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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 5. Freiburg im Breisgau, 1857.

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Prinzen von Kreta, zu einem guten Bekannten Jesu Christi u. s. f.; er soll als erster Bischof von Kreta hochbetagt zu Gortyna gestorben und begraben, sein Haupt aber 823, als die Sarazenen diese Insel verheerend heimsuchten, nach Venedig gebracht worden sein, wo es in der St. Markuskirche beigesetzt wurde. Der Brief Paulian T. ist ein Geschäftsbrief, worin gesagt wird, wie sich ein Bischof unter den seit alten Zeiten als "Lügner, böse Thiere u. faule Bäuche" berüchtigten Kretensern zu benehmen habe. Daß die "historische Texteskritik" sich auch hinter diesen Brief machte, damit die Bibel wieder um 3 Kapitelchen ärmer werde, bedarf wohl kaum der Erwähnung. Gedächtnißtag des T. der 4. Jan., bei den Griechen der 25. Aug. - Nicht mit dem Vorigen zu verwechseln ist der in der Apostelgeschichte (18,7.) erwähnte, aber sonst unbekannte T. Justus.


Titus Flavius Vespasianus, geb. 40 n. Chr., diente in Germanien und Britannien, commandirte unter seinem Vater Vespasian im jüd. Kriege u. übernahm den Oberbefehl, als dieser, zum Imperator ausgerufen, nach Italien zog. Er zerstörte 70 n. Chr. Jerusalem, folgte 79 seinem Vater auf dem Thron, u. regierte so milde, daß sein Andenken bei den Römern ein lange gefeiertes blieb; erst. 81, wahrscheinlich von seinem Bruder Domitian vergiftet.


Tityos, myth., ein Gigante, wollte der Letho Gewalt anthun u. wurde von Apollo u. Artemis mit Pfeilen getödtet; in der Unterwelt ist er über 9 Plethren hingestreckt u. 2 Geier fressen an seinen stets nachwachsenden Eingeweiden.


Tivoli, Stadt am Teverone, 31/2 Ml. von Rom, Bischofssitz, hat 6000 E., viele Ueberreste altröm. Bauwerke; es ist das alte Tibur, dessen reizende Umgebung die vornehmen Römer anzog, die hier gerne ihre Villegiatura im Sommer hielten. - T., Name für einen Vergnügungsort mit Park, Tanzlokal etc. bei Paris, Wien, Berlin etc.


Tizian, Vercelli, der größte Maler der venetian. Schule, geb. 1477 zu Capo del Cadore in den Alpen von Friaul, kam jung nach Venedig unter die Leitung Giovanni Bellinis, bildete sich aber bald mehr nach den freier gehaltenen Werken Giorgiones. Tiefpoetische, originelle Auffassung, Wahrheit u. Natürlichkeit der Gestalten mit geistiger Verklärung und ein leuchtendes, glühendes Colorit, wie es nach ihm nie wieder erreicht wurde, sind das Eigenthümliche seiner Werke, die hauptsächlich in biblischen und historischen Darstellungen bestehen. Gleich meisterhaft sind seine Porträts, die sich durch geistreiche Auffassung u. seine Charakteristik auszeichnen, am höchsten steht er in zarter Darstellung des Nackten. Durch die freie u. großartige Behandlung des Landschaftlichen in seinen Bildern wurde er auch der Gründer der Landschaftsmalerei. T. hielt sich fast immer in Venedig auf, u. folgte nur zu Zeiten dem Rufe an fremde Höfe, so nach Ferrara, Rom, zu Kaiser Karl V., der ihn zum Ritter ernannte und mit einem Jahrgehalt beschenkte. Bei seinem langen Leben (er st. 1576 im 99. Lebensjahre an der Pest) u. seinem Fleiße ist die Zahl seiner Gemälde sehr groß.


Tjalke, holländ. Küstenfahrzeug von schmalem u. plattem Bau.


Tjumen, russ. Stadt an der Tura im Gouv. Tobolsk, die schönste u. blühendste in Westsibirien, mit 10000 E., Fabriken in Leder, Tuch, Seife etc., großem Verkehr.


Tlascala, mexikan. Territorium im Staate Puebla, steht unmittelbar unter dem Generalcongresse, hat eigene Regierung (1 Kaziken u. 4 Alcaden indian. Abkunft), auf 87 #M. gegen 100000 E., fast durchgängig Indianer. Die Stadt T. am Papagallo hat 4000 E., Fabrikation von Goldwaaren, Treffen, Mänteln, Federschmucksachen. Die T.ner sind ein den Azteken verwandter Stamm und bildeten zur Zeit der span. Eroberung eine in 4 Districte getheilte aristokratische Republik, welche mit dem Beherrscher von Mexiko in bitterer Feindschaft lebte, sich deßwegen mit Cortez verbündete und diesem die Eroberung Mexikos möglich machte. Der Vertrag, welcher T. seine Freiheit und sein Gebiet unter der Oberherrlichkeit der span. Krone zusicherte, wurde von dieser redlich gehalten u. von der Republik Mexiko erneuert. Hauptausfuhr: Cochenille.

Prinzen von Kreta, zu einem guten Bekannten Jesu Christi u. s. f.; er soll als erster Bischof von Kreta hochbetagt zu Gortyna gestorben und begraben, sein Haupt aber 823, als die Sarazenen diese Insel verheerend heimsuchten, nach Venedig gebracht worden sein, wo es in der St. Markuskirche beigesetzt wurde. Der Brief Paulian T. ist ein Geschäftsbrief, worin gesagt wird, wie sich ein Bischof unter den seit alten Zeiten als „Lügner, böse Thiere u. faule Bäuche“ berüchtigten Kretensern zu benehmen habe. Daß die „historische Texteskritik“ sich auch hinter diesen Brief machte, damit die Bibel wieder um 3 Kapitelchen ärmer werde, bedarf wohl kaum der Erwähnung. Gedächtnißtag des T. der 4. Jan., bei den Griechen der 25. Aug. – Nicht mit dem Vorigen zu verwechseln ist der in der Apostelgeschichte (18,7.) erwähnte, aber sonst unbekannte T. Justus.


Titus Flavius Vespasianus, geb. 40 n. Chr., diente in Germanien und Britannien, commandirte unter seinem Vater Vespasian im jüd. Kriege u. übernahm den Oberbefehl, als dieser, zum Imperator ausgerufen, nach Italien zog. Er zerstörte 70 n. Chr. Jerusalem, folgte 79 seinem Vater auf dem Thron, u. regierte so milde, daß sein Andenken bei den Römern ein lange gefeiertes blieb; erst. 81, wahrscheinlich von seinem Bruder Domitian vergiftet.


Tityos, myth., ein Gigante, wollte der Letho Gewalt anthun u. wurde von Apollo u. Artemis mit Pfeilen getödtet; in der Unterwelt ist er über 9 Plethren hingestreckt u. 2 Geier fressen an seinen stets nachwachsenden Eingeweiden.


Tivoli, Stadt am Teverone, 31/2 Ml. von Rom, Bischofssitz, hat 6000 E., viele Ueberreste altröm. Bauwerke; es ist das alte Tibur, dessen reizende Umgebung die vornehmen Römer anzog, die hier gerne ihre Villegiatura im Sommer hielten. – T., Name für einen Vergnügungsort mit Park, Tanzlokal etc. bei Paris, Wien, Berlin etc.


Tizian, Vercelli, der größte Maler der venetian. Schule, geb. 1477 zu Capo del Cadore in den Alpen von Friaul, kam jung nach Venedig unter die Leitung Giovanni Bellinis, bildete sich aber bald mehr nach den freier gehaltenen Werken Giorgiones. Tiefpoetische, originelle Auffassung, Wahrheit u. Natürlichkeit der Gestalten mit geistiger Verklärung und ein leuchtendes, glühendes Colorit, wie es nach ihm nie wieder erreicht wurde, sind das Eigenthümliche seiner Werke, die hauptsächlich in biblischen und historischen Darstellungen bestehen. Gleich meisterhaft sind seine Porträts, die sich durch geistreiche Auffassung u. seine Charakteristik auszeichnen, am höchsten steht er in zarter Darstellung des Nackten. Durch die freie u. großartige Behandlung des Landschaftlichen in seinen Bildern wurde er auch der Gründer der Landschaftsmalerei. T. hielt sich fast immer in Venedig auf, u. folgte nur zu Zeiten dem Rufe an fremde Höfe, so nach Ferrara, Rom, zu Kaiser Karl V., der ihn zum Ritter ernannte und mit einem Jahrgehalt beschenkte. Bei seinem langen Leben (er st. 1576 im 99. Lebensjahre an der Pest) u. seinem Fleiße ist die Zahl seiner Gemälde sehr groß.


Tjalke, holländ. Küstenfahrzeug von schmalem u. plattem Bau.


Tjumen, russ. Stadt an der Tura im Gouv. Tobolsk, die schönste u. blühendste in Westsibirien, mit 10000 E., Fabriken in Leder, Tuch, Seife etc., großem Verkehr.


Tlascála, mexikan. Territorium im Staate Puebla, steht unmittelbar unter dem Generalcongresse, hat eigene Regierung (1 Kaziken u. 4 Alcaden indian. Abkunft), auf 87 □M. gegen 100000 E., fast durchgängig Indianer. Die Stadt T. am Papagallo hat 4000 E., Fabrikation von Goldwaaren, Treffen, Mänteln, Federschmucksachen. Die T.ner sind ein den Azteken verwandter Stamm und bildeten zur Zeit der span. Eroberung eine in 4 Districte getheilte aristokratische Republik, welche mit dem Beherrscher von Mexiko in bitterer Feindschaft lebte, sich deßwegen mit Cortez verbündete und diesem die Eroberung Mexikos möglich machte. Der Vertrag, welcher T. seine Freiheit und sein Gebiet unter der Oberherrlichkeit der span. Krone zusicherte, wurde von dieser redlich gehalten u. von der Republik Mexiko erneuert. Hauptausfuhr: Cochenille.

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[488/0489] Prinzen von Kreta, zu einem guten Bekannten Jesu Christi u. s. f.; er soll als erster Bischof von Kreta hochbetagt zu Gortyna gestorben und begraben, sein Haupt aber 823, als die Sarazenen diese Insel verheerend heimsuchten, nach Venedig gebracht worden sein, wo es in der St. Markuskirche beigesetzt wurde. Der Brief Paulian T. ist ein Geschäftsbrief, worin gesagt wird, wie sich ein Bischof unter den seit alten Zeiten als „Lügner, böse Thiere u. faule Bäuche“ berüchtigten Kretensern zu benehmen habe. Daß die „historische Texteskritik“ sich auch hinter diesen Brief machte, damit die Bibel wieder um 3 Kapitelchen ärmer werde, bedarf wohl kaum der Erwähnung. Gedächtnißtag des T. der 4. Jan., bei den Griechen der 25. Aug. – Nicht mit dem Vorigen zu verwechseln ist der in der Apostelgeschichte (18,7.) erwähnte, aber sonst unbekannte T. Justus. Titus Flavius Vespasianus, geb. 40 n. Chr., diente in Germanien und Britannien, commandirte unter seinem Vater Vespasian im jüd. Kriege u. übernahm den Oberbefehl, als dieser, zum Imperator ausgerufen, nach Italien zog. Er zerstörte 70 n. Chr. Jerusalem, folgte 79 seinem Vater auf dem Thron, u. regierte so milde, daß sein Andenken bei den Römern ein lange gefeiertes blieb; erst. 81, wahrscheinlich von seinem Bruder Domitian vergiftet. Tityos, myth., ein Gigante, wollte der Letho Gewalt anthun u. wurde von Apollo u. Artemis mit Pfeilen getödtet; in der Unterwelt ist er über 9 Plethren hingestreckt u. 2 Geier fressen an seinen stets nachwachsenden Eingeweiden. Tivoli, Stadt am Teverone, 31/2 Ml. von Rom, Bischofssitz, hat 6000 E., viele Ueberreste altröm. Bauwerke; es ist das alte Tibur, dessen reizende Umgebung die vornehmen Römer anzog, die hier gerne ihre Villegiatura im Sommer hielten. – T., Name für einen Vergnügungsort mit Park, Tanzlokal etc. bei Paris, Wien, Berlin etc. Tizian, Vercelli, der größte Maler der venetian. Schule, geb. 1477 zu Capo del Cadore in den Alpen von Friaul, kam jung nach Venedig unter die Leitung Giovanni Bellinis, bildete sich aber bald mehr nach den freier gehaltenen Werken Giorgiones. Tiefpoetische, originelle Auffassung, Wahrheit u. Natürlichkeit der Gestalten mit geistiger Verklärung und ein leuchtendes, glühendes Colorit, wie es nach ihm nie wieder erreicht wurde, sind das Eigenthümliche seiner Werke, die hauptsächlich in biblischen und historischen Darstellungen bestehen. Gleich meisterhaft sind seine Porträts, die sich durch geistreiche Auffassung u. seine Charakteristik auszeichnen, am höchsten steht er in zarter Darstellung des Nackten. Durch die freie u. großartige Behandlung des Landschaftlichen in seinen Bildern wurde er auch der Gründer der Landschaftsmalerei. T. hielt sich fast immer in Venedig auf, u. folgte nur zu Zeiten dem Rufe an fremde Höfe, so nach Ferrara, Rom, zu Kaiser Karl V., der ihn zum Ritter ernannte und mit einem Jahrgehalt beschenkte. Bei seinem langen Leben (er st. 1576 im 99. Lebensjahre an der Pest) u. seinem Fleiße ist die Zahl seiner Gemälde sehr groß. Tjalke, holländ. Küstenfahrzeug von schmalem u. plattem Bau. Tjumen, russ. Stadt an der Tura im Gouv. Tobolsk, die schönste u. blühendste in Westsibirien, mit 10000 E., Fabriken in Leder, Tuch, Seife etc., großem Verkehr. Tlascála, mexikan. Territorium im Staate Puebla, steht unmittelbar unter dem Generalcongresse, hat eigene Regierung (1 Kaziken u. 4 Alcaden indian. Abkunft), auf 87 □M. gegen 100000 E., fast durchgängig Indianer. Die Stadt T. am Papagallo hat 4000 E., Fabrikation von Goldwaaren, Treffen, Mänteln, Federschmucksachen. Die T.ner sind ein den Azteken verwandter Stamm und bildeten zur Zeit der span. Eroberung eine in 4 Districte getheilte aristokratische Republik, welche mit dem Beherrscher von Mexiko in bitterer Feindschaft lebte, sich deßwegen mit Cortez verbündete und diesem die Eroberung Mexikos möglich machte. Der Vertrag, welcher T. seine Freiheit und sein Gebiet unter der Oberherrlichkeit der span. Krone zusicherte, wurde von dieser redlich gehalten u. von der Republik Mexiko erneuert. Hauptausfuhr: Cochenille.

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 5. Freiburg im Breisgau, 1857, S. 488. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon05_1857/489>, abgerufen am 19.04.2024.