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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 5. Freiburg im Breisgau, 1857.

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Kathedrale, 9000 E., lebhafter Fabrikation. Das Bisthum T. gehörte zu den ältesten u. ausgedehntesten u. war Reichsfürstenthum, die Stadt Reichsstadt; Heinrich II. von Frankreich überfiel 1552 im Einverständniß mit Kurfürst Moritz von Sachsen T. u. nahm es weg wie Verdun und Metz; in der 1. Revolution wurde das Bisthum aufgehoben.


Toulon (Tulong), frz. Seestadt im Depart. Var, Hauptfestung, Hauptkriegshafen am Mittelmeere, mit sicherer Rhede, herrlichem Doppelhafen, großem Seearsenal, Stückgießerei, Taudreherei, Segelmanufaktur, Mastenwerkstatt etc.; Marineschule; Matrosenhospital; Bagno für 4500 Sträflinge. Die 69000 E. der Stadt leben hauptsächlich von der durch die Ausrüstung einer Kriegsflotte hervorgerufenen Industrie, von Schiffahrt, Fischfang, Wein- und Oelbau. T. hieß bei den Alten Telo Martius, wurde aber erst seit dem 17. Jahrh. n. Chr. von Bedeutung; vergebliche Belagerung durch Prinz Eugen 1707; 1793 Uebergabe der Stadt an die Engländer durch die gegen den Convent erbitterten Einw. u. Wiedereroberung durch das republikanische Heer unter Dugommier.


Toulouse (Tuluhs), Hauptstadt des frz. Departem. Haute-Garonne, an der Garonne und dem Südkanale, ist Sitz eines Erzbischofs, einer Universität, Kunstakademie, Artillerieschule, hat eine an Manuscripten provencalischer Dichter reiche Bibliothek, Kunst- und Antiquitätensammlung, sehr wichtigen Gewerbsfleiß u. Handel, über 95000 E. T. ist alterthümlich gebaut, hat schöne gothische Kirchen, alte u. neue Paläste, schöne Spaziergänge. - T. ist das alte Tolosa im Lande der gall. Tectosagen; 106 v. Chr. eroberten es die Römer, unter deren Herrschaft es eine reiche u. große Stadt blieb. 413 n. Chr. wurde es Residenz der westgothischen Könige, 508 von den Franken erobert, war später Residenz der merowingischen Herzoge von Aquitanien. Unter den Karolingern hatte T. Grafen aus verschiedenen Geschlechtern, bis es 844 mit Fredelon an die Dynastie kam, die es bis 1271 inne hatte. Graf Raimund IV., gest. 1105, eroberte zu seiner Herrschaft (990 war die Provence durch Heirath derselben zugefallen) fast alles Gebiet bis an die Dordogne und galt als der reichste christliche Fürst seiner Zeit. Raimund VI., der wie mehre seiner Vorfahren die Albigenser beschützte, kam 1208 in den Bann, vertheidigte sich jedoch bis zu seinem Tode (1222) nicht ohne Erfolg. Sein Sohn Raimund VII. verlor mehr als die Hälfte seines Gebiets an Frankreich; er st. 1249, und da seine Erbtochter mit ihrem Gemahle, einem franz. Prinzen, 1271 kinderlos st., vereinigte König Philipp III. die Grafschaft T. mit Frankreich. Wellingtons Sieg bei T. 10. April 1813.


Tour (Tuhr), Abbe de la, Schriftstellername der Frau Charriere.


Touraine (Turähn), Landschaft des alten Frankreich, so ziemlich das jetzige Departement Indre-Loire umfassend, mit der Hauptstadt Tours.


Tourcoing (-koang), frz. Stadt 4 St. von Lille, mit 28000 E., blühender Industrie. Niederlage des Herzogs von Koburg 17. u. 18. Mai 1794.


Tourist, frz.-deutsch, der zu seinem Vergnügen Reisende.


Tournay (Turnäh), Doornick, feste Stadt in der belg. Provinz Hennegau, an der Schelde, mit alter Kathedrale, mehren wissenschaftlichen Anstalten und Sammlungen, 35000 E., mannigfaltiger und großartiger Industrie. Pichegrus Angriff abgeschlagen 22. Mai 1794.


Tournefort (Turnfohr), Jos. Pitton de, geb. 1656 zu Aix, 1683 Professor der Botanik am königl. Pflanzengarten, gab zuerst ein Pflanzensystem heraus, das er auf den Bau der Blumenkrone u. die Frucht gründete, wodurch er Linne bedeutend vorarbeitete. "Institutiones rei herbariae", 3 B., Par. 1700. Im Auftrag Ludwigs XIV. machte er 1700 seine berühmte Reise nach der Levante bis an die pers. Gränze ("Voyage du Levant", Par. 1717; deutsch von Panzer 1776); er st. 1708.


Tournemine (Tournmihn), Rene Joseph, ein gelehrter Jesuit, geb. 1661 zu Rennes aus einer altadeligen Familie, trat 1680 in die Gesellschaft Jesu, wurde 1701 als Redactor der Memoires de Trevoux nach Paris berufen und kam so in einen Wirkungskreis, der ihm Anlaß zu vielen gelehrten Arbeiten sowie zu

Kathedrale, 9000 E., lebhafter Fabrikation. Das Bisthum T. gehörte zu den ältesten u. ausgedehntesten u. war Reichsfürstenthum, die Stadt Reichsstadt; Heinrich II. von Frankreich überfiel 1552 im Einverständniß mit Kurfürst Moritz von Sachsen T. u. nahm es weg wie Verdun und Metz; in der 1. Revolution wurde das Bisthum aufgehoben.


Toulon (Tulong), frz. Seestadt im Depart. Var, Hauptfestung, Hauptkriegshafen am Mittelmeere, mit sicherer Rhede, herrlichem Doppelhafen, großem Seearsenal, Stückgießerei, Taudreherei, Segelmanufaktur, Mastenwerkstatt etc.; Marineschule; Matrosenhospital; Bagno für 4500 Sträflinge. Die 69000 E. der Stadt leben hauptsächlich von der durch die Ausrüstung einer Kriegsflotte hervorgerufenen Industrie, von Schiffahrt, Fischfang, Wein- und Oelbau. T. hieß bei den Alten Telo Martius, wurde aber erst seit dem 17. Jahrh. n. Chr. von Bedeutung; vergebliche Belagerung durch Prinz Eugen 1707; 1793 Uebergabe der Stadt an die Engländer durch die gegen den Convent erbitterten Einw. u. Wiedereroberung durch das republikanische Heer unter Dugommier.


Toulouse (Tuluhs), Hauptstadt des frz. Departem. Haute-Garonne, an der Garonne und dem Südkanale, ist Sitz eines Erzbischofs, einer Universität, Kunstakademie, Artillerieschule, hat eine an Manuscripten provençalischer Dichter reiche Bibliothek, Kunst- und Antiquitätensammlung, sehr wichtigen Gewerbsfleiß u. Handel, über 95000 E. T. ist alterthümlich gebaut, hat schöne gothische Kirchen, alte u. neue Paläste, schöne Spaziergänge. – T. ist das alte Tolosa im Lande der gall. Tectosagen; 106 v. Chr. eroberten es die Römer, unter deren Herrschaft es eine reiche u. große Stadt blieb. 413 n. Chr. wurde es Residenz der westgothischen Könige, 508 von den Franken erobert, war später Residenz der merowingischen Herzoge von Aquitanien. Unter den Karolingern hatte T. Grafen aus verschiedenen Geschlechtern, bis es 844 mit Fredelon an die Dynastie kam, die es bis 1271 inne hatte. Graf Raimund IV., gest. 1105, eroberte zu seiner Herrschaft (990 war die Provence durch Heirath derselben zugefallen) fast alles Gebiet bis an die Dordogne und galt als der reichste christliche Fürst seiner Zeit. Raimund VI., der wie mehre seiner Vorfahren die Albigenser beschützte, kam 1208 in den Bann, vertheidigte sich jedoch bis zu seinem Tode (1222) nicht ohne Erfolg. Sein Sohn Raimund VII. verlor mehr als die Hälfte seines Gebiets an Frankreich; er st. 1249, und da seine Erbtochter mit ihrem Gemahle, einem franz. Prinzen, 1271 kinderlos st., vereinigte König Philipp III. die Grafschaft T. mit Frankreich. Wellingtons Sieg bei T. 10. April 1813.


Tour (Tuhr), Abbé de la, Schriftstellername der Frau Charrière.


Touraine (Turähn), Landschaft des alten Frankreich, so ziemlich das jetzige Departement Indre-Loire umfassend, mit der Hauptstadt Tours.


Tourcoing (–koang), frz. Stadt 4 St. von Lille, mit 28000 E., blühender Industrie. Niederlage des Herzogs von Koburg 17. u. 18. Mai 1794.


Tourist, frz.-deutsch, der zu seinem Vergnügen Reisende.


Tournay (Turnäh), Doornick, feste Stadt in der belg. Provinz Hennegau, an der Schelde, mit alter Kathedrale, mehren wissenschaftlichen Anstalten und Sammlungen, 35000 E., mannigfaltiger und großartiger Industrie. Pichegrus Angriff abgeschlagen 22. Mai 1794.


Tournefort (Turnfohr), Jos. Pitton de, geb. 1656 zu Aix, 1683 Professor der Botanik am königl. Pflanzengarten, gab zuerst ein Pflanzensystem heraus, das er auf den Bau der Blumenkrone u. die Frucht gründete, wodurch er Linné bedeutend vorarbeitete. „Institutiones rei herbariae“, 3 B., Par. 1700. Im Auftrag Ludwigs XIV. machte er 1700 seine berühmte Reise nach der Levante bis an die pers. Gränze („Voyage du Levant“, Par. 1717; deutsch von Panzer 1776); er st. 1708.


Tournemine (Tournmihn), Réné Joseph, ein gelehrter Jesuit, geb. 1661 zu Rennes aus einer altadeligen Familie, trat 1680 in die Gesellschaft Jesu, wurde 1701 als Redactor der Mémoires de Trevoux nach Paris berufen und kam so in einen Wirkungskreis, der ihm Anlaß zu vielen gelehrten Arbeiten sowie zu

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[502/0503] Kathedrale, 9000 E., lebhafter Fabrikation. Das Bisthum T. gehörte zu den ältesten u. ausgedehntesten u. war Reichsfürstenthum, die Stadt Reichsstadt; Heinrich II. von Frankreich überfiel 1552 im Einverständniß mit Kurfürst Moritz von Sachsen T. u. nahm es weg wie Verdun und Metz; in der 1. Revolution wurde das Bisthum aufgehoben. Toulon (Tulong), frz. Seestadt im Depart. Var, Hauptfestung, Hauptkriegshafen am Mittelmeere, mit sicherer Rhede, herrlichem Doppelhafen, großem Seearsenal, Stückgießerei, Taudreherei, Segelmanufaktur, Mastenwerkstatt etc.; Marineschule; Matrosenhospital; Bagno für 4500 Sträflinge. Die 69000 E. der Stadt leben hauptsächlich von der durch die Ausrüstung einer Kriegsflotte hervorgerufenen Industrie, von Schiffahrt, Fischfang, Wein- und Oelbau. T. hieß bei den Alten Telo Martius, wurde aber erst seit dem 17. Jahrh. n. Chr. von Bedeutung; vergebliche Belagerung durch Prinz Eugen 1707; 1793 Uebergabe der Stadt an die Engländer durch die gegen den Convent erbitterten Einw. u. Wiedereroberung durch das republikanische Heer unter Dugommier. Toulouse (Tuluhs), Hauptstadt des frz. Departem. Haute-Garonne, an der Garonne und dem Südkanale, ist Sitz eines Erzbischofs, einer Universität, Kunstakademie, Artillerieschule, hat eine an Manuscripten provençalischer Dichter reiche Bibliothek, Kunst- und Antiquitätensammlung, sehr wichtigen Gewerbsfleiß u. Handel, über 95000 E. T. ist alterthümlich gebaut, hat schöne gothische Kirchen, alte u. neue Paläste, schöne Spaziergänge. – T. ist das alte Tolosa im Lande der gall. Tectosagen; 106 v. Chr. eroberten es die Römer, unter deren Herrschaft es eine reiche u. große Stadt blieb. 413 n. Chr. wurde es Residenz der westgothischen Könige, 508 von den Franken erobert, war später Residenz der merowingischen Herzoge von Aquitanien. Unter den Karolingern hatte T. Grafen aus verschiedenen Geschlechtern, bis es 844 mit Fredelon an die Dynastie kam, die es bis 1271 inne hatte. Graf Raimund IV., gest. 1105, eroberte zu seiner Herrschaft (990 war die Provence durch Heirath derselben zugefallen) fast alles Gebiet bis an die Dordogne und galt als der reichste christliche Fürst seiner Zeit. Raimund VI., der wie mehre seiner Vorfahren die Albigenser beschützte, kam 1208 in den Bann, vertheidigte sich jedoch bis zu seinem Tode (1222) nicht ohne Erfolg. Sein Sohn Raimund VII. verlor mehr als die Hälfte seines Gebiets an Frankreich; er st. 1249, und da seine Erbtochter mit ihrem Gemahle, einem franz. Prinzen, 1271 kinderlos st., vereinigte König Philipp III. die Grafschaft T. mit Frankreich. Wellingtons Sieg bei T. 10. April 1813. Tour (Tuhr), Abbé de la, Schriftstellername der Frau Charrière. Touraine (Turähn), Landschaft des alten Frankreich, so ziemlich das jetzige Departement Indre-Loire umfassend, mit der Hauptstadt Tours. Tourcoing (–koang), frz. Stadt 4 St. von Lille, mit 28000 E., blühender Industrie. Niederlage des Herzogs von Koburg 17. u. 18. Mai 1794. Tourist, frz.-deutsch, der zu seinem Vergnügen Reisende. Tournay (Turnäh), Doornick, feste Stadt in der belg. Provinz Hennegau, an der Schelde, mit alter Kathedrale, mehren wissenschaftlichen Anstalten und Sammlungen, 35000 E., mannigfaltiger und großartiger Industrie. Pichegrus Angriff abgeschlagen 22. Mai 1794. Tournefort (Turnfohr), Jos. Pitton de, geb. 1656 zu Aix, 1683 Professor der Botanik am königl. Pflanzengarten, gab zuerst ein Pflanzensystem heraus, das er auf den Bau der Blumenkrone u. die Frucht gründete, wodurch er Linné bedeutend vorarbeitete. „Institutiones rei herbariae“, 3 B., Par. 1700. Im Auftrag Ludwigs XIV. machte er 1700 seine berühmte Reise nach der Levante bis an die pers. Gränze („Voyage du Levant“, Par. 1717; deutsch von Panzer 1776); er st. 1708. Tournemine (Tournmihn), Réné Joseph, ein gelehrter Jesuit, geb. 1661 zu Rennes aus einer altadeligen Familie, trat 1680 in die Gesellschaft Jesu, wurde 1701 als Redactor der Mémoires de Trevoux nach Paris berufen und kam so in einen Wirkungskreis, der ihm Anlaß zu vielen gelehrten Arbeiten sowie zu

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 5. Freiburg im Breisgau, 1857, S. 502. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon05_1857/503>, abgerufen am 24.04.2024.