Die beiden in den Wiener Gesellschafts-
kreisen hochgeschätzten, im Mittelpunkt der Frauen-
bewegung auf geistigem und häuslichem Gebiete
stehenden Damen, haben in liebenswürdigster Weise
dem Rufe nach Baden Folge geleistet, und am nächsten
Donnerstag, den 15. d. M., wird die Schriftstellerin
und zweite Vizepräsidentin des Vereines der Schrift-
stellerinnen und Künstlerinnen in Wien, Fräulein
Helene Migerka, einige ihrer humorvollen, geist-
voll ironisierenden Skizzen und Gedichte vorlesen.
Es ist freudig zu begrüßen, daß Baden auf diese
Weise mit dem Wiener Geistesleben in Fühlung
kommt und herzlich zu wünschen, daß das Interesse
dafür in weiteren Kreisen Wurzeln schlägt.

-- Zur Bequemlichkeit des p. t. Pub-
likums

von Baden und Umgebung hat die Feuer-
versicherung "North British" in Wien bei Herrn
Th. König, Bauglaser (Weilburgstraße Nr. 3) eine
Vertretung errichtet.




-- Deutscher Schulverein.

In der Sitzung
des engeren Ausschusses vom 7. d. M. wurde der
Gemeinde Grossau, der städt. Sparkasse Weipert, dem
Männer-Gesangverein in Bladowitz, der deutschen
Tafelrunde in Waizenkirchen und der Postgesellschaft
in Neudek für gewidmete Beiträge und Spenden,
ferner der Frauenortsgruppe Aussig für einen nam-
haften Ballertrag der geziemende Dank ausgesprochen.
Der Anfall eines Legates nach Herrn Josef Heiden-
reich in Mähr.-Neustadt wurde zur Kenntnis ge-
nommen. Aus dem Jubelfonde wurden Bausubven-
tionen gewährt für den Schulbau in St. Niklas, für
die Schule in Dreihöf und für den Bau eines deutschen
Studentenheims in Gottschee. Außerdem wurden die
Mittel zum Anbau des Kindergartens in Luttenberg
und zum Umbau der Schule in Süßenberg aus diesem
Fonde sichergestellt. Für Prävali wurde ein Kinder-
garten-Erhaltungsbeitrag und für Leimgruben ein
Beitrag für den Schulgarten bewilligt. Dann ge-
[Spaltenumbruch] langten Angelegenheiten der Vereinsanstalten Lipnik,
Neudorf und R.-Sauerbrunn zur Beratung und Er-
ledigung.

-- Warnung.

Der bekannte natürliche Krondorfer
Sauerbrunn wird häufig mit ähnliche Namen habenden, bedeu-
tend minderwertigen, künstlichen Sauerbrunnen verwechselt, da-
her das p. t. Publikum aufmerksam gemacht wird, stets aus-
drücklich "Krondorfer Sauerbrunn" zu verlangen. Der Kron-
dorfer wird keiner künstlichen Manipulation unterzogen, sondern
direkt an der Quelle gefüllt und in den Handel gebracht. Vor-
kommende Nachahmungen weise man zurück.




Chemisches Laboratorium
behördlich autoristert
105
Dr. phil. Oscar Riemer, Stadtchemiker
Baden, Palffygasse Nr. 25.
Annahme von Analysen aller Art, wie: Wasser,
Bau- und Brennmaterialien. Chemische, mikro-
skopische und bakteriologische Untersuchungen von
Harn, Sputum u. sonstigen Sekreten u. Exkreten.



Vergnügungs-Anzeiger.

Konzerte, Vorträge, Versammlungen etc.

werden, sofern uns davon Mitteilung gemacht wird,
unentgeltlich veröffentlicht. (Verschieben oder gänzliches
Absagen bitten wir in unserer Redaktion anzuzeigen.




14. März: Generalversammlung der Badener Schützengesell-
schaft in Kerschbaums Gasthaus um 10 Uhr vormittags.
15. März: Hausball in Jakob Brnnner's Saallokalitäten
([M]ühlgasse 27.)
17. März: Naturwissenschaftlicher Vortrag des Herrn phil.
W. Hermann (Gesellschaft der "Naturfreunde" in Stutt-
gart) in Brsatti's Hotel.
18. März: Generalversammlung des Vorschuß- und Kredit-
Vereines Baden im Lokale der Anstalt. Beginn 9 Uhr vorm.
19. März: Familienabend des Bundes österr. Gastgewerbe-
ange[st]ellter in Schwanke's Restauration (Franzensstraße.)
8.--22. April: Ausstellung von Gemälden und Werken der
bildenden Kunst im Kurhause in Baden.
15. Oktober: Ausstellung von Lehrlingsarbeiten der Ge-
werbegenossenschaften Baden, Mödling und des Gerichts-
bezirkes Liesing im Kurhause in Baden.
Außerdem jeden Sonn- und Feiertag Konzert der
Kapelle Fuchs in Novelli's Hotel "zum goldenen
Hirschen" in Baden.



Kunstwart-Ecke.


Geleitet vom Dürerverein Baden bei Wien.
An die Badener Amateurphotographen.

Die Satzungen für eine "Vereinigung für Lichtbildner-
kunst" wurden vor kurzem der k. k. Statthalterei
überreicht. Dieser Vereinigung, welche im Rahmen
des Dürervereines gegründet werden soll, können
auch Personen, welche nicht diesem Vereine angehören,
beitreten und zahlen einen Jahresbeitrag von 6 Kr.
nebst einer Eventualgebühr für die Benützung der
Dunkelkammer von jährlich höchstens 6 Kr. (Dürer-
vereinsmitglieder 4 Kr.) Die Dunkelkammer wird
allen Anforderungen entsprechend eingerichtet werden
und auch Raum zur Herstellung von Vergrößerungen
haben. Anmeldungen werden schon jetzt von Herrn
Ant. Schiestl, Baden, Pfarrplatz, entgegengenommen
und daselbst auch nähere Auskünfte erteilt.

Dürervereinsabend.

Nachdem allem An-
scheine nach des Winters Herrschaft gebrochen, will
der Dürerverein an einem intimen Vereinsabende
nochmals "Winters Freuden und Leiden" in Wort
und Bild, Musik und Gesang darzustellen versuchen.
Diesem ersten Versuch dieser Art soll ein zweiter,
"Frühlingslust", folgen. Die Schwierigkeiten eines
derartigen Unternehmens sind so bedeutend, daß nur
ein zahlreicher Besuch dieser Veranstaltungen für die
darauf verwendete Mühe entschädigen könnte. Mit
diesen beiden Veranstaltungen schließt der Verein
seine diesbezügliche Tätigkeit. Nur im Sommer soll
zum 300. Gedächtnistage Rembrandts ein Lichtbilder-
vortrag über diesen Meister stattfinden, worüber näheres
noch mitgeteilt werden soll.

Ein Lechner'sches Skioptikon.

Der Dürer-
verein in Baden ist in der Lage, ein solches Skiop-
tikon größter Sorte samt Projektionsleinwand den
p. t. Vereinen leihweise zur Verfügung zu stellen.
Die Leihgebühr beträgt für Vereine, welche dem
Dürerverein als Mitglied angehören 10 Kr. (Dia-
positive schwarz 25, koloriert 40 Heller), für andere
Vereine 30 Kr. (Diapositive schwarz 30, koloriert
50 Heller.) Vereine, welche sich über die anderen,
[Spaltenumbruch] im Falle ihres Beitrittes zum Dürervereine, ihnen
und ihren Mitgliedern gewährten Begünstigungen
informieren wollen, erfahren näheres auf eine dies-
bezügliche Anfrage brieflich.




Korrespondenzen.
[ [Ei]genberichte der "Badener Zeitung".]
Gumpoldskirchen.
(Zu den Ausschnß-Wahlen.)

-- Der Weinverkauf per Faß oder Gebind geht seit der ameri-
kanischen Rebveredlung sehr wenig, weil die Gastwirte während
der Verwüstung der Weingärten sich an andere Einkaussquellen
wenden mußten und selten ein Weinlager besitzen, nachdem
sie jede Quantität und Qualität vom Weinhändler erhalten.
Um den Ruf eines guten Weines zu erhalten und den Weinabsatz
zu fördern, hat der hiesige Gemeindeausschuß eine Weinkontroll-
Kommission gegründet, welche den Zweck hat, den Käufern jederzeit
guten Wein empfehlen zu können. Trotz allen dem hebt sich der
Weinverkauf im Gebiud nicht. Wohl um den Wein an den
Wiener Rathauskeller zu verkaufen, sind alle Hauer Anhänger
der Lueger-Partei. Aber hier verkaufen im Herbste auch
nur die reichen Hauer, die kleinen Hauer müssen leutgeben.
Um nun den Gebindeverkauf zu heben, wurde der Ruf nach
einem Genossenschafts-, resp. Rathauskeller laut. Die Wogen
gingen diesbezüglich hoch. Die Lösung des Für und Wider
wollte und konnte nicht spruchreif werden. Endlich entschloß
man sich für einen Rathauskeller. Der alte Gemeindeausschuß
wollte aber die Verantwortung nicht übernehmen, und da
ohnehin im Sommer eine Neuwahl hätte stattfinden müssen,
hatten alle Mitglieder ihre Stelle niedergelegt. Die Wahlen
fanden auch am 4., 5., 7., und 8. d. M. statt. In Gumpolds-
kirchen wurden aber seit jeher die Ausschuß-Mandate in der
Verwandtschaft vergeben; und wenn hie und da ein anderer
Ureinwohner in den Gemeindeausschuß hinein kam, so war das
nur eine Gnade und derselbe war nur ein geduldetes Mitglied.
Ferner war hier der Grundsatz, daß nur Hauer das Recht
haben, über das Wohl und Wehe zu beraten. Geschäftsleute,
Beamte, Lehrer verstehen vom Weinbaue nichts, und daher
gehören sie auch nicht in den Ausschuß. Auch heuer hat das
unsichtbare Wahlkomitee prinzipiell jedem Fremden
ein Ausschuß-Mandat abgesprochen. Daß das Wahlkomitee nur
geheime Versammlungen -- keine allgemeine öffentliche Ver-
sammlung -- abhielt und keinem Fremden ein Vertrauen ge-
schenkt hat, bat sich gerächt. Die ersten, welche gegen diese
geheime Politik sich gewehrt haben, waren die Arbeiter. Diese
haben am Vorabende des Wahltages im vierten Wahlkörper
am 3. d. M. eine öffentliche, allgemeine Wählerversammlung
im Schabl's Gasthause einberufen. Diese Versammlung war
von über 200 Personen besucht. Der Referent, Arbeiterführer
Bretschneider aus Wien, erörterte die Mängel der neuen
Gemeindewahlordnung. Zum Schlusse dieser Versammlung
wurden folgende Kandidaten für den vierten Wahlkörper auf-
gestellt: 1. Anton Wagner, Privatier und Bürgermeister;
2. Johann Bauer, Südbahn-Bediensteter (Sozialdemokrat).
Alle 200 Personen haben die Kandidatur der Männer ange-
nommen; aber gewählt wurde Herr Anton Wagner. Am
Sonntag, den 4. d. M. haben die Beamten eine öffentliche
Wählerversammlung des zweiten Wahlkörpers einberufen, in
welcher ein Beamter und ein Lehrer als Kandidat nominiert
wurden. Ferner haben aber die Beamten auch Hauer und Ge-
werbetreibende als ihre Kandidaten für den Ausschuß aufge-
stellt. Der dritte Wahlkörper, in welchem nur Weingarten-
besitzer sind, war durch verschiedene geheime Sitzungen derart
zersplittert, daß drei Gruppen sich gebildet haben. Der erste
Wahlkörper hat am Vorabende der Wahl eine endgiltige Be-
sprechung abgehalten und sich dahin geeinigt, daß diesmal
unbedingt auch Geschäftsleute in den Ausschnß kommen müssen.
Infolge dieser hochgehenden Wogen sind diesmal Männer in
den Gemeindeausschuß gekommen, an die niemand gedacht
hat, daß dies in Gumpoldskirchen je einmal sein könnte. Der
Pacht und die Erbschaft der Ausschuß-Mandate war da-
mit gebrochen. Die Fremden haben gezeigt, daß sie etwas
können, wenn sie sich fest vereinen. Die neugewählten Mit-
glieder vom Gewerbe- und Beamtenstande werden für die Ver-
breitung des guten Rufes von dem schönen Gumpoldskirchen
und dessen guten Tropfen mehr leisten, als die Weingarten-
besitzer selbst. Diese Männer werden dem Weinbaue gewiß
keinen Schaden bringen, sondern Nutzen. Auch werden dieselben
bestimmt das Gemeiudevermögen eben so gut verwalten, weil
sie aus Erfahrung wissen, wie schwer es ist, sich nicht nur
eine Einnahme zu verschaffen, sondern auch sich dieselbe zu
erhalten. Es wird in das altehrwürdige Rathaus ein neuer
Geist einziehen. Der neue Bürgermeister wird mit den Kollegen
ebenso gut, vielleicht noch besser arbeiten, weil der Zopf ab-
geschnitten ist. Nicht unerwähnt kann es bleiben, daß diese
Wahl gezeigt hat, daß die Intelligenz und der Fortschritt sich
nicht aufhalten lassen. Es ist manchmal wohl sehr lange finster,
aber endlich dringt das Licht der Sonne durch und zerreißt
den dichten Nebel, welcher vor den Augen des Volkes liegt.
Das christlichsoziale Gumpoldskirchen hat einen Sozial-
demokraten
als Ersatzmann im Gemeindeausschnsse. Der
neugewählte Gemeindeausschuß wird aus 12 Weingartenbesitzern,
2 Fabriksbesitzern, 1 Kaufmann, 1 Bäckermeister, 2 Eisenbahn-
beamten, 1 Lehrer und 1 Privatier bestehen. Gewählt wurden
im vierten Wahlkörper: Anton Wagner, Privatier; Gregor
Freisinger, Hauer; Ersatzmaun: Heinrich Spitzer,
Hauer; im dritten Wahlkörper: Gottfried Bammer, Franz
Faseth, Josef Freudorfer, Gottfried Hoser, Josef Nöst,
Friedrich Vogt, sämtliche Hauer; Ersotzmänner: Georg Freu-
dorfer,
Albrecht Steßl, Friedrich Taufratshofer, sämt-
liche Hauer; im zweiten Wahlkörper: Johann Aigner,
Albrecht Faseth, Johann Grill, sämtliche Hauer; Arnold
Kubarth, Offizial der Südbahn; Ferdinand Rieger,
Hauer; Cajetan Schellmann, Lehrer; Ersatzmänner: Franz
Taufratshofer, Adjunkt der Südbahn; Friedrich Weiß,
Hauer; Josef Weiß, Fleischhauer; im ersten Wahlkörper:
Josef Gallhuber, Hauer; Richard Klinger, Fabriks-
besitzer; Richard Grill, Kaufmann; Friedrich Holocher,
Essigfabrikant; Franz Pechtold, Bäckermeister; Karl Seitz,
Inspektor der österr.-ung. Eisenbahngesellschaft; Ersatzmänner:
Johann Bauer, Südbahnbediensteter; Johann Mayer,
Hauer; Franz Schabl, Gastwirt.


Mittwoch Badener Zeitung 14. März 1906. Nr. 21.

[Spaltenumbruch] Nordeuropa aus und iſt mit merkwürdigen Er-
ſcheinungen verbunden. Warme Luftſtrömungen mit
Gewitterbildung und Platzregen wechſeln mit Schnee-
treiben bei heftigem Sturmwinde. Aber nicht Schnee-
flocken treiben ſich in der Luft, ſondern kugelig ge-
formter Griesſchnee, der bei Sonnenſchein raſch wieder
zergeht. Wie lange die Unruhe in der Atmoſphäre
noch andauern kann, läßt ſich nicht vorausſagen, da
auch der Luftdruck eine Unbeſtändigkeit aufweiſt, die
alle Wetterpropheten zur Verzweiflung bringen muß.
Wenn nur ſchon bald die Laubfröſche ihr Amt an-
treten möchten!

Für die aus der Haft entlaſſene
Köchin Maria Zipſia,

deren Schickſal wir in
unſerer letzten Nummer ſchilderten, ſind bisher 3 Kr.
bei uns eingegangen. Es wäre wünſchenswert, wenn
der bedauernswerten Perſon in wirkſamer Weiſe durch
Spenden unter die Arme gegriffen würde.

Roſeger-Vorleſung,

veranſtaltet am
Sonntag, 10. März 1906, von H. Morawitz. Badens
Edelbild! Obzwar der Abend zugunſten des Ver-
ſchönerungsvereines
gedacht war, zeigten ſich
um 8 Uhr abends kaum 50—52 Gäſte. Und das
Programm war ſo reichhaltig! „Eine beklemmende
Leere breitete ſich über dem Saale“
könnte
man in beliebtem Romanſtile ſchreiben — (denn ſagen
dürfte man es ungeſtraft nicht!) — und die meiſten
Nummern mußten in Anbetracht der ſchlechten Be-
teiligung abgeſetzt werden! Das was geboten wurde,
war ja tatſächlich ausgeſucht gut; daß aber Badner,
die die Ausſchmückung ihrer Stadt doch fördern, dem
ohnehin ſehr in Anſpruch genommenen Verſchöner-
ungsverein tatſächlich Hilfe leiſten ſollten, ſich von
tüchtigen Veranſtaltungen trotzig fern halten, das iſt
— kein trauriges Zeichen der Zeit, aber ein testi-
monium paupertatis
in geiſtiger und geſell-
ſchaftlicher Beziehung!
— Geſellſchaft, ja im
Geſellenhauſe in der Valeriegaſſe, wo Herr Profeſſor
Kemmeter, ein Tiroler nebenbei, einen ſalbungs-
vollen Vortrag hielt, wars ſteckvoll! — Wo demnach
Baden ſeinen Vorteil hat, iſt ſehr erſichtlich: dort,
wo es nicht ſein ſoll! Ein Paradoxon, das bei uns
leider ſtets paradiert! —

Vortrags-Zyklus im März.

Von
den Vorträgen, welche der Verein für erweiterte
Frauenbildung und Frauenberufe an den 5 Donners-
tagen dieſes Monats veranſtaltet, haben nunmehr die
beiden erſten ſtattgefunden. Am 1. d. M. teilte Frau
Ottilie Bondy maucherlei Wiſſenswertes aus Ma-
rokko und China mit, nebſt zwei fein pſychologiſchen,
frei nacherzählten Skizzen. Am 8. d. M. entwarf
Frau Marianne Hainiſch ein anziehendes Bild
der Kaiſerin Maria Thereſia als Regentin, Gattin
und Mutter, welches bei den Zuhörern größtes Inter-
eſſe erregte. Die beiden in den Wiener Geſellſchafts-
kreiſen hochgeſchätzten, im Mittelpunkt der Frauen-
bewegung auf geiſtigem und häuslichem Gebiete
ſtehenden Damen, haben in liebenswürdigſter Weiſe
dem Rufe nach Baden Folge geleiſtet, und am nächſten
Donnerstag, den 15. d. M., wird die Schriftſtellerin
und zweite Vizepräſidentin des Vereines der Schrift-
ſtellerinnen und Künſtlerinnen in Wien, Fräulein
Helene Migerka, einige ihrer humorvollen, geiſt-
voll ironiſierenden Skizzen und Gedichte vorleſen.
Es iſt freudig zu begrüßen, daß Baden auf dieſe
Weiſe mit dem Wiener Geiſtesleben in Fühlung
kommt und herzlich zu wünſchen, daß das Intereſſe
dafür in weiteren Kreiſen Wurzeln ſchlägt.

Zur Bequemlichkeit des p. t. Pub-
likums

von Baden und Umgebung hat die Feuer-
verſicherung „North British“ in Wien bei Herrn
Th. König, Bauglaſer (Weilburgſtraße Nr. 3) eine
Vertretung errichtet.




Deutſcher Schulverein.

In der Sitzung
des engeren Ausſchuſſes vom 7. d. M. wurde der
Gemeinde Groſſau, der ſtädt. Sparkaſſe Weipert, dem
Männer-Geſangverein in Bladowitz, der deutſchen
Tafelrunde in Waizenkirchen und der Poſtgeſellſchaft
in Neudek für gewidmete Beiträge und Spenden,
ferner der Frauenortsgruppe Auſſig für einen nam-
haften Ballertrag der geziemende Dank ausgeſprochen.
Der Anfall eines Legates nach Herrn Joſef Heiden-
reich in Mähr.-Neuſtadt wurde zur Kenntnis ge-
nommen. Aus dem Jubelfonde wurden Bauſubven-
tionen gewährt für den Schulbau in St. Niklas, für
die Schule in Dreihöf und für den Bau eines deutſchen
Studentenheims in Gottſchee. Außerdem wurden die
Mittel zum Anbau des Kindergartens in Luttenberg
und zum Umbau der Schule in Süßenberg aus dieſem
Fonde ſichergeſtellt. Für Prävali wurde ein Kinder-
garten-Erhaltungsbeitrag und für Leimgruben ein
Beitrag für den Schulgarten bewilligt. Dann ge-
[Spaltenumbruch] langten Angelegenheiten der Vereinsanſtalten Lipnik,
Neudorf und R.-Sauerbrunn zur Beratung und Er-
ledigung.

Warnung.

Der bekannte natürliche Krondorfer
Sauerbrunn wird häufig mit ähnliche Namen habenden, bedeu-
tend minderwertigen, künſtlichen Sauerbrunnen verwechſelt, da-
her das p. t. Publikum aufmerkſam gemacht wird, ſtets aus-
drücklich „Krondorfer Sauerbrunn“ zu verlangen. Der Kron-
dorfer wird keiner künſtlichen Manipulation unterzogen, ſondern
direkt an der Quelle gefüllt und in den Handel gebracht. Vor-
kommende Nachahmungen weiſe man zurück.




Chemiſches Laboratorium
behördlich autoriſtert
105
Dr. phil. Oscar Riemer, Stadtchemiker
Baden, Palffygaſſe Nr. 25.
Annahme von Analyſen aller Art, wie: Waſſer,
Bau- und Brennmaterialien. Chemiſche, mikro-
ſkopiſche und bakteriologiſche Unterſuchungen von
Harn, Sputum u. ſonſtigen Sekreten u. Exkreten.



Vergnügungs-Anzeiger.

Konzerte, Vorträge, Verſammlungen ꝛc.

werden, ſofern uns davon Mitteilung gemacht wird,
unentgeltlich veröffentlicht. (Verſchieben oder gänzliches
Abſagen bitten wir in unſerer Redaktion anzuzeigen.




14. März: Generalverſammlung der Badener Schützengeſell-
ſchaft in Kerſchbaums Gaſthaus um 10 Uhr vormittags.
15. März: Hausball in Jakob Brnnner’s Saallokalitäten
([M]ühlgaſſe 27.)
17. März: Naturwiſſenſchaftlicher Vortrag des Herrn phil.
W. Hermann (Geſellſchaft der „Naturfreunde“ in Stutt-
gart) in Brſatti’s Hotel.
18. März: Generalverſammlung des Vorſchuß- und Kredit-
Vereines Baden im Lokale der Anſtalt. Beginn 9 Uhr vorm.
19. März: Familienabend des Bundes öſterr. Gaſtgewerbe-
ange[ſt]ellter in Schwanke’s Reſtauration (Franzensſtraße.)
8.—22. April: Ausſtellung von Gemälden und Werken der
bildenden Kunſt im Kurhauſe in Baden.
15. Oktober: Ausſtellung von Lehrlingsarbeiten der Ge-
werbegenoſſenſchaften Baden, Mödling und des Gerichts-
bezirkes Lieſing im Kurhauſe in Baden.
Außerdem jeden Sonn- und Feiertag Konzert der
Kapelle Fuchs in Novelli’s Hotel „zum goldenen
Hirſchen“ in Baden.



Kunſtwart-Ecke.


Geleitet vom Dürerverein Baden bei Wien.
An die Badener Amateurphotographen.

Die Satzungen für eine „Vereinigung für Lichtbildner-
kunſt“ wurden vor kurzem der k. k. Statthalterei
überreicht. Dieſer Vereinigung, welche im Rahmen
des Dürervereines gegründet werden ſoll, können
auch Perſonen, welche nicht dieſem Vereine angehören,
beitreten und zahlen einen Jahresbeitrag von 6 Kr.
nebſt einer Eventualgebühr für die Benützung der
Dunkelkammer von jährlich höchſtens 6 Kr. (Dürer-
vereinsmitglieder 4 Kr.) Die Dunkelkammer wird
allen Anforderungen entſprechend eingerichtet werden
und auch Raum zur Herſtellung von Vergrößerungen
haben. Anmeldungen werden ſchon jetzt von Herrn
Ant. Schieſtl, Baden, Pfarrplatz, entgegengenommen
und daſelbſt auch nähere Auskünfte erteilt.

Dürervereinsabend.

Nachdem allem An-
ſcheine nach des Winters Herrſchaft gebrochen, will
der Dürerverein an einem intimen Vereinsabende
nochmals „Winters Freuden und Leiden“ in Wort
und Bild, Muſik und Geſang darzuſtellen verſuchen.
Dieſem erſten Verſuch dieſer Art ſoll ein zweiter,
„Frühlingsluſt“, folgen. Die Schwierigkeiten eines
derartigen Unternehmens ſind ſo bedeutend, daß nur
ein zahlreicher Beſuch dieſer Veranſtaltungen für die
darauf verwendete Mühe entſchädigen könnte. Mit
dieſen beiden Veranſtaltungen ſchließt der Verein
ſeine diesbezügliche Tätigkeit. Nur im Sommer ſoll
zum 300. Gedächtnistage Rembrandts ein Lichtbilder-
vortrag über dieſen Meiſter ſtattfinden, worüber näheres
noch mitgeteilt werden ſoll.

Ein Lechner’ſches Skioptikon.

Der Dürer-
verein in Baden iſt in der Lage, ein ſolches Skiop-
tikon größter Sorte ſamt Projektionsleinwand den
p. t. Vereinen leihweiſe zur Verfügung zu ſtellen.
Die Leihgebühr beträgt für Vereine, welche dem
Dürerverein als Mitglied angehören 10 Kr. (Dia-
poſitive ſchwarz 25, koloriert 40 Heller), für andere
Vereine 30 Kr. (Diapoſitive ſchwarz 30, koloriert
50 Heller.) Vereine, welche ſich über die anderen,
[Spaltenumbruch] im Falle ihres Beitrittes zum Dürervereine, ihnen
und ihren Mitgliedern gewährten Begünſtigungen
informieren wollen, erfahren näheres auf eine dies-
bezügliche Anfrage brieflich.




Korreſpondenzen.
[ [Ei]genberichte der „Badener Zeitung“.]
Gumpoldskirchen.
(Zu den Ausſchnß-Wahlen.)

— Der Weinverkauf per Faß oder Gebind geht ſeit der ameri-
kaniſchen Rebveredlung ſehr wenig, weil die Gaſtwirte während
der Verwüſtung der Weingärten ſich an andere Einkauſsquellen
wenden mußten und ſelten ein Weinlager beſitzen, nachdem
ſie jede Quantität und Qualität vom Weinhändler erhalten.
Um den Ruf eines guten Weines zu erhalten und den Weinabſatz
zu fördern, hat der hieſige Gemeindeausſchuß eine Weinkontroll-
Kommiſſion gegründet, welche den Zweck hat, den Käufern jederzeit
guten Wein empfehlen zu können. Trotz allen dem hebt ſich der
Weinverkauf im Gebiud nicht. Wohl um den Wein an den
Wiener Rathauskeller zu verkaufen, ſind alle Hauer Anhänger
der Lueger-Partei. Aber hier verkaufen im Herbſte auch
nur die reichen Hauer, die kleinen Hauer müſſen leutgeben.
Um nun den Gebindeverkauf zu heben, wurde der Ruf nach
einem Genoſſenſchafts-, reſp. Rathauskeller laut. Die Wogen
gingen diesbezüglich hoch. Die Löſung des Für und Wider
wollte und konnte nicht ſpruchreif werden. Endlich entſchloß
man ſich für einen Rathauskeller. Der alte Gemeindeausſchuß
wollte aber die Verantwortung nicht übernehmen, und da
ohnehin im Sommer eine Neuwahl hätte ſtattfinden müſſen,
hatten alle Mitglieder ihre Stelle niedergelegt. Die Wahlen
fanden auch am 4., 5., 7., und 8. d. M. ſtatt. In Gumpolds-
kirchen wurden aber ſeit jeher die Ausſchuß-Mandate in der
Verwandtſchaft vergeben; und wenn hie und da ein anderer
Ureinwohner in den Gemeindeausſchuß hinein kam, ſo war das
nur eine Gnade und derſelbe war nur ein geduldetes Mitglied.
Ferner war hier der Grundſatz, daß nur Hauer das Recht
haben, über das Wohl und Wehe zu beraten. Geſchäftsleute,
Beamte, Lehrer verſtehen vom Weinbaue nichts, und daher
gehören ſie auch nicht in den Ausſchuß. Auch heuer hat das
unſichtbare Wahlkomitee prinzipiell jedem Fremden
ein Ausſchuß-Mandat abgeſprochen. Daß das Wahlkomitee nur
geheime Verſammlungen — keine allgemeine öffentliche Ver-
ſammlung — abhielt und keinem Fremden ein Vertrauen ge-
ſchenkt hat, bat ſich gerächt. Die erſten, welche gegen dieſe
geheime Politik ſich gewehrt haben, waren die Arbeiter. Dieſe
haben am Vorabende des Wahltages im vierten Wahlkörper
am 3. d. M. eine öffentliche, allgemeine Wählerverſammlung
im Schabl’s Gaſthauſe einberufen. Dieſe Verſammlung war
von über 200 Perſonen beſucht. Der Referent, Arbeiterführer
Bretſchneider aus Wien, erörterte die Mängel der neuen
Gemeindewahlordnung. Zum Schluſſe dieſer Verſammlung
wurden folgende Kandidaten für den vierten Wahlkörper auf-
geſtellt: 1. Anton Wagner, Privatier und Bürgermeiſter;
2. Johann Bauer, Südbahn-Bedienſteter (Sozialdemokrat).
Alle 200 Perſonen haben die Kandidatur der Männer ange-
nommen; aber gewählt wurde Herr Anton Wagner. Am
Sonntag, den 4. d. M. haben die Beamten eine öffentliche
Wählerverſammlung des zweiten Wahlkörpers einberufen, in
welcher ein Beamter und ein Lehrer als Kandidat nominiert
wurden. Ferner haben aber die Beamten auch Hauer und Ge-
werbetreibende als ihre Kandidaten für den Ausſchuß aufge-
ſtellt. Der dritte Wahlkörper, in welchem nur Weingarten-
beſitzer ſind, war durch verſchiedene geheime Sitzungen derart
zerſplittert, daß drei Gruppen ſich gebildet haben. Der erſte
Wahlkörper hat am Vorabende der Wahl eine endgiltige Be-
ſprechung abgehalten und ſich dahin geeinigt, daß diesmal
unbedingt auch Geſchäftsleute in den Ausſchnß kommen müſſen.
Infolge dieſer hochgehenden Wogen ſind diesmal Männer in
den Gemeindeausſchuß gekommen, an die niemand gedacht
hat, daß dies in Gumpoldskirchen je einmal ſein könnte. Der
Pacht und die Erbſchaft der Ausſchuß-Mandate war da-
mit gebrochen. Die Fremden haben gezeigt, daß ſie etwas
können, wenn ſie ſich feſt vereinen. Die neugewählten Mit-
glieder vom Gewerbe- und Beamtenſtande werden für die Ver-
breitung des guten Rufes von dem ſchönen Gumpoldskirchen
und deſſen guten Tropfen mehr leiſten, als die Weingarten-
beſitzer ſelbſt. Dieſe Männer werden dem Weinbaue gewiß
keinen Schaden bringen, ſondern Nutzen. Auch werden dieſelben
beſtimmt das Gemeiudevermögen eben ſo gut verwalten, weil
ſie aus Erfahrung wiſſen, wie ſchwer es iſt, ſich nicht nur
eine Einnahme zu verſchaffen, ſondern auch ſich dieſelbe zu
erhalten. Es wird in das altehrwürdige Rathaus ein neuer
Geiſt einziehen. Der neue Bürgermeiſter wird mit den Kollegen
ebenſo gut, vielleicht noch beſſer arbeiten, weil der Zopf ab-
geſchnitten iſt. Nicht unerwähnt kann es bleiben, daß dieſe
Wahl gezeigt hat, daß die Intelligenz und der Fortſchritt ſich
nicht aufhalten laſſen. Es iſt manchmal wohl ſehr lange finſter,
aber endlich dringt das Licht der Sonne durch und zerreißt
den dichten Nebel, welcher vor den Augen des Volkes liegt.
Das chriſtlichſoziale Gumpoldskirchen hat einen Sozial-
demokraten
als Erſatzmann im Gemeindeausſchnſſe. Der
neugewählte Gemeindeausſchuß wird aus 12 Weingartenbeſitzern,
2 Fabriksbeſitzern, 1 Kaufmann, 1 Bäckermeiſter, 2 Eiſenbahn-
beamten, 1 Lehrer und 1 Privatier beſtehen. Gewählt wurden
im vierten Wahlkörper: Anton Wagner, Privatier; Gregor
Freiſinger, Hauer; Erſatzmaun: Heinrich Spitzer,
Hauer; im dritten Wahlkörper: Gottfried Bammer, Franz
Faſeth, Joſef Freudorfer, Gottfried Hoſer, Joſef Nöſt,
Friedrich Vogt, ſämtliche Hauer; Erſotzmänner: Georg Freu-
dorfer,
Albrecht Steßl, Friedrich Taufratshofer, ſämt-
liche Hauer; im zweiten Wahlkörper: Johann Aigner,
Albrecht Faſeth, Johann Grill, ſämtliche Hauer; Arnold
Kubarth, Offizial der Südbahn; Ferdinand Rieger,
Hauer; Cajetan Schellmann, Lehrer; Erſatzmänner: Franz
Taufratshofer, Adjunkt der Südbahn; Friedrich Weiß,
Hauer; Joſef Weiß, Fleiſchhauer; im erſten Wahlkörper:
Joſef Gallhuber, Hauer; Richard Klinger, Fabriks-
beſitzer; Richard Grill, Kaufmann; Friedrich Holocher,
Eſſigfabrikant; Franz Pechtold, Bäckermeiſter; Karl Seitz,
Inſpektor der öſterr.-ung. Eiſenbahngeſellſchaft; Erſatzmänner:
Johann Bauer, Südbahnbedienſteter; Johann Mayer,
Hauer; Franz Schabl, Gaſtwirt.


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[4/0004] Mittwoch Badener Zeitung 14. März 1906. Nr. 21. Nordeuropa aus und iſt mit merkwürdigen Er- ſcheinungen verbunden. Warme Luftſtrömungen mit Gewitterbildung und Platzregen wechſeln mit Schnee- treiben bei heftigem Sturmwinde. Aber nicht Schnee- flocken treiben ſich in der Luft, ſondern kugelig ge- formter Griesſchnee, der bei Sonnenſchein raſch wieder zergeht. Wie lange die Unruhe in der Atmoſphäre noch andauern kann, läßt ſich nicht vorausſagen, da auch der Luftdruck eine Unbeſtändigkeit aufweiſt, die alle Wetterpropheten zur Verzweiflung bringen muß. Wenn nur ſchon bald die Laubfröſche ihr Amt an- treten möchten! — Für die aus der Haft entlaſſene Köchin Maria Zipſia, deren Schickſal wir in unſerer letzten Nummer ſchilderten, ſind bisher 3 Kr. bei uns eingegangen. Es wäre wünſchenswert, wenn der bedauernswerten Perſon in wirkſamer Weiſe durch Spenden unter die Arme gegriffen würde. — Roſeger-Vorleſung, veranſtaltet am Sonntag, 10. März 1906, von H. Morawitz. Badens Edelbild! Obzwar der Abend zugunſten des Ver- ſchönerungsvereines gedacht war, zeigten ſich um 8 Uhr abends kaum 50—52 Gäſte. Und das Programm war ſo reichhaltig! „Eine beklemmende Leere breitete ſich über dem Saale“ könnte man in beliebtem Romanſtile ſchreiben — (denn ſagen dürfte man es ungeſtraft nicht!) — und die meiſten Nummern mußten in Anbetracht der ſchlechten Be- teiligung abgeſetzt werden! Das was geboten wurde, war ja tatſächlich ausgeſucht gut; daß aber Badner, die die Ausſchmückung ihrer Stadt doch fördern, dem ohnehin ſehr in Anſpruch genommenen Verſchöner- ungsverein tatſächlich Hilfe leiſten ſollten, ſich von tüchtigen Veranſtaltungen trotzig fern halten, das iſt — kein trauriges Zeichen der Zeit, aber ein testi- monium paupertatis in geiſtiger und geſell- ſchaftlicher Beziehung! — Geſellſchaft, ja im Geſellenhauſe in der Valeriegaſſe, wo Herr Profeſſor Kemmeter, ein Tiroler nebenbei, einen ſalbungs- vollen Vortrag hielt, wars ſteckvoll! — Wo demnach Baden ſeinen Vorteil hat, iſt ſehr erſichtlich: dort, wo es nicht ſein ſoll! Ein Paradoxon, das bei uns leider ſtets paradiert! — — Vortrags-Zyklus im März. Von den Vorträgen, welche der Verein für erweiterte Frauenbildung und Frauenberufe an den 5 Donners- tagen dieſes Monats veranſtaltet, haben nunmehr die beiden erſten ſtattgefunden. Am 1. d. M. teilte Frau Ottilie Bondy maucherlei Wiſſenswertes aus Ma- rokko und China mit, nebſt zwei fein pſychologiſchen, frei nacherzählten Skizzen. Am 8. d. M. entwarf Frau Marianne Hainiſch ein anziehendes Bild der Kaiſerin Maria Thereſia als Regentin, Gattin und Mutter, welches bei den Zuhörern größtes Inter- eſſe erregte. Die beiden in den Wiener Geſellſchafts- kreiſen hochgeſchätzten, im Mittelpunkt der Frauen- bewegung auf geiſtigem und häuslichem Gebiete ſtehenden Damen, haben in liebenswürdigſter Weiſe dem Rufe nach Baden Folge geleiſtet, und am nächſten Donnerstag, den 15. d. M., wird die Schriftſtellerin und zweite Vizepräſidentin des Vereines der Schrift- ſtellerinnen und Künſtlerinnen in Wien, Fräulein Helene Migerka, einige ihrer humorvollen, geiſt- voll ironiſierenden Skizzen und Gedichte vorleſen. Es iſt freudig zu begrüßen, daß Baden auf dieſe Weiſe mit dem Wiener Geiſtesleben in Fühlung kommt und herzlich zu wünſchen, daß das Intereſſe dafür in weiteren Kreiſen Wurzeln ſchlägt. — Zur Bequemlichkeit des p. t. Pub- likums von Baden und Umgebung hat die Feuer- verſicherung „North British“ in Wien bei Herrn Th. König, Bauglaſer (Weilburgſtraße Nr. 3) eine Vertretung errichtet. — Deutſcher Schulverein. In der Sitzung des engeren Ausſchuſſes vom 7. d. M. wurde der Gemeinde Groſſau, der ſtädt. Sparkaſſe Weipert, dem Männer-Geſangverein in Bladowitz, der deutſchen Tafelrunde in Waizenkirchen und der Poſtgeſellſchaft in Neudek für gewidmete Beiträge und Spenden, ferner der Frauenortsgruppe Auſſig für einen nam- haften Ballertrag der geziemende Dank ausgeſprochen. Der Anfall eines Legates nach Herrn Joſef Heiden- reich in Mähr.-Neuſtadt wurde zur Kenntnis ge- nommen. Aus dem Jubelfonde wurden Bauſubven- tionen gewährt für den Schulbau in St. Niklas, für die Schule in Dreihöf und für den Bau eines deutſchen Studentenheims in Gottſchee. Außerdem wurden die Mittel zum Anbau des Kindergartens in Luttenberg und zum Umbau der Schule in Süßenberg aus dieſem Fonde ſichergeſtellt. Für Prävali wurde ein Kinder- garten-Erhaltungsbeitrag und für Leimgruben ein Beitrag für den Schulgarten bewilligt. Dann ge- langten Angelegenheiten der Vereinsanſtalten Lipnik, Neudorf und R.-Sauerbrunn zur Beratung und Er- ledigung. — Warnung. Der bekannte natürliche Krondorfer Sauerbrunn wird häufig mit ähnliche Namen habenden, bedeu- tend minderwertigen, künſtlichen Sauerbrunnen verwechſelt, da- her das p. t. Publikum aufmerkſam gemacht wird, ſtets aus- drücklich „Krondorfer Sauerbrunn“ zu verlangen. Der Kron- dorfer wird keiner künſtlichen Manipulation unterzogen, ſondern direkt an der Quelle gefüllt und in den Handel gebracht. Vor- kommende Nachahmungen weiſe man zurück. Chemiſches Laboratorium behördlich autoriſtert 105 Dr. phil. Oscar Riemer, Stadtchemiker Baden, Palffygaſſe Nr. 25. Annahme von Analyſen aller Art, wie: Waſſer, Bau- und Brennmaterialien. Chemiſche, mikro- ſkopiſche und bakteriologiſche Unterſuchungen von Harn, Sputum u. ſonſtigen Sekreten u. Exkreten. Vergnügungs-Anzeiger. Konzerte, Vorträge, Verſammlungen ꝛc. werden, ſofern uns davon Mitteilung gemacht wird, unentgeltlich veröffentlicht. (Verſchieben oder gänzliches Abſagen bitten wir in unſerer Redaktion anzuzeigen. 14. März: Generalverſammlung der Badener Schützengeſell- ſchaft in Kerſchbaums Gaſthaus um 10 Uhr vormittags. 15. März: Hausball in Jakob Brnnner’s Saallokalitäten (Mühlgaſſe 27.) 17. März: Naturwiſſenſchaftlicher Vortrag des Herrn phil. W. Hermann (Geſellſchaft der „Naturfreunde“ in Stutt- gart) in Brſatti’s Hotel. 18. März: Generalverſammlung des Vorſchuß- und Kredit- Vereines Baden im Lokale der Anſtalt. Beginn 9 Uhr vorm. 19. März: Familienabend des Bundes öſterr. Gaſtgewerbe- angeſtellter in Schwanke’s Reſtauration (Franzensſtraße.) 8.—22. April: Ausſtellung von Gemälden und Werken der bildenden Kunſt im Kurhauſe in Baden. 15. Oktober: Ausſtellung von Lehrlingsarbeiten der Ge- werbegenoſſenſchaften Baden, Mödling und des Gerichts- bezirkes Lieſing im Kurhauſe in Baden. Außerdem jeden Sonn- und Feiertag Konzert der Kapelle Fuchs in Novelli’s Hotel „zum goldenen Hirſchen“ in Baden. Kunſtwart-Ecke. Geleitet vom Dürerverein Baden bei Wien. An die Badener Amateurphotographen. Die Satzungen für eine „Vereinigung für Lichtbildner- kunſt“ wurden vor kurzem der k. k. Statthalterei überreicht. Dieſer Vereinigung, welche im Rahmen des Dürervereines gegründet werden ſoll, können auch Perſonen, welche nicht dieſem Vereine angehören, beitreten und zahlen einen Jahresbeitrag von 6 Kr. nebſt einer Eventualgebühr für die Benützung der Dunkelkammer von jährlich höchſtens 6 Kr. (Dürer- vereinsmitglieder 4 Kr.) Die Dunkelkammer wird allen Anforderungen entſprechend eingerichtet werden und auch Raum zur Herſtellung von Vergrößerungen haben. Anmeldungen werden ſchon jetzt von Herrn Ant. Schieſtl, Baden, Pfarrplatz, entgegengenommen und daſelbſt auch nähere Auskünfte erteilt. Dürervereinsabend. Nachdem allem An- ſcheine nach des Winters Herrſchaft gebrochen, will der Dürerverein an einem intimen Vereinsabende nochmals „Winters Freuden und Leiden“ in Wort und Bild, Muſik und Geſang darzuſtellen verſuchen. Dieſem erſten Verſuch dieſer Art ſoll ein zweiter, „Frühlingsluſt“, folgen. Die Schwierigkeiten eines derartigen Unternehmens ſind ſo bedeutend, daß nur ein zahlreicher Beſuch dieſer Veranſtaltungen für die darauf verwendete Mühe entſchädigen könnte. Mit dieſen beiden Veranſtaltungen ſchließt der Verein ſeine diesbezügliche Tätigkeit. Nur im Sommer ſoll zum 300. Gedächtnistage Rembrandts ein Lichtbilder- vortrag über dieſen Meiſter ſtattfinden, worüber näheres noch mitgeteilt werden ſoll. Ein Lechner’ſches Skioptikon. Der Dürer- verein in Baden iſt in der Lage, ein ſolches Skiop- tikon größter Sorte ſamt Projektionsleinwand den p. t. Vereinen leihweiſe zur Verfügung zu ſtellen. Die Leihgebühr beträgt für Vereine, welche dem Dürerverein als Mitglied angehören 10 Kr. (Dia- poſitive ſchwarz 25, koloriert 40 Heller), für andere Vereine 30 Kr. (Diapoſitive ſchwarz 30, koloriert 50 Heller.) Vereine, welche ſich über die anderen, im Falle ihres Beitrittes zum Dürervereine, ihnen und ihren Mitgliedern gewährten Begünſtigungen informieren wollen, erfahren näheres auf eine dies- bezügliche Anfrage brieflich. Korreſpondenzen. [ Eigenberichte der „Badener Zeitung“.] Gumpoldskirchen. (Zu den Ausſchnß-Wahlen.) — Der Weinverkauf per Faß oder Gebind geht ſeit der ameri- kaniſchen Rebveredlung ſehr wenig, weil die Gaſtwirte während der Verwüſtung der Weingärten ſich an andere Einkauſsquellen wenden mußten und ſelten ein Weinlager beſitzen, nachdem ſie jede Quantität und Qualität vom Weinhändler erhalten. Um den Ruf eines guten Weines zu erhalten und den Weinabſatz zu fördern, hat der hieſige Gemeindeausſchuß eine Weinkontroll- Kommiſſion gegründet, welche den Zweck hat, den Käufern jederzeit guten Wein empfehlen zu können. Trotz allen dem hebt ſich der Weinverkauf im Gebiud nicht. Wohl um den Wein an den Wiener Rathauskeller zu verkaufen, ſind alle Hauer Anhänger der Lueger-Partei. Aber hier verkaufen im Herbſte auch nur die reichen Hauer, die kleinen Hauer müſſen leutgeben. Um nun den Gebindeverkauf zu heben, wurde der Ruf nach einem Genoſſenſchafts-, reſp. Rathauskeller laut. Die Wogen gingen diesbezüglich hoch. Die Löſung des Für und Wider wollte und konnte nicht ſpruchreif werden. Endlich entſchloß man ſich für einen Rathauskeller. Der alte Gemeindeausſchuß wollte aber die Verantwortung nicht übernehmen, und da ohnehin im Sommer eine Neuwahl hätte ſtattfinden müſſen, hatten alle Mitglieder ihre Stelle niedergelegt. Die Wahlen fanden auch am 4., 5., 7., und 8. d. M. ſtatt. In Gumpolds- kirchen wurden aber ſeit jeher die Ausſchuß-Mandate in der Verwandtſchaft vergeben; und wenn hie und da ein anderer Ureinwohner in den Gemeindeausſchuß hinein kam, ſo war das nur eine Gnade und derſelbe war nur ein geduldetes Mitglied. Ferner war hier der Grundſatz, daß nur Hauer das Recht haben, über das Wohl und Wehe zu beraten. Geſchäftsleute, Beamte, Lehrer verſtehen vom Weinbaue nichts, und daher gehören ſie auch nicht in den Ausſchuß. Auch heuer hat das unſichtbare Wahlkomitee prinzipiell jedem Fremden ein Ausſchuß-Mandat abgeſprochen. Daß das Wahlkomitee nur geheime Verſammlungen — keine allgemeine öffentliche Ver- ſammlung — abhielt und keinem Fremden ein Vertrauen ge- ſchenkt hat, bat ſich gerächt. Die erſten, welche gegen dieſe geheime Politik ſich gewehrt haben, waren die Arbeiter. Dieſe haben am Vorabende des Wahltages im vierten Wahlkörper am 3. d. M. eine öffentliche, allgemeine Wählerverſammlung im Schabl’s Gaſthauſe einberufen. Dieſe Verſammlung war von über 200 Perſonen beſucht. Der Referent, Arbeiterführer Bretſchneider aus Wien, erörterte die Mängel der neuen Gemeindewahlordnung. Zum Schluſſe dieſer Verſammlung wurden folgende Kandidaten für den vierten Wahlkörper auf- geſtellt: 1. Anton Wagner, Privatier und Bürgermeiſter; 2. Johann Bauer, Südbahn-Bedienſteter (Sozialdemokrat). Alle 200 Perſonen haben die Kandidatur der Männer ange- nommen; aber gewählt wurde Herr Anton Wagner. Am Sonntag, den 4. d. M. haben die Beamten eine öffentliche Wählerverſammlung des zweiten Wahlkörpers einberufen, in welcher ein Beamter und ein Lehrer als Kandidat nominiert wurden. Ferner haben aber die Beamten auch Hauer und Ge- werbetreibende als ihre Kandidaten für den Ausſchuß aufge- ſtellt. Der dritte Wahlkörper, in welchem nur Weingarten- beſitzer ſind, war durch verſchiedene geheime Sitzungen derart zerſplittert, daß drei Gruppen ſich gebildet haben. Der erſte Wahlkörper hat am Vorabende der Wahl eine endgiltige Be- ſprechung abgehalten und ſich dahin geeinigt, daß diesmal unbedingt auch Geſchäftsleute in den Ausſchnß kommen müſſen. Infolge dieſer hochgehenden Wogen ſind diesmal Männer in den Gemeindeausſchuß gekommen, an die niemand gedacht hat, daß dies in Gumpoldskirchen je einmal ſein könnte. Der Pacht und die Erbſchaft der Ausſchuß-Mandate war da- mit gebrochen. Die Fremden haben gezeigt, daß ſie etwas können, wenn ſie ſich feſt vereinen. Die neugewählten Mit- glieder vom Gewerbe- und Beamtenſtande werden für die Ver- breitung des guten Rufes von dem ſchönen Gumpoldskirchen und deſſen guten Tropfen mehr leiſten, als die Weingarten- beſitzer ſelbſt. Dieſe Männer werden dem Weinbaue gewiß keinen Schaden bringen, ſondern Nutzen. Auch werden dieſelben beſtimmt das Gemeiudevermögen eben ſo gut verwalten, weil ſie aus Erfahrung wiſſen, wie ſchwer es iſt, ſich nicht nur eine Einnahme zu verſchaffen, ſondern auch ſich dieſelbe zu erhalten. Es wird in das altehrwürdige Rathaus ein neuer Geiſt einziehen. Der neue Bürgermeiſter wird mit den Kollegen ebenſo gut, vielleicht noch beſſer arbeiten, weil der Zopf ab- geſchnitten iſt. Nicht unerwähnt kann es bleiben, daß dieſe Wahl gezeigt hat, daß die Intelligenz und der Fortſchritt ſich nicht aufhalten laſſen. Es iſt manchmal wohl ſehr lange finſter, aber endlich dringt das Licht der Sonne durch und zerreißt den dichten Nebel, welcher vor den Augen des Volkes liegt. Das chriſtlichſoziale Gumpoldskirchen hat einen Sozial- demokraten als Erſatzmann im Gemeindeausſchnſſe. Der neugewählte Gemeindeausſchuß wird aus 12 Weingartenbeſitzern, 2 Fabriksbeſitzern, 1 Kaufmann, 1 Bäckermeiſter, 2 Eiſenbahn- beamten, 1 Lehrer und 1 Privatier beſtehen. Gewählt wurden im vierten Wahlkörper: Anton Wagner, Privatier; Gregor Freiſinger, Hauer; Erſatzmaun: Heinrich Spitzer, Hauer; im dritten Wahlkörper: Gottfried Bammer, Franz Faſeth, Joſef Freudorfer, Gottfried Hoſer, Joſef Nöſt, Friedrich Vogt, ſämtliche Hauer; Erſotzmänner: Georg Freu- dorfer, Albrecht Steßl, Friedrich Taufratshofer, ſämt- liche Hauer; im zweiten Wahlkörper: Johann Aigner, Albrecht Faſeth, Johann Grill, ſämtliche Hauer; Arnold Kubarth, Offizial der Südbahn; Ferdinand Rieger, Hauer; Cajetan Schellmann, Lehrer; Erſatzmänner: Franz Taufratshofer, Adjunkt der Südbahn; Friedrich Weiß, Hauer; Joſef Weiß, Fleiſchhauer; im erſten Wahlkörper: Joſef Gallhuber, Hauer; Richard Klinger, Fabriks- beſitzer; Richard Grill, Kaufmann; Friedrich Holocher, Eſſigfabrikant; Franz Pechtold, Bäckermeiſter; Karl Seitz, Inſpektor der öſterr.-ung. Eiſenbahngeſellſchaft; Erſatzmänner: Johann Bauer, Südbahnbedienſteter; Johann Mayer, Hauer; Franz Schabl, Gaſtwirt.

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Zitationshilfe: Badener Zeitung. Nr. 21, Baden (Niederösterreich), 14.03.1906, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_badener021_1906/4>, abgerufen am 29.03.2024.