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Badener Zeitung. Nr. 26, Baden (Niederösterreich), 30.03.1904.

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Nr. 26 Mittwoch Badener Zeitung 30. März 1904.

[Spaltenumbruch] Sinnlichkeit zum Spielzeug oder Opfer dienen, groß
gezogen, keine anderen Freuden der Liebe als den
bloßen sinnlichen Genuß kennt, wirft sich zum Be-
schützer seiner beiden Nichten Maud und Riza auf,
da dieselben die Söhne des Rittmeisters v. Lanzen-
kampf, Kurt und Manfred, lieben und weder von
deren Vater noch von der Mutter seiner Schützlinge,
seiner eigenen Schwägerin, Leopoldine v. Stromberg,
eine leichte Einwilligung zu diesen Herzensbündnissen
erhoffen.

Hans von Stromberg beschließt nun die beiden
Elternteile selbst zu verheiraten und ist nur einmal
der Rittmeister der Mann seiner Schwägerin, dann
ist das Glück der Kinder auch gesichert. Gesagt,
getan. Zuerst sondiert der gute Herr Onkel seine
schöne, schon zu lange um seinen verstorbenen Bruder
trauernde und erst 35 Jahre alte Schwä[g]erin, legt
ihr eine Art Heiratsverpflichtung nahe, offeriert ihr
einen zukünftigen Gatten und will dann mit Hilfe
seiner jugendlichen Alliirten, den Kindern der derart
zu verkuppelten Personen und einer künstlich ge-
schaffenen Heiratsannonze auch den nur in seinen
militärischen Rückerinnerungen lebenden, Pferde und
Sportliebenden, pensionierten Rittmeister für die
Ehe mit einer gleichgesinnten Seele interessieren, was
ihm auch durch seine Beredsamkeit und durch die
Nachhilfe der Heiratsannonze in der Zeitung gelingt.

Doch wer Andern eine Grube gräbt, fällt selbst
hinein. Ein von ihm veranstaltetes Maskenfest in
seinem Hause soll schließlich die geplante Entscheidung
herbeiführen, aber es kommt bei diesem, wie es nun
schon der Zufall will, ganz anders. Der Rittmeister
von Lanzenkampf erwählt sich bei der Suche nach
seiner Braut nicht die ihm zugedachte Person, sondern
seine eigene Nichte Emilie und der Verfechter der
ungebundenen, freien, sündigen Liebe, der gute Strom-
berg, kommt endlich gebessert zur Erkenntnis, daß es
auch eine andere Art der Hingebung zweier Herzen,
die echte, die wirkliche Liebe gibt und erwählt sich
entzückt von der Schönheit seiner als Venus erschie-
nenen Schwägerin, diese zur ferneren Lebensgefährtin.
"Der bisher Blinde wurde sehend und glücklich in
der Liebe zu einer schönen Frau, der Liebe mit den
Sinnen und dem Herzen."

Mehrere andere Figuren, die jugendlich tuende,
männertolle und sich vor der Bazillen-Gefahr fürch-
tende Gesellschafterin Klärchen Buße, die schließlich
-- o Ironie des Schicksals -- sogar einen mit
Bazillen arbeitenden Gelehrten zum Manne erhält,
drei köstlich charakterisierte, nach reichen Frauen Aus-
schau haltende Offiziere, der Diener Franz des Ritt-
meisters und das Stubenmädchen des Herrn von
Stromberg, fügen sich recht geschickt in den Gang
der Handlung, die ob ihres Problemes, der Liebe
mit den Sinnen und dem Herzen und des Läuteruugs-
prozesses eines gereiften Mannes vom Wahn zum
Ideal, eine recht interessante zu nennen ist.

Was die Aufführung anbelangt, so war dieselbe
teilweise gut und verdient insbesondere der geschätzte
Gast Fräulein Isa Hassaty Erwähnung. Dieselbe,
eine schöne Bühnenerscheinung, gab die Witwe von
Stromberg recht beachtenswert, scheint aber keine
Berufsschauspielerin zu sein. Als Riza debutierte ein
Fräulein Linna Woiwode mit recht hübschem
Erfolg, doch gibt die kleine Rolle wenig Gelegenheit
zu besonderem Hervortreten. Die Dame verfügt bei
hübschem Aussehen über ein ziemlich sicheres Auftreten
und scheint überhaupt Talent zu besitzen.

Sehr brav war Frau Maschek als Klärchen
Busse, deren Bazillenfurcht leider durch einen Text-
strich im Manuskript nicht zum vollen Ausdrucke
kam. Fräulein Herma als Stubenmädchen Fini,
Fräulein Frank (Emilie, Nichte des Rittmeisters),
Fräulein Steininger (Maud) standen auf ihrem
Platze.

Die Herrenrollen lagen in den Händen der
Herren Erl (Hans v. Stromberg), Maschek (Ritt-
meister v. Lanzenkampf), Lipensky (Kurt), Brady
[Spaltenumbruch] (Manfred) und Oesterreicher (Prof. Dr. Bleib-
treu). Auch Herr Trimmel verdient als Diener des
Rittmeisters ein Speziallob. In der Episode machten
sich noch die Herren Cisowsky, Reuther und
Eichinger bemerkbar.

Die Szenerie des dritten Aktes mit den Gestal-
ten der Venus, der Gerechtigkeit, der Pallas Athene,
des Gretchen, des Jokey, einer Jokise, eines Drago-
ners, eines Pferdes, des König Salomon, Napoleons I.,
Tannhäuser, einer Amazone und einer Nonne bot
ein recht bewegtes schönes Bild, nur war die Figuren-
ähnlichkeit der maskierten Jokise, Amazone und Venus,
auf welche die Personsverwechslung der Handlung
basiert, keine allzu glaubwürdige.

Auch die Ausstattung der übrigen Akte, zu
welcher auch ein ganzes, jeden Osteologen hocherfreuen-
des Pferdeskelett, der einstige Goliath des Ritt-
meisters, gehörte, war bis auf das kleinste Bühnen-
requisit vorzüglich detailliert und eine für eine
Provinzbühne ungewöhnliche Schaustellung.




Eingesendet.



Aufruf
zur Errichtung eines Johann Stranß-Denk-
males in Wien.

Ein Lustrum ging dahin, seit Meister Johann
Strauß, der zweite seines Namens, seiner Bedeutung
nach der Erste in der glorreichen Dynastie der Walzer-
könige, zur ewigen Ruhe gebettet worden ist. Draußen
auf dem Wiener Campo santo, in jenem geheiligten
Rund, wo unsere großen Tondichter schlummern,
neben den Gräbern Beethoven's, Schubert's und
Brahm's, erhebt sich auch sein Totenmal und ver-
kündet dem trauernden Besucher der stillen Stätte,
daß Johann Strauß zu den Auserwählten ge-
hört, denen die österreichische Kaiserstadt ihren Ruhm
als Kapitale der deutschen Musik verdankt.

Der Tote hat die ihm gebührenden Ehren
erhalten.

Nun ist es Zeit, an den Lebenden zu denken,
an den unsterblichen Sohn Wiens, dessen leichtbe-
schwingte, göttliche Melodien ihn tagtäglich wieder
auferstehen lassen von den Toten, um uns jauchzend
und singend seiner ewigen Gegenwart zu versichern.
Der Lebende gehört zu den Lebenden. Es drängt uns
mit der vollen Gewalt unserer Liebe und Verehrung,
ihm ein weithin sichtbares, die Jahrhunderte über-
dauerndes Zeichen unserer herzlichen Sympathie zu
errichten. Wir wollen seines Anblickes froh werden,
wollen den unruhigen Feuerkopf mit der buschigen
Haarmähne und den durchdringenden lustigen Augen
vor allem Volke erhoben wissen, daß wir ihn Kindern
und Kindeskindern zeigen und sagen können: Seht,
das ist unser vielgeliebter Meister Johann! Wir
wollen ihm, dem unerschöpflichen Spender zahlloser
Freuden und Genüsse, die Erstlinge der von Jahr
zu Jahr sich erneuernden Jugend darbringen, wollen
ihm das frische Grün von den Höhen des Wiener-
waldes reichen, ihm das flüssige Gold von den
sonnigen Hängen sanft geneigter Rebenhügel zutrinken,
ihm die duftigsten Blumen vom Busen anmutiger
Tänzerinnen zu Füßen legen.

Ein Strauß-Denkmal in Wien sei die künst-
lerische Vollstreckung, der monumentale Ausdruck dieses
unseres guten Willens! In ihm wissen wir uns eins
mit den Bewohnern unserer von Strauß verherr-
lichten schönen Stadt, wie mit allen über die singende
und tanzende Welt ausgestreuten Verehrern seiner
launigen Tonmuse. Wohin immer ihre fröhliche Bot-
schaft drang, verscheuchte sie der Schwermut düstere
Schatten, führte den von Fesseln der strengen Kon-
[Spaltenumbruch] vennienz eingeengten Menschen zur freien Natürlichkeit
seines geselligen Wesens zurück und lehrte ihn auf
einschmeichelnde Art, dem ernsten Leben die heiterste
Seite abzugewinnen. Mit den bezaubernden Weisen
Strauß'scher Musik flatterte ein Stück liebenswürdigen
echten Wienertums über Länder und Meere fort, und
die "Schöne, blaue Donau" erfrischt und ergötzt durch
das melodische Spiel ihrer Wellen auch solche, die
niemals an ihren Ufern saßen.

Den schnellen Singschwalben binden wir unseren
Aufruf unter die Flügel. Mögen sie mit ihm überall
offene Türen und Herzen finden für die Bitte, uns
bei dem geplanten Werke zu helfen und zu fördern!
Gestützt auf die beispiellose Popularität unseres Ton-
dichters, wenden wir uns nicht nur an die Mächtigen
und Reichen, sondern noch mehr an den kleinen
Mann, den begeisterten Liebhaber Strauß'scher Tänze
und Gesänge. Auf der Wage der Liebe gewogen, fällt
auch die geringste Gabe schwer und voll ins Gewicht.*)






[irrelevantes Material - 35 Zeilen fehlen]

*) Die Administration unseres Blattes ist bereit, etwaige
Spenden für den Denkma fond entgegenzunehmen und wird
diese Beträge seinerzeit ausweisen.

Nr. 26 Mittwoch Badener Zeitung 30. März 1904.

[Spaltenumbruch] Sinnlichkeit zum Spielzeug oder Opfer dienen, groß
gezogen, keine anderen Freuden der Liebe als den
bloßen ſinnlichen Genuß kennt, wirft ſich zum Be-
ſchützer ſeiner beiden Nichten Maud und Riza auf,
da dieſelben die Söhne des Rittmeiſters v. Lanzen-
kampf, Kurt und Manfred, lieben und weder von
deren Vater noch von der Mutter ſeiner Schützlinge,
ſeiner eigenen Schwägerin, Leopoldine v. Stromberg,
eine leichte Einwilligung zu dieſen Herzensbündniſſen
erhoffen.

Hans von Stromberg beſchließt nun die beiden
Elternteile ſelbſt zu verheiraten und iſt nur einmal
der Rittmeiſter der Mann ſeiner Schwägerin, dann
iſt das Glück der Kinder auch geſichert. Geſagt,
getan. Zuerſt ſondiert der gute Herr Onkel ſeine
ſchöne, ſchon zu lange um ſeinen verſtorbenen Bruder
trauernde und erſt 35 Jahre alte Schwä[g]erin, legt
ihr eine Art Heiratsverpflichtung nahe, offeriert ihr
einen zukünftigen Gatten und will dann mit Hilfe
ſeiner jugendlichen Alliirten, den Kindern der derart
zu verkuppelten Perſonen und einer künſtlich ge-
ſchaffenen Heiratsannonze auch den nur in ſeinen
militäriſchen Rückerinnerungen lebenden, Pferde und
Sportliebenden, penſionierten Rittmeiſter für die
Ehe mit einer gleichgeſinnten Seele intereſſieren, was
ihm auch durch ſeine Beredſamkeit und durch die
Nachhilfe der Heiratsannonze in der Zeitung gelingt.

Doch wer Andern eine Grube gräbt, fällt ſelbſt
hinein. Ein von ihm veranſtaltetes Maskenfeſt in
ſeinem Hauſe ſoll ſchließlich die geplante Entſcheidung
herbeiführen, aber es kommt bei dieſem, wie es nun
ſchon der Zufall will, ganz anders. Der Rittmeiſter
von Lanzenkampf erwählt ſich bei der Suche nach
ſeiner Braut nicht die ihm zugedachte Perſon, ſondern
ſeine eigene Nichte Emilie und der Verfechter der
ungebundenen, freien, ſündigen Liebe, der gute Strom-
berg, kommt endlich gebeſſert zur Erkenntnis, daß es
auch eine andere Art der Hingebung zweier Herzen,
die echte, die wirkliche Liebe gibt und erwählt ſich
entzückt von der Schönheit ſeiner als Venus erſchie-
nenen Schwägerin, dieſe zur ferneren Lebensgefährtin.
„Der bisher Blinde wurde ſehend und glücklich in
der Liebe zu einer ſchönen Frau, der Liebe mit den
Sinnen und dem Herzen.“

Mehrere andere Figuren, die jugendlich tuende,
männertolle und ſich vor der Bazillen-Gefahr fürch-
tende Geſellſchafterin Klärchen Buße, die ſchließlich
— o Ironie des Schickſals — ſogar einen mit
Bazillen arbeitenden Gelehrten zum Manne erhält,
drei köſtlich charakteriſierte, nach reichen Frauen Aus-
ſchau haltende Offiziere, der Diener Franz des Ritt-
meiſters und das Stubenmädchen des Herrn von
Stromberg, fügen ſich recht geſchickt in den Gang
der Handlung, die ob ihres Problemes, der Liebe
mit den Sinnen und dem Herzen und des Läuteruugs-
prozeſſes eines gereiften Mannes vom Wahn zum
Ideal, eine recht intereſſante zu nennen iſt.

Was die Aufführung anbelangt, ſo war dieſelbe
teilweiſe gut und verdient insbeſondere der geſchätzte
Gaſt Fräulein Iſa Haſſaty Erwähnung. Dieſelbe,
eine ſchöne Bühnenerſcheinung, gab die Witwe von
Stromberg recht beachtenswert, ſcheint aber keine
Berufsſchauſpielerin zu ſein. Als Riza debutierte ein
Fräulein Linna Woiwode mit recht hübſchem
Erfolg, doch gibt die kleine Rolle wenig Gelegenheit
zu beſonderem Hervortreten. Die Dame verfügt bei
hübſchem Ausſehen über ein ziemlich ſicheres Auftreten
und ſcheint überhaupt Talent zu beſitzen.

Sehr brav war Frau Maſchek als Klärchen
Buſſe, deren Bazillenfurcht leider durch einen Text-
ſtrich im Manuſkript nicht zum vollen Ausdrucke
kam. Fräulein Herma als Stubenmädchen Fini,
Fräulein Frank (Emilie, Nichte des Rittmeiſters),
Fräulein Steininger (Maud) ſtanden auf ihrem
Platze.

Die Herrenrollen lagen in den Händen der
Herren Erl (Hans v. Stromberg), Maſchek (Ritt-
meiſter v. Lanzenkampf), Lipensky (Kurt), Brady
[Spaltenumbruch] (Manfred) und Oeſterreicher (Prof. Dr. Bleib-
treu). Auch Herr Trimmel verdient als Diener des
Rittmeiſters ein Speziallob. In der Epiſode machten
ſich noch die Herren Ciſowsky, Reuther und
Eichinger bemerkbar.

Die Szenerie des dritten Aktes mit den Geſtal-
ten der Venus, der Gerechtigkeit, der Pallas Athene,
des Gretchen, des Jokey, einer Jokiſe, eines Drago-
ners, eines Pferdes, des König Salomon, Napoleons I.,
Tannhäuſer, einer Amazone und einer Nonne bot
ein recht bewegtes ſchönes Bild, nur war die Figuren-
ähnlichkeit der maskierten Jokiſe, Amazone und Venus,
auf welche die Perſonsverwechslung der Handlung
baſiert, keine allzu glaubwürdige.

Auch die Ausſtattung der übrigen Akte, zu
welcher auch ein ganzes, jeden Oſteologen hocherfreuen-
des Pferdeſkelett, der einſtige Goliath des Ritt-
meiſters, gehörte, war bis auf das kleinſte Bühnen-
requiſit vorzüglich detailliert und eine für eine
Provinzbühne ungewöhnliche Schauſtellung.




Eingeſendet.



Aufruf
zur Errichtung eines Johann Stranß-Denk-
males in Wien.

Ein Luſtrum ging dahin, ſeit Meiſter Johann
Strauß, der zweite ſeines Namens, ſeiner Bedeutung
nach der Erſte in der glorreichen Dynaſtie der Walzer-
könige, zur ewigen Ruhe gebettet worden iſt. Draußen
auf dem Wiener Campo santo, in jenem geheiligten
Rund, wo unſere großen Tondichter ſchlummern,
neben den Gräbern Beethoven’s, Schubert’s und
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kündet dem trauernden Beſucher der ſtillen Stätte,
daß Johann Strauß zu den Auserwählten ge-
hört, denen die öſterreichiſche Kaiſerſtadt ihren Ruhm
als Kapitale der deutſchen Muſik verdankt.

Der Tote hat die ihm gebührenden Ehren
erhalten.

Nun iſt es Zeit, an den Lebenden zu denken,
an den unſterblichen Sohn Wiens, deſſen leichtbe-
ſchwingte, göttliche Melodien ihn tagtäglich wieder
auferſtehen laſſen von den Toten, um uns jauchzend
und ſingend ſeiner ewigen Gegenwart zu verſichern.
Der Lebende gehört zu den Lebenden. Es drängt uns
mit der vollen Gewalt unſerer Liebe und Verehrung,
ihm ein weithin ſichtbares, die Jahrhunderte über-
dauerndes Zeichen unſerer herzlichen Sympathie zu
errichten. Wir wollen ſeines Anblickes froh werden,
wollen den unruhigen Feuerkopf mit der buſchigen
Haarmähne und den durchdringenden luſtigen Augen
vor allem Volke erhoben wiſſen, daß wir ihn Kindern
und Kindeskindern zeigen und ſagen können: Seht,
das iſt unſer vielgeliebter Meiſter Johann! Wir
wollen ihm, dem unerſchöpflichen Spender zahlloſer
Freuden und Genüſſe, die Erſtlinge der von Jahr
zu Jahr ſich erneuernden Jugend darbringen, wollen
ihm das friſche Grün von den Höhen des Wiener-
waldes reichen, ihm das flüſſige Gold von den
ſonnigen Hängen ſanft geneigter Rebenhügel zutrinken,
ihm die duftigſten Blumen vom Buſen anmutiger
Tänzerinnen zu Füßen legen.

Ein Strauß-Denkmal in Wien ſei die künſt-
leriſche Vollſtreckung, der monumentale Ausdruck dieſes
unſeres guten Willens! In ihm wiſſen wir uns eins
mit den Bewohnern unſerer von Strauß verherr-
lichten ſchönen Stadt, wie mit allen über die ſingende
und tanzende Welt ausgeſtreuten Verehrern ſeiner
launigen Tonmuſe. Wohin immer ihre fröhliche Bot-
ſchaft drang, verſcheuchte ſie der Schwermut düſtere
Schatten, führte den von Feſſeln der ſtrengen Kon-
[Spaltenumbruch] vennienz eingeengten Menſchen zur freien Natürlichkeit
ſeines geſelligen Weſens zurück und lehrte ihn auf
einſchmeichelnde Art, dem ernſten Leben die heiterſte
Seite abzugewinnen. Mit den bezaubernden Weiſen
Strauß’ſcher Muſik flatterte ein Stück liebenswürdigen
echten Wienertums über Länder und Meere fort, und
die „Schöne, blaue Donau“ erfriſcht und ergötzt durch
das melodiſche Spiel ihrer Wellen auch ſolche, die
niemals an ihren Ufern ſaßen.

Den ſchnellen Singſchwalben binden wir unſeren
Aufruf unter die Flügel. Mögen ſie mit ihm überall
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bei dem geplanten Werke zu helfen und zu fördern!
Geſtützt auf die beiſpielloſe Popularität unſeres Ton-
dichters, wenden wir uns nicht nur an die Mächtigen
und Reichen, ſondern noch mehr an den kleinen
Mann, den begeiſterten Liebhaber Strauß’ſcher Tänze
und Geſänge. Auf der Wage der Liebe gewogen, fällt
auch die geringſte Gabe ſchwer und voll ins Gewicht.*)






[irrelevantes Material – 35 Zeilen fehlen]

*) Die Adminiſtration unſeres Blattes iſt bereit, etwaige
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dieſe Beträge ſeinerzeit ausweiſen.
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[5/0005] Nr. 26 Mittwoch Badener Zeitung 30. März 1904. Sinnlichkeit zum Spielzeug oder Opfer dienen, groß gezogen, keine anderen Freuden der Liebe als den bloßen ſinnlichen Genuß kennt, wirft ſich zum Be- ſchützer ſeiner beiden Nichten Maud und Riza auf, da dieſelben die Söhne des Rittmeiſters v. Lanzen- kampf, Kurt und Manfred, lieben und weder von deren Vater noch von der Mutter ſeiner Schützlinge, ſeiner eigenen Schwägerin, Leopoldine v. Stromberg, eine leichte Einwilligung zu dieſen Herzensbündniſſen erhoffen. Hans von Stromberg beſchließt nun die beiden Elternteile ſelbſt zu verheiraten und iſt nur einmal der Rittmeiſter der Mann ſeiner Schwägerin, dann iſt das Glück der Kinder auch geſichert. Geſagt, getan. Zuerſt ſondiert der gute Herr Onkel ſeine ſchöne, ſchon zu lange um ſeinen verſtorbenen Bruder trauernde und erſt 35 Jahre alte Schwägerin, legt ihr eine Art Heiratsverpflichtung nahe, offeriert ihr einen zukünftigen Gatten und will dann mit Hilfe ſeiner jugendlichen Alliirten, den Kindern der derart zu verkuppelten Perſonen und einer künſtlich ge- ſchaffenen Heiratsannonze auch den nur in ſeinen militäriſchen Rückerinnerungen lebenden, Pferde und Sportliebenden, penſionierten Rittmeiſter für die Ehe mit einer gleichgeſinnten Seele intereſſieren, was ihm auch durch ſeine Beredſamkeit und durch die Nachhilfe der Heiratsannonze in der Zeitung gelingt. Doch wer Andern eine Grube gräbt, fällt ſelbſt hinein. Ein von ihm veranſtaltetes Maskenfeſt in ſeinem Hauſe ſoll ſchließlich die geplante Entſcheidung herbeiführen, aber es kommt bei dieſem, wie es nun ſchon der Zufall will, ganz anders. Der Rittmeiſter von Lanzenkampf erwählt ſich bei der Suche nach ſeiner Braut nicht die ihm zugedachte Perſon, ſondern ſeine eigene Nichte Emilie und der Verfechter der ungebundenen, freien, ſündigen Liebe, der gute Strom- berg, kommt endlich gebeſſert zur Erkenntnis, daß es auch eine andere Art der Hingebung zweier Herzen, die echte, die wirkliche Liebe gibt und erwählt ſich entzückt von der Schönheit ſeiner als Venus erſchie- nenen Schwägerin, dieſe zur ferneren Lebensgefährtin. „Der bisher Blinde wurde ſehend und glücklich in der Liebe zu einer ſchönen Frau, der Liebe mit den Sinnen und dem Herzen.“ Mehrere andere Figuren, die jugendlich tuende, männertolle und ſich vor der Bazillen-Gefahr fürch- tende Geſellſchafterin Klärchen Buße, die ſchließlich — o Ironie des Schickſals — ſogar einen mit Bazillen arbeitenden Gelehrten zum Manne erhält, drei köſtlich charakteriſierte, nach reichen Frauen Aus- ſchau haltende Offiziere, der Diener Franz des Ritt- meiſters und das Stubenmädchen des Herrn von Stromberg, fügen ſich recht geſchickt in den Gang der Handlung, die ob ihres Problemes, der Liebe mit den Sinnen und dem Herzen und des Läuteruugs- prozeſſes eines gereiften Mannes vom Wahn zum Ideal, eine recht intereſſante zu nennen iſt. Was die Aufführung anbelangt, ſo war dieſelbe teilweiſe gut und verdient insbeſondere der geſchätzte Gaſt Fräulein Iſa Haſſaty Erwähnung. Dieſelbe, eine ſchöne Bühnenerſcheinung, gab die Witwe von Stromberg recht beachtenswert, ſcheint aber keine Berufsſchauſpielerin zu ſein. Als Riza debutierte ein Fräulein Linna Woiwode mit recht hübſchem Erfolg, doch gibt die kleine Rolle wenig Gelegenheit zu beſonderem Hervortreten. Die Dame verfügt bei hübſchem Ausſehen über ein ziemlich ſicheres Auftreten und ſcheint überhaupt Talent zu beſitzen. Sehr brav war Frau Maſchek als Klärchen Buſſe, deren Bazillenfurcht leider durch einen Text- ſtrich im Manuſkript nicht zum vollen Ausdrucke kam. Fräulein Herma als Stubenmädchen Fini, Fräulein Frank (Emilie, Nichte des Rittmeiſters), Fräulein Steininger (Maud) ſtanden auf ihrem Platze. Die Herrenrollen lagen in den Händen der Herren Erl (Hans v. Stromberg), Maſchek (Ritt- meiſter v. Lanzenkampf), Lipensky (Kurt), Brady (Manfred) und Oeſterreicher (Prof. Dr. Bleib- treu). Auch Herr Trimmel verdient als Diener des Rittmeiſters ein Speziallob. In der Epiſode machten ſich noch die Herren Ciſowsky, Reuther und Eichinger bemerkbar. Die Szenerie des dritten Aktes mit den Geſtal- ten der Venus, der Gerechtigkeit, der Pallas Athene, des Gretchen, des Jokey, einer Jokiſe, eines Drago- ners, eines Pferdes, des König Salomon, Napoleons I., Tannhäuſer, einer Amazone und einer Nonne bot ein recht bewegtes ſchönes Bild, nur war die Figuren- ähnlichkeit der maskierten Jokiſe, Amazone und Venus, auf welche die Perſonsverwechslung der Handlung baſiert, keine allzu glaubwürdige. Auch die Ausſtattung der übrigen Akte, zu welcher auch ein ganzes, jeden Oſteologen hocherfreuen- des Pferdeſkelett, der einſtige Goliath des Ritt- meiſters, gehörte, war bis auf das kleinſte Bühnen- requiſit vorzüglich detailliert und eine für eine Provinzbühne ungewöhnliche Schauſtellung. Guſtav Calliano. Eingeſendet. Aufruf zur Errichtung eines Johann Stranß-Denk- males in Wien. Ein Luſtrum ging dahin, ſeit Meiſter Johann Strauß, der zweite ſeines Namens, ſeiner Bedeutung nach der Erſte in der glorreichen Dynaſtie der Walzer- könige, zur ewigen Ruhe gebettet worden iſt. Draußen auf dem Wiener Campo santo, in jenem geheiligten Rund, wo unſere großen Tondichter ſchlummern, neben den Gräbern Beethoven’s, Schubert’s und Brahm’s, erhebt ſich auch ſein Totenmal und ver- kündet dem trauernden Beſucher der ſtillen Stätte, daß Johann Strauß zu den Auserwählten ge- hört, denen die öſterreichiſche Kaiſerſtadt ihren Ruhm als Kapitale der deutſchen Muſik verdankt. Der Tote hat die ihm gebührenden Ehren erhalten. Nun iſt es Zeit, an den Lebenden zu denken, an den unſterblichen Sohn Wiens, deſſen leichtbe- ſchwingte, göttliche Melodien ihn tagtäglich wieder auferſtehen laſſen von den Toten, um uns jauchzend und ſingend ſeiner ewigen Gegenwart zu verſichern. Der Lebende gehört zu den Lebenden. Es drängt uns mit der vollen Gewalt unſerer Liebe und Verehrung, ihm ein weithin ſichtbares, die Jahrhunderte über- dauerndes Zeichen unſerer herzlichen Sympathie zu errichten. Wir wollen ſeines Anblickes froh werden, wollen den unruhigen Feuerkopf mit der buſchigen Haarmähne und den durchdringenden luſtigen Augen vor allem Volke erhoben wiſſen, daß wir ihn Kindern und Kindeskindern zeigen und ſagen können: Seht, das iſt unſer vielgeliebter Meiſter Johann! Wir wollen ihm, dem unerſchöpflichen Spender zahlloſer Freuden und Genüſſe, die Erſtlinge der von Jahr zu Jahr ſich erneuernden Jugend darbringen, wollen ihm das friſche Grün von den Höhen des Wiener- waldes reichen, ihm das flüſſige Gold von den ſonnigen Hängen ſanft geneigter Rebenhügel zutrinken, ihm die duftigſten Blumen vom Buſen anmutiger Tänzerinnen zu Füßen legen. Ein Strauß-Denkmal in Wien ſei die künſt- leriſche Vollſtreckung, der monumentale Ausdruck dieſes unſeres guten Willens! In ihm wiſſen wir uns eins mit den Bewohnern unſerer von Strauß verherr- lichten ſchönen Stadt, wie mit allen über die ſingende und tanzende Welt ausgeſtreuten Verehrern ſeiner launigen Tonmuſe. Wohin immer ihre fröhliche Bot- ſchaft drang, verſcheuchte ſie der Schwermut düſtere Schatten, führte den von Feſſeln der ſtrengen Kon- vennienz eingeengten Menſchen zur freien Natürlichkeit ſeines geſelligen Weſens zurück und lehrte ihn auf einſchmeichelnde Art, dem ernſten Leben die heiterſte Seite abzugewinnen. Mit den bezaubernden Weiſen Strauß’ſcher Muſik flatterte ein Stück liebenswürdigen echten Wienertums über Länder und Meere fort, und die „Schöne, blaue Donau“ erfriſcht und ergötzt durch das melodiſche Spiel ihrer Wellen auch ſolche, die niemals an ihren Ufern ſaßen. Den ſchnellen Singſchwalben binden wir unſeren Aufruf unter die Flügel. Mögen ſie mit ihm überall offene Türen und Herzen finden für die Bitte, uns bei dem geplanten Werke zu helfen und zu fördern! Geſtützt auf die beiſpielloſe Popularität unſeres Ton- dichters, wenden wir uns nicht nur an die Mächtigen und Reichen, ſondern noch mehr an den kleinen Mann, den begeiſterten Liebhaber Strauß’ſcher Tänze und Geſänge. Auf der Wage der Liebe gewogen, fällt auch die geringſte Gabe ſchwer und voll ins Gewicht. *) Wien, im März 1904. Das Johann Strauß-Denkmalkomitee in Wien: Prinzeſſin Roſa Croy-Sternberg, Präſidentin Graf Karl von Vrzezie-Lanckoronski, Vize-Präſident. Franz Ritter von Regenhart-Zapory, Vize-Präſident. Regierungsrat Ludwig Koch, Schriftführer. Rudolf Ritter von Lewicki, Schriftführer. Dr. Eugen Herz. Kaſſaverwalter. ___________________________________ *) Die Adminiſtration unſeres Blattes iſt bereit, etwaige Spenden für den Denkma fond entgegenzunehmen und wird dieſe Beträge ſeinerzeit ausweiſen.

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Zitationshilfe: Badener Zeitung. Nr. 26, Baden (Niederösterreich), 30.03.1904, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_badener026_1904/5>, abgerufen am 18.04.2024.