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Die Bayerische Presse. Nr. 213. Würzburg, 5. September 1850.

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[Spaltenumbruch] Umsturz herbei; das andere flößt den hochgestellten
Klassen die Herablassung der christlichen Liebe ein
und verbreitet die wahre Civilisation. Das erste
erweckt den Hochmuth, den Neid und den Haß;
das zweite geht aus dem christlichen Prinzip her-
vor, welches alle Menschen wie Brüder lieben
lehrt. Das eine sucht das Bestehende umzustür-
zen, ohne sich darum zu kümmern, was später
daraus folgen kann; das andere will nicht ver-
nichten, aber es will mit der Zeit Alles verbes-
sern. -- Welches dieser beiden Mittel gebraucht
die moderne Demokratie, ist es nicht fast immer
und ausschließlich das erstere? -- Jch spreche
von dem Geist der Demokratie im Allgemeinen,
wie er besteht und erzeugt wird in unseren Ta-
gen, wie er spricht in den ihm ergebensten Blät-
tern, wie er sich benimmt in den Clubbs, wie er
handelt in seinen geheimen Gesellschaften und wie
er sich endlich bemüht, in die Masse des Volkes
einzudringen. Jch sage, daß dieser Geist fast aus-
schließlich hervorgeht, genährt wird, überreizt wird
durch Stolz, durch einen Stolz, der jedes Höher-
stehende verachtet. Jch sage, daß im Allgemeinen
Diejenigen, die von dem Geiste beseelt sind, die
Abschaffung aller socialen Ungleichheiten fordern,
nicht aus Jnteresse für die Würde des Menschen,
worum sie sich wenig kümmern, sondern für sich
selbst, weil sie nicht gleich, aber höher als die
Anderen werden wollen, höher als die, welche sie
jetzt über sich sehen. Jch sage, sind sie dort an-
gelangt, wohin sie trachten, so werden sie die
größten Feinde der legitimsten, der unverletzlichsten
Gleichheit sein, der Gleichheit, wie sie das Evan-
gelium fordert, welches will, daß man in jedem
Menschen, selbst in dem niedrigsten, seines Glei-
chen, seinen Bruder erblicke. Wir erklären, daß
das der Geist ist, den wir erkannt und sehr klar
unterschieden haben in den modernen Demokraten,
und wenn man zu behaupten wagt, daß das der
Geist des Evangeliums sei, so sage ich, man lä-
stert Gott. -- Wir sehen also, daß wir durch-
aus nicht gegen die Gesetze Gottes anstoßen, wenn
wir nicht glauben, die demokratische Auffassung der
Gleichheit annehmen zu müssen; wir glauben im
Gegentheil, daß man viel größere Gefahr läuft,
sich zu versündigen, indem man sich mit den Ten-
denzen der Zerstörung verbindet, die nichts her-
vorbringen als Ruinen, und die weder in dem
Evangelium, noch selbst in der Natur begründet
sind."

Deutschland.

München, 3. Sept. Jhre Maj. die Köni-
gin Marie hat als Oberstinhaberin des 3. Ar-
tillerie=Regiments demselben eine durch Mechani-
kus Ertel äußerst schön im verjüngten Maßstab
gefertigte Kanone, zum Schulgebrauch, als Ge-
schenk überreichen lassen. Der gestern zur Jn-
spektion durch den General v. Weishaupt aus-
gerückten Mannschaft wurde dieses eröffnet und
sodann das sinnreiche Geschenk der hohen Geberin
im Bibliothekzimmer des Regiments aufgestellt.

   
Schleswig=holsteinische Ange-
legenheiten
.

Von der Avantgarde, 30. August. Das Dorf
Breckendorf spielt bei den häufigen Vorpostenge-
fechten, die der tapfere und unermüdliche Oberst
v. Gerhardt, der Befehlshaber der Avantgarde,
unterhält, eine bedeutende Rolle. Vor 8 Tagen
jagte u. A. eine Abtheilung des 2. Bataillons
des Morgens früh eine 40 Mann starke dänische
Jnfanterie=Patrouille, nachdem sie den Dänen 3
Mann getödtet und 1 verwundet hatte, im Trabe
zum Dorfe hinaus. Am 28. Morgens war un-
ter Major Aldosser eine Abtheilnng des 2. Ba-
taillons und des 3. Jägercorps nebst einer Esca-
dron des 2. Regiments auf zwei verschiedenen
Wegen nach Dreckendorf gegangen, um " Hanne-
mann " ( wie unsere Leute die Dänen nennen )
guten Morgen zu sagen. Wir trafen im Dorfe
[Spaltenumbruch] 40 dänische Jnfanteristen und 1 Zug Dragoner.
Bei den ersten Kugeln rissen die Dänen aus. Am
Tage nach dieser Affaire, deren Resultat darin
bestand, daß wir einen verwundeten Dänen mit-
brachten, der uns wunderbare Dinge erzählte,
machte eine Abtheilung des 2. Jägercorps eine
Patrouille, um eine dänische Kavallerie=Feldwache
zu besuchen. Die Jäger trafen die Feldwache,
die sie im Rücken umgangen hatten, zu Pferde
sitzend -- ( also sie wagen nicht abzusteigen! ) und
gaben auf 8 Schritte Feuer. Die Dänen jagten
davon über eine Barrikade hinweg und ließen ei-
nen Verwundeten, ein todtes Pferd, zwei Helme,
einen Carabiner und zwei Pistolen im Stiche.

   

Aus dem nördlichen Holstein, 31. August.
Gestern wurden im Kiel 3 dänische Spione ein-
gebracht. Die erwähnten 60 Damen aus Husum
sind bereits in Kopenhagen angelangt und können
also nächstens in Holstein erwartet werden.

   

Von der Niederelbe, 31. August. Die Vor-
postengefechte mehren sich. Der heutige Abend-
zug brachte wiederum die Nachricht, daß ein sol-
ches heute vorgefallen sein soll, und zwar bei
Holzbunge. Wie es scheint muß man in Rends-
burg der Meinung gewesen sein, daß die Dä-
nen in Masse angreifen würden, denn Rends-
burg wurde allarmirt, der Generalstab und alles
Militär rückte aus und selbst die Munitionscolonne
setzte sich sofort in Bewegung und die Bürger
versahen bereits den Wachtdienst auf den Wällen.
Es geschah dies gegen10 1 / 2 Uhr. Aber Nach-
mittags, kurz vor Abgang des Bahnzuges, rückte
der Generalstab wieder ein.

   

Karlsruhe 2. Sept. Jn der heutigen Kammersitzung
verlas der Präsident folgende zwei Fragen des
Abg. Kaiser, bezüglich des Belagerungsstandes:
1 ) Hält es die hohe Regierung nicht für zweck-
mäßig, eine weitere Verlängerung des Kriegszu-
standes nicht mehr eintreten zu lassen? 2 ) Hält
die hohe Regierung nicht für zweckmäßig, wenig-
stens nur für einzelne Theile des Landes den
Kriegszustand noch beizubehalten? und forderte
den Jnterpellanten auf, dieselbe näher zu begrün-
den. Der Abg. Kaiser versuchte eine solche Be-
gründung, worauf der Staatsrath Frhr. v. Mar-
schall seitens der Regierung folgende Erklärung
gab: Jch bin bereit, die von dem Herrn Abg.
Kaiser gestellten Fragen kurz und einfach zu be-
antworten. Die Regierung ist der Ansicht, daß
der Zeitpunkt für die Aufhebung des Kriegszu-
standes dermalen noch nicht gekommen ist. Die
unglücklichsten Ereignisse, die ein Land treffen kön-
nen, haben uns in den Kriegszustand geführt, und
wenn auch niemand leugnen wird, daß er in man-
chen Beziehungen ein Uebel ist, ja schon in der
Jdee ein Uebel ist, so werden wir doch auch alle
anerkennen müssen, daß er uns von viel größeren
Uebeln befreit hat. Leider sind nun bei der fort-
dauernden Zerrissenheit der öffentlichen Zustände
in ganz Deutschland die Zustände im Großher-
zogthum noch nicht in diejenige Lage gekommen,
die man als eine normale bezeichnen könnte, und
gestatten würde, die durch die Macht der Ereig-
nisse nöthig gewordene Ausnahmsmaßregeln jetzt
schon vollständig zu beseitigen. Wann dieser Zeit-
punkt eintreten wird, kann die Regierung nicht
bestimmt voraussagen. Nur das kann sie sagen,
daß sie gewiß ebenso sehr als irgend jemand die-
sen Zeitpunkt herbeiwünscht und den Ausnahms-
zustand keinen Augenblick länger wird bestehen
lassen, als das Wohl des Landes wirklich ver-
langt. Auch die zweite Frage des Hrn. Abg.,
ob es nicht zweckmäßig wäre, den Kriegszustand
wenigstens nur für einzelne Landestheile noch bei-
zubehalten, muß ich mit Nein beantworten. Die
Einrichtungen und Maßregeln, die der Kriegszu-
stand mit sich bringt, stehen unter sich im Zusam-
menhang, haben eine gewisse allgemeine Wirkung
und lassen sich nicht nach bestimmt gezogenen Gren-
zen hinausgehen. Aber was die Hauptsache ist,
eine solche ungleiche Behandlung einzelner Bezirke
[Spaltenumbruch] würde offenbar von den nachtheiligsten Folgen sein.
Sie würde zu Mißstimmungen und zu gegenseiti-
ger Eifersucht und Erbitterung führen, während
wir im Gegentheil, was man nicht oft genug
wiederholen kann, alle Kräfte dahin vereinigen
müssen, um zu beruhigen, auszugleichen und zu
versöhnen. Wenn aber auch der Kriegszustand
nicht auf einzelne Landestheile beschränkt werden
kann, so wird doch etwas anderes geschehen kön-
nen, was erwünschter und weit zweckmäßiger sein
wird. Man wird nämlich einzelne Attribute und
Folgen des Kriegszustandes theils ganz beseitigen,
theils mildern können. Man kommt damit zwar
nicht mit einem Sprung in den normalen Zustand
zurück, aber auf angemessenere und sichererer Weise.
Uebrigens wird sich für die Kammer eine Gele-
genheit ergeben, alle Fragen, die mit dem Kriegs-
zustand im Zusammenhange stehen, einer reiflichen
Prüfung und Berathung zu unterziehen, weil das
Gesetz über den Kriegszustand auf diesem Land-
tag der Erneuerung bedarf. Die Frage über den
Jnhalt dieses Gesetzes ist zwar eine von der vor-
liegenden ganz verschiedene, aber demungeachtet
werden sich aus den Verhandlungen über densel-
ben die Betrachtungen über die alsbald erfolgende
Anwendung des Gesetzes nicht ausscheiden lassen.
Eben darum dürfte es aber auch zweckmäßig sein,
jetzt nicht in ein näheres Detail einzugehen, son-
dern jenen Verhandlungen das Weitere zu über-
lassen. Dies ist meine einfache Antwort auf die
beiden aufgeworfenen Fragen.

Kassel, 3. Sept. Die Mitglieder der aufge-
lösten Ständeversammlung sind größtentheils ab-
gereist, nachdem sie. wie die "N. Hess. Z." mel-
det, für die zu erwartende Katastrophe ernste Maß-
regeln getroffen. -- Sämmtliche Beurlaubte sind
auf übermorgen einbernfen. -- Heute Morgen war
der ständische Ausschuß versammelt. Das Mini-
sterium hatte ihm nämlich eröffnet, daß die Be-
handlung der Steuerfrage seitens der gestern auf-
gelösten Ständeversammlung die Staatsregierung
auf eine Vorschrift der Verfassungs=Urkunde,
wonach eine "Zuziehung" des bleibenden landstän-
dischen Ausschusses in gewissen Fällen stattfinden
solle, hinweise -- und daß demnach zum Zwecke
der Anwendung des §. 95 der Verfassungsurkunde
das Gesammtstaatsminsterium, nach einem von
demselben gestern gefaßten Beschlusse, heute Vor-
mittag 11 Uhr im Versammlungslokale des Ge-
sammtstaatsministeriums zusammentreten werde.
Jndem "die Zuziehung des bleibenden landstän-
dischen Ausschusses ausgesprochen werde, erübrige
nur, denselben zur Beiwohnung zu der festgesetzten
Sitzung einzuladen". -- Der Ausschuß hat sich
indessen, wie wir hören, nicht veranlaßt gesehen,
dem an ihn gerichteten Begehren ohne Weiteres
zu entsprechen. Er hat in der "allgemeinen Fas-
sung " des Schreibens kurfürstlichen Ministeriums
des Jnnern vom gestrigen Tage keine Veraulas-
sung finden können, seine Mitwirkung auf den
Grund des §. 95 der Verfassungsurkunde eintre-
ten zu lassen. -- Jedoch ist dabei anheimgegeben
worden, diejenigen Maßregeln und Anordnungen
speciell mitzutheilen, welche das Ministerium auf
den Grund jenes Paragraphen zu erlassen beab-
sichtigt. Der Ausschuß will hiernach seine Zu-
ständigkeit prüfen und demnächst weitere Erklärung
abgeben.

Wien, 27. August. Unter diesem Datum ist
uns ein amtliches gedrucktes Verzeichniß der un-
ter der insurrectionellen Regierung Ungarns durch
Martial= und Statarial=Gerichte hingerichteten
oder ohne alle Justiz hingeschlachteten Jndividuen,
beglaubigt durch die k. k. Erhebungskommission,
zugekommen. Das Verzeichniß wird durch fol-
gende Worte eingeleitet: "Die Kriegsereignisse
während der ungarischen Revolution werden von
den Urhebern derselben, die sich zum größten Theile
im Auslande befinden, planmäßig verfälscht und
der wahre Hergang dieser grauenvollen Periode
von ihnen absichtlich so unwahr dargestellt, daß
es Pflicht der Regierung ist, dieser historischen
Falschmünzerei bei jeder Gelegenheit durch That-
sachen entgegenzutreten. Vorzüglich aber haben
es sich die ungarischen, polnischen und deutschen

[Spaltenumbruch] Umsturz herbei; das andere flößt den hochgestellten
Klassen die Herablassung der christlichen Liebe ein
und verbreitet die wahre Civilisation. Das erste
erweckt den Hochmuth, den Neid und den Haß;
das zweite geht aus dem christlichen Prinzip her-
vor, welches alle Menschen wie Brüder lieben
lehrt. Das eine sucht das Bestehende umzustür-
zen, ohne sich darum zu kümmern, was später
daraus folgen kann; das andere will nicht ver-
nichten, aber es will mit der Zeit Alles verbes-
sern. -- Welches dieser beiden Mittel gebraucht
die moderne Demokratie, ist es nicht fast immer
und ausschließlich das erstere? -- Jch spreche
von dem Geist der Demokratie im Allgemeinen,
wie er besteht und erzeugt wird in unseren Ta-
gen, wie er spricht in den ihm ergebensten Blät-
tern, wie er sich benimmt in den Clubbs, wie er
handelt in seinen geheimen Gesellschaften und wie
er sich endlich bemüht, in die Masse des Volkes
einzudringen. Jch sage, daß dieser Geist fast aus-
schließlich hervorgeht, genährt wird, überreizt wird
durch Stolz, durch einen Stolz, der jedes Höher-
stehende verachtet. Jch sage, daß im Allgemeinen
Diejenigen, die von dem Geiste beseelt sind, die
Abschaffung aller socialen Ungleichheiten fordern,
nicht aus Jnteresse für die Würde des Menschen,
worum sie sich wenig kümmern, sondern für sich
selbst, weil sie nicht gleich, aber höher als die
Anderen werden wollen, höher als die, welche sie
jetzt über sich sehen. Jch sage, sind sie dort an-
gelangt, wohin sie trachten, so werden sie die
größten Feinde der legitimsten, der unverletzlichsten
Gleichheit sein, der Gleichheit, wie sie das Evan-
gelium fordert, welches will, daß man in jedem
Menschen, selbst in dem niedrigsten, seines Glei-
chen, seinen Bruder erblicke. Wir erklären, daß
das der Geist ist, den wir erkannt und sehr klar
unterschieden haben in den modernen Demokraten,
und wenn man zu behaupten wagt, daß das der
Geist des Evangeliums sei, so sage ich, man lä-
stert Gott. -- Wir sehen also, daß wir durch-
aus nicht gegen die Gesetze Gottes anstoßen, wenn
wir nicht glauben, die demokratische Auffassung der
Gleichheit annehmen zu müssen; wir glauben im
Gegentheil, daß man viel größere Gefahr läuft,
sich zu versündigen, indem man sich mit den Ten-
denzen der Zerstörung verbindet, die nichts her-
vorbringen als Ruinen, und die weder in dem
Evangelium, noch selbst in der Natur begründet
sind.“

Deutschland.

München, 3. Sept. Jhre Maj. die Köni-
gin Marie hat als Oberstinhaberin des 3. Ar-
tillerie=Regiments demselben eine durch Mechani-
kus Ertel äußerst schön im verjüngten Maßstab
gefertigte Kanone, zum Schulgebrauch, als Ge-
schenk überreichen lassen. Der gestern zur Jn-
spektion durch den General v. Weishaupt aus-
gerückten Mannschaft wurde dieses eröffnet und
sodann das sinnreiche Geschenk der hohen Geberin
im Bibliothekzimmer des Regiments aufgestellt.

   
Schleswig=holsteinische Ange-
legenheiten
.

Von der Avantgarde, 30. August. Das Dorf
Breckendorf spielt bei den häufigen Vorpostenge-
fechten, die der tapfere und unermüdliche Oberst
v. Gerhardt, der Befehlshaber der Avantgarde,
unterhält, eine bedeutende Rolle. Vor 8 Tagen
jagte u. A. eine Abtheilung des 2. Bataillons
des Morgens früh eine 40 Mann starke dänische
Jnfanterie=Patrouille, nachdem sie den Dänen 3
Mann getödtet und 1 verwundet hatte, im Trabe
zum Dorfe hinaus. Am 28. Morgens war un-
ter Major Aldosser eine Abtheilnng des 2. Ba-
taillons und des 3. Jägercorps nebst einer Esca-
dron des 2. Regiments auf zwei verschiedenen
Wegen nach Dreckendorf gegangen, um „ Hanne-
mann “ ( wie unsere Leute die Dänen nennen )
guten Morgen zu sagen. Wir trafen im Dorfe
[Spaltenumbruch] 40 dänische Jnfanteristen und 1 Zug Dragoner.
Bei den ersten Kugeln rissen die Dänen aus. Am
Tage nach dieser Affaire, deren Resultat darin
bestand, daß wir einen verwundeten Dänen mit-
brachten, der uns wunderbare Dinge erzählte,
machte eine Abtheilung des 2. Jägercorps eine
Patrouille, um eine dänische Kavallerie=Feldwache
zu besuchen. Die Jäger trafen die Feldwache,
die sie im Rücken umgangen hatten, zu Pferde
sitzend -- ( also sie wagen nicht abzusteigen! ) und
gaben auf 8 Schritte Feuer. Die Dänen jagten
davon über eine Barrikade hinweg und ließen ei-
nen Verwundeten, ein todtes Pferd, zwei Helme,
einen Carabiner und zwei Pistolen im Stiche.

   

Aus dem nördlichen Holstein, 31. August.
Gestern wurden im Kiel 3 dänische Spione ein-
gebracht. Die erwähnten 60 Damen aus Husum
sind bereits in Kopenhagen angelangt und können
also nächstens in Holstein erwartet werden.

   

Von der Niederelbe, 31. August. Die Vor-
postengefechte mehren sich. Der heutige Abend-
zug brachte wiederum die Nachricht, daß ein sol-
ches heute vorgefallen sein soll, und zwar bei
Holzbunge. Wie es scheint muß man in Rends-
burg der Meinung gewesen sein, daß die Dä-
nen in Masse angreifen würden, denn Rends-
burg wurde allarmirt, der Generalstab und alles
Militär rückte aus und selbst die Munitionscolonne
setzte sich sofort in Bewegung und die Bürger
versahen bereits den Wachtdienst auf den Wällen.
Es geschah dies gegen10 1 / 2 Uhr. Aber Nach-
mittags, kurz vor Abgang des Bahnzuges, rückte
der Generalstab wieder ein.

   

Karlsruhe 2. Sept. Jn der heutigen Kammersitzung
verlas der Präsident folgende zwei Fragen des
Abg. Kaiser, bezüglich des Belagerungsstandes:
1 ) Hält es die hohe Regierung nicht für zweck-
mäßig, eine weitere Verlängerung des Kriegszu-
standes nicht mehr eintreten zu lassen? 2 ) Hält
die hohe Regierung nicht für zweckmäßig, wenig-
stens nur für einzelne Theile des Landes den
Kriegszustand noch beizubehalten? und forderte
den Jnterpellanten auf, dieselbe näher zu begrün-
den. Der Abg. Kaiser versuchte eine solche Be-
gründung, worauf der Staatsrath Frhr. v. Mar-
schall seitens der Regierung folgende Erklärung
gab: Jch bin bereit, die von dem Herrn Abg.
Kaiser gestellten Fragen kurz und einfach zu be-
antworten. Die Regierung ist der Ansicht, daß
der Zeitpunkt für die Aufhebung des Kriegszu-
standes dermalen noch nicht gekommen ist. Die
unglücklichsten Ereignisse, die ein Land treffen kön-
nen, haben uns in den Kriegszustand geführt, und
wenn auch niemand leugnen wird, daß er in man-
chen Beziehungen ein Uebel ist, ja schon in der
Jdee ein Uebel ist, so werden wir doch auch alle
anerkennen müssen, daß er uns von viel größeren
Uebeln befreit hat. Leider sind nun bei der fort-
dauernden Zerrissenheit der öffentlichen Zustände
in ganz Deutschland die Zustände im Großher-
zogthum noch nicht in diejenige Lage gekommen,
die man als eine normale bezeichnen könnte, und
gestatten würde, die durch die Macht der Ereig-
nisse nöthig gewordene Ausnahmsmaßregeln jetzt
schon vollständig zu beseitigen. Wann dieser Zeit-
punkt eintreten wird, kann die Regierung nicht
bestimmt voraussagen. Nur das kann sie sagen,
daß sie gewiß ebenso sehr als irgend jemand die-
sen Zeitpunkt herbeiwünscht und den Ausnahms-
zustand keinen Augenblick länger wird bestehen
lassen, als das Wohl des Landes wirklich ver-
langt. Auch die zweite Frage des Hrn. Abg.,
ob es nicht zweckmäßig wäre, den Kriegszustand
wenigstens nur für einzelne Landestheile noch bei-
zubehalten, muß ich mit Nein beantworten. Die
Einrichtungen und Maßregeln, die der Kriegszu-
stand mit sich bringt, stehen unter sich im Zusam-
menhang, haben eine gewisse allgemeine Wirkung
und lassen sich nicht nach bestimmt gezogenen Gren-
zen hinausgehen. Aber was die Hauptsache ist,
eine solche ungleiche Behandlung einzelner Bezirke
[Spaltenumbruch] würde offenbar von den nachtheiligsten Folgen sein.
Sie würde zu Mißstimmungen und zu gegenseiti-
ger Eifersucht und Erbitterung führen, während
wir im Gegentheil, was man nicht oft genug
wiederholen kann, alle Kräfte dahin vereinigen
müssen, um zu beruhigen, auszugleichen und zu
versöhnen. Wenn aber auch der Kriegszustand
nicht auf einzelne Landestheile beschränkt werden
kann, so wird doch etwas anderes geschehen kön-
nen, was erwünschter und weit zweckmäßiger sein
wird. Man wird nämlich einzelne Attribute und
Folgen des Kriegszustandes theils ganz beseitigen,
theils mildern können. Man kommt damit zwar
nicht mit einem Sprung in den normalen Zustand
zurück, aber auf angemessenere und sichererer Weise.
Uebrigens wird sich für die Kammer eine Gele-
genheit ergeben, alle Fragen, die mit dem Kriegs-
zustand im Zusammenhange stehen, einer reiflichen
Prüfung und Berathung zu unterziehen, weil das
Gesetz über den Kriegszustand auf diesem Land-
tag der Erneuerung bedarf. Die Frage über den
Jnhalt dieses Gesetzes ist zwar eine von der vor-
liegenden ganz verschiedene, aber demungeachtet
werden sich aus den Verhandlungen über densel-
ben die Betrachtungen über die alsbald erfolgende
Anwendung des Gesetzes nicht ausscheiden lassen.
Eben darum dürfte es aber auch zweckmäßig sein,
jetzt nicht in ein näheres Detail einzugehen, son-
dern jenen Verhandlungen das Weitere zu über-
lassen. Dies ist meine einfache Antwort auf die
beiden aufgeworfenen Fragen.

Kassel, 3. Sept. Die Mitglieder der aufge-
lösten Ständeversammlung sind größtentheils ab-
gereist, nachdem sie. wie die „N. Hess. Z.“ mel-
det, für die zu erwartende Katastrophe ernste Maß-
regeln getroffen. -- Sämmtliche Beurlaubte sind
auf übermorgen einbernfen. -- Heute Morgen war
der ständische Ausschuß versammelt. Das Mini-
sterium hatte ihm nämlich eröffnet, daß die Be-
handlung der Steuerfrage seitens der gestern auf-
gelösten Ständeversammlung die Staatsregierung
auf eine Vorschrift der Verfassungs=Urkunde,
wonach eine „Zuziehung“ des bleibenden landstän-
dischen Ausschusses in gewissen Fällen stattfinden
solle, hinweise -- und daß demnach zum Zwecke
der Anwendung des §. 95 der Verfassungsurkunde
das Gesammtstaatsminsterium, nach einem von
demselben gestern gefaßten Beschlusse, heute Vor-
mittag 11 Uhr im Versammlungslokale des Ge-
sammtstaatsministeriums zusammentreten werde.
Jndem „die Zuziehung des bleibenden landstän-
dischen Ausschusses ausgesprochen werde, erübrige
nur, denselben zur Beiwohnung zu der festgesetzten
Sitzung einzuladen“. -- Der Ausschuß hat sich
indessen, wie wir hören, nicht veranlaßt gesehen,
dem an ihn gerichteten Begehren ohne Weiteres
zu entsprechen. Er hat in der „allgemeinen Fas-
sung “ des Schreibens kurfürstlichen Ministeriums
des Jnnern vom gestrigen Tage keine Veraulas-
sung finden können, seine Mitwirkung auf den
Grund des §. 95 der Verfassungsurkunde eintre-
ten zu lassen. -- Jedoch ist dabei anheimgegeben
worden, diejenigen Maßregeln und Anordnungen
speciell mitzutheilen, welche das Ministerium auf
den Grund jenes Paragraphen zu erlassen beab-
sichtigt. Der Ausschuß will hiernach seine Zu-
ständigkeit prüfen und demnächst weitere Erklärung
abgeben.

Wien, 27. August. Unter diesem Datum ist
uns ein amtliches gedrucktes Verzeichniß der un-
ter der insurrectionellen Regierung Ungarns durch
Martial= und Statarial=Gerichte hingerichteten
oder ohne alle Justiz hingeschlachteten Jndividuen,
beglaubigt durch die k. k. Erhebungskommission,
zugekommen. Das Verzeichniß wird durch fol-
gende Worte eingeleitet: „Die Kriegsereignisse
während der ungarischen Revolution werden von
den Urhebern derselben, die sich zum größten Theile
im Auslande befinden, planmäßig verfälscht und
der wahre Hergang dieser grauenvollen Periode
von ihnen absichtlich so unwahr dargestellt, daß
es Pflicht der Regierung ist, dieser historischen
Falschmünzerei bei jeder Gelegenheit durch That-
sachen entgegenzutreten. Vorzüglich aber haben
es sich die ungarischen, polnischen und deutschen

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[0002] Umsturz herbei; das andere flößt den hochgestellten Klassen die Herablassung der christlichen Liebe ein und verbreitet die wahre Civilisation. Das erste erweckt den Hochmuth, den Neid und den Haß; das zweite geht aus dem christlichen Prinzip her- vor, welches alle Menschen wie Brüder lieben lehrt. Das eine sucht das Bestehende umzustür- zen, ohne sich darum zu kümmern, was später daraus folgen kann; das andere will nicht ver- nichten, aber es will mit der Zeit Alles verbes- sern. -- Welches dieser beiden Mittel gebraucht die moderne Demokratie, ist es nicht fast immer und ausschließlich das erstere? -- Jch spreche von dem Geist der Demokratie im Allgemeinen, wie er besteht und erzeugt wird in unseren Ta- gen, wie er spricht in den ihm ergebensten Blät- tern, wie er sich benimmt in den Clubbs, wie er handelt in seinen geheimen Gesellschaften und wie er sich endlich bemüht, in die Masse des Volkes einzudringen. Jch sage, daß dieser Geist fast aus- schließlich hervorgeht, genährt wird, überreizt wird durch Stolz, durch einen Stolz, der jedes Höher- stehende verachtet. Jch sage, daß im Allgemeinen Diejenigen, die von dem Geiste beseelt sind, die Abschaffung aller socialen Ungleichheiten fordern, nicht aus Jnteresse für die Würde des Menschen, worum sie sich wenig kümmern, sondern für sich selbst, weil sie nicht gleich, aber höher als die Anderen werden wollen, höher als die, welche sie jetzt über sich sehen. Jch sage, sind sie dort an- gelangt, wohin sie trachten, so werden sie die größten Feinde der legitimsten, der unverletzlichsten Gleichheit sein, der Gleichheit, wie sie das Evan- gelium fordert, welches will, daß man in jedem Menschen, selbst in dem niedrigsten, seines Glei- chen, seinen Bruder erblicke. Wir erklären, daß das der Geist ist, den wir erkannt und sehr klar unterschieden haben in den modernen Demokraten, und wenn man zu behaupten wagt, daß das der Geist des Evangeliums sei, so sage ich, man lä- stert Gott. -- Wir sehen also, daß wir durch- aus nicht gegen die Gesetze Gottes anstoßen, wenn wir nicht glauben, die demokratische Auffassung der Gleichheit annehmen zu müssen; wir glauben im Gegentheil, daß man viel größere Gefahr läuft, sich zu versündigen, indem man sich mit den Ten- denzen der Zerstörung verbindet, die nichts her- vorbringen als Ruinen, und die weder in dem Evangelium, noch selbst in der Natur begründet sind.“ Deutschland. München, 3. Sept. Jhre Maj. die Köni- gin Marie hat als Oberstinhaberin des 3. Ar- tillerie=Regiments demselben eine durch Mechani- kus Ertel äußerst schön im verjüngten Maßstab gefertigte Kanone, zum Schulgebrauch, als Ge- schenk überreichen lassen. Der gestern zur Jn- spektion durch den General v. Weishaupt aus- gerückten Mannschaft wurde dieses eröffnet und sodann das sinnreiche Geschenk der hohen Geberin im Bibliothekzimmer des Regiments aufgestellt. ( A. Ab. ) Schleswig=holsteinische Ange- legenheiten . Von der Avantgarde, 30. August. Das Dorf Breckendorf spielt bei den häufigen Vorpostenge- fechten, die der tapfere und unermüdliche Oberst v. Gerhardt, der Befehlshaber der Avantgarde, unterhält, eine bedeutende Rolle. Vor 8 Tagen jagte u. A. eine Abtheilung des 2. Bataillons des Morgens früh eine 40 Mann starke dänische Jnfanterie=Patrouille, nachdem sie den Dänen 3 Mann getödtet und 1 verwundet hatte, im Trabe zum Dorfe hinaus. Am 28. Morgens war un- ter Major Aldosser eine Abtheilnng des 2. Ba- taillons und des 3. Jägercorps nebst einer Esca- dron des 2. Regiments auf zwei verschiedenen Wegen nach Dreckendorf gegangen, um „ Hanne- mann “ ( wie unsere Leute die Dänen nennen ) guten Morgen zu sagen. Wir trafen im Dorfe 40 dänische Jnfanteristen und 1 Zug Dragoner. Bei den ersten Kugeln rissen die Dänen aus. Am Tage nach dieser Affaire, deren Resultat darin bestand, daß wir einen verwundeten Dänen mit- brachten, der uns wunderbare Dinge erzählte, machte eine Abtheilung des 2. Jägercorps eine Patrouille, um eine dänische Kavallerie=Feldwache zu besuchen. Die Jäger trafen die Feldwache, die sie im Rücken umgangen hatten, zu Pferde sitzend -- ( also sie wagen nicht abzusteigen! ) und gaben auf 8 Schritte Feuer. Die Dänen jagten davon über eine Barrikade hinweg und ließen ei- nen Verwundeten, ein todtes Pferd, zwei Helme, einen Carabiner und zwei Pistolen im Stiche. ( H. N. ) Aus dem nördlichen Holstein, 31. August. Gestern wurden im Kiel 3 dänische Spione ein- gebracht. Die erwähnten 60 Damen aus Husum sind bereits in Kopenhagen angelangt und können also nächstens in Holstein erwartet werden. ( H. N. ) Von der Niederelbe, 31. August. Die Vor- postengefechte mehren sich. Der heutige Abend- zug brachte wiederum die Nachricht, daß ein sol- ches heute vorgefallen sein soll, und zwar bei Holzbunge. Wie es scheint muß man in Rends- burg der Meinung gewesen sein, daß die Dä- nen in Masse angreifen würden, denn Rends- burg wurde allarmirt, der Generalstab und alles Militär rückte aus und selbst die Munitionscolonne setzte sich sofort in Bewegung und die Bürger versahen bereits den Wachtdienst auf den Wällen. Es geschah dies gegen10 1 / 2 Uhr. Aber Nach- mittags, kurz vor Abgang des Bahnzuges, rückte der Generalstab wieder ein. ( D. R. ) Karlsruhe 2. Sept. Jn der heutigen Kammersitzung verlas der Präsident folgende zwei Fragen des Abg. Kaiser, bezüglich des Belagerungsstandes: 1 ) Hält es die hohe Regierung nicht für zweck- mäßig, eine weitere Verlängerung des Kriegszu- standes nicht mehr eintreten zu lassen? 2 ) Hält die hohe Regierung nicht für zweckmäßig, wenig- stens nur für einzelne Theile des Landes den Kriegszustand noch beizubehalten? und forderte den Jnterpellanten auf, dieselbe näher zu begrün- den. Der Abg. Kaiser versuchte eine solche Be- gründung, worauf der Staatsrath Frhr. v. Mar- schall seitens der Regierung folgende Erklärung gab: Jch bin bereit, die von dem Herrn Abg. Kaiser gestellten Fragen kurz und einfach zu be- antworten. Die Regierung ist der Ansicht, daß der Zeitpunkt für die Aufhebung des Kriegszu- standes dermalen noch nicht gekommen ist. Die unglücklichsten Ereignisse, die ein Land treffen kön- nen, haben uns in den Kriegszustand geführt, und wenn auch niemand leugnen wird, daß er in man- chen Beziehungen ein Uebel ist, ja schon in der Jdee ein Uebel ist, so werden wir doch auch alle anerkennen müssen, daß er uns von viel größeren Uebeln befreit hat. Leider sind nun bei der fort- dauernden Zerrissenheit der öffentlichen Zustände in ganz Deutschland die Zustände im Großher- zogthum noch nicht in diejenige Lage gekommen, die man als eine normale bezeichnen könnte, und gestatten würde, die durch die Macht der Ereig- nisse nöthig gewordene Ausnahmsmaßregeln jetzt schon vollständig zu beseitigen. Wann dieser Zeit- punkt eintreten wird, kann die Regierung nicht bestimmt voraussagen. Nur das kann sie sagen, daß sie gewiß ebenso sehr als irgend jemand die- sen Zeitpunkt herbeiwünscht und den Ausnahms- zustand keinen Augenblick länger wird bestehen lassen, als das Wohl des Landes wirklich ver- langt. Auch die zweite Frage des Hrn. Abg., ob es nicht zweckmäßig wäre, den Kriegszustand wenigstens nur für einzelne Landestheile noch bei- zubehalten, muß ich mit Nein beantworten. Die Einrichtungen und Maßregeln, die der Kriegszu- stand mit sich bringt, stehen unter sich im Zusam- menhang, haben eine gewisse allgemeine Wirkung und lassen sich nicht nach bestimmt gezogenen Gren- zen hinausgehen. Aber was die Hauptsache ist, eine solche ungleiche Behandlung einzelner Bezirke würde offenbar von den nachtheiligsten Folgen sein. Sie würde zu Mißstimmungen und zu gegenseiti- ger Eifersucht und Erbitterung führen, während wir im Gegentheil, was man nicht oft genug wiederholen kann, alle Kräfte dahin vereinigen müssen, um zu beruhigen, auszugleichen und zu versöhnen. Wenn aber auch der Kriegszustand nicht auf einzelne Landestheile beschränkt werden kann, so wird doch etwas anderes geschehen kön- nen, was erwünschter und weit zweckmäßiger sein wird. Man wird nämlich einzelne Attribute und Folgen des Kriegszustandes theils ganz beseitigen, theils mildern können. Man kommt damit zwar nicht mit einem Sprung in den normalen Zustand zurück, aber auf angemessenere und sichererer Weise. Uebrigens wird sich für die Kammer eine Gele- genheit ergeben, alle Fragen, die mit dem Kriegs- zustand im Zusammenhange stehen, einer reiflichen Prüfung und Berathung zu unterziehen, weil das Gesetz über den Kriegszustand auf diesem Land- tag der Erneuerung bedarf. Die Frage über den Jnhalt dieses Gesetzes ist zwar eine von der vor- liegenden ganz verschiedene, aber demungeachtet werden sich aus den Verhandlungen über densel- ben die Betrachtungen über die alsbald erfolgende Anwendung des Gesetzes nicht ausscheiden lassen. Eben darum dürfte es aber auch zweckmäßig sein, jetzt nicht in ein näheres Detail einzugehen, son- dern jenen Verhandlungen das Weitere zu über- lassen. Dies ist meine einfache Antwort auf die beiden aufgeworfenen Fragen. Kassel, 3. Sept. Die Mitglieder der aufge- lösten Ständeversammlung sind größtentheils ab- gereist, nachdem sie. wie die „N. Hess. Z.“ mel- det, für die zu erwartende Katastrophe ernste Maß- regeln getroffen. -- Sämmtliche Beurlaubte sind auf übermorgen einbernfen. -- Heute Morgen war der ständische Ausschuß versammelt. Das Mini- sterium hatte ihm nämlich eröffnet, daß die Be- handlung der Steuerfrage seitens der gestern auf- gelösten Ständeversammlung die Staatsregierung auf eine Vorschrift der Verfassungs=Urkunde, wonach eine „Zuziehung“ des bleibenden landstän- dischen Ausschusses in gewissen Fällen stattfinden solle, hinweise -- und daß demnach zum Zwecke der Anwendung des §. 95 der Verfassungsurkunde das Gesammtstaatsminsterium, nach einem von demselben gestern gefaßten Beschlusse, heute Vor- mittag 11 Uhr im Versammlungslokale des Ge- sammtstaatsministeriums zusammentreten werde. Jndem „die Zuziehung des bleibenden landstän- dischen Ausschusses ausgesprochen werde, erübrige nur, denselben zur Beiwohnung zu der festgesetzten Sitzung einzuladen“. -- Der Ausschuß hat sich indessen, wie wir hören, nicht veranlaßt gesehen, dem an ihn gerichteten Begehren ohne Weiteres zu entsprechen. Er hat in der „allgemeinen Fas- sung “ des Schreibens kurfürstlichen Ministeriums des Jnnern vom gestrigen Tage keine Veraulas- sung finden können, seine Mitwirkung auf den Grund des §. 95 der Verfassungsurkunde eintre- ten zu lassen. -- Jedoch ist dabei anheimgegeben worden, diejenigen Maßregeln und Anordnungen speciell mitzutheilen, welche das Ministerium auf den Grund jenes Paragraphen zu erlassen beab- sichtigt. Der Ausschuß will hiernach seine Zu- ständigkeit prüfen und demnächst weitere Erklärung abgeben. Wien, 27. August. Unter diesem Datum ist uns ein amtliches gedrucktes Verzeichniß der un- ter der insurrectionellen Regierung Ungarns durch Martial= und Statarial=Gerichte hingerichteten oder ohne alle Justiz hingeschlachteten Jndividuen, beglaubigt durch die k. k. Erhebungskommission, zugekommen. Das Verzeichniß wird durch fol- gende Worte eingeleitet: „Die Kriegsereignisse während der ungarischen Revolution werden von den Urhebern derselben, die sich zum größten Theile im Auslande befinden, planmäßig verfälscht und der wahre Hergang dieser grauenvollen Periode von ihnen absichtlich so unwahr dargestellt, daß es Pflicht der Regierung ist, dieser historischen Falschmünzerei bei jeder Gelegenheit durch That- sachen entgegenzutreten. Vorzüglich aber haben es sich die ungarischen, polnischen und deutschen

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Zitationshilfe: Die Bayerische Presse. Nr. 213. Würzburg, 5. September 1850, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_bayerische213_1850/2>, abgerufen am 19.04.2024.