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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 5. Freiburg im Breisgau, 1857.

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des Gegentheils; die Franziskaner haben auch eine S. für das Fest des Namens Jesu (Lauda Sion Jesu nomen).


Sequester, Sequestration, lat. deutsch, Beschlagnahme einer Sache, als Sicherungsmittel oder zur Urtheilsvollstreckung, nach den Grundsätzen des Depositums (actio depositi sequestraria); erfolgt vertragsmäßig, freiwillig oder durch gerichtliche Verfügung, über einzelne Sachen od. ganze Vermögen (Concurs-, Erbs-, Vormundschaftsmasse). Analog auch über Personen z. B.: bei Streitigkeiten, wem die Kinder, die Braut zukomme, oder um aus rechtlichem Interesse (Vaterschaft, Alimentation, Erbrecht, Ehebruch und Scheidung) die Schwangerschaft zu überwachen.


Serail (türk. Serai d. h. Palast), Residenz orientalischer Fürsten, vorzugsweise die des osmanischen Sultans; sie liegt auf einer Landzunge zwischen dem Hafen von Konstantinopel, dem Bosporus u. dem Marmorameere, von Mauern und Gärten umgeben, enthält 7 Paläste u. zahlreiche andere Gebäude, vielleicht 10000 Bewohner. Ein Theil des S.s ist der Harem; über diesen regiert eine Kjajachatun d. h. Frauenaufseherin, u. der Kislar Aga, der Chef, Haremswächter, der schwarzen Verschnittenen (300), welchen die 300 weißen untergeordnet sind. Im Eski-S. d. h. altes S. wohnen die Sultan-Wittwen. Die Dienerschaft des Sultans besteht aus 40 Pagen, 40 Kapidschibaschis, 600 Bostandschis (s. d.) und ebensoviel Baltadschis (eigentlich Holzhacker).


Seraing (-äng), belg. Dorf bei Lüttich, mit mehr als 12000 E.; weltbekannt durch John Cockerills industrielle Anstalten (s. Cockerill).


Serampore, Serampur, ehemals dän. Faktorei unweit Kalkutta, 1845 an England verkauft, mit etwa 20000 E., engl. Baptistenmission mit Schulen und Druckereien für die Hindus.


Seraphim, s. Engel und Cherubim.


Serapis, Sarapis, ägypt. Gott, wahrscheinlich der unterirdische Osiris, der Herrscher über das Todtenreich, der heilende Gott. Seine Verehrung kam erst unter den Ptolemäern besonders empor und dehnte sich später fast über das ganze röm. Reich aus; einen prachtvollen Haupttempel hatte er in Alexandrien.


Seraskier, türk., der Oberfeldherr.


Serbien, Servien, türk. Vasallenstaat zwischen Bosnien, Albanien, Macedonien, Bulgarien, Walachei, der österr.-slavon., serb. u. banat. Militärgränze, von der letztern durch Donau u. Save getrennt, ist 990 #M. groß mit etwas über 1 Mill. E. Das Land, von Ausläufern des Hämus erfüllt, ist waldig, in den Thälern fruchtbar an Getreide, hat auch guten Wein; der bedeutendste Erwerbszweig aber ist die Viehzucht. Die E. gehören zu den Südslaven, sind kriegerisch, aufgeweckten Geistes, poetisch, kräftig, zählen zu den wenigen slav. Stämmen, bei denen die Leibeigenschaft nicht aufkam. Die Verfassung ist constitutionell monarchisch; als erblicher Woiwode steht seit 1840 Alexander, der Sohn Czerny Georgs, an der Spitze; bei den wichtigsten Angelegenheiten z. B. der Wahl des Woiwoden, entscheidet die Volksversammlung. Eingetheilt ist S. in 17 Kreise; Türken (vielleicht 15000) dürfen nur in Belgrad wohnen, welche Festung eine türk. Besatzung unter einem Pascha hat. Belgrad ist auch Hauptstadt, gewöhnliche Residenz jedoch Kragujewatz. Die Serben sind nichtunirte Griechen unter einem Metropoliten zu Belgrad, den Bischöfen von Uschitza, Schabatz u. Negotin. Das reguläre Heer besteht nur aus 2500 Mann aller Waffengattungen; da aber jeder Serbe waffenpflichtig und waffengeübt ist, so läßt sich das Nationalheer leicht auf 60000 Mann bringen. Das Jahresbudget beträgt ungefähr 21/2 Mill., der jährliche Tribut an den Sultan 201642, die Civilliste des Woiwoden 200000 fl. C.-M. - Geschichte. S. war ein Theil des alten Thraciens, wurde unter Augustus von den Römern erobert u. bildete als Obermösien einen Bestandtheil der Provinz Illyrien. Nach der Völkerwanderung setzten sich die Avaren fest, welche 638 n. Chr. von den aus Galizien eingewanderten Serben vertrieben wurden. Das Serbenreich, zu dem auch ganz Bosnien gehörte, zerfiel in 7 Bezirke, an deren Spitze Zupane standen, über die

des Gegentheils; die Franziskaner haben auch eine S. für das Fest des Namens Jesu (Lauda Sion Jesu nomen).


Sequester, Sequestration, lat. deutsch, Beschlagnahme einer Sache, als Sicherungsmittel oder zur Urtheilsvollstreckung, nach den Grundsätzen des Depositums (actio depositi sequestraria); erfolgt vertragsmäßig, freiwillig oder durch gerichtliche Verfügung, über einzelne Sachen od. ganze Vermögen (Concurs-, Erbs-, Vormundschaftsmasse). Analog auch über Personen z. B.: bei Streitigkeiten, wem die Kinder, die Braut zukomme, oder um aus rechtlichem Interesse (Vaterschaft, Alimentation, Erbrecht, Ehebruch und Scheidung) die Schwangerschaft zu überwachen.


Serail (türk. Serai d. h. Palast), Residenz orientalischer Fürsten, vorzugsweise die des osmanischen Sultans; sie liegt auf einer Landzunge zwischen dem Hafen von Konstantinopel, dem Bosporus u. dem Marmorameere, von Mauern und Gärten umgeben, enthält 7 Paläste u. zahlreiche andere Gebäude, vielleicht 10000 Bewohner. Ein Theil des S.s ist der Harem; über diesen regiert eine Kjajachatun d. h. Frauenaufseherin, u. der Kislar Aga, der Chef, Haremswächter, der schwarzen Verschnittenen (300), welchen die 300 weißen untergeordnet sind. Im Eski-S. d. h. altes S. wohnen die Sultan-Wittwen. Die Dienerschaft des Sultans besteht aus 40 Pagen, 40 Kapidschibaschis, 600 Bostandschis (s. d.) und ebensoviel Baltadschis (eigentlich Holzhacker).


Seraing (–äng), belg. Dorf bei Lüttich, mit mehr als 12000 E.; weltbekannt durch John Cockerills industrielle Anstalten (s. Cockerill).


Serampore, Serampur, ehemals dän. Faktorei unweit Kalkutta, 1845 an England verkauft, mit etwa 20000 E., engl. Baptistenmission mit Schulen und Druckereien für die Hindus.


Seraphim, s. Engel und Cherubim.


Serapis, Sarapis, ägypt. Gott, wahrscheinlich der unterirdische Osiris, der Herrscher über das Todtenreich, der heilende Gott. Seine Verehrung kam erst unter den Ptolemäern besonders empor und dehnte sich später fast über das ganze röm. Reich aus; einen prachtvollen Haupttempel hatte er in Alexandrien.


Seraskier, türk., der Oberfeldherr.


Serbien, Servien, türk. Vasallenstaat zwischen Bosnien, Albanien, Macedonien, Bulgarien, Walachei, der österr.-slavon., serb. u. banat. Militärgränze, von der letztern durch Donau u. Save getrennt, ist 990 □M. groß mit etwas über 1 Mill. E. Das Land, von Ausläufern des Hämus erfüllt, ist waldig, in den Thälern fruchtbar an Getreide, hat auch guten Wein; der bedeutendste Erwerbszweig aber ist die Viehzucht. Die E. gehören zu den Südslaven, sind kriegerisch, aufgeweckten Geistes, poetisch, kräftig, zählen zu den wenigen slav. Stämmen, bei denen die Leibeigenschaft nicht aufkam. Die Verfassung ist constitutionell monarchisch; als erblicher Woiwode steht seit 1840 Alexander, der Sohn Czerny Georgs, an der Spitze; bei den wichtigsten Angelegenheiten z. B. der Wahl des Woiwoden, entscheidet die Volksversammlung. Eingetheilt ist S. in 17 Kreise; Türken (vielleicht 15000) dürfen nur in Belgrad wohnen, welche Festung eine türk. Besatzung unter einem Pascha hat. Belgrad ist auch Hauptstadt, gewöhnliche Residenz jedoch Kragujewatz. Die Serben sind nichtunirte Griechen unter einem Metropoliten zu Belgrad, den Bischöfen von Uschitza, Schabatz u. Negotin. Das reguläre Heer besteht nur aus 2500 Mann aller Waffengattungen; da aber jeder Serbe waffenpflichtig und waffengeübt ist, so läßt sich das Nationalheer leicht auf 60000 Mann bringen. Das Jahresbudget beträgt ungefähr 21/2 Mill., der jährliche Tribut an den Sultan 201642, die Civilliste des Woiwoden 200000 fl. C.-M. – Geschichte. S. war ein Theil des alten Thraciens, wurde unter Augustus von den Römern erobert u. bildete als Obermösien einen Bestandtheil der Provinz Illyrien. Nach der Völkerwanderung setzten sich die Avaren fest, welche 638 n. Chr. von den aus Galizien eingewanderten Serben vertrieben wurden. Das Serbenreich, zu dem auch ganz Bosnien gehörte, zerfiel in 7 Bezirke, an deren Spitze Zupane standen, über die

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[189/0190] des Gegentheils; die Franziskaner haben auch eine S. für das Fest des Namens Jesu (Lauda Sion Jesu nomen). Sequester, Sequestration, lat. deutsch, Beschlagnahme einer Sache, als Sicherungsmittel oder zur Urtheilsvollstreckung, nach den Grundsätzen des Depositums (actio depositi sequestraria); erfolgt vertragsmäßig, freiwillig oder durch gerichtliche Verfügung, über einzelne Sachen od. ganze Vermögen (Concurs-, Erbs-, Vormundschaftsmasse). Analog auch über Personen z. B.: bei Streitigkeiten, wem die Kinder, die Braut zukomme, oder um aus rechtlichem Interesse (Vaterschaft, Alimentation, Erbrecht, Ehebruch und Scheidung) die Schwangerschaft zu überwachen. Serail (türk. Serai d. h. Palast), Residenz orientalischer Fürsten, vorzugsweise die des osmanischen Sultans; sie liegt auf einer Landzunge zwischen dem Hafen von Konstantinopel, dem Bosporus u. dem Marmorameere, von Mauern und Gärten umgeben, enthält 7 Paläste u. zahlreiche andere Gebäude, vielleicht 10000 Bewohner. Ein Theil des S.s ist der Harem; über diesen regiert eine Kjajachatun d. h. Frauenaufseherin, u. der Kislar Aga, der Chef, Haremswächter, der schwarzen Verschnittenen (300), welchen die 300 weißen untergeordnet sind. Im Eski-S. d. h. altes S. wohnen die Sultan-Wittwen. Die Dienerschaft des Sultans besteht aus 40 Pagen, 40 Kapidschibaschis, 600 Bostandschis (s. d.) und ebensoviel Baltadschis (eigentlich Holzhacker). Seraing (–äng), belg. Dorf bei Lüttich, mit mehr als 12000 E.; weltbekannt durch John Cockerills industrielle Anstalten (s. Cockerill). Serampore, Serampur, ehemals dän. Faktorei unweit Kalkutta, 1845 an England verkauft, mit etwa 20000 E., engl. Baptistenmission mit Schulen und Druckereien für die Hindus. Seraphim, s. Engel und Cherubim. Serapis, Sarapis, ägypt. Gott, wahrscheinlich der unterirdische Osiris, der Herrscher über das Todtenreich, der heilende Gott. Seine Verehrung kam erst unter den Ptolemäern besonders empor und dehnte sich später fast über das ganze röm. Reich aus; einen prachtvollen Haupttempel hatte er in Alexandrien. Seraskier, türk., der Oberfeldherr. Serbien, Servien, türk. Vasallenstaat zwischen Bosnien, Albanien, Macedonien, Bulgarien, Walachei, der österr.-slavon., serb. u. banat. Militärgränze, von der letztern durch Donau u. Save getrennt, ist 990 □M. groß mit etwas über 1 Mill. E. Das Land, von Ausläufern des Hämus erfüllt, ist waldig, in den Thälern fruchtbar an Getreide, hat auch guten Wein; der bedeutendste Erwerbszweig aber ist die Viehzucht. Die E. gehören zu den Südslaven, sind kriegerisch, aufgeweckten Geistes, poetisch, kräftig, zählen zu den wenigen slav. Stämmen, bei denen die Leibeigenschaft nicht aufkam. Die Verfassung ist constitutionell monarchisch; als erblicher Woiwode steht seit 1840 Alexander, der Sohn Czerny Georgs, an der Spitze; bei den wichtigsten Angelegenheiten z. B. der Wahl des Woiwoden, entscheidet die Volksversammlung. Eingetheilt ist S. in 17 Kreise; Türken (vielleicht 15000) dürfen nur in Belgrad wohnen, welche Festung eine türk. Besatzung unter einem Pascha hat. Belgrad ist auch Hauptstadt, gewöhnliche Residenz jedoch Kragujewatz. Die Serben sind nichtunirte Griechen unter einem Metropoliten zu Belgrad, den Bischöfen von Uschitza, Schabatz u. Negotin. Das reguläre Heer besteht nur aus 2500 Mann aller Waffengattungen; da aber jeder Serbe waffenpflichtig und waffengeübt ist, so läßt sich das Nationalheer leicht auf 60000 Mann bringen. Das Jahresbudget beträgt ungefähr 21/2 Mill., der jährliche Tribut an den Sultan 201642, die Civilliste des Woiwoden 200000 fl. C.-M. – Geschichte. S. war ein Theil des alten Thraciens, wurde unter Augustus von den Römern erobert u. bildete als Obermösien einen Bestandtheil der Provinz Illyrien. Nach der Völkerwanderung setzten sich die Avaren fest, welche 638 n. Chr. von den aus Galizien eingewanderten Serben vertrieben wurden. Das Serbenreich, zu dem auch ganz Bosnien gehörte, zerfiel in 7 Bezirke, an deren Spitze Zupane standen, über die

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 5. Freiburg im Breisgau, 1857, S. 189. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon05_1857/190>, abgerufen am 19.04.2024.